Güterbahnhof

Güterbahnhof in Voorbaai, Südafrika

Unter einem Güterbahnhof (Abkürzung in Deutschland Gbf, in der Schweiz GB) oder in Österreich einem Frachtenbahnhof (Abkürzung Fbf) versteht man im weitesten Sinn eine Bahnanlage oder deren Teil, auf der kein Personenverkehr stattfindet, sondern lediglich Güter in jeder Form von der Straße oder vom Schiff auf die Eisenbahn beziehungsweise umgekehrt verladen und/oder Eisenbahngüterwagen an örtliche Gleisanschlüsse übergeben werden.

Werden die Güter nicht abgesendet oder empfangen, sondern auf dem Transportweg zwischen Bahn und einem anderen Verkehrsmittel wie Schiff oder LKW bimodal umgeladen oder zwischen Güterwagen verschiedener Spurweiten umgesetzt, spricht man von einem Umschlagbahnhof (Ubf) oder Umschlagterminal. Umschlagbahnhöfe entstehen im Rahmen des kombinierten Verkehrs oft als Containerterminal. Ein solcher Umschlagbahnhof wird auch Containerbahnhof genannt (bei der DR auch Containerumschlagplatz (CUP) genannt).

Stückgutbahnhof bezeichnet eine Bahnhofsanlage bei der Stückgut abgefertigt wird.[1][2]

Grubenbahnhof (auch Zechenbahnhof) bezeichnet einen Bahnhof zur Aufstellung und Verteilung der Eisenbahnwagen auf Erzbergwerken, Kohlezechen u. dgl.[3] Im weiteren Sinne auch unter Tage angelegte Bahnhöfe, so beispielsweise der Grubenbahnhof des Zwickauer Steinkohlenbergwerkes Kaiserin-Augusta-Schacht von 1915.[4]

Anlage

Güterbahnhöfe können

  • unmittelbar neben einem Personenbahnhof (entweder vom Empfangsgebäude aus gesehen hinter den Bahnsteigen oder Personen- und Güterbahnhof direkt hintereinander),
  • getrennt vom Personenbahnhof entlang einer der diesen verlassenden Strecken oder
  • als eigenständige Anlagen ohne Zusammenhang mit einem Personenbahnhof angelegt sein.

Im Einzelwagenverkehr werden die für die einzelnen Güterbahnhöfe bestimmten Güterwagen meistens von gesonderten Rangierbahnhöfen aus zugestellt und wieder abgeholt. Teilweise bestehen auch kombinierte Rangier- und Güterbahnhöfe.

Ausrüstung

Für seinen Zweck ist der Güterbahnhof meist mit einer größeren Anzahl an Abstellgleisen und Ladegleisen ausgestattet. An den Ladegleisen befinden sich entweder fest montierte oder für einen kurzfristigen Zeitraum (z. B. Radlader für die Verteilung von Zuckerrüben) aufgestellte Verladehilfen (Kräne, Förderbänder etc.).

Handelt es sich bei den zu verladenden Waren in erster Linie um Container, werden diese Güterbahnhöfe auch als Containerterminals (CT) bezeichnet, auf denen wiederum spezielle Ladebrücken, Kräne und Stapelfahrzeuge für die Verladung der Container vom LKW oder Schiff auf die Wagen oder retour sorgen.

Wenn für die Güterverladung nur ein kleiner Teil des Bahnhofs- bzw. Haltestellen­bereichs verwendet wird, so wird dieser auch als Ladestelle bezeichnet und hat eine eigene Zufahrt mit Beschilderung. Für die Verladung der Güter steht hier meist keine Einrichtung zur Verfügung, die Verladung muss von den jeweiligen Firmen selbst organisiert werden (Förderbänder, LKW-Kräne etc.).

Solche Ladestellen sind bzw. waren meist auf Nebenbahnen, Schmalspurbahnen und kleineren Bahnhöfen zu finden.

Mittlere und größere Güterbahnhöfe haben oder hatten meistens auch Rangiergleise zum Verteilen der eingetroffenen Züge auf die verschiedenen örtlichen Lade- und Anschlussgleise sowie für eine gleichzeitige Funktion als kleinere Knotenbahnhöfe, die in manchen hauptsächlich europäischen Ländern auch teilweise mit einem Ablaufberg ausgerüstet wurden.

