Corinna Harfouch

Corinna Harfouch auf dem roten Teppich der Berlinale (Februar 2017)

Corinna Harfouch, geb. Meffert (* 16. Oktober 1954 in Suhl) ist eine deutsche Schauspielerin. In ihrer Karriere spielte sie in zahlreichen Theaterinszenierungen und in mehr als 110 Film- und Fernsehproduktionen mit. Für zahlreiche Rollen, die sie verkörperte, wurde sie ausgezeichnet.

Herkunft und Ausbildung

Corinna Harfouch wurde als Tochter des Lehrers Wolfgang Meffert (* 1924) und seiner Frau Marianne, geb. Kleber, einer Horterzieherin, in Suhl in der damaligen DDR geboren. Ihre Schwester Catherine Stoyan ist Schauspielerin. Corinna Harfouch wuchs in Großenhain in Sachsen auf, wo sie von 1961 bis 1973 die Schule besuchte.[1] Ihr Abitur absolvierte sie an der Erweiterten Oberschule. Ihre Bewerbung an der Schauspielschule wurde abgelehnt.[2] Nach einer Ausbildung zur Krankenschwester begann sie 1975 an der Technischen Universität Dresden ein Studium zur Textilingenieurin.[1] Am Pioniertheater Natalia Saz erwarb sie erste schauspielerische Fertigkeiten. Harfouch studierte von 1978 bis 1981 Schauspiel an der Staatlichen Schauspielschule Berlin[3] und war Meisterschülerin bei Vera Oelschlegel im Theater im Palast (TiP).[1]

Privates

Corinna Harfouch war in erster Ehe mit dem syrischen Informatiker Nabil Harfouch (* 1949 in Damaskus) verheiratet, der in den 1970er-Jahren im Bereich Informationstechnik an der Technischen Universität Dresden forschte. Mit ihm hat sie eine gemeinsame Tochter.[4] Aus ihrer Beziehung mit dem Musiker Stefan Maaß entstammt der Komponist und Schauspieler Johannes Gwisdek (* 1980).[4][5] Von 1985 bis 2007 war Corinna Harfouch mit dem Schauspielkollegen Michael Gwisdek verheiratet.[4] Aus dieser Ehe ging der Schauspieler und Musiker Robert Gwisdek (* 1984) hervor.[4] Zwischenzeitlich war Harfouch mit Bernd Eichinger liiert und lebte in München; heute lebt sie mit dem Schauspieler Wolfgang Krause Zwieback zusammen in der Schorfheide in Brandenburg.[6][7][8][9] Ihre Schwester ist die Schauspielerin Catherine Stoyan.

Karriere

Theater

Harfouch spielte noch während ihrer Schauspielausbildung am Theater. Ihren größten Bühnenerfolg in der DDR hatte sie als Lady Macbeth unter der Regie von Heiner Müller an der Volksbühne Berlin. Nach der Wende war sie zunächst am Deutschen Theater in Berlin, wechselte aber zur Volksbühne, wo sie eine der wichtigsten Protagonistinnen des Intendanten Frank Castorf wurde. Ein festes Engagement am Theater ging sie nach 1990 nicht mehr ein.[2] Aufsehenerregend war ihre Interpretation des Generals Harras in Des Teufels General von Carl Zuckmayer. Für diese Rolle wurde sie 1997 von den deutschen Kritikern zur Schauspielerin des Jahres gewählt.

An der Berliner Schaubühne am Lehniner Platz spielte sie die Titelrolle in Phaidras Liebe von Sarah Kane, in der Regie von Christina Paulhofer. Außerdem spielte sie seit November 2004 zusammen mit Ulrich Matthes am Deutschen Theater (DT) Berlin die Rolle der Martha in Edward Albees Wer hat Angst vor Virginia Woolf? in der Regie von Jürgen Gosch.

