Christopher Wren

Christopher Wren
Wrens ausgeführter Entwurf für St Paul’s Cathedral

Sir Christopher Wren (* 20. Oktoberjul. / 30. Oktober 1632greg. in East-Knoyle in Wiltshire; † 25. Februar 1722jul. / 8. März 1723greg. in Hampton Court)[1] war ein britischer Astronom und Architekt. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern („Founder Fellows“) der Royal Society deren Präsident Wren von 1680 bis 1682 war.

Leben und Wirken

Wren, ein Sohn des anglikanischen Pfarrers Christopher Wren (1589–1658), studierte Mathematik in Oxford und wurde 1657 Dozent für Astronomie am Gresham College in London. 1659 wurde er Professor an der University of Oxford. Daneben beschäftigte ihn besonders die Baukunst.

1665 ging er nach Frankreich, um die unter Ludwig XIV. errichteten Bauwerke zu studieren, wodurch er zu einem strengen Klassizismus geführt wurde. Nach dem großen Brand von London (1666) wurde er zum Baumeister der Stadt und 1668 zum königlichen Generalarchitekten von England ernannt. Zusammen mit Robert Hooke entwickelte er die Pläne zum Wiederaufbau Londons. Als solcher hat er über 60 Kirchen und öffentliche Gebäude, darunter den neuen Teil des Hampton Court Palace, den Palast zu Winchester, den Kensington Palace, die Bibliothek des Trinity College zu Cambridge, gebaut. Sein Hauptwerk ist die von 1675 bis 1710 erbaute St Paul’s Cathedral in London.

Wren ist eine der hervorragendsten Erscheinungen in der englischen Architektur. Wie viele englische Baumeister der Zeit war er Autodidakt. Seine Bedeutung lag darin, dass er als einer der ersten Architekten bewusst in unterschiedlichen Stilen baute. Zwar bevorzugte er für viele Bauwerke einen nüchternen Klassizismus, doch finden sich auch andere Stilelemente bei ihm, sei es dem italienischen Barock, sei es der Gotik entlehnt. Dieser Hang zum Eklektizismus blieb in der Folgezeit in der englischen Architektur bestehen.

Sein langjähriger Mitarbeiter Nicholas Hawksmoor war im Anschluss an die Zusammenarbeit mit Wren Mitarbeiter von John Vanbrugh und leitete die Bauausführung unter anderem von Blenheim Palace und Castle Howard.

1661 hat Wren den ersten Regenmesser konstruiert. Im Bereich der Medizin führte Christopher Wrens universales Interesse zu Fortschritten: Eine der ersten systemischen Injektionen zur intravenösen Gabe von Medikamenten geht seit 1656[2] auf ihn zurück. Da Spritzenkanülen noch nicht erfunden waren, bediente er sich eines Oberschenkelknochens einer Nachtigall, den er schräg ansägte. Nicht alle seiner Ansichten und Erkenntnisse führten jedoch zu Fortschritten: 1656 injizierte er gemäß Henry Oldenburg (1665) Wein, Bier und Crocus metallorum sowie (mittels eines mit einer Tierblase versehenen Federkiels, den er in eine freigelegte Vene einband) eine narkotisierend wirkende Opiumlösung[3] in die Blutbahn von Hunden.[4] Zurückzuführen ist dieses Experiment nicht zuletzt auf die damals vorherrschende Lehre der Iatrochemie, nach der jeder Stoff im menschlichen Körper eine Entsprechung im Makrokosmos habe, dessen Ungleichgewicht im Mikrokosmos Mensch ausgeglichen werden könne und müsse.

Dass man ihm ein Denkmal errichtete, lehnte Wren immer ab. Sein Werk sollte für ihn sprechen. So erinnert seine Grabplatte in der Krypta der St Paul’s Cathedral mit der Inschrift Lector, si monumentum requiris, circumspice („Betrachter, wenn Du ein Denkmal suchst, sieh dich um“) an den Architekten.

Am 18. Mai 1691 wurde Wren Mitglied der Freimaurer. Die Aufnahmezeremonie fand bezeichnenderweise in der St Paul’s Cathedral statt. Dieses Ereignis wird in den Tagebüchern von John Evelyn erwähnt.

Ehrungen

Am 20. November 1673 wurde Wren in Anerkennung seiner Verdienste als Knight Bachelor geadelt und führte fortan das Prädikat „Sir“.[5]

1986 wurde der Asteroid (3062) Wren nach ihm benannt.[6]

Bauten

Christopher Wrens Hauptwerk ist die von 1675 bis 1710 erbaute St Paul’s Cathedral in London. Auch das Sheldonian Theatre in Oxford und das Pembroke College in Cambridge geht auf ihn zurück. Mit Robert Hooke entwarf er das Monument zur Erinnerung an den Großen Brand.

