Cremona
Cremona | ||
---|---|---|
Staat | Italien | |
Region | Lombardei | |
Provinz | Cremona (CR) | |
Lokale Bezeichnung | Cremùna | |
Koordinaten | 45° 8′ N, 10° 2′ O | |
Höhe | 50 m s.l.m. | |
Fläche | 70 km² | |
Einwohner | 70.841 (31. Dez. 2022)[1] | |
Postleitzahl | 26100 | |
Vorwahl | 0372 | |
ISTAT-Nummer | 019036 | |
Bezeichnung der Bewohner | Cremonesi | |
Schutzpatron | Sant’Omobono (13. November) | |
Website | www.comune.cremona.it |
Cremona [dt. veraltet: Kremun) ist eine Stadt in der italienischen Region Lombardei mit 70.841 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2022) und Hauptort der Provinz Cremona. Sie liegt am linken Flussufer des Po und inmitten der Po-Ebene (ital.: Pianura padana).
] (Die Stadt wurde insbesondere bekannt durch die Geigenbauerfamilien Amati, Bergonzi, Guarneri und Stradivari. Die traditionelle Geigenbaukunst in Cremona wurde 2012 zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO ernannt.[2]
Geschichte
Cremona wurde 218 v. Chr., also im selben Jahr wie Placentia (Piacenza), von den Römern als Vorposten gegen die gallischen Stämme gegründet. Es wurde 190 v. Chr. mit 6000 neuen Siedlern verstärkt und bald eine der blühendsten Städte Norditaliens. Wahrscheinlich bekam die Stadt 90 v. Chr. die Rechte eines Municipiums.
Nach der Zweiten Schlacht von Bedriacum im Jahr 69 wurde Cremona von den Truppen des zukünftigen Kaisers Vespasian eingenommen und zerstört, wobei nur der Tempel der Mefitis stehenblieb.[3] Vespasian ordnete den sofortigen Wiederaufbau an, aber die Stadt erlangte nicht wieder ihren alten Wohlstand. Von den Langobarden unter Agilulf wurde sie 605 abermals zerstört, 615 wieder aufgebaut und von langobardischen Herzögen regiert.
Im 9. Jahrhundert scheinen die Bischöfe von Cremona erhebliche weltliche Macht erlangt zu haben. Die Kommune Cremona wird erstmals in einem Dokument von 1098 erwähnt, mit dem die Stadt ein Territorium mit der Bezeichnung Isola Fulcheria von der Markgräfin Mathilde von Canossa als Lehen bekam. Die neuen Besitzungen musste es in mehreren Kriegen gegen die benachbarten Kommunen verteidigen. Im Krieg des Lombardenbundes gegen Friedrich Barbarossa trat Cremona, nachdem es an der Zerstörung Cremas 1160 und Mailands 1162 beteiligt gewesen war, schließlich dem Bund bei, nahm aber nicht an der Schlacht von Legnano teil.
In den Auseinandersetzungen zwischen Ghibellinen und Guelfen stellte sich das traditionell kaisertreue Cremona auf die Seite der Ghibellinen und fügte Parma 1250 eine entscheidende Niederlage zu. Die schönsten Gebäude Cremonas stammen aus dieser Zeit. Nach 1266 kamen im Zusammenhang mit dem endgültigen Untergang der Staufer die Guelfen in Cremona an die Macht. Die Stadt rebellierte 1311 gegen König Heinrich VII., ergab sich aber schließlich; der Stadt wurden auf Befehl Heinrichs zahlreiche Rechte entzogen, ebenso wurden die Stadtbefestigungen eingerissen. Schließlich wurde Cremona 1322 von Galeazzo I. Visconti in Besitz genommen.
1406 fiel sie an Cabrino Fondulo, der mit großen Festen Kaiser Sigismund und Papst Johannes XXIII. empfing, letzteren auf seinem Weg zum Konzil von Konstanz. Er übergab die Stadt 1419 an Filippo Maria Visconti. 1499 wurde sie von den Venezianern besetzt, fiel aber 1512 an Massimiliano Sforza. Nach Sforzas Tod eroberte Frankreich das Gebiet. 1518 konnte es von kaiserlichen Truppen zurückerobert werden. 1535 kam es zusammen mit der übrigen Lombardei an die Habsburger (ab 1544 zur spanischen Linie).
Der Überraschungsangriff auf die französische Garnison am 2. Februar 1702 (Schlacht bei Cremona) durch Eugen von Savoyen gehört zu den bemerkenswerten Ereignissen des Spanischen Erbfolgekrieges: Irische Söldner der kaiserlichen Truppen, welche durch das Haus eines Priesters in die Stadt gelangten, wurden zwar nach einem heftigen Kampf wiederum durch irische Söldner in französischen Diensten (Régiment de Dillon unter Major Daniel O’Mahoney) aus der Stadt vertrieben, konnten aber den französischen Befehlshaber Marschall Villeroi gefangen nehmen. 1707 konnte die Stadt von österreichischen Truppen eingenommen werden.
