Christoph de Vries

Christoph de Vries, 2017

Christoph Bernhard de Vries (* 4. Dezember 1974 in Hamburg) ist ein deutscher Politiker (CDU). Von 2011 bis 2015 war er Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft. Er war Direktkandidat der CDU für die Bundestagswahl 2017 im Wahlkreis Hamburg-Mitte und zog über die CDU-Landesliste in den Deutschen Bundestag ein.

Leben und Beruf

Christoph de Vries wuchs in Hamburg auf und besuchte eine katholische Grundschule.[1] Nach dem Abitur 1994 an der ebenfalls katholischen Sankt-Ansgar-Schule in Hamburg-Borgfelde studierte er an der Universität Hamburg Soziologie mit den Nebenfächern Volkswirtschaftslehre, Politische Wissenschaft und Psychologie. Das Studium schloss er 2002 als Diplom-Soziologe ab.[2]

Von 2004 bis 2015 war de Vries Angestellter in der Finanzbehörde Hamburg und dort zuletzt stellvertretender Referatsleiter im Amt für Haushalt. Dann wurde er freigestellt und arbeitete zunächst als stellvertretender Geschäftsführer und Leiter für Strategie und Kommunikation für die CDU-Bürgerschaftsfraktion in Hamburg.[2]

Seit 2007 ist de Vries verheiratet. Er ist Vater von zwei Töchtern sowie einem Sohn[3] und ist römisch-katholischer Konfession.[1]

Abgeordneter

Christoph de Vries als Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft (2011)

De Vries trat 1995 in die Junge Union und die CDU Hamburg ein.[3] Er ist seit 2007 Mitglied im Landesvorstand der CDU Hamburg und seit Juni 2016 stellvertretender Landesvorsitzender.[4] Zudem ist er seit 2015 Kreisvorsitzender der CDU Hamburg-Mitte.[5][2] und Ortsvorsitzender der CDU Hamburg-Hamm.[6]

Von 2001 bis 2011 war de Vries Mitglied der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte,[2] wobei er als Bezirksabgeordneter von 2004 bis 2008 Vorsitzender der CDU-Fraktion[3] und Sprecher für Stadtentwicklung und von 2008 bis 2011 stellvertretender Fraktionsvorsitzender[3] und Sprecher für Verkehr gewesen ist.

Nach zehn Jahren als Bezirksabgeordneter in der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte wurde er bei der Bürgerschaftswahl in Hamburg am 20. Februar 2011 auf Platz 8 der Landesliste stehend in die Hamburgische Bürgerschaft gewählt.[7] Er war Fachsprecher für Familie, Kinder, Jugend und Obmann im Parlamentarischen Untersuchungsausschuss zum Tod des Mädchens Yagmur.[2] Von 2012 bis 2013 war er zudem Obmann der CDU im Sonderausschuss Chantal.[2] Daneben war er Mitglied im Europa-Ausschuss und Beisitzer im Fraktionsvorstand.

Bei der Bürgerschaftswahl 2015 kandidierte Christoph de Vries auf Platz 5 der Landesliste, verlor jedoch sein Mandat. Im November 2016 wählte ihn seine Partei für den Wahlkreis Hamburg-Mitte mit rund 95 Prozent zum Direktkandidaten bei der Bundestagswahl 2017. Im Dezember 2016 wurde er vom Wahlausschuss auf Platz 3 für die Bundestagsliste vorgeschlagen und konnte sich auf diesem Platz in einer Kampfkandidatur gegen die Bundestagsabgeordnete Herlind Gundelach durchsetzen. Die Aufstellung sorgte für Kritik vom CDU-Frauenverband: Die CDU-Bundessatzung sieht vor, dass mindestens einer der ersten drei Plätze an eine Frau gehen soll.[8] De Vries zog bei der Wahl über ein Ausgleichsmandat in den 19. Deutschen Bundestag ein.[1] Er war Mitglied im 1. Untersuchungsausschuss der 19. Wahlperiode des Deutschen Bundestages. Er gehörte im 19. Deutschen Bundestag als ordentliches Mitglied dem Ausschuss für Inneres und Heimat an. Zudem war er stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales sowie im Finanzausschuss.[9] Im 20. Deutschen Bundestag wurde er am 24. März 2022 zum Mitglied des Parlamentarischen Kontrollgremiums zur Kontrolle der Nachrichtendienste des Bundes gewählt.

