Clausberg (Gerstungen)

Clausberg
Gemeinde Gerstungen
Koordinaten: 50° 57′ 43″ N, 10° 14′ 56″ O
Höhe: 380–400 m ü. NN
Postleitzahl:99834
Vorwahl:03691
Clausberg im zentralen Gemeindegebiet

Clausberg ist ein Ortsteil von Oberellen im Wartburgkreis (Thüringen) und gehört zur Einheitsgemeinde Gerstungen.

Geschichte

Clausberg
Gut am Clausberg
Villa am Clausberg
(c) Bundesarchiv, Bild 183-45278-0003 / CC-BY-SA 3.0
Bullenstall des VEG (1950er Jahre)

Clausberg wurde wahrscheinlich im frühen Mittelalter als Gutshof und Raststätte für Reisende angelegt. Es liegt auf ca. 400 m ü.NN am Rennsteig. Einst führte die Via Regia durch den Ort, der bis 1920 in einer Exklave des Herzogtums Sachsen-Meiningen lag und zum Amt Salzungen gehörte.[1]

Er war schon immer Teil der Ortschaft Oberellen und stand daher zunächst im Besitz der Landadligen, denen auch Oberellen gehörte. Um 1800 bestand der Gutshof aus zwei Häusern mit sechs Einwohnern und gehörte dem Eisenacher Geheimen Rat und Vizekanzler Baron von Damnitz gemeinsam mit dem Domänenfiskus des Herzogtums Sachsen-Meiningen.[2] Ab 1861 stand das Gut im alleinigen Eigentum der Familie von Donop.[3] Im Jahre 1888 erwarb Dr. med. Roderich Zeiss, Mitbegründer des Glastechnischen Laboratoriums Schott & Genossen, den Clausberg.[4]

Ende des 19. Jahrhunderts brannte das Herrenhaus zweimal vollständig nieder. Nach dem zweiten Brand in der Silvesternacht 1899/1900 ließ der damalige Eigentümer Karl Heiligenstadt, ein Bankier aus Berlin, eine Waldvilla außerhalb des Gutshofes errichten. Nachdem Hermann Ernst Moritz Arndt Meyer, ein Nachfahre des Verlegers Joseph Meyer, das Gut 1910 erworben hatte, ließ er die „Villa Heiligenstadt“ abreißen und zwischen 1911 und 1913 eine neoklassizistische Villa errichtet, die im Volksmund „Meyer-Villa“ genannt wurde. 1925 kaufte der Bochumer Geheime Kommerzienrat Karl Ernst Korte den Clausberg und vererbte ihn 1935 an seine Ehefrau Marie Korte. Das Gut wurde seit den 1920er Jahren von Dr. Hans Korte, einem späteren Teilhaber des Gustav Kiepenheuer Verlags, bewirtschaftet. Dieser stellte 1927 den Verwalter Rudolf Eulitz ein, der gemeinsam mit dem Schweinemeister Friedrich Eilers eine Zucht des Deutschen veredelten Landschweins aufbaute. Die Witwe Korte verkaufte den Besitz 1937 an den Eisenacher Arzt Götz Klages und seine Ehefrau.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde 1946 der Anteil von Götz Klages im Zuge der Bodenreform enteignet und fiel dem Land Thüringen zu. Die Ehefrau konnte jedoch nicht enteignet werden, da sie Staatsbürgerin der USA war, und musste daher 1951 ausgezahlt werden. 1949 wurde der Clausberg zu einem Volkseigenen Gut, das ab 1951 als Forschungsstelle Clausberg zur Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften (ab 1972 Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR) in Berlin gehörte. Auf dem Gelände des Gutes wurden in den 1950er und 1960er Jahren mehrere Wohnhäuser für die Mitarbeiter der Forschungseinrichtung errichtet, die denkmalgeschützte Villa diente als Sitz der Einrichtung. Nach der Wende befand sich dort bis Ende 2008 eine Außenstelle der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft. Seitdem stand die „Meyer-Villa“ zum Verkauf und ist 2012 verkauft worden.

Einwohnerentwicklung

Um 1810 lebten sechs Menschen auf dem Gut Clausberg, zum 1. Dezember 1910 hatte die Ortschaft 20 Einwohner.[5] Im Jahr 2017 beträgt die Einwohnerzahl ca. 60.

Einzelnachweise

  1. Herzogtum Sachsen-Meiningen (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Herzogthums Meiningen. Kesselring, Meiningen 1838, S. 9.
  2. Ernst Julius Walch: Historische, statistische, geographische und topographische Beschreibung der Königlich- und Herzoglich-Sächsischen Häuser und Lande überhaupt und des Sachsen-Coburg-Meiningischen Hauses und dessen Lande insonderheit. Schneider und Weigel, Nürnberg 1811, S. 255.
  3. Donop, Freiherren. In: Ernst Heinrich Kneschke (Hrsg.): Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon. Zweiter Band. Friedrich Voigt, Leipzig 1860, S. 547 ff.
  4. Friedrich Schomerus: Geschichte des Jenaer Zeisswerkes, 1846-1946. Piscator-Verlag, Stuttgart 1952, S. 108 f.
  5. Einwohnerzahlen des Herzogtums Sachsen-Meiningen, Kreis Meiningen. Gemeindeverzeichnis Deutschland 1900, abgerufen am 26. März 2009.

Weblinks

Commons: Clausberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Ortsteile von Gerstungen, Thüringen, Juli 2018
Bundesarchiv Bild 183-45278-0003, Clausberg, Bullenstall des VEG.jpg
(c) Bundesarchiv, Bild 183-45278-0003 / CC-BY-SA 3.0
Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein. Info non-talk.svg
Clausberg, Bullenstall des VEG Zentralbild Wittig Be-L Aus Herrensitz wurde landwirtschafts-wissenschaftliches Institut Aus dem ehemaligen Herrensitz Clausberb bei Eisenach wurde nach der Bodenreform ein volkseigenes Gut für Tierzucht. 1952 übernahm die Deutsche Akademie der landwirtschaftswissenschaften zu Berlin das Gut und richtete dort eine Zweitstelle des Instituts für Tierzuchtforschung Dummersdorf bei Rostock ein. Zum Institut gehören 165 ha landwirtschafliche Nutzfläche. Dr. Bartsch, der Leiter des Instituts hat in langjähriger Arbeit dort eine wissenschaftliche Forschungsstelle geschaffen, die bereits Weltruf besitzt. Zu seinen verschiedenen Forschungsaufträgen gehören Kreuzungsversuche der einfarbig gelben Höhenviehrasse (Frankenrind) mit dem roten Dänen-Rind, die jedoch noch nicht abgeschlossen sind. "Wir sind unserer Regierung für die großzügige Unterstützung, die sie uns für die Erfüllung unserer Forschungsaufträge gibt, sehr dankbar", sagte Dr. Bartsch. "Wir können heute behaupten, daß wir uns mit unserer Züchtung auf der Höhe des internationelen Niveaus befinden. Wir werden unseren Dank bei der Wahl am 23.6.57 zum Ausdruck bringen." UBz: Viel hat sich seit der Übernahme von Clausberg durch die Akademie der Landwirtschaftswissenschaften Berlin verändert: Im Hintergrund links sehen wir einen Freiluftstall, zwei neue Wohnhäuser für die Angestellten des Instituts und die Arbeiter des angegliederten Landwirtschaftsbetriebes, rechts zwei Silos, Bild Mitte: der Bullenstall.
WAK Clausberg.jpg
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Blick von Süden (Hütschhofer Weg) zum Clausberg.
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Das Gut Clausberg.
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Die Villa auf dem Clausberg.