Am Maxim-Gorki-Theater in Berlin stand sie ab Februar 2022 in der Titelrolle in Queen Lear unter der Regie von Christian Weise auf der Bühne.[2]

Film und Fernsehen

Ihr Filmdebüt gab Harfouch unter der Regie von Klaus Gendries als Schwester Erika in dem Fernsehfilm Verlobung in Hullerbusch. Es folgten weitere kleinere Rollen Film und Fernsehen, wie etwa 1987 in Hark Bohms Der kleine Staatsanwalt, wo sie an der Seite ihres damaligen Ehemanns Michael Gwisdek spielte. Ihre erste größere Rolle hatte sie 1988 in der Titelrolle der Maria Rheine in dem Spielfilm Die Schauspielerin, in welchem sie eine Theaterschauspielerin, die sich in der Zeit des Nationalsozialismus als Jüdin verkleidet, um ihren Geliebten nicht zu verlieren, darstellte. Im selben Jahr war sie unter der Regie von Michael Gwisdek an der Seite von Hermann Beyer in Treffen in Travers als Gattin eines Revolutionärs zu sehen. Ihre Kinder Johannes und Robert Gwisdek spielen in dem Film zwei Dorfjungen. Für beide letztgenannten Rollen wurde sie mehrfach ausgezeichnet.

Im wiedervereinigten Deutschland spielte sie u. a. in Joseph Vilsmaiers Charlie & Louise – Das doppelte Lottchen. In Sherry Hormanns Filmkomödie Irren ist männlich war sie 1996 als Ehefrau des zeugungsunfähigen Anwalts Thomas Neumann an der Seite von Herbert Knaup und Natalia Wörner zu sehen. Dem deutschen Fernsehpublikum wurde sie 2002 durch ihre Verkörperung der in den 1960er-Jahren wegen Mordes verurteilten Titelfigur des dokumentarischen Spielfilms Vera Brühne bekannt. Ihre Darstellung der Hexe Rabia von Katzenstein in dem Kinderfilm Bibi Blocksberg brachte ihr 2003 den Deutschen Filmpreis ein. 2004 übernahm sie die Rolle in der Filmfortsetzung Bibi Blocksberg und das Geheimnis der blauen Eulen erneut. In Bernd Eichingers Kinofilm Der Untergang spielte sie 2004 die Rolle der Magda Goebbels, die ihre eigenen Kinder vergiftete. 2005 verkörperte sie in Durch diese Nacht sehe ich keinen einzigen Stern die tschechische Schriftstellerin Božena Němcová. 2006 war sie in Tom Tykwers Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders in der Rolle der Madame Arnulfi zu sehen. Für ihrer Rolle der bei ihrer alkoholkranken Mutter lebenden Iris in dem Spielfilm Frei nach Plan wurde sie gemeinsam mit ihren Filmschwestern Dagmar Manzel, Christine Schorn und Kirsten Block auf dem Internationalen Filmfestival Shanghai ausgezeichnet.

2012 stand Harfouch für die Krimikomödie Schmidt & Schwarz als Kriminalkommissarin Carolin Schwarz gemeinsam mit ihrem ehemaligen Mann Michael Gwisdek vor der Kamera. In dem deutsch-tschechischen Fernsehfilm Kranke Geschäfte übernahm sie 2020 die Rolle der Ärztin Dr. Sigurd, die sich an Medikamentenstudien, die von westlichen Pharmafirmen mit DDR-Bürgern als Probanden gegen erhebliche Devisen-Zahlungen an den DDR-Staat durchgeführt wurden, beteiligt.

Seit Ostern 2023 gehört sie nach einigen Gastrollen innerhalb der Krimireihe als Nachfolgerin von Meret Becker zur festen Besetzung des Berliner Tatorts.[10][2]

Corinna Harfouch gehörte 2003 zu den Gründungsmitgliedern der Deutschen Filmakademie. 2019 gründete Harfouch gemeinsam mit dem deutschen Literaturwissenschaftler Erdmut Wizisla einen Theaterverein in Klandorf, einem Ortsteil der Gemeinde Schorfheide; dessen Räumlichkeiten sind in einer einstigen Dorfgaststätte und sollen dem Ort in kultureller Hinsicht Bereicherung verschaffen.

