Continental-Hotel (Berlin)
Das Continental-Hotel war ein großes erstklassiges Hotel am Bahnhof Friedrichstraße in Berlin. Es wurde 1885 eröffnet und 1945 zerstört.
109 Meter Straßenfront
Das Continental-Hotel lag in Berlin in der Nähe des Bahnhofs Friedrichstraße. Es wurde 1884/1885 von dem Berliner Baurat Heim im Rücken des im selben Baublock bereits etablierten Central-Hotels errichtet. Dies wurde möglich durch den Abriss des an dieser Stelle bisher befindlichen, baufällig gewordenen „Maison d’Orange“, einem Heim für bedürftige Hugenottenfamilien, und durch die Bebauung von bisherigen Freiflächen. Das Continental-Hotel war nach dem Hotel de Rome und dem Central-Hotel das dritte große Hotel, das sich in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs Friedrichstraße befand. Die Hauptfront mit der imponierenden Länge von 109 Metern lag in der Neustädtischen Kirchstraße Nr. 6/7.[1]
Ein Reiseführer von 1887 rechnete es zu den größten Berliner Hotels und beschrieb es als „neu, durchweg und bis in das oberste Stockwerk geschmackvoll und elegant eingerichtet, mit Fahrstuhl, Eisenbahnbilletverkauf“.[2] Das Hotel verfügte 1887 über 200 Zimmer und Salons.
Als „Privatbau“ errichtet ging das Hotel 1890 in den Besitz der Berliner Hotelgesellschaft über.[3]
Ein Adlon-Hotel
Später wurde Lorenz Adlon, „der ungekrönte Hotelkönig“ von Berlin[4] Miteigentümer des Continental-Hotels. Ein Hotelexperte bezeichnete das Continental-Hotel in einem Reiseführer aus dem Jahre 1905 als ein Hotel „älteren und ruhigeren Stils, ersten Ranges, beliebt beim Land- und Militäradel“.[5]
Basierend auf seinen Erfahrungen mit der Leitung des Continental-Hotels ließ Lorenz Adlon 1906/1907 das weltberühmte Hotel Adlon am Brandenburger Tor erbauen. Ebenso wie das Continental-Hotel wurde auch das Hotel Adlon geschätzt für sein Weinrestaurant mit internationaler Küche.[6]
Standard und besondere Dienstleistungen
Der Grieben-Berlinführer von 1920 stellte das Continental-Hotel als ein Hotel „mit vornehmem Restaurant“ sowie mit „Fernsprecher in jedem Zimmer“ dar und nennt es ein „elegantes und ruhiges Haus“.[7] In seiner Werbung bezeichnete sich das Hotel selbst als „vornehmstes Familienhotel der Reichshauptstadt“ und beschrieb seine Lage wie folgt: „Direkt gegenüber dem Centralbahnhof Friedrichstraße und in unmittelbarer Nähe der Prachtstraße ‚Unter den Linden‘. – Inmitten aller Sehenswürdigkeiten, Museen, Theater etc. – Wegen seiner überaus günstigen und vor allen Dingen ruhigen Lage, besonders für längeren Aufenthalt sehr geeignet.“[8]
Das Continental-Hotel war das ganze Jahr über geöffnet und verfügte über Säle für Konferenzen und Festlichkeiten „in beliebiger Größe“. In seinem Restaurant fand für die Gäste jeden Abend ein Künstler-Konzert statt. Als Service bot das Hotel erstmals auch Tennis, Golf, Segel- und Reitsport an. Für Ausflüge in die Umgebung standen „elegante Privatkraftwagen zur Verfügung“. Ausländische Gäste konnten sich fremdsprachlicher Führer bedienen. Über Zug-, Schiffs- und Flugverkehrsverbindungen gab ein hoteleigenes Reisebüro Auskunft, das Fahr- und Schlafwagenkarten beschaffte, aber auch anbot, Theaterkarten und Auslandsvisa zu besorgen und sich um Passverlängerungen zu kümmern.[9]
Zerstörung im Zweiten Weltkrieg
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Continental-Hotel ebenso wie das benachbarte Central-Hotel bei den Flächenbombardements der Alliierten zerstört. Heute befindet sich an dem früheren Standort des Continental-Hotels eine Bebauung mit modernen Wohn- und Geschäftshäusern.
Galerie
Literatur
- Renate Düttmann: Berliner Gasthöfe des 18. und 19. Jahrhunderts. In: Die Reise nach Berlin. Hg. i. A. des Berliner Senats für die gleichnamige Ausstellung, Berlin 1987. S. 181–191.
- Hans-Christian Täubrich: Zu Gast im alten Berlin. Erinnerungen an die Alt-Berliner Gastlichkeit mit Hotelpalästen, Vergnügungslokalen, Ausflugsgaststätten und Destillen. Verlag Hugendubel 1990. ISBN 3-88034-482-5.