Bilder

Strukturwandel

Aufgrund der fortschreitenden Verlagerung des Güterverkehrs auf die Straße wurden und werden weiterhin viele Güterbahnhöfe und infolgedessen auch Rangierbahnhöfe stillgelegt und anschließend häufig abgebrochen, so dass die Wiederaufnahme eines eingestellten Schienengüterverkehrs am selben Ort nicht mehr möglich ist. In anderen kombinierten Güter- und Knotenbahnhöfen mit Ablaufberg wurde letzterer bei Aufgabe der Knotenpunktfunktion des Bahnhofes mit Beibehaltung der örtlichen Güterbahnhofsfunktion stillgelegt. Ferner wurde in den meisten Ländern der Stückgutverkehr vollständig auf die Straße verlagert, was die Stilllegung der Güterhallen zur Folge hatte, und im Wagenladungsverkehr wurden die meisten öffentlichen Ladestraßen und Laderampen der Güterbahnhöfe für Kleinkunden aufgegeben, so dass die meisten heute überhaupt noch betriebenen Güterbahnhöfe nur mehr als Containerbahnhöfe und/oder Übergabebahnhöfe zu Gleisanschlüssen benutzt werden.

Siehe auch

Literatur

  • Otto Blum: Personen- und Güterbahnhöfe (= Handbuch für Bauingenieurwesen). 2. neubearbeitete Auflage von Kurt Leibbrand. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1961.
  • Berthold Grau: Bahnhofsgestaltung. Bände 1 und 2. Transpress VEB Verlag für Verkehrswesen, Berlin (Ost) 1968.
  • Benno Wiesmüller, Dierk Lawrenz: Die Hamburger Rangier- und Güterbahnhöfe. EK, Freiburg 2009, ISBN 978-3-88255-303-1.
Wiktionary: Güterbahnhof – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Wilhelm Cauer: Stückgutbahnhöfe. In: Victor von Röll (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Auflage. Band 9: Seehafentarife–Übergangsbogen. Urban & Schwarzenberg, Berlin / Wien 1921, S. 245–247, Tafel VIII.
  2. Stückgut. In: Victor von Röll (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Auflage. Band 9: Seehafentarife–Übergangsbogen. Urban & Schwarzenberg, Berlin / Wien 1921, S. 245–247.
  3. Moritz OderGrubenbahnhöfe. In: Victor von Röll (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Auflage. Band 5: Fahrpersonal–Gütertarife. Urban & Schwarzenberg, Berlin / Wien 1914, S. 396–397, Abbildungen 301–304.
  4. Die Steinkohle, Industriekultur 4.19, S. 7, LWL, 2019

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Bahnhof Oker, Holzverladung, 1. Juni 2021.jpg
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Holzverladung am Bahnhof Oker, 1. Juni 2021.
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Voorbaai goods yard
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Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
Halle, Güterbahnhof, Güterwaggons, Winter Zentralbild Schaar 17.12.1969 Halle: Eisenbahner sogen für reibungslosen Verkehr-Einen reibungslosen Zugverkehr auf dem Güterbahnhof Halle sicherten auch bei dem starken Schneefall in der Nacht zum 16.12.69 viele Helfer, die Gleise und Weichen vom schnee säuberten. Im gesamten Reichsbahndirektionsbezirk Halle waren über 700 Eisenbahner, unterstützt von Werktätigen aus Betrieben und von Genossenschaftsbauern, zur Schneeräumung eingesetzt. Durch das Bemühen aller Eisenbahner in der gegenwärtigen Witterungsperiode traten beim Güter- und Personenverkehr keine grössere Verspätungen auf. 2teiliges Panoarma-
Bundesarchiv Bild 183-1986-0418-002, Rostock, Güterbahnhof.jpg
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Rostock, Güterbahnhof ADN-ZB Sindermann 18.4.1986 Rostock: Computer für Güterbahnhof. Bis zu 80 Züge fahren täglich in den Bahnhof Rostock-Seehafen ein. Rund 2.000 Waggons müssen dort innerhalb von 24 Stunden erfaßt und rangiert werden. Mit Hilfe von Bürocomputern können ankommende Güterwagen jetzt rascher registriert und zum Be- und Entladen bereitgestellt werden. Bis zum kommenden Jahr soll eine Computerlösung für ausfahrende Züge das Projekt ergänzen. - Siehe auch Foto 1986-0418-1n