Politische Positionen (Auswahl)

De Vries kritisierte im Oktober 2021 den Gebrauch der Worte „Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten!“ durch die Fridays-for-Future-Bewegung als „Nazi- und Kommunistenrhetorik“ und forderte eine Beobachtung der Bewegung durch den Verfassungsschutz, sollte diese sich weiter radikalisieren.[10]

Er wirft der Ampelkoalition vor, das Thema Islamismus auszublenden, dessen Bekämpfung im Gegensatz zum Rechtsextremismus nicht im Koalitionsvertrag auftaucht. So werde die Mehrheit der Muslime, die einen liberalen Islam vertrete, alleingelassen. Statt Fördern und Fordern werde Integrationspolitik von der aktuellen Bundesregierung nur noch als „Bringschuld von Staat und Mehrheitsgesellschaft“ angesehen, was sowohl Islamisten als auch Rechtsradikale befördere.[11][12]

Ab August 2020 unterhielt de Vries Kontakt zum privaten Nachrichtendienst Alp Services.[13] Dieser wurde zuvor von den Vereinigten Arabischen Emiraten beauftragt politische Gegner in Europa aufzuspüren.[14] In internen Unterlagen schreibt Alp Services man pflege einen „diskreten Austausch“ mit de Vries. Selbst gibt er an von der wahren Identität des Absenders getäuscht worden zu sein.[13]

Im Mai 2023 fordert de Vries von der Bundesregierung den sofortigen Stopp aller Programme zur freiwilligen Aufnahme und bessere Rückführungsabkommen mit Herkunftsländern. Außerdem sollten die Maghrebstaaten Algerien, Marokko und Tunesien zu sichereren Herkunftsstaaten erklärt werden.[15] Im Juli 2023 unterstützte de Vries den Vorschlag von CDU-Politiker Thorsten Frei das Individualrecht auf Asyl abzuschaffen und stattdessen begrenzte Kontingente von Migranten nach Deutschland zu holen.[16] Die Sozialleistungen bei abgelehnten Asylbewerbern seien zudem zu kürzen, erklärte de Vries im Juli 2023.[17]

Commons: Christoph de Vries – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Tobias Baier: Christoph de Vries. In: Aus dem Hintergrund. 10. Januar 2018, abgerufen am 12. Januar 2018.
  2. a b c d e f Christoph de Vries. In: Deutscher Bundestag (Hrsg.): Biografien 19. Wahlperiode. 2017 (bundestag.de [abgerufen am 13. Januar 2018]).
  3. a b c d Über Christoph de Vries. In: www.christophdevries.de. Abgerufen am 13. Januar 2018.
  4. CDU Hamburg wählt neuen Landesvorstand. Archiviert vom Original am 13. Februar 2017; abgerufen am 12. Februar 2017.
  5. CDU Hamburg-Mitte hat neue Kreisverbandsspitze gewählt. Archiviert vom Original am 13. Februar 2017; abgerufen am 12. Februar 2017.
  6. Vorstandswahlen im CDU Ortsverband Hamm. Archiviert vom Original am 13. Februar 2017; abgerufen am 12. Februar 2017.
  7. Pressestelle des Senats: Vorläufiges Ergebnis der Bürgerschaftswahl 2011 steht fest. (PDF, 62.4 kB) In: hamburg.de. 23. Februar 2011, archiviert vom Original am 16. Februar 2017; abgerufen am 15. Februar 2017.
  8. CDU zieht mit Männerriege in die Bundestagswahl. (HTTPS) In: ndr.de. 9. Dezember 2016, abgerufen am 14. Dezember 2016.
  9. Deutscher Bundestag - Abgeordnete. Abgerufen am 1. Februar 2021.
  10. Andrej Reisin: Benutzt "Fridays for Future" Nazi-Parolen? In: tagesschau.de. 26. Oktober 2021, abgerufen am 26. Oktober 2021.
  11. »Die Bundesregierung blendet den Islamismus aus«. In: Jüdische Allgemeine. 21. Januar 2022, abgerufen am 20. März 2022.
  12. CDU-Innenexperte: Ampel bei Islamismus „auf beiden Augen blind“. Christlich-islamische Begegnungs- und Dokumentationsstelle, 24. Januar 2022, abgerufen am 20. März 2022.
  13. a b Muriel Kalisch, Monika Bolliger, Rafael Buschmann, Nicola Naber, Sven Becker: Im Visier des Scheichs. In: Der Spiegel. 7. Juli 2023, abgerufen am 8. September 2023.
  14. David D. Kirkpatrick: The Dirty Secrets of a Smear Campaign. In: The New Yorker. 27. März 2023, abgerufen am 8. September 2023.
  15. NZZ.ch: «Nur ein Tropfen auf den heißen Stein» – Reaktionen auf den deutschen Flüchtlingsgipfel, Mai 2023
  16. T-online.de: CDU-Politiker will Grundrecht auf Asyl abschaffen – deutliche Kritik
  17. NDR.de: CDU-Politiker de Vries fordert Umsteuern in der Asylpolitik, Juli 2023

Auf dieser Seite verwendete Medien

Christoph de Vries IMG 6101 edit.jpg
Autor/Urheber: Christoph Braun, Lizenz: CC0
Poträtfoto von Christoph de Vries (CDU), Mitglied der 20. Hamburgischen Bürgerschaft. Während des Projektes Hamburgische Bürgerschaft im Hamburger Rathaus.
Christoph de Vries.jpg
Autor/Urheber: Christoph de Vries, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Christoph de Vries im März 2017