Clusiidae

Clusiidae

Clusia tigrina, Weibchen

Systematik
Klasse:Insekten (Insecta)
Ordnung:Zweiflügler (Diptera)
Unterordnung:Fliegen (Brachycera)
Teilordnung:Muscomorpha
Überfamilie:Opomyzoidea
Familie:Clusiidae
Wissenschaftlicher Name
Clusiidae
Handlirsch, 1884
Unterfamilien
  • Clusiinae
  • Clusiodinae
  • Sobarocephalinae

Die Clusiidae sind eine Familie der Zweiflügler (Diptera) und werden innerhalb der Fliegen (Brachycera) der Teilordnung Muscomorpha zugeordnet. Die Familie ist weltweit verbreitet, wobei die meisten Arten Bewohner der tropischen Regionen sind. Etwa 360 Arten in 17 Gattungen wurden bis 2011 beschrieben; in Europa kommen hiervon 14 Arten vor, die 4 Gattungen angehören.[1][2]

Merkmale

Adulte Fliege

Arten aus der Familie Clusiidae erreichen eine Länge von 2 bis 8 Millimeter. Die kleinen bis mittelgroßen Fliegen sind von schlankem, zylinderförmigem Habitus, ihr Körper besitzt eine matte bis glänzende Oberfläche. Die Grundfärbung des Körpers variiert je nach Art von Schwarz und Braun bis hin zu Weiß oder Gelb, wobei oft braune Muster auf gelbem Grund ausgebildet werden. Die Flügel sind meist, zumindest in Teilen, dunkel gefärbt, dabei manchmal auch gemustert.[3][4] Die Flügeladerung ist weitgehend vollständig ausgebildet, die geschlossene Analzelle am äußeren Rand aufgewölbt; die Costa wird bei der Einmündung der vollständig ausgebildeten Subcosta unterbrochen. Der Kopf ist breiter als lang und trägt 2 bis 4 Paar, meist gut ausgebildete, Orbitalborsten. Die Vertikalplatten reichen bis zum Vorderrand der Frons, ein Paar Vibrissae ist vorhanden und kräftig ausgebildet. Familientypisch ist ein spitzer, dreieckiger Fortsatz am äußeren Rand des 2. Fühlerglieds (Pedicellus) der Antennen sowie eine beborstete oder gefiederte Fühlerborste, die körperseitig dem Ende des ersten Flagellomers entspringt.

Eier

Die Eier erreichen etwa die Länge des 6. Sternits des Weibchens und sind meist 3 bis 4 mal so lang wie breit. Sie verjüngen sich konisch zu den Enden hin, zum Vorderende dabei ausgeprägter. Die Mikropyle ist klein und wölbt sich etwas über die warzige, durchscheinende Oberfläche hinaus.[5]

Larven

Die bisher bekannten Larven aus den Gattungen Clusiodes und Clusia besitzen beiderseits spitz zulaufende Enden und sind weiß gefärbt, wobei die Segmentierung erkennbar bleibt. Die Gesichtsmaske ist stark reduziert, die Mandibeln sind klein und stark sklerotisiert. Der Prothorax wird von Tastborsten umgeben und trägt seitlich hinten die vorderen Atemöffnungen (Spirakel). Der Analbereich ist blass, die körperseits davor liegenden Spirakel sind auf sklerotisierten Platten angeordnet. Bemerkenswert ist die Fähigkeit der Larven, sich springend fort zu bewegen.[6][7]

Lebensweise

Ein Clusia tigrina Männchen verteidigt seinen Balzplatz
Clusia flava bei der Eiablage

Tropische Arten bevorzugen oftmals feuchte Lebensräume in Wassernähe.[5] Die in Europa beheimateten Arten werden hingegen meist als Einzeltiere in Wäldern an alten Bäumen oder auf Totholz angetroffen, wovon sich auch der englischsprachige Namen "druid flies" (Druidenfliegen) für die Familie ableitet. Neben Blütennektar und Pflanzensäften dienen verrottendes Pflanzenmaterial sowie Kot von Vögeln und Säugetieren den Fliegen als Nahrung. Der Ort der Eiablage an Holz scheint nicht mit einer spezifischen Baumart assoziiert zu sein, sondern wird durch Wassergehalt, Schattierungsgrad, dem Stadium des Holzabbaus und der Gegenwart von Myzelien bestimmter Pilze bestimmt.[8] Larven und Puparien finden sich zwischen Splint- und Kernholz in zerfallenden Stämmen.[9] Die Clusiidae gehören zu den wenigen Fliegenfamilien, in denen sich ein ausgeprägtes Lekking-Verhalten entwickelt hat. Männchen verteidigen dabei ihre Balzarena gegen artgleiche männliche Eindringlinge und präsentieren sich dort, um paarungswillige Weibchen anzulocken. Befruchtete Weibchen legen ihre Eier dann entfernt vom Balzplatz an einer geeigneten Stelle ab.

