Christoph Rueger

Christoph Rueger (* 3. Oktober 1942 in Rabenau b. Dresden; † 27. März 2020[1]) war ein deutscher Buch- und Rundfunkautor und Musikwissenschaftler.

Leben und Wirken

Der in Rabenau bei Dresden geborene Pfarrerssohn kam im Alter von zehn Jahren als Sänger zum Leipziger Thomanerchor. In dem Jahrzehnt seiner Chorzugehörigkeit prägten ihn die Thomaskantoren Günther Ramin und Kurt Thomas. 1962 begann er an der Universität Leipzig ein Studium der Musikwissenschaft und Sinologie. Seine wissenschaftliche Arbeit konzentrierte sich anfangs auf Personen der russischen Musikgeschichte, wie etwa Nikolai Andrejewitsch Rimski-Korsakow und Alexander Nikolajewitsch Skrjabin. Gleichzeitig studierte er Klavier und Orgel an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig und schloss als Konzertpianist ab. Ab 1970 arbeitete er als Dozent für Musikgeschichte an der Staatlichen Ballettschule Leipzig. Parallel dazu übernahm er die musikalische Leitung von Studiobühnen und des politischen Kabaretts „academixer“, das 1966 als Studentenkabarett der Universität Leipzig gegründet worden war.

Mit seiner Dissertation „Stilistische Kontinuität und ethische Konstanz im Schaffen Alexander Skrjabins unter besonderer Berücksichtigung seines Klavierwerkes“ promovierte er 1971 an der Universität Leipzig bei Walther Siegmund-Schultze.

In den Folgejahren verfasste Rueger Bücher, darunter ein mit Karikaturen angereichertes Porträt über Igor Strawinsky. Bei seinen Bio- und Monografien zu Komponisten arbeitet Rueger stets den Menschen im Künstler heraus.

1981 erfolgte seine Ausbürgerung aus der DDR nach Westberlin. Er bekam eine Stelle als Lehrbeauftragter an der Universität der Künste Berlin, damals noch unter dem Namen Hochschule der Künste. Später wurde er dort zum Professor für Musiktheorie und Tonsatz ernannt. Diese Professur hatte er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 2003 inne.

In der Musikszene galt er bald als „Chefentertainer“ und als „ein Kraftwerk in Dur und Moll“. Bis 1993 moderierte Rueger live beim Berliner Radiosender SFB 3 „Klassik zum Frühstück“ und bei WDR 3 das „Klassik Forum“. Er schrieb Chansonprogramme und veranstaltete Konzertlesungen zu seinen Büchern in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Zwölf Jahre lang war er zudem ein gefragter Kulturprogrammbeiträger auf dem Luxus-Kreuzfahrtschiff MS EUROPA. Dort begleitete er am Klavier sprechend und singend die Diseuse und Kabarettistin Doris Bierett.

Rueger definiert „klassisch“ als Qualität und nicht als Stilepoche. Für ihn ist klassische Musik ein „wetterfestes, zeitbeständiges Klanggut“, das Komponisten aus ihrem Leben mit all seinen Facetten bezogen.

Er veröffentlichte in der Berliner Illustrirten die Kolumne „gut zuhören“ zu neuen CDs. So manches seiner Bücher wurde immer wieder neu aufgelegt und in mehrere Sprachen übersetzt.

Sein Buch Musikalische Hausapotheke erschien in neun Sprachen. Der Spiegel titelte dazu am 13. Januar 1992: „Mozart statt Kamillentee: Berliner Professor empfiehlt Klassik-Melodien gegen Seelenschmerz“.[2] Die Beliebtheit seiner Publikationen hat einen besonderen Grund: „Der Ton, den Rueger dabei anschlägt ist (zum Glück) von ‚akademisch-unverständlich’ weit entfernt.“[3]

Neben seiner Begeisterung für die klassische Musik war der vielseitig Interessierte nicht nur ein kenntnisreicher Jazzfan, sondern auch ein hingebungsvoller Jazzer am Klavier.

Rueger lebte im brandenburgischen Kleinmachnow.

