Claudianus Mamertus

Claudianus Mamertus († 474) war Presbyter in Vienne, tätig in der Gemeinde seines Bruders, des Bischofs Mamertus, sowie Dichter und christlicher Philosoph.

Leben

Über sein Leben berichten zwei Quellen: Gennadius von Marseille hat ihn in sein Werk De viris illustribus (Kap. 83) aufgenommen und beschreibt ihn als wortgewaltigen Autor. Sidonius Apollinaris, mit dem er im Briefwechsel stand, würdigt nicht nur seine philosophischen Kenntnisse, sondern auch sein tatkräftiges, karitatives Handeln in der Gemeinde seines Bruders (Briefe, IV,11).

Werke

Es hat sich außer zwei kurzen Briefen an Sidonius nur sein Traktat De statu animae erhalten. Claudianus Mamertus beschäftigt sich mit der christlichen Seelenlehre und führt Argumente für die Unkörperlichkeit der Seele an.[1] Er argumentiert mit Hilfe der antiken Philosophen, der lateinischen Kirchenväter und zieht auch die Bibel heran.[2] Primär ist er als geistiger Schüler des Augustinus von Hippo zu betrachten.[3]

Angeregt wurde das Werk durch einen Brief des Faustus von Reji, in dem dieser die Position vertrat, dass die Seele körperlich sei.[4] Allerdings zirkulierte dieser Brief anonym, worüber sich Claudius Mamertus erregt: si bene conscius disputas, cur nomen occultas (wenn du gut zu disputieren weißt, warum verheimlichst du den Namen?, Buch I,2).

Das Werk beeinflusste wesentlich die Schrift des Cassiodorus De anima (angefügt an die Variae (epistulae)) und spielte im 5. Jahrhundert im Bereich der Seelenmetaphysik für die Weiterführung des augustinischen Gedankenguts eine wesentliche Rolle.[5]

Textausgaben

Literatur

Einzelnachweise

  1. Adolf Jülicher: Claudianus 10. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band VI,2, Stuttgart 1909, Sp. 2660 f.
  2. August Engelbrecht: Claudiani Mamerti Opera, Index Scriptorum.
  3. W. Schmid: Claudianus Mamertus. In: Reallexikon für Antike und Christentum, Sp. 176.
  4. Roger John Howard Collins: Faustus von Reji. In: Theologische Realenzyklopädie. Band 11. Berlin/New York 1983, S. 63–67.
  5. W. Schmid: Claudianus Mamertus. In: Reallexikon für Antike und Christentum, Sp. 176.