Cohors I Noricorum

Das Militärdiplom vom 13. Juni 80 n. Chr. (CIL 16, 26)

Die Cohors I Noricorum [equitata] [Antoniniana] [Gordiana] (deutsch 1. Kohorte der Noriker [teilberitten] [die Antoninianische] [die Gordianische]) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome, Inschriften und Ziegelstempel belegt.

Namensbestandteile

  • Noricorum: der Noriker. Die Soldaten der Kohorte wurden bei Aufstellung der Einheit aus dem keltischen Volk der Noriker auf dem Gebiet der röm. Provinz Noricum rekrutiert.
  • equitata: teilberitten. Die Einheit war ein gemischter Verband aus Infanterie und Kavallerie. Der Zusatz kommt in Inschriften[1] vor.
  • Antoniniana: die Antoninianische. Eine Ehrenbezeichnung, die sich auf Caracalla (211–217) bezieht. Der Zusatz kommt in einer Inschrift[2] vor.
  • Gordiana: die Gordianische. Eine Ehrenbezeichnung, die sich auf Gordian III. (238–244) bezieht. Der Zusatz kommt in einer Inschrift[3] vor.

Da es keine Hinweise auf den Namenszusatz milliaria (1000 Mann) gibt, war die Einheit eine Cohors quingenaria equitata. Die Sollstärke der Kohorte lag bei 600 Mann (480 Mann Infanterie und 120 Reiter), bestehend aus 6 Centurien Infanterie mit jeweils 80 Mann sowie 4 Turmae Kavallerie mit jeweils 30 Reitern.

Geschichte

Die Kohorte war in der Provinz Pannonia stationiert. Sie ist auf Militärdiplomen für die Jahre 80 bis 193 n. Chr. aufgeführt.[4][5][6]

Die Einheit war vermutlich bereits während der Regierungszeit von Claudius (41–54) in Pannonia stationiert.[7] Durch ein Diplom ist sie erstmals für das Jahr 80 in der Provinz nachgewiesen. In dem Diplom wird die Kohorte als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Pannonia) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 84 bis 193 datiert sind, belegen die Einheit in Pannonia (bzw. ab 110 in Pannonia Inferior).

Der letzte Nachweis der Kohorte beruht auf einer Inschrift,[3] die auf 240 datiert wird.

Standorte

Grabstein des Kreters Theander, Optio der 1. Noriker-Kohorte

Standorte der Kohorte in Pannonia waren möglicherweise:

Ziegel[9] mit den Stempeln der Einheit wurden beim Kastell Zwentendorf gefunden.

Angehörige der Kohorte

Folgende Angehörige der Kohorte sind bekannt.[4]

Kommandeure

  • M(arcus) M[]: er wird auf dem Diplom von 147 als Kommandeur genannt.

Sonstige

Siehe auch

Weblinks

Commons: Cohors I Noricorum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Margaret M. Roxan: Two Complete Diplomas of Pannonia Inferior: 19 May 135 and 7 Aug. 143. In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik. Band 127 (1999), S. 249–273 (PDF).
  • John Spaul: Cohors² The evidence for and a short history of the auxiliary infantry units of the Imperial Roman Army, British Archaeological Reports 2000, BAR International Series (Book 841), ISBN 978-1-84171-046-4

Einzelnachweise

  1. Inschriften mit equitata (CIL 3, 10277, CIL 3, 10279)
  2. Inschrift mit Antoniniana (CIL 3, 10279)
  3. a b Inschrift mit Gordiana (CIL 3, 10277)
  4. a b John Spaul, Cohors², S. 275, 297–298
  5. Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 161, 163 Tabellen 5, 7 (PDF).
  6. Militärdiplome der Jahre 80 (CIL 16, 26), 84 (CIL 16, 30), 85 (CIL 16, 31), 110 (CIL 16, 164), 114 (RMD 3, 153), 119 (AE 2003, 2041), 126 (AE 2010, 1861), 135 (RMD 4, 251), 139 (CIL 16, 175), 143 (RMD 4, 266), 147 (AE 2012, 1183), 148 (CIL 16, 179, CIL 16, 180), 152 (AE 2009, 1826), 154 (AE 2004, 1923), 157 (RMD 2, 102, RMD 2, 103, AE 2009, 1079), 157/158 (SpNov-2004-156), 162 (ZPE-173-223), 167 (CIL 16, 123) und 192 (RMD 5, 446, RMD 5, 447)
  7. Margaret M. Roxan, Two Complete Diplomas, S. 261–262
  8. Inschriften aus Lugio (CIL 3, 3300, CIL 3, 10279)
  9. Ziegel aus Zwentendorf (AE 1962, 214)

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Roman military diploma Carnuntum 00.jpg
Autor/Urheber: MatthiasKabel, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Im Museum von Carnuntum (Österreich) hinterlegtes Militärdiplom aus dem castellum Klosterneuburg, identifiziert mit CIL XVI 26 = CIL III 854 vom 13. Juni 80.
Mainz, Grabstein des Theander.jpg
Autor/Urheber: Heiko Fischer, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Grabstein des Kreters Theander, Optio der 1. Noriker-Kohorte. 1. Hälfte des 1. Jh. Gefunden in Mainz, Weichselstraße 74. Steinhalle des Landesmuseums Mainz, Inventarnummer S 268.