Unter den österreichischen Habsburgern erlebte Cremona Im 18. Jahrhundert wieder eine Blüte. In der von Napoleon Bonaparte 1797 gegründeten Italienischen Republik war es die Hauptstadt eines Départements. Zusammen mit der übrigen Lombardei kam Cremona 1814 wieder zu Österreich und wurde Teil des habsburgischen Königreichs Lombardo-Venetien.
Nach der Niederlage im Sardinischen Krieg musste Österreich das Gebiet an Frankreich abtreten, das es 1860 mit dem Königreich Sardinien-Piemont gegen Nizza und Savoyen tauschte. So wurde Cremona 1861 Teil des neuerrichteten Königreichs Italien.
In der Nacht vom 27. auf den 28. Oktober 1922, noch bevor Mussolinis Marsch auf Rom offiziell begann, besetzte Roberto Farinacci, der Kommandant der Faschisten Cremonas, mit seinen Squadristi die strategischen Punkte der Stadt. Während der Zeit des Faschismus ließ er – zunächst als radikaler Rivale Mussolinis und Antiduce, später zur „Rechten Hand“ Mussolinis und zum lokalen „Hierarchen“ (gerarca) Cremonas aufgestiegen – zahlreiche historische Bauten abreißen und durch teils wuchtige Gebäude und Sozialeinrichtungen im faschistischen Stil ersetzen.
Farinacci rief 1939 rief den Premio Cremona ins Leben, den ersten italienischen Preis für faschistische Kunst. Die erste Ausstellung des Wettbewerbs fand 1938 in Cremona statt. Der Wettbewerb bestand bis 1941.[4]
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde von der amerikanischen Militärverwaltung 1945 in Cremona ein DP-Lager für jüdische Displaced Persons (DP) eingerichtet, die zumeist aus Österreich nach Norditalien geflüchtet waren. In dem Lager, das von der Nothilfe- und Wiederaufbauverwaltung der Vereinten Nationen verwaltet wurde, lebten bis zu 1200 DPs, die 1947 nach Süditalien verlegt wurden.
Wirtschaft
Bedeutend sind die Landwirtschaft und die darauf aufbauende Lebensmittelindustrie sowie der Maschinenbau. Eine Erdölraffinerie des Unternehmens Tamoil wurde 2010 geschlossen. Der Bau von Streichinstrumenten hat in Cremona eine lange Tradition, die weiterhin gepflegt wird.
Verkehr
Cremona hat einen Anschluss an die A 21 (Turin–Brescia). Darüber hinaus ist die Stadt über etliche Staats- und Provinzstraßen gut an die Nachbarorte in der Poebene angebunden. Der Bahnhof Cremona ist ein Eisenbahnknoten, an dem sechs Bahnstrecken zusammenlaufen. Die am Fluss Po gelegene Stadt hat auch einen Binnenhafen. Der Flugplatz Cremona-Migliaro dient der Allgemeinen Luftfahrt.
Sehenswürdigkeiten
- Das Museo del Violino, ein Museum mit kostbaren Exponaten der Cremoneser Geigenbauerdynastien.[5]
- Antonio-Stradivari-Denkmal
- Der Dom in Cremona, mit einer Höhe von 110 m, ist ein Wahrzeichen der Stadt.
- Bahnhof Cremona
- Amilcare-Ponchielli-Denkmal
- Colonia fluviale "Roberto Farinacci", ein Tageserholungszentrum am Flussufer des Po, das im Auftrag von Farinacci durch Carlo Gaudenzi entworfen wurde und Anklänge an den italienischen Futurismus zeigt. Das Gebäude (heute nur zum Teil genutzt und in schlechtem Zustand) beschreibt einen Halbkreis, in dessen Zentrum ein Turm aufragt. Die Komposition den Eindruck einer monumentalen Maschine. Der Turm erinnert an einen riesigen Kolben, der sich in einer Hubbewegung befindet.[6]
- Cremona, Baptisterium und Dom mit Torrazzo
- Torrazzo
- Cremona, Torrazzo und Rathaus
- Palazzo Comunale
- Loggia dei Militi
- Cremona, Palazzo Trecchi
- Violoncello von Stradivari
- Museo del Violino (Violinenmuseum)
- Auditorium des Museo del Violino
Klima
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Cremona
Quelle: ENEA: Archivio Climatico DBT |
Städtepartnerschaften
- Alaquàs, Spanien
- Krasnojarsk, Russland
- Füssen, Deutschland (seit 2018[7])
Persönlichkeiten
Bekannte Persönlichkeiten der Stadt sind in der Liste von Persönlichkeiten der Stadt Cremona aufgeführt.
Literatur
- Christian Hülsen: Cremona. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band IV,2, Stuttgart 1901, Sp. 1702 f.
Weblinks
- Tourismusseite Cremona (italienisch)
- DP-Lager Cremona. Archiviert vom am 19. Dezember 2009; abgerufen am 9. März 2018 (englisch).
- Privates Portal zu Cremona (italienisch)
- Stadt Cremona (italienisch)
Einzelnachweise
- ↑ Bilancio demografico e popolazione residente per sesso al 31 dicembre 2022. ISTAT. (Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2022).
