Comboni-Missionare

Die Kongregation der Comboni Missionare vom Herzen Jesu (Ordenskürzel: MCCJ) missionarische Ordensgemeinschaft der römisch-katholischen Kirche, die sich in die Männergemeinschaft der Comboni-Missionare und die Frauengemeinschaft der Comboni-Missionsschwestern gliedert. Sie wurden 1867 und 1872 durch Daniele Comboni gegründet.

Geschichte

Daniele Comboni gründete im italienischen Verona zwei Gemeinschaften, die sich heute Comboni-Missionsschwestern (gegründet 1872) und Comboni-Missionare (1867) nennen. Comboni war der erste, der Frauen in die Missionsarbeit nach Zentralafrika schickte. Er engagierte sich besonders im Sudan in der Mission und gegen den Sklavenhandel. Die Missionsschwestern und die Missionare erhielten vor allem aus Österreich und Deutschland Unterstützung, insbesondere vom Kölner Missionsverein und vom Wiener Marienverein.[1]

Nach Combonis Tod wurde sein Missionsinstitut in eine Kongregation umgewandelt. Die erste Neugründung im deutschsprachigen Raum erfolgte 1895 im damals österreichischen Milland (bei Brixen in Südtirol).[1] Dort bereiteten sich deutschsprachige Missionare auf ihren Missionseinsatz vor, die italienischsprachigen in Verona. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Kongregation durch ein Dekret der Propaganda Fide vom 27. Juli 1923 aufgeteilt. Die deutschsprachige Kongregation erhielt dabei den Namen Missionare Söhne des Heiligsten Herzen (italienisch Missionari Figli del Sacro Cuore di Gesù, MFSC), die italienische Kongregation nannte sich Söhne des Heiligsten Herzen Jesu (italienisch: Figli del Sacro Cuore di Gesù, FSCJ) oder Söhne des Heiligsten Herzen von Verona.[2]

1908 erwarb die MFSC ein zweites Haus in Messendorf bei Graz zur Ausbildung der Missionsbrüder, 1920 wurde in Schrezheim bei Ellwangen das erste deutsche Haus (Josefstal) eröffnet. Im nahen Bad Mergentheim wurde 1929 ein weiteres Missionsseminar eröffnet.[3] Ein Jahr zuvor konnte in Mellatz bei Lindenberg im Allgäu ein weiteres Haus erworben werden. Weitere Standorte entstanden deutschlandweit.

Am 2. September 1975 wurde bei einem Generalkapitel von MFSC und FSCJ in Ellwangen die Wiedervereinigung der beiden Kongregationen beschlossen und beim Generalkapitel am 22. Juni 1979 vollzogen. 1976 kam es nach dem Übertritt mehrerer Comboni-Missionare zum Engelwerk zu Konflikten zwischen Engelwerk und verbliebenen Comboni-Missionaren.[4] Letztere gaben sich den Namen Comboni-Missionare vom Herzen Jesu (MCCJ). Im Zuge des Zusammenschlusses wurde am 5. Oktober 1979 die Deutschsprachige Provinz der Kongregation der Comboni-Missionare vom Herzen Jesu errichtet.

Struktur und Tätigkeitsfelder

Die Kongregation gliedert sich in 31 Provinzen und Delegationen. Die Ordensleitung befindet sich in Rom. Die deutschsprachige Provinz (DSP) umfasst acht Niederlassungen, davon sechs in Deutschland, eine in Österreich und eine in Südtirol. Die Verantwortung jeder Provinz liegt beim Provinzoberen und seinen Räten. Dieses Gremium wird alle drei Jahre in geheimer Wahl von den Mitgliedern der jeweiligen Provinz gewählt. Im Jahr 2008 arbeiteten etwa 1740 Comboni-Missionare (Priester und Brüder) in etwa 40 Ländern weltweit.

Das XVIII. Generalkapitel der Comboni-Missionare wählte 2015 in Rom Tesfaye Tadesse als Nachfolger von Enrique Sánchez González zum neuen Generaloberen des Ordens.[5]

Comboni-Missionare sind in den verschiedensten Bereichen der Mission tätig: von der Erstevangelisierung über die seelsorgerische Betreuung in den Stadtrandgebieten der Metropolen, die Ausbildung von Pastoralarbeitern, das Engagement für Indios und Afroamerikaner, die Berufungspastoral bis hin zur Medienarbeit.

