Christoph Vitali
Christoph Vitali (* 28. September 1940 in Zürich; † 18. Dezember 2019 ebenda[1][2]) war ein schweizerischer Ausstellungskurator, Museumsdirektor und Kunstautor.
Werdegang
Christoph Vitali wuchs in Zürich als Sohn kunstsinniger Eltern auf. Sein Vater war der Bildhauer Antonio Vitali (1909–2008), seine Mutter war Lehrerin.[3] Nach dem Besuch des Literargymnasiums Rämibühl und der Matura 1959 begann er an der Universität Princeton, New Jersey, ein Studium der Liberal Arts. Im Herbst 1960 begann er ein Studium der Rechtswissenschaft an der Universität Zürich. 1962/63 belegte er an der Universität Granada Vorlesungen in spanischer Sprache, Literatur und Kunstgeschichte. Er setzte anschließend sein Rechtsstudium in Zürich fort und arbeitete daneben in der Anwaltskanzlei von Heinrich Schalcher in Winterthur. 1968 schloss er sein Studium mit dem Lizenziat und der Note magna cum laude ab und legte im Kanton Zürich die Anwaltsprüfung ab. Vitali trat 1969 eine Stelle beim Kulturreferat der Stadt Zürich an und war von 1971 bis 1978 dessen Leiter. Er war damit unter anderem auch für die Museen, die Bühnen (Schauspielhaus Zürich, Theater am Neumarkt und Theater am Hechtplatz) und ein kommunales Kino zuständig.
Wirken
1979 ging Vitali als Verwaltungsdirektor der Städtischen Bühnen nach Frankfurt am Main und betreute dort neben Oper und Ballett auch das Schauspiel und die Kammerspiele. Von 1985 bis 1993 war Vitali in Frankfurt Geschäftsführer und erster Direktor der neu eröffneten Kunsthalle Schirn, mit der auch die Leitung des Künstlerhauses Mousonturm und des Theaters am Turm verbunden war. Er kuratierte wegweisende, aber auch beim Publikum erfolgreiche Ausstellungen. Seine mit Erika Billeter und Denis Bablet realisierte Eröffnungsausstellung Die Maler und das Theater im 20. Jahrhundert breitete das Thema mit 1000 Ausstellungsstücken enzyklopädisch aus. Seine 1990 gezeigte Kandinsky-Retrospektive zählte annähernd 200.000 Besucher. 1991 zählte die Kunsthalle Schirn bereits über 411.000 Besucher.[4] Die Ausstellung Die große Utopie – Russische Kunst 1915–1932 fand auch in der Presse eine bemerkenswerte Resonanz.[5] 1992 zeigte er in der Schirn Marc Chagall: die russischen Jahre, 1906–1922 mit sieben Wandgemälden, die Marc Chagall 1920 für das Jüdische Theater in Moskau gemalt hatte und die lange vernachlässigt in einem Depot lagerten. Für die Ausstellung wurden die Gemälde aufwändig restauriert.
„Ausstellungen einzurichten, ist die schönste Aufgabe: enthusiastisch kann man sich immer wieder neuen Themen hingeben wie einer Frau: aber nicht einer, sondern man kann polygam sein.“
1994 wechselte Vitali als Direktor an das Haus der Kunst in München. Nach einer mehrjährigen Umbauphase eröffnete er im Mai 1994 mit der Ausstellung Elan Vital oder Das Auge des Eros mit Arbeiten von Kandinsky, Arp und Klee und sorgte auch in der Folge für das Ansehen des Hauses.[7] Mit der Ausstellung Barocke Sammellust verabschiedete sich Vitali von München und wurde im April 2004 Direktor der Fondation Beyeler in Riehen bei Basel. 2008 war er als Nachfolger des gekündigten Wenzel Jacob Interims-Direktor der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn.
Vitali war verheiratet und Vater von drei erwachsenen Kindern.
Auszeichnungen
- Cavaliere Ufficiale (1990)
- Officier des Arts et des Lettres (1991)
- Hessischer Verdienstorden (1994)
- Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (1996)
- Goetheplakette der Stadt Frankfurt am Main (1998)
- Medaille „München leuchtet – Den Freunden Münchens“ in Gold (2002)
Literatur
- Ute Kröger: Christoph Vitali. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 3, Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 2014 f.
- Andreas Beyer: Von der Nacht das Sehen lernen. Zum Tod des Kunstvermittlers Christoph Vitali. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28. Dezember 2019, S. 14 (Nachruf).
- Roman Bucheli: Herausragend – in jeder Hinsicht. In: Neue Zürcher Zeitung, 29. Dezember 2019, S. 40 (Nachruf).
- Franz Kotteder: Kunst-Events mit Elan. Der Kurator und Museumsdirektor Christoph Vitali ist gestorben. In: Süddeutsche Zeitung, 30. Dezember 2019, S. 10 (Nachruf).
Weblinks
- Literatur von und über Christoph Vitali im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Christoph Vitali auf kunstaspekte.de
- Christoph Vitali im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
Einzelnachweise
- ↑ Traueranzeige. In: Neue Zürcher Zeitung, 27. Dezember 2019. Abgerufen am 27. Dezember 2019.
- ↑ Neue Zürcher Zeitung vom 27. Dezember 2019: Der legendäre Ausstellungskurator Christoph Vitali ist gestorben, von Roman Bucheli, abgerufen am 30. Dezember 2019
- ↑ Sein Vater war auch ein bekannter Designer von Kinder-Holzspielzeug Die Kunst im Spiel. In: Neue Zürcher Zeitung, 14. Februar 2003.
- ↑ Begehrter Partner, in: Der Spiegel vom 9. März 1992
- ↑ Ursula Bode: Die Revolution leuchtet, in: Die Zeit Nr. 12 vom 13. März 1992
- ↑ Internetseite (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Oktober 2022. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Bayerischer Rundfunk (pdf)
- ↑ ptz/dpa: Renommierter Kunst-Kurator: Christoph Vitali ist tot. In: Spiegel Online. 29. Dezember 2019 (spiegel.de [abgerufen am 29. Dezember 2019]).
Personendaten | |
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NAME | Vitali, Christoph |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizer Kurator und Museumsleiter |
GEBURTSDATUM | 28. September 1940 |
GEBURTSORT | Zürich |
STERBEDATUM | 18. Dezember 2019 |
STERBEORT | Zürich |