Filmografie

Kino

Fernsehen

Fernsehfilme

Fernsehserien und -reihen

Synchronrollen

Theatrografie

Hörspiele

Hörbücher

Auszeichnungen

Stern von Harfouch auf dem Boulevard der Stars in Berlin

Literatur

  • F.-B. Habel: Lexikon. Schauspieler in der DDR. Verlag Neues Leben, Berlin 2009, ISBN 978-3-355-01760-2.
  • Hans-Michael Bock: Corinna Harfouch – Schauspielerin. In: CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film, Lieferung 17, 1990.
  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 3: F – H. John Barry Fitzgerald – Ernst Hofbauer. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 533 f.
  • Matthias Braun, Christian Krause: Harfouch, Corinna. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 1. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
  • C. Bernd Sucher (Hrsg.): Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. Von Christine Dössel und Marietta Piekenbrock unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher. 2. Auflage. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1999, ISBN 3-423-03322-3, S. 269 f.
  • F.-B. Habel, Volker Wachter: Lexikon der DDR-Stars. Schauspieler aus Film und Fernsehen. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 1999, ISBN 3-89602-304-7.

Weblinks

Commons: Corinna Harfouch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Corinna Harfouch im Munzinger-Archiv, abgerufen am 4. Dezember 2022 (Artikelanfang frei abrufbar)
  2. a b c d Susan Vahabzadeh: Corinna Harfouch. Als Polizistin wäre sie in Pension. Im "Tatort" startet sie. In: Süddeutsche Zeitung. Nr. 82. München 8. April 2023, S. 4.
  3. Schauspielerin Corinna Harfouch - „Auf der Bühne fühle ich mich sicher“. Deutschlandfunk Kultur, 5. Dezember 2018, abgerufen am 6. November 2019.
  4. a b c d CORINNA HARFOUCH. In: welt.de vom 22. Januar 2008. Abgerufen am 22. Oktober 2020.
  5. Michael Schacht: Erstmals spricht der Kino-Star Michael Gwisdek über sein größtes Familiengeheimnis: Ich bin nicht der Vater unseres Sohnes. In: bild.de vom 4. Februar 2011. Abgerufen am 22. Oktober 2020.
  6. Exklusiv in der B.Z. erklärt der neue Freund von Corinna Harfouch ihr neues Glück. In: B.Z., 16. Dezember 2004.
  7. Schön spröde: Die Schauspielerin Corinna Harfouch. In: Brigitte Woman, 21. Juni 2012.
  8. Ich bin nicht der Vater unseres Sohnes. In: Bild, 4. Februar 2011.
  9. Michael Kötz: Laudation auf Corinna Harfouch (Memento desOriginals vom 6. November 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.festival-des-deutschen-films.de, 11. Festival des deutschen Films Ludwigshafen am Rhein 2015, 1. Juli 2015
  10. Corinna Harfouch wird neue "Tatort"-Kommissarin in Berlin. Abgerufen am 29. März 2020.
  11. Helmut Bez, Rainer Simon: Wengler & Söhne. Eine Legende. Filmdrehbuch nach einem Szenarium von Helmut Bez, Berlin 1988, S. 164.
  12. Queen Lear. Abgerufen am 10. April 2023.
  13. Schwarze Spiegel. BR Hörspiel Pool
  14. Farin, Nr. 989, Aichach - Vera Brühne Mitschnitte. BR Hörspiel Pool
  15. Filmkunstfest MV: "Goldener Ochse" geht an Corinna Harfouch. In: ndr.de. 15. Februar 2023, abgerufen am 28. Februar 2023.

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