Claire Clairmont

Clara Mary Jane Clairmont, besser bekannt als Claire Clairmont (* 27. April 1798 in England; † 19. März 1879 in Florenz) war eine britische Erzieherin, Schriftstellerin für Reiseliteratur und die Geliebte des berühmten Dichters Lord Byron.

Leben

Stammbaum

Clara Mary Jane Clairmont war die uneheliche Tochter der Mary Jane Vial und eines gewissen Charles Clairmont. Mary Jane Vial hatte bereits ein älteres, gleichfalls außereheliches Kind. Um einer gesellschaftlichen Ächtung zu entgehen, gab sie sich als Witwe aus. Ihren Lebensunterhalt verdiente sie mit Übersetzungen aus dem Französischen. Im Dezember 1801 heiratete Mary Jane Clairmont den verwitweten Philosophen und Dichter William Godwin (1756–1836). Die beiden Stiefschwestern, mit denen Claire aufwuchs, waren Fanny Imlay, die Tochter der Mary Wollstonecraft und des US-amerikanischen Spekulanten Gilbert Imlay, sowie Mary Godwin, die Tochter von Mary Wollstonecraft und William Godwin. Die Ehe zwischen William Godwin und Mary Jane Clairmont stieß unter seinen Freunden auf Unverständnis. Mary Jane Clairmont galt als vulgär und unehrlich. Zwei Jahre später wurde der gemeinsame Sohn, William junior (1803–1832), geboren. Die Familie lebte in schwierigen und armen Verhältnissen. William Godwin war ständig überschuldet, da die Einnahmen aus dem Verkauf seiner Bücher nicht ausreichten, um die mittlerweile siebenköpfige Familie zu ernähren.

Im Jahr 1812 nahm der Schriftsteller Percy Bysshe Shelley (1792–1822) Briefkontakt zu dem von ihm verehrten William Godwin auf. 1814 begegnete er im Hause von William Godwin vermutlich das erste Mal Mary Godwin. Obwohl verheiratet und Vater einer kleinen Tochter, verliebte sich der exzentrische und sprunghafte Percy Shelley in Mary Godwin. William Godwin hatte zwar in seinem philosophischen Hauptwerk An Inquiry concerning Political Justice (1792) die Ehe als unsinniges Monopol verdammt. Er hatte in der Zwischenzeit diese radikalen Ansichten jedoch weitgehend aufgegeben.

Auf Percy Shelleys Geständnis, dass zwischen Mary Godwin und ihm eine Liebesbeziehung bestehe, reagierte William Godwin entsprechend heftig. Er versuchte die Beziehung zu unterbinden; Claire Clairmont war eine diejenigen, die Briefe zwischen den beiden transportierte. Am 28. Juli 1814 brannten Percy Shelley und Mary Godwin nach Europa durch; Marys Stiefschwester Claire begleitete sie. Von Paris ging es über die Schweiz nach Deutschland. Schon bald beschlossen sie wegen finanzieller Schwierigkeiten, nach London zurückzukehren. Nach ihrer Rückkehr weigerte sich William Godwin, Kontakt mit seinen beiden Töchtern aufzunehmen. Sie lebten in unterschiedlichen Wohnungen, abwechselnd in London und an der Küste und hatten immer wieder finanzielle Schwierigkeiten. Die Schwestern verbrachten viel Zeit damit die Werke Goethes, Voltaires, Rousseau, Shakespeares, aber auch die Bücher von William Godwin und Mary Wollstonecraft zu lesen.

