Christoph Waltz

Christoph Waltz, 2017

Christoph Waltz (* 4. Oktober 1956 in Wien) ist ein deutsch-österreichisch-US-amerikanischer Schauspieler, Regisseur, Synchronsprecher und zweifacher Oscar-Preisträger.

Weltweite Bekanntheit erlangte er durch seine schauspielerischen Darstellungen des SS-Standartenführers Hans Landa im Film Inglourious Basterds (2009) und des Kopfgeldjägers Dr. King Schultz in Django Unchained (2012), beide unter der Regie von Quentin Tarantino. Für beide Rollen erhielt Waltz jeweils den Oscar als bester Nebendarsteller und mehrere andere Auszeichnungen.

Leben

Familie

Christoph Waltz wurde als drittes von vier Kindern des Bühnen- und Kostümbildnerehepaares Johannes Waltz (1922–1964) und Elisabeth Urbancic (1925–2021) im Rudolfinerhaus in Wien geboren.[1] Seine Mutter stammte aus Österreich, sein Vater aus München. Sein Großvater, Wilhelm Waltz, stammte aus Hessen und war Rechtsanwalt und Prokurist bei den Vereinigten Werkstätten in München.[1] Seine Großmutter Maria Mayen und der Stiefvater seiner Mutter, Emmerich Reimers, waren beide Schauspieler am Burgtheater in Wien.[2] Vater des Letzteren war der Schauspieler Georg Reimers.

Der Komponist Alexander Steinbrecher war in zweiter Ehe mit Waltz’ Mutter verheiratet und wurde somit Waltz’ Stiefvater. Waltz und der Filmregisseur Michael Haneke haben somit denselben Stiefvater.[3]

Privatleben

Aus einer früheren Ehe mit einer US-amerikanischen Psychotherapeutin, die 17 Jahre dauerte, stammen drei Kinder. Waltz ist mit der deutschen Kostümbildnerin Judith Holste verheiratet und hat mit ihr eine Tochter.[4] Er lebt in Los Angeles und Berlin.[5]

Staatsbürgerschaft

Waltz wurde in Wien geboren und wuchs dort auch auf. Im August 2010 kam es in den österreichischen Medien zu einer Debatte, als bekannt wurde, dass er wegen der bei seiner Geburt geltenden Gesetzeslage zwar die deutsche Staatsbürgerschaft wie sein Vater, nicht aber die österreichische wie seine Mutter besitze.[6][7] Am 24. August 2010 erhielt er wegen seiner „Verdienste im Interesse der Republik“ zusätzlich die österreichische Staatsbürgerschaft; im Herbst 2010 fand die Verleihung durch die Stadt Wien statt.[8][7]

Seit 2020 ist er außerdem US-amerikanischer Staatsbürger.[9] Als Grund, sich eine dritte Staatsbürgerschaft zuzulegen, nannte er die Tatsache, dass er seit den 2010er Jahren in Los Angeles lebe und er viele Steuern zahle und mitentscheiden wolle („Keine Besteuerung ohne Vertretung“).[9]

Karriere

Anfänge

Als Schüler besuchte er das Theresianum im Wiener Gemeindebezirk Wieden und wie seine beiden Brüder Martin und Johannes das Gymnasium Billrothstraße 73 in seinem Heimatbezirk Döbling, wo er auch maturierte.[10] Ursprünglich wollte Waltz Kameramann werden, da ihn die Technik interessierte. Seiner eigenen Aussage nach sei er nur „mangels anderer Ideen zum Film gekommen“.[11] Später studierte er Schauspiel am Max-Reinhardt-Seminar und am Lee Strasberg Theatre Institute in New York. 1977 stand er erstmals in seiner Heimatstadt auf der Theaterbühne. Es folgten Theaterengagements in Zürich und Köln. Er spielte außerdem in Frankfurt am Main, Hamburg, Salzburg und Wien. 1982 erhielt er den renommierten O.-E.-Hasse-Preis.

Weitere Karriere

Seit Ende der 1970er-Jahre wirkte Waltz in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen mit und übernahm mehrfach Gastrollen in verschiedenen Krimiserien, u. a. in Ein Fall für zwei, Derrick, Kommissar Rex, Polizeiruf 110, Rosa Roth, Unter Verdacht, Der letzte Zeuge, SOKO Rhein-Main, Stolberg und Der Staatsanwalt. In der hundertsten Folge Zwei Leben der ZDF-Reihe Der Alte schoss er 1986 den Hauptermittler Köster (Siegfried Lowitz) an, der an den Folgen am Ende der Episode starb. Als Nachfolger trat Rolf Schimpf in dieser Rolle auf.

