Cornelia Scheel

Cornelia Scheel (2010)

Cornelia Maria Barbara Eleonore Scheel (* 28. März 1963 in München; gebürtig Cornelia Maria Barbara Eleonore Wirtz) ist eine deutsche LGBT-Aktivistin und Autorin. 2017 übernahm sie von Dagmar Schipanski den Vorsitz des Fördervereins „Mildred-Scheel-Kreis“ der Stiftung Deutsche Krebshilfe.[1]

Leben

(c) Bundesarchiv, B 145 Bild-F038253-0009 / Wienke, Ulrich / CC-BY-SA 3.0
Cornelia Scheel (1972)

Cornelia Scheel ist die Tochter der Ärztin und späteren Gründerin der Deutschen Krebshilfe[2] Mildred Scheel geb. Wirtz und des Filmregisseurs Robert Adolf Stemmle. Die ersten zwei Lebensjahre verbrachte sie in einem Kinderheim.[3] Danach zog Mildred ihre Tochter alleine groß. Nach der Heirat ihrer Mutter mit dem späteren Bundespräsidenten Walter Scheel im Jahr 1969 wurde sie von diesem adoptiert und erhielt damit dessen Familiennamen. Sie besuchte das Nicolaus-Cusanus-Gymnasium in Bonn. Mitte der 1970er-Jahre wirkte sie zugunsten der 1974 von ihrer Mutter gegründeten Deutschen Krebshilfe als Kindersprecherin an dem Hörspiel Michael und die Tredizianer mit.[4] Scheel machte Abitur und studierte fünf Semester Medizin in Innsbruck.[5]

Nach dem Studium arbeitete sie drei Jahre lang für die Deutsche Krebshilfe, deren Präsidentin ihre Mutter von 1979 bis zu ihrem Tod 1985 gewesen war. Hier kümmerte sich Cornelia Scheel besonders um die Belange der Kinderkrebshilfe mit dem Schwerpunkt Öffentlichkeitsarbeit. Nachdem sie im Januar 1991 gemeinsam mit Hella von Sinnen beim Bundespresseball in Bonn erschienen war und damit ihre Beziehung, die bis 2015[6][7] andauern sollte, bekannt gemacht hatte, wurde sie von der Geschäftsführung der Deutschen Krebshilfe von der Öffentlichkeitsarbeit entbunden, da die Organisation den Verlust von Spenden befürchtete. Scheel beendete daraufhin ihr Arbeitsverhältnis bei der Deutschen Krebshilfe, blieb aber mit dem Lebenswerk ihrer Mutter verbunden.[8] Seit 2009 engagiert sich Cornelia Scheel wieder für die Arbeit der Deutschen Krebshilfe im Kampf gegen die Volkskrankheit Krebs.[9] Im September 2015 forderte sie zusammen mit deren Präsidenten Fritz Pleitgen und ihrer Schwester die Zuschauer der Carmen Nebel Spenden-Gala zu Gunsten der Deutschen Krebshilfe zum Spenden auf.[10] 2016 bekräftigte Scheel öffentlich ihre Solidarität mit dem Lebenswerk ihrer Mutter durch die Teilnahme mit der Führungsspitze der Deutschen Krebshilfe an der ZDF-Benefiz-Gala Willkommen bei Carmen Nebel.[11]

1998 gründete Scheel gemeinsam mit Hella von Sinnen das Unternehmen Komikzentrum GmbH, das unter anderem Texte von Sinnens produziert.[12]

Ende Oktober 2015 erschien ihr Buch Mildred Scheel – Erinnerungen an meine Mutter, in dem sie 30 Jahre nach Mildred Scheels Tod ihre Erinnerungen an ihre Mutter niedergeschrieben hat.[13]

Im Dezember 2017 ernannte die Deutsche Krebshilfe Cornelia Scheel zur neuen Vorsitzenden ihres Fördervereins Mildred-Scheel-Kreis.

Sozialpolitische Aktivitäten

Scheel und von Sinnen nahmen 1992 an der Aktion Standesamt des damaligen Schwulenverbands in Deutschland (SVD; heute Lesben- und Schwulenverband in Deutschland, LSVD) teil: am 26. Mai 1992 bestellten sie in Köln das Aufgebot. Beide kündigten an, bei einer Nichtanerkennung bis vor das Bundesverfassungsgericht zu ziehen.[14] Daraufhin riefen sowohl der SVD als auch die zunächst skeptischen Schwulen Juristen (die eigentlich die Zeit für noch nicht reif für die gleichgeschlechtliche Ehe hielten und daher lieber noch abgewartet hätten, um eine größere Anzahl zur Klageerhebung bewegen zu können) eine deutschlandweite Aktion aus, die sich Aktion Standesamt nannte. Scheel und von Sinnen sowie 250 andere homosexuelle Paare beantragten am 19. August 1992 in mehr als 50 deutschen Städten gleichzeitig eine Trauung. Dies wurde gemäß der Gesetzeslage abgelehnt; die Verfassungsbeschwerden vor dem Bundesverfassungsgericht wurden nicht angenommen.[15] Aus diesem Engagement heraus entstand das zusammen mit der deutschen Band Rosenstolz produzierte Lied Ja, ich will, in dessen Video von Sinnen und Scheel mitwirkten.

