Conrad Tack

Conrad Tack (* 30. Juni 1844 in Krefeld; † 4. März 1919 in Berlin-Strausberg[1]) war ein deutscher Unternehmer und Mitbegründer der Schuhfabrik Conrad Tack & Cie. in Burg bei Magdeburg.[2]

Tack betrieb zunächst einen Seidenhandel in Brühl. 1883 gründete er mit seinem Bruder Jean Tack und Wilhelm Dedermann eine Schuhfabrik. 1888 wurde die Firma nach dem Eintritt von Hermann Krojanker als Gesellschafter in Conrad Tack & Cie. umbenannt, zu Höchstzeiten wurden 4.000 Paare Schuhe produziert, nach seinem Rückzug gar bis zu 3 Millionen Paare. 1894 schuf er nach Problemen mit der Belegschaft die Unterstützungs- und Hilfskrankenkasse. Ca. 1905 zog er sich aus der Firma zurück und ging nach Berlin, wo er 1919 auch starb. Er gilt als Pionier der Schuhbranche, da er als erster firmeneigene Schuhgeschäfte gründete und etablierte. In den Schuhläden gab es sogar eine eigene Werbe-Kinderzeitschrift „Der gute Conrad“ mit Rätseln und Geschichten.[3]

Nach dem Ausscheiden der Familie Tack 1905 wurde die Firma Conrad Tack & Cie. von den bisherigen jüdischen Teilhabern Wilhelm Krojanker und Alfred Zweig übernommen.[4] Nach dem Tod Wilhelm Krojankers trat sein Sohn Hermann 1924 dessen Nachfolge an.

Während der Weltwirtschaftskrise geriet die Firma in eine wirtschaftliche Schieflage. Bereits im Herbst 1932 verhandelte Hermann Krojanker über eine Übernahme der Firma Conrad Tack & Cie. durch Freudenberg, da er seine Außenstände bei seinem größten Lederlieferanten nicht mehr bezahlen konnte. Als dann von 1933 an die Lage für die jüdischen Eigentümer der Firma Tack, die Familie Krojanker, unhaltbar wurde, übernahm Freudenberg die Krojanker-Anteile zu einem damals gerechten Preis.[5] Die Verhandlungen fanden in einer freundschaftlichen Atmosphäre statt.[6]

In Burg sind der „Conrad-Tack-Ring“ und die „Berufsbildende Schule Conrad Tack“ des Landkreises Jerichower Land nach ihm benannt.

Einzelnachweise

  1. Mit Berlin-Strausberg ist Strausberg gemeint. Ab 1912 setzten alle Kommunen (außer Berlin), die ab dem gleichen Jahr als Mitglieder im Verband Groß-Berlin an Zwecken (Landschaftspflege, Wasserversorgung, Abwasserbehandlung, Müllabfuhr, Verkehrsplanung etc.) gemeinsamen Interesses mitwirkten, amtlich den Zusatz Berlin- vor ihre Ortsnamen. Mit Verbandsgründung und Namenszusatz gingen die Kommunen voran, wo das königliche Preußische Staatsministerium die Schaffung eines Groß-Berlins bremste. Mit Bildung Groß-Berlins durchs republikanische Preußische Staatsministerium 1920 wurden die meisten Mitgliedskommunen des Verbands rechtlich Teil Berlins und der Namenszusatz galt für diese. Strausberg, obwohl Verbandsmitglied, blieb aber selbständig und der Zusatz fiel 1920 wieder weg.
  2. Paul Nüchterlein: Tack, Conrad. In: Magdeburger Biographisches Lexikon. (online, zuletzt abgerufen am 4. November 2010)
  3. http://dideldum.gmxhome.de/conrad.htm
  4. Karin Hönicke: Tack - Europas ältester Schuhgroßbetrieb. 110 Jahre Schuhindustrie in Burg. Oschersleben 2005, S. 33.
  5. Sybilla Schuster: Die Lederfabriken Freudenberg und Hirsch in der Zeit des Dritten Reiches. In: Die Stadt Weinheim zwischen 1933 und 1945. (= Weinheimer Geschichtsblatt, 38.) Weinheim 2000, S. 313–349, S. 325.
  6. Ein Brief, in dem Hermann Krojanker sich für „freundschaftliche, vornehme Form“ der Verhandlungen bedankt, ist bei Hönicke, S. 233, abgedruckt.