Kritik

Um das Jahr 2010 formierte sich eine Gruppe ehemaliger Priesterschüler der Verona Fathers, des britischen Arms der Comboni-Missionare. Sie warf Angestellten und Priestern des Ordens weitverbreiteten sexuellen Missbrauch in den 1960er und 1970er Jahren vor. Elf Fälle endeten 2014 vor Gericht mit Entschädigungszahlungen des Comboni-Ordens, weitere Verfahren sind noch anhängig. Zu den zentralen Figuren des Missbrauchs in diesem Prozess gehörten die Ordensbrüder John Pinkman († 1984), Luciano Fulvi († 2004), Romano Nardo und Domenico Valmaggia († 2011). Sie alle begründeten damals ihre sexuellen Übergriffe den Kindern und Jugendlichen gegenüber mit „religiösen Handlungen“.[6]

Generalsuperiore

  • Angelo Colombaroli (1899–1909)
  • Federico Vianello (1909–1919)
  • Paolo Meroni (1919–1931)
  • Pietro Simoncelli (1931–1937)
  • Antonio Vignato (1937–1947)
  • Antonio Todesco (1947–1959)
  • Gaetano Briani (1959–1969)
  • Tarcisio Agostoni (1969–1979)
  • Salvatore Calvia Calvia (1979–1985)
  • Francesco Pierli (1985–1991)
  • David Glenday (1991–1997)
  • Manuel Augusto Lopes Ferreira (1997–2003)
  • Teresino Serra (2003–2009)
  • Enrique Sánchez González (2009–2015)
  • Tesfaye Tadesse (seit 2015)

Bekannte Comboni-Missionare

  • Josef Ohrwalder (1856–1913), Missionar im Sudan, Autor
  • Franz Xaver Geyer (1859–1943), Missionar im Sudan, Missionsbischof von Zentralafrika sowie Schriftsteller
  • Otto Huber (1871–1954), Pater und Missionar in Nordafrika
  • Lorenzo Ceresoli (* 1931) in Nave, emeritierter Apostolischer Vikar von Awasa
  • Gianfranco Masserdotti (1941–2006), Bischof von Balsas in Brasilien
  • Giovanni Migliorati (1942–2016), Apostolischer Vikar von Awasa
  • Camillo Ballin (1944–2020), Bischof und Apostolischer Vikar im Nördlichen Arabien
  • Giuseppe Filippi (* 1945), emeritierter Bischof von Kotido
  • Giuseppe Sandri (1946–2019), Bischof von Witbank, Generalsekretär der Comboni-Missionare 1999–2007
  • Menghisteab Tesfamariam (* 1948), Metropolit der Eritreisch-Katholischen Kirche und Bischof der Erzeparchie Asmara
  • Luis Alberto Barrera Pacheco (* 1966), Bischof von Callao
  • Dominic Eibu (* 1970), Bischof von Kotido

Siehe auch

Weblinks

Commons: Comboni-Missionare – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Die Geschichte der deutschsprachigen Provinz, abgerufen am 9. Januar 2020.
  2. Lexikon für Theologie und Kirche (LThK), 1. Aufl., Bd. 3: Colorbasus bis Filioque. Herder, Freiburg 1932, Sp. 1017.
  3. Josef Schneider: Missionshaus Josefstal ist „eine Belastung“. In: Schwäbische. (schwaebische.de [abgerufen am 29. August 2018]).
  4. Heiner Boberski: Das Engelwerk. Ein Geheimbund in der römisch-katholischen Kirche? Otto Müller, Salzburg 1990, ISBN 3-7013-0781-4. Seiten 53 ff
  5. „Padre Enrique Sánchez González nuovo Superiore generale dei Comboniani“, Radio Vatikan, 22. Oktober 2009.
  6. Catherine Deveney: Sins of the fathers: sexual abuse at a Catholic order, The Observer, 19. Oktober 2014. Das Verfahren ins Rollen brachte der Verona Fathers Blog