Veröffentlichungen

  • gemeinsam mit Hella von Sinnen: Des Wahnsinns fette Beute. Rowohlt, 2011, ISBN 978-3-499-62763-7.
  • Mildred Scheel: Erinnerungen an meine Mutter. Rowohlt Reinbek, 2015, ISBN 978-3-498-06087-9.
  • Übersetzung mit Hella von Sinnen und Monika Salchert: Simpsons Mundart: Bd. 5: Die Simpsons auf Kölsch. Panini Verlags GmbH, 2016, ISBN 978-3-95798-611-5.
  • "Wie ist das mit dem Krebs", Einführung Cornelia Scheel für das Kindersachbuch von Ärztin Sarah Roxana Herlofsen. Illustration Dagmar Geisler. Gabriel Verlag, 2018, ISBN 978-3-522-30504-4.
  • Übersetzung mit Hella von Sinnen und Vera Kettenbach: Asterix Mundart Kölsch IV: Asterix kütt nohm Kommiss. Egmont Comic Collection, 2020, ISBN 978-3-7704-4115-0.
  • Übersetzung mit Hella von Sinnen und Vera Kettenbach: Asterix Mundart Kölsch V: Et Baasjezänks. Egmont Comic Collection, 2022, ISBN 978-3-7704-0193-2.
  • gemeinsam mit Hella von Sinnen: Dear Dicki: Erinnerungen an Dirk Bach. Rowohlt, 2022, ISBN 978-3-499-00861-0.

Auszeichnungen (Auswahl)

  • Rosa Courage Preis, Osnabrück (gemeinsam mit Hella von Sinnen)[16]

Weblinks

Commons: Cornelia Scheel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Cornelia Scheel ist zukünftige Mitstreiterin auf krebshilfe.de
  2. Dr. Mildred Scheel. In: krebshilfe.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. März 2016; abgerufen am 22. März 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.krebshilfe.de
  3. Petra Pluwatsch: Cornelia Scheel setzt ihrer Mutter ein Denkmal. In: Kölner Stadt-Anzeiger vom 26. Oktober 2015 (abgerufen am 28. Oktober 2015).
  4. war belegt mit www.hoerspiellobby.de/thread.php?threadid=71132 , nicht archiviert, URL unverlinkt wg. Domaingrabbing.
  5. Cornelia Scheel. In: Der Spiegel. Nr. 25, 1983 (online).
  6. WELT: Nach 25 Jahren Ehe: Hella von Sinnen und Cornelia Scheel trennen sich. In: DIE WELT. 11. November 2015 (welt.de [abgerufen am 3. Juni 2022]).
  7. spiegel.de vom 11. November 2015: Beziehungs-Aus nach 25 Jahren auf spiegel.de
  8. Viola Roggenkamp: Das darf nicht sein. In: Die Zeit, Nr. 7/1991.
  9. Archiv Meldungen Einzelansicht. In: www.krebshilfe.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. März 2016; abgerufen am 22. März 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.krebshilfe.de
  10. Ein toller Abend mit Carmen Nebel & Show-Legenden – Schlager.de. In: Schlager.de. Abgerufen am 22. März 2016.
  11. 3.095.000 Euro für die gute Sache (Memento vom 3. Dezember 2016 im Internet Archive) auf zdf.de, abgerufen am 7. Oktober 2016
  12. Cornelia Scheel Managerin, Autorin, Geschäftsführerin Hella von Sinnen + Cornelia Scheel Komikzentrum GmbH. In: comcologne.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Dezember 2013; abgerufen am 3. Juni 2022.
  13. Mildred Scheel – Erinnerungen an meine Mutter, Rowohlt
  14. Pech und Schwefel. In: Der Spiegel. Nr. 23, 1992 (online).
  15. Hella von Sinnen. In: Der Spiegel. Nr. 42, 1993 (online).
  16. Rosa-Courage-Preis für Hella von Sinnen und Cornelia Scheel. Queer.de

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Cornelia Scheel bei einer Fernsehaufzeichnung in Hamburg
Bundesarchiv B 145 Bild-F038253-0009, Bonn, Schulaufführung der Tochter von W. Scheel.jpg
(c) Bundesarchiv, B 145 Bild-F038253-0009 / Wienke, Ulrich / CC-BY-SA 3.0
Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
Bonner Kindertheater "Dornröschen" in der Aula des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums (Mitte: Cornelia Scheel)