Chrysokoll

Chrysokoll
(c) Rob Lavinsky, iRocks.com – CC-BY-SA-3.0
nieriger Chrysokoll aus der L’Etoile du Congo Mine bei Lubumbashi, Katanga, Demokratische Republik Kongo
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1980 s.p.[1]

IMA-Symbol

Ccl[2]

Andere Namen

CHRYSOCOLLA (INCI)[3]

Chemische FormelCu4H4[(OH)8|Si4O10] · n H2O
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silicate und Germanate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/E.11a
VIII/E.21-020

9.ED.20
74.03.02.01
Ähnliche MineraleAzurit, Malachit, Dioptas, Türkis
Kristallographische Daten
Kristallsystemorthorhombisch
Kristallklasse; Symbolnicht bekannt
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte2 bis 4
Dichte (g/cm3)1,93 bis 2,4
Spaltbarkeitkeine
Bruch; Tenazitätmuschelig, uneben
Farbeblau und grün in verschiedenen Zusammensetzungen und Farbtönen
Strichfarbeweiß
Transparenzdurchscheinend bis undurchsichtig
GlanzGlasglanz, Fettglanz, erdig matt
Kristalloptik
Brechungsindizesnα = 1,575 bis 1,585
nβ = 1,597
nγ = 1,598 bis 1,635[4]
Doppelbrechungδ = 0,023 bis 0,050[4]
Optischer Charaktereinachsig positiv
Pleochroismusfarblos - blass blaugrün

Chrysokoll, auch als Chrysokolla, Kieselkupfer, Kieselmalachit, Kupferkiesel, Kupfergrün oder Berggrün bekannt, ist ein häufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silicate und Germanate“. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der ungefähren chemischen Zusammensetzung Cu4H4[(OH)8|Si4O10] · n H2O[5] und entwickelt überwiegend mikrokristalline, nierige bis traubige, stalaktitische oder körnige bis erdige Mineral-Aggregate und krustige Überzüge in fleckiger, blaugrüner Farbe verschiedener Tönungen.

Etymologie und Geschichte

Chrysokoll ist bereits seit der Antike bekannt. Der Name ist eine Zusammensetzung der griechischen Wörter χρυσός chrysos (Gold) und κόλλα kolla (kleben), sinngemäß also Goldleim, da es als auch Borax[6] genanntes Hilfsmittel in der antiken Goldschmiedekunst, der Granulation, diente. Im Gegensatz zu diesem natürlich vorkommenden Berggrün, wurde Chrysokoll früher auch aus Kupferrost und Kinderharn[7] hergestellt.

Klassifikation

In der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Chrysokoll zur Mineralklasse der „Silikate“ und dort zur Abteilung „Schichtsilikate (Phyllosilikate)“, wo er gemeinsam mit Ablykit, Hydrohalloysit und Halloysit in der „Halloysit-Reihe (dioktaedrisch)“ mit der Systemnummer VIII/E.11a steht.

In der zuletzt 2018 überarbeiteten Lapis-Systematik nach Stefan Weiß, die formal auf der alten Systematik von Karl Hugo Strunz in der 8. Auflage basiert, erhielt das Mineral die System- und Mineralnummer VIII/E.21-020. Dies entspricht der Klasse der „Silikate“ und dort der Abteilung „Ringsilikate“, wo Chrysokoll zusammen mit Dioptas eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer VIII/E.21 bildet.[8]

Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[9] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Chrysokoll in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung „Schichtsilikate (Phyllosilikate)“ ein. Hier ist das Mineral in der Unterabteilung „Schichtsilikate (Phyllosilikate) mit Kaolinitschichten, zusammengesetzt aus tetraedrischen und oktaedrischen Netzen“ zu finden, wo es zusammen mit Allophan, Imogolith und Neotokit eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer 9.ED.20 bildet.

In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Chrysokoll die System- und Mineralnummer 74.03.02.01. Das entspricht der Klasse der „Silikate“ und dort der Abteilung „Schichtsilikate: modulierte Lagen“. Hier findet er sich innerhalb der Unterabteilung „Schichtsilikate: modulierte Lagen mit verbundenen Streifen“ als einziges Mitglied in einer unbenannten Gruppe mit der Systemnummer 74.03.02.