Literatur

  • Hugo Altmann: Wren, Sir Christopher. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 32, Bautz, Nordhausen 2011, ISBN 978-3-88309-615-5, Sp. 1554–1580.
  • James A. Bennett: Christopher Wren. Astronomy, Architecture, and the Mathematical Sciences. In: Journal for the History of Astronomy. Band 6, 1975, S. 149–184 (online).
  • James A. Bennett: The mathematical science of Christopher Wren. University Press, Cambridge 1982.
  • Kerry Downes u. a. (Hrsg.): Sir Christopher Wren. An exhibition at the Whitechapel Art Gallery, 9. July – 26. September 1982. WAG, London 1982, ISBN 0-86294-030-3.
  • Anthony Geraghty: The architectural drawings of Sir Christopher Wren. At All Souls College, Oxford; a complete catalogue. Ashgate Books, Aldershot, Hampshire 2007, ISBN 978-0-7546-4071-4.
  • Christian E. Hauer (Hrsg.): Christopher Wren and the many sides of genius. Proceedings of a Christopher Wren Symposium. Mellen, Lewiston 1997, ISBN 0-7734-8546-5.
  • Albert Van Helden: Christopher Wren’s De Corpore Saturni. In: Notes and Records of the Royal Society of London. Band 23, 1968, Nr. 2, S. 213–229 (doi:10.1098/rsnr.1968.0023, JSTOR:530987).
  • Leo Hollis: London rising. The men who made modern London. Walker, New York 2008, ISBN 978-0-8027-1632-3.
  • Lisa Jardine: On a Grander Scale. The Outstanding Life of Sir Christopher Wren. HarperCollins, New York 2003, ISBN 0-06-019974-1.
  • John Summerson: Sir Christopher Wren (= Makers of History.) Collins Clear-Type Press, London 1953.
  • John Summerson: Sir Christopher Wren, P. R. S. (1632–1723). In: Notes and Records of the Royal Society of London. Band 15, 1960, S. 99–105 (doi:10.1098/rsnr.1960.0009, JSTOR:531029).
  • Adrian Tinniswood: His Invention So Fertile: A Life of Christopher Wren. Pimlico, London 2002.
  • Stephen Wren: Parentalia, or, memoirs of the family of the Wrens. London 1750 (Digitalisat).

Einzelnachweise

  1. Vor 1752 wurde in England der Julianische Kalender benutzt. Außerdem begann das Jahr am 25. Märzjul., also rund drei Monate nach dem Jahreswechsel im kontinentalen Europa. Geburts- und Sterbedatum finden sich in: Christopher Wren: Parentalia or Memoirs of the family of the Wrens, London 1750 (neue Auflage 1965). Kurz nach dem Tod fand sich folgende Notiz in der Zeitung The Post-Boy, Nr. 5243, Dienstag, 26. Februar bis Donnerstag, 28. Februar 1722jul.: »On Monday last, died Sir Christopher Wren, aged 92«. Seine Gedenktafel in St Paul’s Cathedral hat dieInschrift (Memento vom 18. Juni 2010 im Internet Archive) Obijt XXV Feb: An°: MDCCXXIII Æt: XCI. Man beachte, dass die Jahreszahl der Zeitung nach dem alten Stil ist, während die Jahreszahl auf der Gedenktafel nach dem neuen Stil ist.
  2. H. Orth, I. Kis: Schmerzbekämpfung und Narkose. In: Franz Xaver Sailer, Friedrich Wilhelm Gierhake (Hrsg.): Chirurgie historisch gesehen. Anfang – Entwicklung – Differenzierung. Dustri-Verlag, Deisenhofen bei München 1973, ISBN 3-87185-021-7, S. 1–32, hier: S. 24.
  3. H. Orth, I. Kis: Schmerzbekämpfung und Narkose. In: Franz Xaver Sailer, Friedrich Wilhelm Gierhake (Hrsg.): Chirurgie historisch gesehen. Anfang – Entwicklung – Differenzierung. Dustri-Verlag, Deisenhofen bei München 1973, ISBN 3-87185-021-7, S. 1–32, hier: S. 15.
  4. Dieter Jetter: Geschichte der Medizin. Einführung in die Entwicklung der Heilkunde aller Länder und Zeiten. Thieme Verlag, Stuttgart 1991, ISBN 3-13-766201-X, S. 233.
  5. William Arthur Shaw: The Knights of England. A complete record from the earliest time to the present day of the knights of all the orders of chivalry in England, Scotland, and Ireland, and of knights bachelors, incorporating a complete list of knights bachelors dubbed in Ireland. Band 2, Sherratt and Hughes, London 1906, S. 248 (online).
  6. Minor Planet Circ. 10846
Commons: Christopher Wren – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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