1987 spielte er in der Folge Wunschlos tot die Rolle des Wiener Tatort-Ermittlers Inspektor Passini.[12]

Waltz arbeitete überwiegend für das Fernsehen und stand auch für französische, australische und britische Produktionen vor der Kamera. Anfang der 1990er-Jahre spielte er neben Ian Richardson in der Miniserie Der große Reibach (The Gravy Train, The Gravy Train Goes East) den Beamten Dorfmann. In Krzysztof Zanussis Film Leben für Leben verkörperte Waltz 1991 einen entflohenen KZ-Häftling. Mit Die Farbe des Lebens (Our God’s Brother) folgte 1997 eine weitere Zusammenarbeit mit dem polnischen Regisseur.

1993 übernahm Waltz in Tom Toelles Historien-Zweiteiler König der letzten Tage die Rolle des Täufers Jan van Leiden. In dem im Oktober 1994 auf den Hofer Filmtagen uraufgeführten Fernsehfilm Man(n) sucht Frau von Vivian Naefe spielte er an der Seite von Heinrich Schafmeister und Maja Maranow die Rolle des alleinstehenden Christoph, dessen Sohn ohne sein Wissen eine Partnersuchanzeige für ihn aufgibt. 1995 wirkte er in der zweiteiligen Fernsehproduktion Katharina die Große mit.

Für seine darstellerische Leistung als Roy Black in Du bist nicht allein – Die Roy Black Story unter Regie von Peter Keglevic wurde er 1996 mit einem Sonderpreis bei den Baden-Badener Tagen des Fernsehspiels und 1997 mit dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet.

2000 führte Waltz erstmals selbst Regie bei dem Fernsehfilm Wenn man sich traut, bei dessen Drehbuch er Mitautor war. 2002 erhielt er gemeinsam mit dem Regisseur Peter Keglevic und den Schauspielkollegen Sebastian Koch und Tobias Moretti für den Fernsehfilm Der Tanz mit dem Teufel – Die Entführung des Richard Oetker, in dem er einen Entführer spielte, den Adolf-Grimme-Preis.

Neben Lisa Martinek war Waltz 2007 in Stephan Meyers Fernsehremake Die Zürcher Verlobung – Drehbuch zur Liebe als Regisseur Frank Arbogast (Spitzname „Büffel“) zu sehen.

Internationaler Durchbruch

(c) Masha Kuvshinova, CC BY 3.0
Christoph Waltz bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes 2009

2009 spielte Waltz den SS-Standartenführer Hans Landa in Quentin Tarantinos Film Inglourious Basterds. Für die Rolle des Hans Landa erhielt Waltz 2009 und 2010 mehrere Auszeichnungen als Bester Nebendarsteller, darunter den Golden Globe Award,[13] den Screen Actors Guild Award, den British Academy Film Award und den Oscar. Damit wurde 48 Jahre nach Maximilian Schell, der 1962 den Oscar als Bester Hauptdarsteller für Urteil von Nürnberg gewonnen hatte, erstmals wieder ein deutschsprachiger Schauspieler von der Academy of Motion Picture Arts and Sciences geehrt. Bereits im Mai 2009 war Waltz mit dem Preis für den besten Darsteller bei den 62. Filmfestspielen in Cannes ausgezeichnet worden.[14]

Nach dem Erfolg von Inglourious Basterds wurde der Schauspieler für weitere US-Produktionen verpflichtet; so verkörperte er in der Comic-Verfilmung The Green Hornet den Bösewicht Chudnofsky und war in dem im April 2011 angelaufenen Streifen Wasser für die Elefanten als despotischer Zirkusdirektor zu sehen. In dem Stop-Motion-Animationsfilm Guillermo del Toros Pinocchio von 2022 spricht Waltz als Synchronsprecher in der englischsprachigen Originalversion eine ähnliche Rolle wie in Wasser für die Elefanten, die Stimme des hinterhältigen Zirkusdirektors Graf Volpe. Außerdem spielte Waltz eine der vier Hauptfiguren in der Adaption des Theaterstücks Der Gott des Gemetzels durch Roman Polański.

