Cornelias Kohlröschen

Cornelias Kohlröschen

Cornelias Kohlröschen (Nigritella corneliana)

Systematik
Klasse:Bedecktsamer (Magnoliopsida)
Monokotyledonen
Ordnung:Spargelartige (Asparagales)
Familie:Orchideen (Orchidaceae)
Gattung:Kohlröschen (Nigritella)
Art:Cornelias Kohlröschen
Wissenschaftlicher Name
Nigritella corneliana
(Beauverd) Gölz & Reinhard

Cornelias Kohlröschen ist eine in den Westalpen vorkommende Orchideenart. Je nachdem, ob man der taxonomischen Einordnung der Kohlröschen in die Gattung Gymnadenia folgt oder die Kohlröschen als eigenständige Gattung Nigritella definiert,[1] wird sie als Gymnadenia corneliana (Beauverd) Teppner & Klein oder als Nigritella corneliana (Beauverd) Gölz & Reinhard bezeichnet. Ihren Namen hat sie erhalten zu Ehren von Cornelia Rudio, einer Schweizer Botanikerin.[2]

Merkmale

Cornelias Kohlröschen ist eine ausdauernde (perennierende) krautige Pflanze, mit Wuchshöhen von 9 bis 30 cm. Sie ist ein Geophyt, der zwei handförmig geteilte Wurzelknollen mit Nebenwurzeln ausbildet. Die Sprossachse ist unverzweigt und aufrecht und durch die herablaufenden Ränder und Nerven der Laubblätter etwas kantig. Die scheidenartigen Blätter oberhalb der Knollen sind noch im Boden versteckt. Die zahlreichen linearen, fast grasartigen Laubblätter bilden zum größten Teil eine bodenständige Rosette. Darüber folgen brakteenartige Stengelblätter.

Der Blütenstand ist kugelig bis oval und besteht aus vielen kleinen dicht gedrängten Blüten. Die Blüten sitzen an den Blattachseln von fertilen Tragblättern (Brakteen). Die unteren Brakteen sind etwas länger, die oberen etwas kürzer als die Blüten selbst. Die Ränder der Tragblätter sind fein gezähnelt. Die im Mittel etwa 60 Blüten sind im unteren Teil des Blütenstandes hellrosa bis weiß, im oberen Teil rosa bis hellrot. Sie duften intensiv nach Vanille. Wie bei anderen Angehörigen der Gattung Nigritella und im Gegensatz zu Gymnadenia-Arten sind die Blüten nicht um die Achse gedreht (das Labellum befindet sich in seiner originalen Position oben). Die Blüten sind hermaphroditisch, zygomorph und dreizählig: Das Perigon besteht aus zwei seitlichen Sepalen und einem mittleren sowie zwei seitlichen Petalen und der bis 10 mm langen Lippe, deren Taille etwa im unteren Viertel zu finden ist. Der Sporn ist sehr klein. Die beiden Pollinien sind gelb. Das Säulchen ist kurz. Der Aufbau der Blüten der Gattung Nigritella wird im Eintrag Händelwurzen am Beispiel des Schwarzen Kohlröschens (Nigritella oder Gymnadenia nigra) beschrieben. Der Blühzeitpunkt liegt im Süden des Verbreitungsgebiets und in tieferen Lagen bei Ende Juni/Anfang Juli und in höheren Lagen im zentraleren Alpenbereich bei Mitte Juli bis Anfang August.

Die Blüten haben folgende Blütenformel: X, P 3+3 [A 1, G (3)], unterständig, Kapsel.[2] Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 40 (diploid).

Vermehrung

Cornelias Kohlröschen pflanzt sich wie alle anderen diploiden Nigritella-Arten geschlechtlich fort und unterscheidet sich dadurch von den polyploiden Kohlröschen-Arten, die sich apomiktisch reproduzieren. Darüber hinaus ist auch eine vegetative Vermehrung über die Pseudobulben möglich. Die Bestäubung erfolgt erfolgt über eine Vielzahl von Fluginsekten, vor allem über Schmetterlinge, die zum Teil von Duftstoffen angelockt werden.

Cornelias Kohlröschen bildet eine Kapselfrucht, die zahlreiche sehr kleine flache Samen enthält. Diese Samen enthalten keine Nährstoffe, so dass sie zur Keimung bis zur Entwicklung erster chlorophyll-haltiger Organe wie viele Erd-Orchideen auf das Vorhandensein von Bodenpilzen (Mykorrhiza) angewiesen sind.

Vorkommen

Cornelias Kohlröschen ist in den Westalpen (Frankreich östlich von Grenoble und westliches Italien[3]) verbreitet. Es wächst vor allem auf kalkhaltigen alpinen Matten in Höhen zwischen 1500 und 2500 m sowie in lichten Lärchenwäldern. Es scheut entgegen einiger Angaben aus der Literatur auch saure Böden nicht. An manchen Standorten finden sich große Kolonien dieser Art.

Varietäten

Es sind zwei Varietäten beschrieben:

  • Gymnadenia corneliana var. bourneriasii (E. Breiner & R. Breiner) P. Delforge mit einem einheitlich roten Blütenstand[4]
  • Gymnadenia corneliana var. vesubiana (G. Keller) G. Foelsche & W. Foelsche mit einem Blütenstand, der zum größten Teil weiß ist und nur im oberen Abschnitt wenige rötliche Anteile aufweist[5]

Weblinks

Commons: Gymnadenia corneliana – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Pierre Delforge: Orchids of Europe, North Africa and the Middle East. 3rd rev. ed Auflage. A. & C. Black, London 2006, ISBN 978-0-7136-7525-2.

Einzelnachweise

  1. Marie K. Brandrud, Ovidiu Paun, Richard Lorenz, Juliane Baar, Mikael Hedrén: Restriction-site associated DNA sequencing supports a sister group relationship of Nigritella and Gymnadenia (Orchidaceae). In: Molecular Phylogenetics and Evolution. Band 136, Juli 2019, S. 21–28, doi:10.1016/j.ympev.2019.03.018 (elsevier.com [abgerufen am 8. September 2020]).
  2. a b Gymnadenia corneliana. In: John and Gerry's Orchids of Britain and Europe. 8. September 2020, abgerufen am 8. September 2020 (englisch).
  3. Nigritella corneliana. In: Orchidee d'Italia. Gruppo Italiano per la Ricerca sulle Orchidee Spontanee, abgerufen am 13. Dezember 2020 (englisch).
  4. Gymnadenia corneliana var bourneriasii. In: John and Gerry's Orchids of Britain and Europe. Abgerufen am 8. September 2020 (englisch).
  5. Gymnadenia corneliana f vesubiana. In: John and Gerry's Orchids of Britain and Europe. Abgerufen am 8. September 2020 (englisch).

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