Cohors I Germanorum
Die Cohors I Germanorum (deutsch 1. Kohorte der Germanen) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome, Inschriften und die Notitia dignitatum belegt.
Eine Auxiliareinheit mit der Bezeichnung Cohors I Germanorum war in den Provinzen Cappadocia, Germania superior und Moesia inferior stationiert. Von einigen Historikern wurde angenommen, dass es sich dabei um eine einzige Kohorte gehandelt hat, die zwischen diesen Provinzen verlegt wurde, während andere Historiker von zwei oder drei verschiedenen Einheiten mit demselben Namen ausgehen.
Eine Einheit
Laut Florian Matei-Popescu wurde von Historikern früher vermutet, dass die in Germania superior stationierte Kohorte unter Antoninus Pius nach Moesia inferior verlegt wurde; durch den Fund neuer Militärdiplome ist diese Hypothese aber hinfällig geworden.[1]
Laut Michael Alexander Speidel ist eine Cohors I Germanorum milliaria equitata in Cappadocia erstmals durch Arrians Werk Ἔκταξις κατὰ Ἀλάνοον belegt; sie war danach bis zum Ende des 4. Jhd. in Cappadocia stationiert.[2]
Zwei Einheiten
John Spaul geht von zwei verschiedenen Kohorten aus: eine Einheit, die in Germania superior stationiert war und eine zweite Einheit, die in Moesia inferior stationiert war. Die in Cappadocia stationierte Einheit erwähnt er nicht.[3] Laut John Spaul ging Conrad Cichorius von zwei Einheiten aus.[4]
Werner Eck, Paul Holder, Andreas Pangerl, Peter Weiß gehen ebenfalls von zwei verschiedenen Kohorten aus, die in Germania superior und Moesia inferior stationiert waren.[5] Florian Matei-Popescu hält es für wahrscheinlich, dass es sich bei den in Germania superior und in Moesia inferior stationierten Kohorten um zwei verschiedene Einheiten handelt.[1]
Ovidiu Țentea, Florian Matei-Popescu geben zwei verschiedene Kohorten an: eine Einheit, die in Cappadocia und eine zweite Einheit, die in Moesia inferior stationiert war.[6]
Drei Einheiten
Jörg Scheuerbrandt geht von drei verschiedenen Einheiten aus: einer Cohors I Germanorum civium Romanorum, die in Germania superior stationiert war, einer weiteren Cohors I Germanorum civium Romanorum, die in Moesia inferior stationiert war und einer Cohors I Germanorum, die in Cappadocia stationiert war.[7]
Laut John Spaul ging G. Leonard Cheesman von drei Einheiten aus.[4]
Fazit
Das hier angegebene Szenario folgt den Ausführungen von Jörg Scheuerbrandt. Es geht von drei verschiedenen Kohorten mit dieser Bezeichnung aus:
- Cohors I Germanorum (Cappadocia), stationiert in der Provinz Cappadocia
- Cohors I Germanorum (Germania), stationiert in Germania superior
- Cohors I Germanorum (Moesia), stationiert in Moesia inferior
Siehe auch
Weblinks
Literatur
- John Spaul: Cohors² The evidence for and a short history of the auxiliary infantry units of the Imperial Roman Army, British Archaeological Reports 2000, BAR International Series (Book 841), ISBN 978-1-84171-046-4
Einzelnachweise
- ↑ a b Florian Matei-Popescu: The Roman Army in Moesia Inferior, Conphys Publishing House, Bucharest, 2010, ISBN 978-973-750-177-6, S. 213–214 (Online).
- ↑ Michael Alexander Speidel: The Development of the Roman Forces in Northeastern Anatolia. New evidence for the history of the exercitus Cappadocicus. Sonderdruck aus: M. A. Speidel, Heer und Herrschaft im Römischen Reich der Hohen Kaiserzeit, Stuttgart 2009, S. 595–631, hier S. 603, 614 (Online).
- ↑ John Spaul, Cohors², S. 254–256.
- ↑ a b John Spaul, Cohors², S. 235.
- ↑ Werner Eck, Paul Holder, Andreas Pangerl, Peter Weiß: Ein überraschendes Phänomen: Neue Zeugen in zwei Diplomen für die Truppen von Moesia inferior vom 11. Oktober 146 In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik, Band 195 (2015), S. 222–230, hier S. 224 (Online).
- ↑ Ovidiu Țentea, Florian Matei-Popescu: Alae et Cohortes Daciae et Moesiae. A review and update of J. Spaul`s Ala and Cohors In: Acta Musei Napocensis 39-40/I, Cluj-Napoca, 2002–2003 (2004), S. 259–296, hier S. 284 (Online).
- ↑ Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 62 (PDF).
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