Club de l’Entresol

Club de l’Entresol, (oder Mezzanine-Clubs) war ein 1724 gegründeter Gesprächskreis in Paris der bis 1731 bestand. Deren Ziel in der freien Diskussion politischer und wirtschaftlicher Fragen bestand.[1][2]

Geschichte

Eingangsbereich der N° 7 Place Vendôme[3][4]

Der Club de l’Entresol (wörtlich übersetzt Klub im Zwischengeschoss oder Hochparterre) war ein Treff oder Salon, welcher von Pierre-Joseph Alary[5] und Charles-Irénée Castel de Saint-Pierre (Abbé de Saint-Pierre)[6] nach englischem Vorbild für eine freie Diskussion von politischen und wirtschaftlichen Fragen im Jahre 1724 gegründet worden war. Man traf sich samstäglich von siebzehn bis zwanzig Uhr in Räumlichkeiten des Hôtel de Créqui (jetzt Hôtel du Président Hénault de Cantorbe), N° 7 Place Vendôme, 1er arrondissement de Paris, in einer im Hochparterre gelegenen Wohnung des französischen Schriftstellers und Historikers Charles-Jean-François Hénault (1685–1770).

Pierre-Joseph Alary; Gemälde von Claude Pougin de Saint-Aubin (1730–1783) – Archives de l'Academie Francaise
Charles Irénée Castel de Saint-Pierre

Charles-Irénée Castel de Saint-Pierre und wahrscheinlich auch die anderen Teilnehmer nutzen den Club um die eigenen Positionen und Vorstellungen in eine diskursive öffentliche Auseinandersetzung zu bringen. So wurden viele seiner Denkschriften und Abhandlungen über politische, edukative und moralphilosophische Themen im Kreise des Club de l’Entresol vorgestellt, so etwa Projet de Taille tarifée (1723), Mémoire pour diminuer le nombre des procès (1725) in welchem ein einheitliches französisches Recht gefordert wurde oder Oeuvres diverses (1733-1?41), Réflexions sur l'Anti machiavel (1740).[7] Aus der Perspektive von Abbé de Saint-Pierre stellte dieser Gesprächskreis in seiner Organisation, die Verwirklichung einer von ihm geforderten Académie politique dar, welche sich öffentlichkeitswirksam mit allgemeinen sozialpolitischen Fragen befassen sollte.[8]

Die Treffen folgten einem festgelegten Zeitplan. So wurde die erste Stunde der Lesung von Auszügen aus Zeitungen und Publikationen gewidmet, dann Antworten auf noch offene Fragen der Vorwoche gesucht, später widmete man sich den politischen Kommentaren etwa von ehemaligen Botschaftern und ähnlichem mehr. Jeder Teilnehmer war verantwortlich für ein Thema, das er zuvor ausgewählt hatte, und bearbeitete dieses für das nachfolgende Referat.

Porträt des Gastgebers Charles-Jean-François Hénault in seiner Wohnung im Hôtel de Créqui an der Pariser Place Vendôme

Die bis zu zwanzig Teilnehmer der losen Runde von waren bereit zum freien Meinungsaustausch und brachten sich zum Teil mit ihrem Expertenwissen ein.[9]

Anfänglich, in den ersten Regierungsjahren von Ludwig XV., konnte relativ frei über politische und gesellschaftliche Fragen diskutiert werden. Mit zunehmender Aufmerksamkeit, die der Debattierclub in einflussreichen, dem Ancien Régime verpflichteten, Kreisen fand, folgte die Sanktion:[10] Als vermeintlich staatsgefährdende Inhalte in die Öffentlichkeit gelangten, ließ Ludwig XV., auch auf Druck von Kardinal Fleury, um das Jahr 1731 den Hort der Aufklärung schließen.

Literatur

  • Lucien Lanier: Le Club de l'entresol, 1723-1731, discours de réception. Académie des sciences, de M. Yvert 1879.
  • Peter Hanns Reill, Ellen Judy Wilson: Encyclopedia of the Enlightenment. (PDF; 6,8 MB) Facts on File, 2004.
  • François Cadilhon: La France d'Ancien Régime: Textes et documents, 1484-1789. PU Bordeaux 2002, ISBN 2-86781-303-4, S. 331–333.
  • Nick Childs: A Political Academy in Paris 1724-1731: The Entresol and Its Members. Studies on Voltaire and the Eighteenth Century. Voltaire Foundation, Oxford 2000.
  • Uwe Backes: Politische Extreme (Schriften des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung). Vandenhoeck & Ruprecht, 2006, ISBN 3-525-36908-5, S. 86 ff.
  • Pierre-Yves Beaurepaire: La France des Lumières 1715–1789. Histoire de France. Belin 2011, ISBN 978-2-7011-3365-2, S. 112–115.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Harvey Chisick: Historical Dictionary of the Enlightenment (Historical Dictionaries of Ancient Civilizations and Historical Eras). Scarecrow Press, 2005, S. 114.
  2. Pierre-Yves Beaurepaire: La France des Lumières 1715–1789. Histoire de France. Belin, 2011, ISBN 978-2-7011-3365-2, S. 112.
  3. Monuments historiques
  4. Harvey Chisick: Historical Dictionary of the Enlightenment. S. 114.
  5. Porträt von Abbe Pierre-Joseph Alary
  6. Anke Datemasch: Leben und Werk des Charles Irènèe Castell de Saint-Pierre. Grin-Verlag, 2009.
  7. Anke Datemasch: Leben und Werk des Charles Irènèe Castell de Saint-Pierre. Grin-Verlag, 2009, S. 9 ff.
  8. Anke Datemasch: Leben und Werk des Charles Irènèe Castell de Saint-Pierre. Grin-Verlag, 2009, S. 9.
  9. Ulrich Hof: Das Europa der Aufklärung. C.H. Beck, 1993, S. 105 ff.
  10. Anke Datemasch: Leben und Werk des Charles Irènèe Castell de Saint-Pierre. Grin-Verlag, 2009, S. 9 ff.

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Dieses Gebäude ist als historisches Denkmal (Monument historique) eingetragen. Es ist in der Base Mérimée, einer Datenbank des französischen Kulturministeriums über das architektonische Erbe Frankreichs, aufgeführt, unter der Angabe PA00086313 .
Charles-Jean-François Hénault - Versailles MV 2970.jpg
Président du parlement de Paris, surintendant de la Maison de la reine Marie Leszczynska
Pierre-Joseph Alary - Versailles MV 2971.jpg
Pierre-Joseph Alary (1689–1770), französischer Geistlicher, Philosoph und Literat.