2012 stand Waltz für Tarantinos Film Django Unchained vor der Kamera. In dem Western spielt er den deutschen Kopfgeldjäger Dr. King Schultz. The Hollywood Foreign Association nominierte Waltz für einen Golden Globe in der Kategorie „Bester Nebendarsteller“, den er bei der 70. Golden-Globe-Verleihung 2013 erhielt.[13] Damit gewann Waltz zum zweiten Mal in einer von Tarantino besetzten Rolle den Golden Globe als bester Nebendarsteller.[15][13] Außerdem gewann Waltz für diese Rolle seinen zweiten Oscar. Christoph Waltz ist erst der zweite Schauspieler nach Dianne Wiest, der in zwei Filmen desselben Regisseurs (Quentin Tarantino) jeweils den Oscar gewann. Bei Dianne Wiest war es Woody Allen.

Am 16. Februar 2013 durfte Christoph Waltz als erster Gastgeber mit deutscher Muttersprache durch die US-amerikanische Comedyshow Saturday Night Live führen.[16] Im selben Jahr wurde er in die Jury der 66. Filmfestspiele von Cannes berufen,[14] im Jahr darauf in die Jury der 64. Berlinale. 2013 inszenierte er in Antwerpen mit dem Rosenkavalier erstmals eine Oper.[17] Am 3. März 2014 übergab Waltz den Oscar für die Beste Nebendarstellerin an Lupita Nyong’o. Am 1. Dezember 2014 bekam Waltz einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame. Es ist der Stern mit der Nummer 2536 (6667 Hollywood Blvd.).[18] Am 4. Dezember 2014 wurde Christoph Waltz auf der offiziellen Pressekonferenz des 24. James-Bond-Films Spectre als Darsteller für eine der Hauptrollen, Franz Oberhauser, vorgestellt. Den Charakter verkörperte er ebenfalls im Nachfolgefilm Keine Zeit zu sterben.

2018 wurde er in die Wettbewerbsjury der 75. Internationalen Filmfestspiele von Venedig berufen. Das 2020 erschienene Kurzform-Serienformat Most Dangerous Game ist sein erstes amerikanisches Serienprojekt.

Musiktheater-Regie

Filmografie

Kino

Fernsehen

Fernsehfilme

Fernsehserien und -reihen

Hörspiele (Auswahl)

Hörbücher (Auswahl)

  • 2006: Ernst H. Gombrich: Eine kurze Weltgeschichte für junge Leser: Von den Anfängen bis zum Mittelalter. Argon Verlag (DE:Gold (Hörbuch-Award)Gold (Hörbuch-Award)).[27]
  • 2007: Robert M. Sapolsky: Mein Leben als Pavian. Random House Audio, ISBN 978-3-8371-7809-8.

Auszeichnungen (Auswahl)

Oscar

2010: Bester Nebendarsteller in Inglourious Basterds
2013: Bester Nebendarsteller in Django Unchained

Golden Globe Award[13]

2010: Bester Nebendarsteller in Inglourious Basterds
2013: Bester Nebendarsteller in Django Unchained

British Academy Film Award

2010: Bester Nebendarsteller in Inglourious Basterds
2013: Bester Nebendarsteller in Django Unchained

Screen Actors Guild Award

2010: Bester Nebendarsteller in Inglourious Basterds
2010: Bestes Schauspielensemble in Inglourious Basterds (mit dem restlichen Cast)

Internationale Filmfestspiele von Cannes[14]

2009: Bester Darsteller in Inglourious Basterds

Weitere Auszeichnungen:

Nominierungen:

