Collegium Albertinum (Konvikt)

Das Collegium Albertinum war von 1892 bis 2024 das Theologenkonvikt des Erzbistums Köln.[1] Studenten der Römisch-Katholischen Theologie mit dem Ziel der Priesterweihe für das Erzbistum Köln als Heimatdiözese lebten während ihrer Studienzeit an der Universität Bonn im Albertinum. Im Gegensatz zu Vollseminaren wurden die Studenten hier nicht als Priesteramtskandidat bezeichnet, sondern als Diözesantheologe, um hervorzuheben, dass sie sich im Studium befanden.

Das Gebäude des Collegium Albertinum liegt am Rheinufer an der Ostseite der Adenauerallee (Hausnummer 17–19) in der Bonner Südstadt und steht als Baudenkmal unter Denkmalschutz.[2]

Das Collegium Albertinum beherbergte nicht nur Theologiestudenten des Erzbistums Köln und anderer Diözesen, sondern auch weitere kirchliche Institutionen, etwa die Görres-Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaft, das Institut für Staatskirchenrecht der Deutschen Bischofskonferenz, das Albertus-Magnus-Institut, die Kommission für Zeitgeschichte, die Zentralrendantur Bonn, die Innenrevision des Verbands der Diözesen Deutschlands (VDD) sowie die Joseph-Höffner-Gesellschaft. Aufgrund von Renovierungsmaßnahmen steht diesen Einrichtungen das Gebäude des Collegium Albertinum ab dem 1. September 2024 nicht mehr zur Verfügung. Die Theologiestudenten werden zunächst in Wohngemeinschaften in Bonn oder im Erzbischöflichen Priesterseminar in Köln leben.[3]

Geschichte und Aufgabe

Das Gebäude befindet sich auf dem Gelände einer ehemaligen römischen Siedlung. Teile der Thermenanlage dieser Siedlung können noch besichtigt werden. Entworfen wurde das neugotische Gebäude 1889 von Johannes Richter[4], fertiggestellt wurde es unter Gerhard Franz Langenberg 1892; in den 1980er Jahren wurde es renoviert. Im selben Gebäude war auch das Albertus-Magnus-Institut, das die Schriften Alberts des Großen herausgibt, beherbergt.

Im Collegium Albertinum wohnten im Sommersemester 2018 21 Priesteramtskandidaten. Während der ersten beiden Ausbildungsjahre absolvierten sie neben dem fachtheoretischen Grundstudium an der Universität auch eine geistliche und pastorale Ausbildung. Sie wurden zu den Grundlagen des geistlichen Lebens hingeführt und sollen die nötige menschliche Reife für den pastoralen Dienst erwerben. Gesangsschulung, Stimmbildung und Einführung in die Gesprächsführung gehörten ebenfalls zum Ausbildungsprogramm. Daneben war ein sechswöchiges Praktikum in einer sozialen Einrichtung zu absolvieren.

Im dritten Ausbildungsjahr absolvierten die Priesteramtskandidaten ihr Freisemester. Sie studierten während dieser Zeit an einer anderen Hochschule und wohnen privat, nicht in einem Seminar. Sie sollten die im Albertinum eingeübte geistliche Lebensform selbständig fortführen und einen „angemessenen und einfachen“ Lebensstil pflegen lernen. Daneben absolvierten sie ein sechswöchiges Gemeindepraktikum und erhielten eine erste Hinführung zur Seelsorge bei Kranken. Das vierte und fünfte Ausbildungsjahr wohnten die Diözesantheologen dann wieder im Albertinum und setzen ihr Studium an der Universität Bonn fort. In dieser Zeit sollte der tägliche Vollzug des Stundengebets und der tägliche Besuch der Heiligen Messe sowie der regelmäßige Empfang des Bußsakraments zum wesentlichen Lebensbestandteil werden und die persönliche Entscheidung zur Christusnachfolge gefestigt werden. Das fachtheoretische Studium endete nach dem zehnten Semester mit dem Magister theologiae.

Danach verbrachten die Studenten als Priesteramtskandidaten eine dreijährige Ausbildungszeit im erzbischöflichen Priesterseminar in Köln und empfangen die Diakonen- und die Priesterweihe.

Das Collegium Albertinum verfügte über eine etwa 20.000 Bände umfassende Studienbibliothek mit den Schwerpunkten Theologie und Philosophie, die auch externen Nutzern zur Verfügung stand; als Präsenzbibliothek war eine Ausleihe nicht möglich.[5]

Im Collegium Albertinum wohnte auch der damalige Bonner Professor Joseph Ratzinger, der an der Universität Bonn zum 1. April 1959 den Lehrstuhl für Fundamentaltheologie übernommen hatte. Den Lehrstuhl hatte er bis 1963 inne. In dieser Zeit kam er auch intensiv mit dem Kölner Erzbischof Josef Frings in Kontakt, der ihn als Berater während der Sitzungen des Zweiten Vatikanischen Konzils mit nach Rom nahm.[6]

Ehemalige Vorstände des Collegium Albertinum

Literatur

  • Andreas Denk, Ingeborg Flagge: Architekturführer Bonn. Berlin 1997, ISBN 3-496-01150-5, S. 20.
  • Peter Jurgilewitsch, Wolfgang Pütz-Liebenow: Die Geschichte der Orgel in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis, Bouvier Verlag, Bonn 1990, ISBN 3-416-80606-9, S. 42–44. [noch nicht für diesen Artikel ausgewertet]
  • Wilfried Evertz (Hrsg.): Im Spannungsfeld zwischen Staat und Kirche: 100 Jahre Priesterausbildung im Collegium Albertinum. Siegburg: Schmitt, 1992 (Studien zur Kölner Kirchengeschichte; Bd. 26), ISBN 3-87710-155-0.
Commons: Collegium Albertinum (Bonn) – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Umbau des Kölner Priesterseminars abgeschlossen – Umzug des Bonner „Collegium Albertinum“. Abgerufen am 18. Januar 2024.
  2. Denkmalliste der Stadt Bonn (Stand: 15. Januar 2021), S. 2, Nummer A 1847
  3. Erzbistum Köln: Nutzung von Bonner Collegium Albertinum offen. Abgerufen am 18. März 2023.
  4. Moritz Wild: Der Baumeister Johannes Richter und die neugotische Pfarrkirche St. Nikolaus in Bonn-Kessenich. In: Landschaftsverband Rheinland, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland: Denkmalpflege im Rheinland, ISSN 0177-2619, 30. Jahrgang, Nr. 3, 3. Vierteljahr 2013, Klartext Verlag, Essen 2013, S. 116–125 (hier: S. 118).
  5. Die Hausbibliothek (Collegium Albertinum). Erzbistum Köln, abgerufen am 8. Mai 2022.
  6. Manuel Schlögl, Am Anfang eines großen Weges. Joseph Ratzinger in Bonn und Köln, Verlag Schnell & Steiner, Regensburg 2014

Koordinaten: 50° 43′ 56,7″ N, 7° 6′ 29,3″ O

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