Coupe de France 1928/29

Der Wettbewerb um die Coupe de France in der Saison 1928/29 war die zwölfte Ausspielung des französischen Fußballpokals für Männermannschaften.

Für diese Veranstaltung meldeten 380 Vereine. Titelverteidiger Red Star Paris wurde nach seiner Partie in der ersten landesweiten Runde aus dem Wettbewerb ausgeschlossen, weil der Klub seinen uruguayischen Verteidiger Orestes Diaz trotz fehlender Spielberechtigung eingesetzt hatte. Sieger des diesjährigen Pokals wurde Sports Olympiques Montpelliérains. Für SO Montpellier war es der erste Gewinn der Trophäe; er bezwang in einem rein südfranzösischen Endspiel den FC Sète, der nach 1923 und 1924 zum dritten Mal ein Finale erreicht hatte – und es zum dritten Mal verlor.

Eine Pokalkommission setzte für Zweiunddreißigstel- und Sechzehntelfinale sämtliche Begegnungen fest, wobei Fragen der Reisedistanzen im großflächigen Frankreich ebenso eine Rolle spielten wie die Qualität der an den jeweiligen Orten vorhandenen Spielstätten und der Infrastruktur. Dabei wurde auch das Heimrecht festgelegt. Ab dem Achtelfinale wurden die Paarungen frei ausgelost, die Partien fanden ab dem Sechzehntelfinale auf neutralem Platz statt. Endete eine Begegnung nach Verlängerung unentschieden, kam es zu einem oder mehreren Wiederholungsspielen.[1] Von der Heimrechtsregelung gab es allerdings Ausnahmen, deren Begründung derzeit nicht zu ermitteln ist.

Zweiunddreißigstelfinale

Spiele am 6., Wiederholungsmatch am 13. Januar 1929

  • US Annemasse – SO Montpellier 2:5
  • SSR Petite Rosselle – Racing Roubaix 0:3
  • CS Jean Bouin Angers – Stade Mont-de-Marsan 2:0
  • CA Enghien-Ermont – AC Amiens 1:4
  • US BelfortOlympique Alès 1:0
  • FC Salin Giraud – SC La Bastidienne Bordeaux 1:4
  • Stade Bordeaux UCOGC Nizza 7:2
  • AS Cannes – Gallia Club Grasse 7:0
  • Red Star AC ParisAS Cherbourg-Stella 4:0(a)
  • AS Strasbourg – SC Reims 2:0
  • SO de l’Est – US Saint-Servan 2:1
  • FC Sète – US Persan-Beaumont 5:1
  • Stade RaphaëloisES Juvisy 4:0
  • FC Saint-Louis 1911AS Valentigney 2:0
  • RC ArrasUS Quevilly 1:0
  • Stade Roubaix – Stade Le Havre 1:0

(a) 
Red Stars Sieg wurde wegen unberechtigten Mitwirkens eines Spielers nachträglich aberkannt.

Sechzehntelfinale

Spiele am 20. und 27. Januar, Wiederholungsmatches am 27. Januar und 3. Februar 1929

(b) 
Die Partie wurde bei diesem Spielstand in der 80. Minute abgebrochen, weil Zuschauer auf das Feld gestürmt waren, und vom Verband mit diesem Ergebnis gewertet.

Achtelfinale

Spiele am 3. Februar 1929 (das Datum des später ausgetragenen Spiels in Cannes ist nicht bekannt); Wiederholungsmatch am 3. März 1929

Viertelfinale

Spiele am 16./17. März 1929

Halbfinale

Spiele am 7. April 1929

Finale

Spiel am 5. Mai 1929 im Stade Olympique Yves-du-Manoir von Colombes vor 25.000 Zuschauern

Mannschaftsaufstellungen

Auswechslungen waren damals nicht möglich; die meisten französischen Vereine hatten in dieser Zeit noch keine fest angestellten Trainer.

SO Montpellier: André GuillardMaurice Olivet, Roger RolhionAndré Bousquet, René Dedieu, Louis MistralEdmond Kramer, Jacques Temple Mannschaftskapitän, Auguste Kramer, Georges Kramer, Branislav Sekulić

FC Sète: Laurent HenricAndré Chardar, Edward SkillerÉmile Féjean, William Barrett Mannschaftskapitän, David HarrisonMarcel Galey, Jacques Dormoy, Louis Cazal, Ivan Bek, Désiré Boutet

Schiedsrichter: Edmond Gérardin (Paris)

Tore

1:0 A. Kramer (40.)
2:0 E. Kramer (89.)

Besondere Vorkommnisse

Während jugoslawische „Studentenfußballer“, für die das Languedoc schon seit Anfang der 1920er Jahre ein wichtiges Migrationsziel darstellte,[2] auf beiden Seiten spielten (Sekulić, Bek), setzte Montpellier auf eine „Schweizer Blockbildung“ – die drei Kramer-Brüder hatten einige Jahre früher noch für Sète gespielt –; Sète hingegen vertraute mit Skiller, Barrett und Harrison drei Engländern. Dabei gab es im französischen Fußball bis 1932 noch keinen Professionalismus; die Befürworter des reinen Amateurgedankens waren im Landesverband noch in der Mehrheit. Dabei war es ein offenes Geheimnis, dass in zahlreichen Klubs eine Bezahlung von Spielern „unter der Hand“ – in Frankreich damals wie heute als „amateurisme marron“ („trickreicher Amateurismus“) bezeichnet – praktiziert wurde (mehr zu diesem Thema siehe hier).

Für Edmond Gérardin war es nach 1920 und 1922 bereits das dritte Endspiel unter seiner Leitung. Diese Marke wurde erst 1945 von einem anderen Schiedsrichter (Georges Capdeville) eingestellt und sogar erst 55 Jahre später (von Michel Vautrot) überboten.[3]

Literatur

  • Hubert Beaudet: La Coupe de France. Ses vainqueurs, ses surprises. Alan Sutton, Saint-Cyr-sur-Loire 2003, ISBN 2-84253-958-3.
  • L’Équipe, Gérard Ejnès: Coupe de France. La folle épopée. L’Équipe, Issy-les-Moulineaux 2007, ISBN 978-2-915535-62-4.

Weblinks

Anmerkungen

  1. L’Équipe, Ejnès, S. 332/333.
  2. Zur Rolle der jugoslawischen Spieler in dieser Region vgl. die Arbeiten von Lanfranchi und Wahl, insbesondere Pierre Lanfranchi: Les «footballeurs-étudiants» yougoslaves en Languedoc (1925–1935). In: Sport-Histoire. 2, 1993, sowie ders.: Die Anfänge des Fußballs in den Regionen des westlichen Mittelmeeres. In: Siegfried Gehrmann (Hrsg.): Fußball und Region in Europa. Probleme regionaler Identität und die Bedeutung einer populären Sportart. Lit, Münster 1999, ISBN 3-8258-3134-5; zudem Alfred Wahl: Les archives du football. Sport et société en France (1880–1980). Gallimard, o. O. 1989, ISBN 2-07-071603-1, S. 233–237; Alfred Wahl, Pierre Lanfranchi: Les footballeurs professionnels des années trente à nos jours. Hachette, Paris 1995, ISBN 2-01-235098-4, S. 27–31.
  3. L’Équipe, Ejnès, S. 313.

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