Clermont (Oise)

Clermont
Clermont (Frankreich)
StaatFrankreich
RegionHauts-de-France
Département (Nr.)Oise (60)
ArrondissementClermont
KantonClermont (Hauptort)
GemeindeverbandClermontois
Koordinaten49° 23′ N, 2° 25′ O
Höhe48–162 m
Fläche5,81 km²
Einwohner10.475 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte1.803 Einw./km²
Postleitzahl60600
INSEE-Code
Websitehttp://www.mairie-clermont.fr/

Rue de la république in Clermont

Clermont ist eine französische Gemeinde mit 10.475 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Oise in der Region Hauts-de-France; die Stadt liegt im Tal der Brèche.

Clermont ist Verwaltungssitz des Arrondissements Clermont, Hauptort des Kantons Clermont und Sitz der Communauté de communes du Clermontois.

Geschichte

In der Vergangenheit hieß die Gemeinde Clermont-en-Bauvaisis und Clermont-en-France. Sie war Hauptstadt der Grafschaft Clermont-en-Beauvaisis.

Centre Hospitalier Isarien

In Clermont befindet sich die psychiatrische Klinik Centre Hospitalier Isarien, deren Wurzeln bis auf ein im Jahr 1480 im heutigen Agnetz gegründetes Franziskaner-Kloster zurückreichen.[1] Das Kloster fungierte in seiner langen Geschichte auch als Asyl, Gefängnis und Altersheim und nahm seit dem 17. Jahrhundert andernorts unerwünschte Ordensleute, Alkoholiker und sogenannte Geisteskranke auf, die mit einem vom König unterschriebenen „Gütesiegel“ eingesperrt wurden. Es war somit Kloster, Staatsgefängnis, Irrenanstalt und Altersheim.[2]

Kurz vor dem Ausbruch der Französischen Revolution wurde Eloi Tribou (* 20. Februar 1755; † 10. Dezember 1827 in Clermont) Vorsteher (Le père supérieur) des Klosters, das aber 1790 seine Pforten schloss. Die mit einem königlichen Befehl inhaftierten Personen wurden freigelassen und zurück blieben die als Geisteskranke bezeichneten Personen. Denen nahm sich Eloi Tribou, der inzwischen aus dem Orden ausgeschieden war, an und konnte die Behörden davon überzeugen, für sie ein Maison Nationale de Ia Garde zu gründen, dessen Direktor er wurde. 1793 heiratete er die ehemalige Nonne Marie-Sophie de Braine, und aus dieser Ehe ging unter anderem die Tochter Aimée-Désirée hervor.[1]

1797 starb Marie-Sophie Tribou, und ein Jahr später konnte Eloi Tribou nicht den Verkauf des Klosters verhindern. Zusammen mit seinen Schützlingen verließ er es 1799 und ließ sich in Clermont an dem Ort nieder, an dem sich noch heute das Centre Hospitalier befindet. 1820 heiratete Aimée-Désirée Tribou den Arzt Gustave Labitte (* etwa Februar 1797; † 4. Oktober 1835 in Clermont)[3], der die weitere Entwicklung der Einrichtung voran trieb. 1831 konnte er mit dem Präfekten des Departements 0ise eine Vereinbarung zu treffen, um die Bedürftigen des Departements aufzunehmen. 1832 folgte die gleiche Vereinbarung mit Seine et Oise und 1833 mit der Somme.[1]

1887 wurde die Einrichtung in öffentliches Eigentum überführt und der gemeinsamen Verwaltung der Departements Seine, Oise und Seine-et-Marne unterstellt.[1]

Der Erste Weltkrieg führte zu schweren Beeinträchtigungen beim Betrieb der Einrichtung und zu Schwierigkeiten bei der Versorgung der Patienten. 1917 folgte gar eine Evakuierung, und es kam zu schweren Beschädigungen der Gebäude in Folge von Bombardierungen. Und dennoch konnte der Direktor in seinem Jahresbericht 1918 feststellen, „dass die Einrichtung all die Jahre "dank des Pflichtbewusstseins des gesamten Personals" funktionieren konnte. Und das für Männer und Frauen, die "von denen, die sich mit dem Argument der unnötigen Verschwendung gegen alle Versuche wehren, das Schicksal dieser unglücklichen Menschen zu verbessern, als sozialer Abfall betrachtet werden".[4][1]