Kristallstruktur

Chrysokoll kristallisiert orthorhombisch in einer nicht näher bestimmten Raumgruppe mit den Gitterparametern a = 5,72 bis 5,92 Å; b = 17,7 bis 18,0 Å und c = 8,00 bis 8,28 Å sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[5]

Eigenschaften

Chrysokoll ist vor dem Lötrohr unschmelzbar. In Salzsäure löst er sich auf und scheidet dabei pulverförmiges SiO2 ab.

Bildung und Fundorte

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Stalaktitischer Chrysokoll aus der Ray Mine in den Scott Mountain, Arizona, USA

Chrysokoll ist ein typisches Sekundärmineral, das durch Umwandlung (Verwitterung, Metamorphose) aus anderen Kupfer-Mineralen hervorgeht. Zusammen mit Azurit, Malachit, Cuprit und anderen findet es sich daher vorwiegend in Kupfer-Lagerstätten.

Weltweit konnte Chrysokoll bisher (Stand: 2010) an mehr als 2700 Fundorten nachgewiesen werden, so unter anderem in Broken Hill in Australien, Saida/Kreischa, Schneeberg (Sachsen), Lauterberg und Kupferberg in Deutschland, Mednorudnyansk/Ural in der Russischen Föderation sowie Bisbee und Morenci in den USA.[10]

Verwendung

Als Rohstoff

Bei lokaler Häufung dient Chrysokoll als Kupfererz. Als Kupfermineral wirkt es toxisch auf bestimmte Lebewesen und wird deshalb unter anderem als Antifouling-Zusatz für Unterwasseranstriche vor allem im Schiffbau verwendet.

Als Schmuckstein

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Mineral-Aggregat aus Malachit und Chrysokoll, poliert

Chrysokoll ist wegen seiner lebhaft blau-grün getupften Oberfläche ein beliebter Schmuckstein. Allerdings reagiert der Stein aufgrund seiner geringen Härte, Wassereinlagerung und Rissneigung sehr empfindlich auf größere Erwärmungen sowie physikalische und chemische Beanspruchung.

Im Handel sind zudem zwei sehr ähnliche Mineralverwachsungen (Gesteine) erhältlich: Chrysokollquarz ist ein Gemenge aus Chrysokoll und Quarz. Eilatstein ist eines aus Chrysokoll, Malachit und Türkis. Ein weiterer, irreführender Handelsname ist Azulita für eine Verwachsung aus Chrysokoll, Azurit, Malachit, Cuprit und Dioptas.

Siehe auch

Literatur

  • Hugo Blümner: Chrysokolla 2. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band III,2, Stuttgart 1899, Sp. 2515.
  • Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie: Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 7. Auflage. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York 2005, ISBN 3-540-23812-3, S. 107.
  • Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 713.
  • Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 259.
  • Walter Schumann: Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten der Welt. 1600 Einzelstücke. 13. überarbeitete und erweiterte Auflage. BLV Verlags GmbH, München u. a. 2002, ISBN 3-405-16332-3.
Commons: Chrysokoll (Chrysocolla) – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. Eintrag zu CHRYSOCOLLA in der CosIng-Datenbank der EU-Kommission, abgerufen am 1. Oktober 2021.
  4. a b Chrysocolla bei mindat.org (englisch)
  5. a b Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 676.
  6. Vgl. Wouter S. van den Berg (Hrsg.): Eene Middelnederlandsche vertaling van het Antidotarium Nicolaï (Ms. 15624–15641, Kon. Bibl. te Brussel) met den latijnschen tekst der eerste gedrukte uitgave van het Antidotarium Nicolaï. Hrsg. von Sophie J. van den Berg, N. V. Boekhandel en Drukkerij E. J. Brill, Leiden 1917, S. 206.
  7. Wilhelm Hassenstein, Hermann Virl: Das Feuerwerkbuch von 1420. 600 Jahre deutsche Pulverwaffen und Büchsenmeisterei. Neudruck des Erstdruckes aus dem Jahr 1529 mit Übertragung ins Hochdeutsche und Erläuterungen von Wilhelm Hassenstein. Verlag der Deutschen Technik, München 1941, S. 107 f. (Schöpfgrün, chrisocolla porres).
  8. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  9. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vomOriginal am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  10. Mindat – Localities for Chrysocolla

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Fundort: Katanga, Demokratische Republik Kongo (Fundort bei mindat.org)
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Chrysokoll
Fundort: Ray Mine, Scott Mountain area, Mineral Creek District (Ray District), Dripping Spring Mts, Pinal County, Arizona, Vereinigte Staaten (Fundort bei mindat.org)
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