Im März und April 1816 begann Claire Clairmont mit offensiven Bemühungen, zunächst durch Briefe an Lord Byron, seine Aufmerksamkeit zu erhalten. Dabei bat sie Byron u. a. um Rat für eine Theaterkarriere und verwies auch auf ihre Beziehung zu Shelley. Sie hatten eine Affaire. Byron sagte allerdings später, dass er Claire nie geliebt habe.[1]

Der Tod von Sir Bysshe Shelley, Shelleys Großvater, zu Beginn des Jahres 1816 erleichterte die angespannte finanzielle Lage des Trios etwas. Mary Godwin und Percy Shelley wollten eigentlich nach Italien reisen. Claire Clairmont überredete sie jedoch, zunächst den Genfersee aufzusuchen. Sie wusste, dass Lord Byron dasselbe Reiseziel hatte, und hoffte, die Beziehung wiederbeleben zu können.[2] Den Mai 1816 verbrachten Mary, Percy und Claire so mit Lord Byron und dessen Leibarzt John William Polidori am Genfersee, wo es in Byrons Villa Diodati zu den berühmten Zusammenkünften kam (siehe den Film Gothic, 1987 von Ken Russell), bei denen sich die Anwesenden Geschichten von übernatürlichen Ereignissen erzählten, - u. a. Ausgangspunkt für Mary Shelleys Frankenstein.

Im Juni wurde klar, dass Claire schwanger war. Byron erkannte das Kind an, während Shelley die Fürsorge für Claire und das Baby während der Schwangerschaft übernehmen und beide als Teil seines Haushalts betrachten würde.[3] Claire brachte am 12. Januar 1817 in Bath eine Tochter zur Welt, die zunächst den Namen Alba erhielt, aber später auf Byrons Wunsch Allegra genannt wurde.[4]

Im März 1818 verließ Claire Clairmont zusammen mit der Familie Shelley erneut England und reiste nach Italien. Sie blieben zunächst in Mailand. Nun übernahm Byron die Sorge für Allegra und holte sie nach Venedig.[5] Im März 1821 übergab Byron Allegra zur weiteren Erziehung an die Nonnen des Kapuzinerkloster in Bagnacavallo, wo sie am 19. April 1822 im Alter von 5 Jahren, wahrscheinlich nach einer Typhuserkrankung, starb.[6]

In den folgenden Jahren arbeitete Claire Clairmont als Gouvernante, unter anderem in St. Petersburg, Moskau, Berlin, Paris und Dresden. In den 1870er Jahren ließ sie sich in Florenz nieder, wo sie im Alter von 80 Jahren starb. Ihre sterblichen Überreste wurden neben ihrer Tochter bestattet.

Fiona MacCarthy schreibt über Claire Claimont: „Im Laufe der Jahre wurde Claire Clairmont selbst von weiblichen Biographen Byrons als ungehobelt, wenn nicht gar dreist in ihrem Bemühen um ihn (Lord Byron) verunglimpft. (…) Ihre ungewöhnliche intellektuelle Erziehung hatte ihr ein seltenes Maß an Neugierde und Unabhängigkeit verliehen.(…).“[7]

Gemälde

Literatur

  • Claire Clairmont und Marion Kingston Stocking (Hrsg.): The Clairmont Correspondence: Letters of Claire Clairmont, Charles Clairmont, and Fanny Imlay Godwin: Letters of Claire Clairmont, Charles Clairmont and Fanny Imlay Godwin, 1808–1879. Johns Hopkins University Press, 1995, ISBN 0-8018-4633-1.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Fiona MacCarthy: ‘’Byron. Life and Legend’’, London 2002, 2014 (John Murray Publishers Ltd), S. 271 ff.
  2. Holmes, Richard: Shelley. The Pursuit, London 1974, 2/1994, Neuauflage 2005 (Harper Perennial), S. 320.
  3. Holmes, Richard: Shelley. The Pursuit, London 1974, 2/1994, Neuauflage 2005 (Harper Perennial), S. 343.
  4. Holmes, Richard: Shelley. The Pursuit, London 1974, 2/1994, Neuauflage 2005 (Harper Perennial), S. 356.
  5. Fiona MacCarthy: ‘’Byron. Life and Legend’’, London 2002, 2014 (John Murray Publishers Ltd), S. 344.
  6. Fiona MacCarthy: ‘’Byron. Life and Legend’’, London 2002, 2014 (John Murray Publishers Ltd), S. 390 + 418.
  7. Fiona MacCarthy: ‘’Byron. Life and Legend’’, London 2002, 2014 (John Murray Publishers Ltd), S. 296.

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