Literatur

  • Hermann J. Huber: Langen Müller’s Schauspielerlexikon der Gegenwart. Deutschland. Österreich. Schweiz. Albert Langen • Georg Müller Verlag GmbH, München • Wien 1986, ISBN 3-7844-2058-3, S. 1076.
  • Gernot Wolfson: Christoph Waltz. Die exklusive Biografie. riva Verlag, München 2013, ISBN 978-3-86883-329-4.
  • Elisabeth Waltz-Urbancic: Vier Kinder und ein Zeichentisch. Erinnerungen an Theater und Film. Christian Brandstätter Verlag, Wien 2016, ISBN 978-3-7106-0049-4.
Commons: Christoph Waltz – Sammlung von Bildern und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Vgl. Elisabeth Waltz-Urbancic: Vier Kinder und ein Zeichentisch. Erinnerungen an Theater und Film, Wien 2016, S. 97, 103.
  2. Christoph Waltz – Biography. In: christophwaltzfans.com. 26. März 2013, archiviert vom Original am 25. April 2013; abgerufen am 26. August 2022 (englisch).
  3. Haneke und Waltz haben den gleichen Stiefvater. In: heute.at. 11. Januar 2013, abgerufen am 26. August 2022.
  4. „Ein alter Hut“: Christoph Waltz ist längst heimlich verheiratet. In: Focus Online. 19. November 2013, abgerufen am 24. August 2022.
  5. Marc Pitzke: „Hollywood ist das Ziel – immer“. In: Spiegel Online. 24. Februar 2013, abgerufen am 24. August 2022 (Interview).
  6. Österreichische Staatsbürgerschaft für Christoph Waltz. In: Der Standard. 8. August 2010, abgerufen am 26. August 2022.
  7. a b Christoph Waltz erhält Staatsbürgerschaft. In: ORF.at. 24. August 2010, abgerufen am 26. August 2022.
  8. Christoph Heshmatpour: Im Interesse der Republik. In: falter.at. 29. September 2010, archiviert vom Original am 9. August 2015; abgerufen am 25. August 2022.
  9. a b The New York Times:Christoph Waltz Has Some Thoughts (Memento vom 19. März 2023 im Internet Archive) von Elisabeth Vincentelli vom 23. Februar 2023, abgerufen am 31. Juli 2024. (englisch)
  10. Elisabeth Waltz-Urbancic, Gabriele Jamy: Alles Waltz…er. In: Döblinger Extrablatt. Band 27. Wien 2021, S. 3 (Online [PDF]).
  11. Im Journal zu Gast: Christoph Waltz auf Ö1 vom 23. Februar 2013, abgerufen am 23. Februar 2013.
  12. Wunschlos tot. In: Das Erste: Tatort: Alle Fälle. Bayerischer Rundfunk, abgerufen am 23. August 2021.
  13. a b c d Christoph Waltz. In: goldenglobes.com. Hollywood Foreign Press Association, abgerufen am 26. August 2022 (englisch).
  14. a b c Christoph Waltz. In: festival-cannes.com. Festival de Cannes, abgerufen am 26. August 2022 (englisch).
  15. Christoph Waltz gewinnt Golden Globe. In: bz-berlin.de. 14. Januar 2013, abgerufen am 24. August 2022.
  16. Killer-Jesus begeistert US-Medien. In: Spiegel Online, 18. Februar 2013, abgerufen am 21. März 2013.
  17. a b Eleonore Büning: Christoph Waltz inszeniert „Rosenkavalier“: Hollywood guckt durch den Feldstecher. In: FAZ.net. 16. Dezember 2013, abgerufen am 24. August 2022.
  18. Christoph Waltz: Hollywood-Stern auf Walk of Fame für Oscarpreisträger. In: Spiegel Online. 1. Dezember 2014, abgerufen am 24. August 2022.
  19. Trailer
  20. Der Rosenkavalier. In: theatres.lu. Les Théâtres de la Ville de Luxembourg, archiviert vom Original am 25. Juni 2016; abgerufen am 26. August 2022.
  21. Un Chevalier à la rose aux mille parfums par Rocco Zacheo, Tribune de Genève, Vendredi 15 décembre 2023
  22. Hugh Canning: Genau aufs Zwischenmenschliche geschaut. In: Oper! 15. Dezember 2023, abgerufen am 13. Januar 2024.
  23. Jan Brachmann: Verdis „Falstaff“ in Antwerpen: Da sitzt ein Orchester im Baum. In: FAZ.net. 15. Dezember 2017, abgerufen am 24. August 2022.
  24. Christoph Waltz Directs Verdi's Comic Masterpiece FALSTAFF for Opera Vlaanderen. 16. November 2017, abgerufen am 5. Januar 2022 (englisch).
  25. Reinhard Kager: Christoph Waltz’ „Fidelio“: Oben ein Loch. In: FAZ.net. 23. März 2020, abgerufen am 24. August 2022.
  26. Ein gottverdammter Lügner – Psychothriller mit Christoph Waltz. Abgerufen am 20. August 2023.
  27. Auszeichnungen für Musikverkäufe: DE
  28. Österreichisches Ehrenkreuz für Christoph Waltz. In: Der Standard. 7. Juni 2012, abgerufen am 24. August 2022.
  29. US-Kulturmedaille für Waltz, Eröd, Welser-Möst und Rabl-Stadler. 19. Juni 2019, abgerufen am 20. Juni 2019.

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(c) Masha Kuvshinova, CC BY 3.0
Christopher Waltz at the 2009 Cannes Film Festival.