Werke

  • 1979 Konzertbuch Klaviermusik A–Z. Hrsg.: Christof Rüger. VEB Deutscher Verlag für Musik, Leipzig, DNB 800413482.
  • 1982 Musikinstrument und Dekor – Kostbarkeiten der europäischen Kunstgeschichte. Edition Leipzig, Leipzig. (auch auf Englisch, Französisch, Spanisch)
  • 1982 Jugendoper Die Farm der Tiere, frei nach Orwell, 2 LP.
  • 1984 Die Rösser von Brandenburg. Eine Berlin-Revue in Stile misto. Jugendoper (im Auftrag des Bezirks Reinickendorf anlässlich der 750-Jahr-Feier Berlins; Libretto und Musik), 2 LP.
  • 1985 Soli Deo Gloria: Johann Sebastian Bach (Biografie), Erika Klopp Verlag, Berlin.
  • 1986 Magie in Schwarz und Weiss – Franz Liszt. Erika Klopp Verlag, Berlin.
  • 1988 Igor Strawinsky. VEB Deutscher Verlag für Musik, Leipzig.
  • 1991 Die musikalische Hausapotheke. Ariston, Genf/München (in 9 Sprachen, 10 CD), 9. Aufl. 1995.
  • 1995 Die musikalische Reiseapotheke. Ariston, Genf/München, 2. Auflage (5 CD).
  • 1996 Von Katzenorgeln und Eheflüchtern. Ein musikalisches Raritätenkabinett. Langen Müller, München.
  • 1996 Ruegers musikalisches Tierleben: Peter und der Wolf von Prokofjew + Karneval der Tiere von Saint-Saens, neu getextet. Langen Müller, München.
  • 1997 Franz Liszt. Des Lebens Widerspruch. Langen Müller, München.
  • 1998 Harenberg Klaviermusikführer. Geleitwort Martha Argerich. Hrsg. und Hauptautor Christoph Rueger. Harenberg, Dortmund.
  • 1999 Chopin, das Klavier und andere Geliebte. Parthas, Berlin.
  • 2000 Johann Sebastian Bach: Wie im Himmel, so auf Erden. Die Kunst des Lebens im Geist der Musik. Jubiläumsausgabe. Heyne Verlag, München.
  • 2003 Die klingende Meistergalerie. 77 höchst persönliche Komponistenportraits: von Palestrina bis Bernstein. Kindler, Berlin.
  • 2009 Frédéric Chopin. Seine Musik – sein Leben. Parthas, Berlin (erw. Neufassung von 1999)
  • 2011 Franz Liszt. Seine Musik – sein Leben. Parthas, Berlin (Neufassung).
  • 2012 Polyphonie als Modell für Demokratie. In: Sabine Näher (Hrsg.): Singen zur Ehre Gottes. (12) Thomaner erinnern sich. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig.
  • 2012 Franz Liszt (gekürzt und farbig bebildert). In: Menschen, die die Welt bewegten (neben Bismarck und Lise Meitner). Reader’s Digest, Stuttgart/Zürich/Wien.
  • 2012 Johann Sebastian Bach (gekürzt).

Radiosendungen

  • 1981–1993 Moderation „Klassik zum Frühstück“ beim Radiosender SFB 3
  • 1983–1998 Moderation „Klassik Forum“, Hörfunk WDR 3
  • 2000 „Bach unter uns“. 20-teilige Hörfunkreihe auf MDR 3
  • 2003–2006 Freier Mitarbeiter beim MDR 3
  • 2012 hr4-Hörerstunde: „Unser Experte im Studio“

Konzertmoderator

  • 1994–2010 Mitwirkung bei „Brandenburgischen Sommerkonzerten“ als Moderator und mit Konzertlesungen

Literatur

  • Christoph Rueger: Frédéric Chopin: Seine Musik – sein Leben. 2009 (Klappentext)
  • Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5. September 2001, S. 66
  • Christoph Rueger: Chopin, das Klavier und andere Geliebte. 1999 (Klappentext)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Traueranzeige Christoph Rueger, FAZ vom 4. April 2020
  2. Mozart statt Kamillentee. In: Der Spiegel. Nr. 3, 1992 (online).
  3. Buchkritik im Internet. In: InkulturaOnline. Abgerufen am 3. Februar 2019.