Couperin
Die Familie Couperin war eine bekannte Musikerfamilie in Frankreich, ähnlich der Familie Bach in Deutschland. Sie lässt sich bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen.[1] Die Couperins beeinflussten als Organisten, Componisten, Cembalisten, Harfenisten, Sänger und Musiklehrer mit ihren männlichen und weiblichen Familienangehörigen mehr als 200 Jahre lang, vom 17. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, die französische Musik. Ihre bedeutendsten Vertreter waren die beiden Cembalisten und Komponisten Louis Couperin und François II. Couperin „Le Grand“ („der Große“). Von letzterem wurde 1716/1717 eine bedeutende und eine der frühesten Cembalo-Schulen gedruckt: L’art de toucher le clavecin.
Die drei Zweige der Familie gehen auf die Brüder Louis, François I. und Charles zurück, die aus Chaumes-en-Brie stammten, und um 1652/1653 von dem königlichen Cembalisten Jacques Champion de Chambonnières während eines Ständchens, das sie ihm zu Ehren gaben, entdeckt wurden.[2] Ab dem Ostersonntag 1653, Louis Couperins erstem Arbeitstag dort, hatten Mitglieder dieser Familie 174 Jahre lang das Organistenamt an der Pfarrkirche Saint-Gervais-Saint-Protais inne.
Die amerikanische Eventkünstlerin und Feministin Judy Chicago nahm in den 1970er Jahren zwei Musikerinnen der Couperin-Familie in ihre Liste der 999 Frauen des Heritage Floor ihrer Dinner Party auf, womit sie die Gender-Forschung zur Couperin-Familie anregte. Das Sophie Drinker Institut in Bremen verzeichnet in seinem Lexikon Europäischer Instrumentalistinnen des 18. und 19. Jahrhunderts insgesamt sechs weibliche Angehörige der Familie Couperin, die, obwohl zu Lebzeiten bekannte Musikerinnen, vom Kanon der neueren Musikgeschichte übergangen worden waren.[3]
Bekannte Familienmitglieder
1. Louis Couperin (ca. 1626–1661); Cembalist, Organist, Gambist, Komponist.
2. François I. Couperin (1631–1701), auch genannt „L’Ainé“ („der Ältere“); Musiker
- Marguerite-Louise Couperin (zwischen 1675 und 1679–1728), Tochter von François I; Sängerin (Sopran) und Cembalistin.
- Nicolas Couperin (1680–1748), Sohn von François I; Organist.
- Armand-Louis Couperin (1727–1789), Sohn von Nicolas; Komponist und Organist
und seine Ehefrau, Élisabeth-Antoinette Couperin, geb. Blanchet (1729–1815), Cembalistin und Organistin.[4]- Pierre Couperin (1755–1789), Sohn von Armand-Louis; Organist.
- Gervais-François Couperin (1759–1826), Sohn von Armand-Louis; Organist.
- Céleste-Thérèse Couperin (1793–1860), Tochter von Gervais-François; Organistin und Musikpädagogin, letzte Vertreterin der Musikerfamilie.
- Antoinette-Victoire (ca. 1760–1812), jüngste Tochter von Armand-Louis; Organistin, Cembalistin, Harfenistin und Sängerin.[5]
- Armand-Louis Couperin (1727–1789), Sohn von Nicolas; Komponist und Organist
3. Charles Couperin (getauft in Chaumes-en-Brie am 9. April 1638; † in Paris im Januar oder Februar 1678), Organist und Vater von François.
- François II. Couperin „Le Grand“ (1668–1733), Sohn von Charles; Cembalist, Organist, Komponist.
- Marie-Madeleine (1690–1742), älteste Tochter von François II Couperin „Le Grand“. Nonne und Organistin im Kloster Abbeye de Montbuisson[6]
- Marguerite-Antoinette Couperin (1705-~1778), Tochter von François II Couperin „Le Grand“; Cembalistin und als erste Frau Ordinaire de la Musique de la Chambre du Roi pour le Clavecin.[7]
Einzelnachweise
- ↑ Stammbaum der Familie Couperin. In: Annette Kreuziger-Herr, Melanie Unseld (Hrsg.): Lexikon Musik und Gender. Bärenreiter/Metzler, Kassel/Stuttgart 2010. S. 177. (Enthalten in:) Philine Lautenschläger: Couperin, Familie S. 176–178.
- ↑ Titon du Tillet in: Le Parnasse Français (1732). Hier nach: Alan Curtis, Vorwort zu: Louis Couperin, Pièces de clavecin (Le Pupitre LP. 18), Ed. par Alan Curtis, Paris: Heugel, 1970, S. XII.
- ↑ Europäische Instrumentalistinnen des 18. und 19. Jahrhunderts. In: sophie-drinker-institut.de. 2008, abgerufen am 14. Dezember 2022 (Sucheingabe „Buchstabe C“).
- ↑ Claudia Schweitzer: Couperin, Elisabeth-Antoinette. In: sophie-drinker-institut.de. 2008, abgerufen am 14. Dezember 2022.
- ↑ Claudia Schweitzer: Couperin, Antoinette-Victoire. In: sophie-drinker-institut.de. 2008, abgerufen am 14. Dezember 2022.
- ↑ Claudia Schweitzer: Couperin, Marie-Madeleine. In: sophie-drinker-institut.de. 2008, abgerufen am 14. Dezember 2022.
- ↑ Claudia Schweitzer: Couperin, Marguerite-Antoinette. In: sophie-drinker-institut.de. 2008, abgerufen am 14. Dezember 2022.