- ↑ Traditional violin craftsmanship in Cremona. In: UNESCO. Abgerufen am 27. Dezember 2022 (englisch).
- ↑ Tacitus, Historiae 3,21–35.
- ↑ deutschlandfunk.de: Italiens unkritischer Umgang mit der Kunst des Faschismus - Kultur auf Linie. Abgerufen am 8. April 2024.
- ↑ Instruments on exhibition Museo del Violino, Cremona (englisch, Detailinformationen per Klick abrufbar)
- ↑ Colonia Roberto Farinacci auf lecolonie.com
- ↑ Partnerstädte auf der Internetpräsenz von Füssen ( des vom 8. Oktober 2020 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
Auf dieser Seite verwendete Medien
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Positionskarte von Italien (Wikipedia → Italien)
Cippelli, Giovan Maria: La festa del toro; Kupferstich, 1572
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Identifier: 10866333.5342.emory.edu
Title: Italy: a handbook for travellers. First Part (Nothern Italy)
Year: 1893 (1890s)
Authors: Karl Baedeker (Firm)
Subjects:
Publisher: Leipsic : K. Baedeker
Contributing Library: Emory University, Manuscript, Archives and Rare Book Library
Digitizing Sponsor: Emory University, Manuscript, Archives and Rare Book Library
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es with that fromPiacenza to Milan (p. 316). — 30 M. Codogno (9000 inhab.) possesses largecheese-manufactories (to Piacenza, see p. 316). Near (34J/2 M.) Pizzighettone,a fortified place, the Adda, which is here navigable, is crossed. — 46 M. Cre-mona (p. 177) is a terminus, from which the train backs out. To Treviglio(Milan and Bergamo) and Mantua, see p. 177. — 771/2 M. Brescia, see p. 187. From Pavia to Stradella, via, Bressana-Bottarone (see below), 20 M.,railway in l/4 hr. Stradella, see p. 315. From Pavia to Vercelli, see p. 160. The Railway to Genoa crosses the Ticino by a bridge V2 M.long, and almost immediately afterwards, beyond (26 M.) Cava Ma-nara, it crosses the Po. At (31 M.) Bressana-Bottarone diverges theabove-mentioned branch to Stradella (p. 3151. 3372 M. Lungavilla. 3872 M. Voghera (Italia), with 10,800 inhab., perhaps the an-cient Iria, on the left bank of the Staffora, was once fortified by Gian-galeazzo Visconti. The church of S. Lorenzo, founded in the 11th
Text Appearing After Image:
CREMA. 31. Route, ill cent., was remodelled in 1600. Steam-tramway to Stradella (p. 315).From Voghera to Piacenza, see p. 315. On the highroad from Voghera to Casteggio (p. 315), to the S. of therailway, lies Montebello, famous for the battle of 9th June, 1800 (five daysbefore the battle of Marengo). Here, too, on 20th May, 1859, the firstserious encounter between the Austrians and the united French and Sar-dinian armies took place. At (44 M.) Pontecurone we cross the impetuous Curone (dry insummer). Country fertile. 49^2 M. Tortona (Croce Bianca), the ancient Dertona, a town of7100 inhab., on the Scrivia. The Cathedral, dating from 1584, con-tains a fine ancient sarcophagus. Above the town are the ruins of acastle destroyed in 1155 by Frederick Barbarossa. From Tortona a branch-railway runs to (5J/2 M.) Castelnuovo-Scrivia,and a steam-tramway to Sale (p. 46). From Tortona to Turin via, Alessandria, see E. 11 a. 54 M. Rivalta Scrivia; 58 M. Pozzolo Formigaro.60 M. Novi, and thence to
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Palazzo dell'Arte, sede del Museo del Violino.
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Dieses Bild zeigt ein Denkmal, das zum Kulturerbe Italiens gehört. Dieses Denkmal nimmt am Wettbewerb Wiki Loves Monuments Italia 2015 teil. Siehe notwendige Genehmigungen.
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Pronunciation of the name of the city in Italian - male, northern accent
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This cello was built in 1620 by Nicolò Amati, originally as a viola da gamba and then transformed to a cello by Antonio Stradivari. The instrument belongs to the Academy of Art of Florence.
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Cremona Town Hall
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Coat of arms of the city of Cremona
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Facciata della cattedrale di Cremona scattata dai portici del Comune
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La Loggia dei Militi, Cremona - Italy.
Brick and Marble in the Middle Ages: Notes of a Tour in the North of Italy, by George Edmund Street, 1855 : « Close to the baptistery is a building, called in Murray's Handbook the Palace of the Jurisconsults, turned when I first saw it into a school for a not very polite set of children and teachers, who all apparently felt the most lively interest in my architectural pursuits. It was originally open below, but the arches on which it stood are now filled up. This upper stage is very simple and beautiful, and the whole is finished at the top with a cornice and parapet, with battlements pointed at the top like those in the Torrazzo, and not forked as we have been lately so accustomed to see them. [...] There is a simplicity and truthfulness of construction about this little building which make it especially pleasing after the unreal treatment of the great transept-fronts of the Duomo ».