Systematik

Im Jahr 1960 teilte Frey basierend auf der Kopfbeborstung die Familie erstmals in zwei Unterfamilien auf, in die Clusiodinae und in die Clusiinae.[10] Untersuchungen von Lonsdale & Marshall (2006)[11] unter Einbeziehung der Genitalorgane und weiterer morphologischer Merkmale führten dann zu einer Redefinition von Clusiinae und Clusiodinae sowie zur Beschreibung einer weiteren Unterfamilie Sobarocephalinae. Die erste phylogenetische Untersuchung unter Einbeziehung molekular-biologischer Daten erfolgte 2010.[12] Im Ergebnis musste die Unterfamilie Sobarocephalinae neu definiert werden; sie enthält nun alle neuweltlich-endemischen Gattungen, während die Unterfamilien Clusiinae und Clusiodinae in der Alten Welt entstanden sein dürften.

Einzelnachweise

  1. T. Pape, V. Blagoderov, M. B. Mostovski: Order Diptera Linnaeus, 1758. In: Z.-Q. Zhang (Hrsg.): Animal biodiversity: An outline of higher-level classification and survey of taxonomic richness. (= Zootaxa. 3148). Magnolia Press, Auckland 2011, ISBN 978-1-86977-849-1, S. 222–229. (pdf)
  2. J. Roháček, B. Merz: Clusiidae. In: T. Pape (Hrsg.): Fauna Europaea: Diptera, Flies. Fauna Europaea version 1.3, 2007, Fauna Europaea, abgerufen am 20. April 2015
  3. J. Roháček: Clusiidae Handlirsch, 1884. In: L. Jedlička, M. Kúdela, V. Stloukalová (Hrsg.): Checklist of Diptera of the Czech Republic and Slovakia. Electronic version 2. (online)
  4. O. Lonsdale: Clusiidae (druid flies). In: A. H. Kirk-Spriggs (Hrsg.): Manual of Afrotropical Diptera. Volume 2, Publications Unit of the South African National Biodiversity Institute, Pretoria 2018. (pdf)
  5. a b O. Lonsdale, S. A. Marshall: Clusiidae. In: B. Brown u. a. (Hrsg.): Manual of Central American Diptera. Vol. 2, NRC Research Press, Ottawa 2010, S. 1041–1048.
  6. J. R. Malloch: A revision of the dipterous family Clusiodidae (Heteroneuridae). In: Proceedings of the Entomological Society of Washington. Band 20, Nr. 1, 1918, S. 2–8.
  7. A. Sóos: Clusiidae. In: J. F. McAlpine (Hrsg.): Manual of Nearctic Diptera. Vol. 2, (= Monograph. 28). Research branch, Agriculture Canada, Ottawa 1987, ISBN 0-660-12125-5, S. 853–857.
  8. J. Rohácek: Clusiidae (Diptera) of the Czech and Slovak Republics: Faunistics and notes on biology and behaviour. In: Cas. Slez. Muz. Opava (A). Band 44, 1995, S. 123–140.
  9. G. E. Rotheray, D. Horsfield: Development sites and early stages of eleven species of Clusiidae (Diptera) occurring in Europe. In: Zootaxa. Nr. 3619, 2013, S. 401–427.
  10. R. Frey: Studien über indoaustralische Clusiiden (Dipt.) nebst Katalog der Clusiiden. In: Comment. Biol. Band 22, Nr. 2, 1960, S. 1–31.
  11. O. Lonsdale, S. A. Marshall: Redefinition of the Clusiinae and Clusiodinae, description of the new subfamily Sobarocephalinae, revision of the genus Chaetoclusia and a description of Procerosoma gen. n. (Diptera: Clusiidae). In: European Journal of Entomology. 103, 2006, S. 163–182. (pdf)
  12. O. Lonsdale, S. A. Marshall, J. Fu, B. Wiegmann: Phylogenetic analysis of the druid flies (Diptera: Schizophora: Clusiidae) based on morphological and molecular data. In: Insect Systematics & Evolution. Band 41, 2010, S. 231–274.

Literatur

Weblinks

Commons: Clusiidae – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Auf dieser Seite verwendete Medien

Clusia flava - 2015-08-30.webm
Autor/Urheber: Pristurus, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Clusia flava bei der Eiablage in Bohrlöcher von Borkenkäfern auf gestürzter Buche; gefilmt in einem Wald bei Marburg, Mittelhessen.
Diptera-Clusiidae-Paraclusia-tigrina-20110910a.JPG
Autor/Urheber: TristramBrelstaff, Lizenz: CC BY-SA 3.0
A female Paraclusia tigrina (Diptera: Clusiidae). Identified by Piet Nord at Diptera.info.
Paraclusia tigrina - lekking behaviour.ogv
Autor/Urheber: Pristurus, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Verhalten am Balzplatz (Lekking behaviour) von Paraclusia tigrina ; gefilmt am 1.9.2011 in einem Mischwald nahe Marburg, Mittelhessen.