Cohors II Chalcidenorum

Eines der Militärdiplome vom 13. Mai 105 n. Chr. (AE 2004, 1256)

Die Cohors II Chalcidenorum [sagittariorum oder sagittaria] (deutsch 2. Kohorte aus Chalcis [der Bogenschützen]) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome belegt.

Namensbestandteile

  • II: Die römische Zahl steht für die Ordnungszahl die zweite (lateinisch secunda). Daher wird der Name dieser Militäreinheit als Cohors secunda .. ausgesprochen.
  • Chalcidenorum: aus Chalcis. Die Soldaten der Kohorte wurden bei Aufstellung der Einheit aus der Stadt Chalcis und ihrer Umgebung rekrutiert.
  • sagittariorum oder sagittaria: der Bogenschützen. Der Zusatz kommt in den Militärdiplomen von 120 und 145 bis 157 vor.
  • equitata: teilberitten. Die Einheit war möglicherweise ein gemischter Verband aus Infanterie und Kavallerie.[1][2][3][A 1]

Da es keine Hinweise auf den Namenszusatz milliaria (1000 Mann) gibt, war die Einheit entweder eine reine Infanterie-Kohorte, eine Cohors (quingenaria) peditata, mit einer Sollstärke von 480 Mann oder eine Cohors (quingenaria) equitata mit einer Sollstärke von 600 Mann (480 Mann Infanterie und 120 Reiter), bestehend aus 6 Centurien Infanterie mit jeweils 80 Mann sowie 4 Turmae Kavallerie mit jeweils 30 Reitern.

Geschichte

Die Kohorte war in den Provinzen Moesia und Moesia inferior (in dieser Reihenfolge) stationiert. Sie ist auf Militärdiplomen[4] für die Jahre 75 bis 157 n. Chr. aufgeführt.[3][5][6][7]

Der erste Nachweis in Moesia beruht auf zwei Diplomen, die auf 75 datiert sind. In den Diplomen wird die Kohorte als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Moesia) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 75 bis 157 datiert sind, belegen die Einheit in derselben Provinz (bzw. ab 99 in Moesia Inferior).

Standorte

Standorte der Kohorte sind nicht bekannt. Ziegel mit dem vermutlichen Stempel der Einheit[A 2] wurden in Izvoarele[8] und Sucidava[9] gefunden.[1][3]

Angehörige der Kohorte

Siehe auch

Weblinks

Commons: Cohors II Chalcidenorum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Ovidiu Țentea: Ex Oriente ad Danubium. The Syrian auxiliary units on the Danube frontier of the Roman Empire Publisher: Mega Publishing House, Editor: Centre of Roman Military Studies 6, ISBN 978-606-543-206-2, doi:10.13140/RG.2.1.4246.1604 (Online)
  • John Spaul: Cohors² The evidence for and a short history of the auxiliary infantry units of the Imperial Roman Army, British Archaeological Reports 2000, BAR International Series (Book 841), ISBN 978-1-84171-046-4

Anmerkungen

  1. a b Laut Margaret M. Roxan wurden für die Inschrift (AE 1973, 485) verschiedene Lesungen vorgeschlagen, darunter [praef(ecto) coh(ortis) II] equ[itatae Chalci]denoru[m]. Die Lesung der EDCS ist equ[it(atae) praef(ecto) coh(ortis) II(?) Chalci]denoru[m]. Falls eine bestimmte Lesung der (ergänzten) Inschrift zutrifft, dann wäre die Einheit equitata gewesen und der Unbekannte wäre Kommandeur der Einheit gewesen.
  2. Laut Ovidiu Țentea ist die Textergänzung der Ziegelstempel COH II C zu Cohors II Chalcidenorum nicht gesichert. Laut Florian Matei-Popescu könnte es sich dabei auch um die Cohors II Gallorum handeln.

Einzelnachweise

  1. a b Florian Matei-Popescu: The Roman Army in Moesia Inferior Conphys Publishing House, Bucharest, 2010, ISBN 978-973-750-177-6, S. 200 (Online).
  2. Margaret M. Roxan: An Auxiliary/Fleet Diploma of Moesia Inferior: 127 August 20 In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik, Band 118 (1997), S. 287–299, hier S. 294 (PDF).
  3. a b c Ovidiu Țentea, Ex Oriente ad Danubium, S. 16–17, 40–41, 168–172.
  4. Militärdiplome der Jahre 75 (Chiron-2009-506, RMM 00001), 77/78 (AE 2011, 1118), 92 (ZPE-148-269), 97 (RMD 5, 337), 99 (CIL 16, 45, RMM 00008, ZPE-180-295), 105 (AE 2004, 1256, RMM 00011), 107 (Chiron-2009-514), 120 (Chiron-2009-533, ZPE-207-219), 127 (RMD 4, 241, ZPE-165-232), 134 (CIL 16, 78), 138 (CIL 16, 83), 145 (RMD 3, 165), 146 (AE 2007, 1233, Chiron-2009-553, RMD 4, 270), 155 (RMD 5, 414) und 157 (AE 2007, 1236, RMD 1, 50).
  5. John Spaul, Cohors², S. 422, 429.
  6. Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 172 Tabelle 14 (PDF).
  7. Werner Eck, Andreas Pangerl: Moesia und seine Truppen II: Neue Diplome für Moesia, Moesia inferior, und Moesia superior In: Chiron, Band 39 (2009), S. 505–589, hier S. 506–509, 514–519, 533–536, 553–556 (Online).
  8. Ziegel aus Izvoarele: Stempel COH II C (CERom-10, 00552b).
  9. Ziegel aus Sucidava: Stempel COH II C (CERom-10, 00552a, CERom-21/24, 01084, CERom-21/24, 01085, CERom-21/24, 01087).

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Autor/Urheber: Heiko Fischer, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Das Militärdiplom des Atrectus im Historischen Museum der Pfalz in Speyer, ausgestellt am 13. Mai 105.