Zwischen 1934 und 1940 stieg die Zahl der Patienten von 2802 auf 4484, doch mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs bzw. der diesem vorangehenden Mobilmachung kam es zu drastischen Personalausfällen. 404 Bedienste wurden eingezogen, so dass nur noch drei Ärzte, die von drei Assistenzärzten unterstützt wurden, fast 4.500 Krankenhauspatienten zu betreuen hatten. Unter dem Vichy-Regime und der deutschen Besatzung kam es dann vor allem zu Lebensmittelengpässen und zu Umorganisationen: Teile der Patienten wurden in andere Einrichtungen verlegt, um Platz zu schaffen für Patienten aus dem allgemeinen Krankenhaus und für alte Menschen aus Hospizen. 1942 wurden Besatzungstruppen hier untergebracht 1943 erfolgte die Verlegung von 964 Kranken aus der psychiatrischen Klinik in Sotteville-lès-Rouen zusammen mit ihren Betreuern nach Clermont. Begleitet wurde das alles von sehr strengen Lebensmittelrestriktionen, die eine ernsthafte Ernährungskrise verursachten und zu immer mehr Todesfällen unter den Patienten führten. Die Folgen sind nur schätzungsweise bekannt: Zwischen 1940 und 1944 starben 3.063 Patienten, die große Mehrheit von ihnen an den Folgen fehlender Nahrung. Sie wurden auf dem Friedhof von Clermont beerdigt. Zum Gedenken an sie wurde am 7. April 1999 dort ein Denkmal errichtet, und der 7. April wird seitdem als Gedenktag begangen.[1]

Heute ist das Centre Hospitalier Isarien „eine öffentliche Einrichtung für psychische Gesundheit im Departement Oise (EPSM), die sich an Erwachsene, Jugendliche und Kinder richtet. Es umfasst 108 Pflegeeinrichtungen und 3 Krankenhausstandorte, die über das gesamte Departement Oise verteilt sind“.[5]

Sehenswürdigkeiten

Siehe auch: Liste der Monuments historiques in Clermont (Oise)

  • Die Kirche Saint-Samson aus dem 15. und 16. Jahrhundert enthält zahlreiche Kunstschätze, darunter Glasfenster aus dem 16. Jahrhundert und Malerei aus dem 17. Jahrhundert.
  • Das Hôtel de Ville (Rathaus) stammt aus dem 14. Jahrhundert und wurde im 19. Jahrhundert restauriert.
  • Musée Henri Theillou. Un musée de la psychiatrie au coeur du Ceııtre Hospitalier Isarien à Clernıoııt de l'Oise[6]

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter

Personen mit Beziehung zur Stadt

  • Eloi Tribou (1755–1827), ehemaliger Franziskaner-Mönch und Begründer der psychiatrischen Einrichtung in Clermont
  • Gustave Labitte (1797–1835), Arzt und Schwiegersohn von Tribou; baute die psychiatrischen Einrichtung weiter aus
  • Séraphine Louis (1864–1942), auch Séraphine de Senlis, französische Malerin, in Clermont (Oise) verstorben
  • Georges Bernanos (1888–1948), wohnte 1927–1930 in Clermont

Städtepartnerschaften

Weblinks

Commons: Clermont – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Centre Hospitalier Isarien: Histoire. Zur Geschichte dieses Klosters siehe den Artikel in der französischsprachigen Wikipedia: fr:Couvent des Cordeliers de Notre-Dame-de-la-Garde.
  2. Philippe Morize: Couvent de la Garde
  3. Ein Porträt Labittes, fotografiert von Paul Nadar befindet sich im Besitz des Musée d’Orsay. (Porträt von Doktor Gustave Labitte im Musée d’Orsay)
  4. „Le directeur, dans son rapport annuel, note que l'établissement a pu fonctionner toutes ces années "grâce à l'esprit de devoir dont s'est montré animé le personnel tout entier". Et ceci, pour les hommes et les femmes qui "sont considérés comme un déchet social par ceux qui s'opposent en arguant de gaspillages inutiles, à toutes les tentatives faites pour améliorer le sort de ces malheureux" (Dr.G.Delmay).“
  5. Centre Hospitalier Isarien: Accueil
  6. Musée Henri Theillou

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La rue de la république à clermont (oise), rue commerçante