- Karl Baedeker: Berlin und Umgebungen. Handbuch für Reisende. Verlag Karl Baedeker, 5. Aufl. Leipzig 1887.
- Volker Wagner: Die Dorotheenstadt im 19. Jahrhundert: vom vorstädtischen Wohnviertel barocker Prägung zu einem Teil der Berliner modernen City. Verlag De Gruyter, Berlin, New York 1998. Veröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin, Bd. 94. ISBN 3-11-015709-8.
- Bodo-Michael Baumunk: Grand-Hotel. In: Die Reise nach Berlin. Hg. i. A. des Berliner Senats für die gleichnamige Ausstellung, Berlin 1987. S. 192ff.
- Berlin. Griebens Reiseführer Band 25. Kleine Ausgabe. Auszug aus der 60. Auflage der großen Ausgabe. Albert Goldschmidt Verlag, Berlin 1920/21.
- Hasso Noorden: Deutsche Großstadthotels. In: Velhagen & Klasings Monatshefte, Jg. 24, Heft 1, S. 42–55.
- Berlin und die Berliner. Leute, Dinge, Sitten, Winke. J. Bielefelds Verlag, Karlsruhe 1905.
- Wolfgang Bernhagen / Heinz Schlottke: Vom Gasthof zum Luxushotel. Ein Streifzug durch die Berliner Hotelgeschichte – Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Hg. von der Generaldirektion der Interhotel DDR, o. O. o. J. [1988].
Einzelnachweise
- ↑ Volker Wagner: Die Dorotheenstadt im 19. Jahrhundert: vom vorstädtischen Wohnviertel barocker Prägung zu einem Teil der Berliner modernen City. Verlag De Gruyter, Berlin, New York 1998. S. 656f.
- ↑ vgl. Karl Baedeker: Berlin und Umgebungen. Handbuch für Reisende. Verlag Karl Baedeker, 5. Aufl. Leipzig 1887, S.
- ↑ vgl. Wolfgang Bernhagen / Heinz Schlottke: Vom Gasthof zum Luxushotel. Hg. von der Generaldirektion der Interhotel DDR, o. O. o. J. [1988], S. 53–56.
- ↑ vgl. Hans-Christian Täubrich: Zu Gast im alten Berlin. Verlag Hugendubel 1990, S. 96.
- ↑ Berlin und die Berliner. Leute, Dinge, Sitten, Winke. J. Bielefelds Verlag, Karlsruhe 1905. S. 429.
- ↑ Hans-Christian Täubrich: Zu Gast im alten Berlin. Verlag Hugendubel 1990, S. 96.
- ↑ vgl. Anonymus: Berlin. Griebens Reiseführer Band 25. Kleine Ausgabe. Berlin 1920/21. S. 7.
- ↑ vgl. Abdruck bei: Wolfgang Bernhagen / Heinz Schlottke: Vom Gasthof zum Luxushotel. Hg. von der Generaldirektion der Interhotel DDR, o. O. o. J. [1988], S. 55.
- ↑ vgl. die Reklame des Hotels, abgebildet bei: Wolfgang Bernhagen / Heinz Schlottke: Vom Gasthof zum Luxushotel. Hg. von der Generaldirektion der Interhotel DDR, o. O. o. J. [1988], S. 55.
Koordinaten: 52° 31′ 8″ N, 13° 23′ 8″ O
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, Lizenz: PD-alt-100Anzeige des Continental-Hotels von 1903.
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Unbekannter Fotograf der Epoche.
, Lizenz: PD-alt-100Salon im ehemaligen Continental-Hotel in Berlin, Neustädtische Kirchstraße 6/7, um 1900l.
Ansicht des Hauses Ecke Georgenstraße/Neustädtische Kirchstraße in Berlin (Standort des ehemaligen Continental-Hotels).
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Fotograf Wilhelm Wicke.
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Ing.-Major Sineck, Mitglied des Preußischen Generalstabs.
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Unbekannter Grafiker der Epoche.
, Lizenz: PD-alt-100Ansicht des ehemaligen Continental-Hotels in der Neustädtischen Kirchstraße 6/7 in Berlin.
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, Lizenz: PD-alt-100Innenansicht der Eingangshalle des ehemaligen Berliner Continental-Hotels, um 1900.
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Fotograf Wilhelm Wicke.
, Lizenz: Bild-PD-altAnsicht des Continental-Hotels in Berlin, Mittelbau, 1885.
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, Lizenz: PD-alt-100Blick in das Restaurant des ehemaligen Continental-Hotels in Berlin, Neustädtische Kirchstraße 6/7, um 1900.
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, Lizenz: PD-alt-100Ansicht des ehemaligen Continental-Hotels in Berlin von Nordwesten, Blick auf die Ecke Georgenstraße/Neustädtische Kirchstraße, um 1905