Christoph Ploß

Christoph Ploß (2020)

Christoph Johannes Ploß (* 19. Juli 1985 in Hamburg) ist ein deutscher Politiker (CDU). Seit der Bundestagswahl 2017 ist er Mitglied des Bundestages und seit September 2020 Vorsitzender der CDU Hamburg. Zudem ist er Vorsitzender des CDU-Kreisverbands Hamburg-Nord.[1][2]

Herkunft und beruflicher Werdegang

Ploß wuchs in Hamburg als Sohn eines promovierten Chemikers auf.[3] Sein Vater war Ende der 1970er Jahre aus der DDR nach West-Berlin im Kofferraum eines Fluchthelfers geflohen.[4] Nach dem Abitur 2005 an der Gelehrtenschule des Johanneums leistete Ploß Zivildienst. Danach nahm er ein Bachelor-Studium der Geschichte und Politikwissenschaft an der Universität Hamburg auf, das er 2009 mit einem Bachelor of Arts abschloss. Im Anschluss absolvierte er 2011 in Hamburg seinen Master of Arts in Geschichte mit dem Schwerpunkt European Studies. Während seines Studiums war Christoph Ploß Stipendiat der Begabtenförderung der Konrad-Adenauer-Stiftung.[5] 2012 nahm er ein Promotionsstudium an der Universität Hamburg auf und war Mitarbeiter des CDU-Bundestagsabgeordneten Dirk Fischer.[6] Ploß wurde 2017 mit einer Arbeit über die „New Commonwealth Society“ promoviert, in der er die Entwicklung supranationaler Europaideen untersuchte.[7] Von 2015 bis 2017 war Ploß Pressereferent der Bauer Media Group in Hamburg.[8][9] Im November 2020 wurde Christoph Ploß vom Wirtschaftsmagazin Capital in der Liste „Top 40 unter 40“ genannt.[10]

Politischer Werdegang

Christoph Ploß im Bundestag (2019)

Ploß trat 2005 in die CDU ein. In der Bezirksversammlung Hamburg-Nord, in die er erstmals 2008 gewählt wurde, war er von 2011 bis zu seiner Wahl in den Bundestag 2017 stellvertretender Vorsitzender der CDU-Fraktion und Fraktionssprecher für Umwelt und Verkehr.[11][12] Seit 2010 ist er Vorsitzender des CDU-Ortsverbands Winterhude[13] und seit 2016 Vorsitzender des CDU-Kreisverbands Hamburg-Nord.[14][15] Am 26. September 2020 wurde Ploß mit 177 von 212 Stimmen zum Vorsitzenden der CDU Hamburg gewählt, deren stellvertretender Vorsitzender er seit 2016 war.[16][17] Bei der Bundestagswahl am 24. September 2017 setzte sich Ploß mit 33,5 % der Erststimmen gegen Dorothee Martin (SPD) durch, die 30,8 % der Erststimmen erhielt.[18] Im 19. Deutschen Bundestag war Ploß ordentliches Mitglied in den Ausschüssen für die Angelegenheiten der Europäischen Union und für Verkehr und digitale Infrastruktur sowie stellvertretendes Mitglied in der Ostseeparlamentarierkonferenz.[19]

Bei der Bundestagswahl am 26. September 2021 verlor Ploß mit 23,8 Prozent der Erststimmen sein Direktmandat gegen Dorothee Martin (SPD), welche 30,7 Prozent der Erststimmen erhielt.[20] Er zog über die Landesliste der Hamburger CDU in den 20. Bundestag ein.[21]

Politische Positionen

Zu den politischen Schwerpunkten von Ploß zählen die Weiterentwicklung der Europäischen Union, die Verkehrs- und Infrastrukturpolitik sowie das Thema Generationengerechtigkeit. So forderte Ploß in einem Gastbeitrag in der WELT, das deutsche Rentensystem zu reformieren, und plädierte für ein flexibles Renteneintrittsalter, bei dem die Höhe der Rente an die Lebensarbeitszeit gekoppelt würde.[22] Innerhalb seiner Partei lehnt er eine Frauenquote ab und will zur stärkeren Frauenbeteiligung die Rahmenbedingungen verbessern.[23] Er unterstützte Friedrich Merz bei der Wahl des neuen CDU-Parteivorsitzenden am 21. Januar 2021.[24]

Ploß zählt zum konservativen Flügel seiner Partei und lehnt Koalitionen mit den Grünen ab, weil diese „die Freiheit von immer mehr Bürgern einschränken wollten, die Antifa hofierten und Linksextremismus verharmlosten“. Außerdem kennzeichneten „Verbote, Gängelung und staatliche Bevormundung“ die grüne Wirtschafts- und Klimaschutzpolitik, was er ablehne. Stattdessen fordert Ploß „mehr Innovation“ zum Erreichen der Klimaschutzziele.[25][26][27] Gleichzeitig fordert Ploß ein „Genderverbot“ für staatliche Einrichtungen, also ein Verbot der Verwendung von geschlechtergerechter Sprache für Beschäftigte des öffentlichen Dienstes.[28] Wörtlich sagte der Bundestagsabgeordnete in einem „Spiegel“-Interview:[29]

„Zu Hause am Abendbrottisch sollte selbstverständlich jeder, der das möchte, nach Herzenslust gendern können. Aber von Beamten, Lehrkräften und Dozenten erwarte ich, dass sie im Dienst gültige Regeln und Normen nicht einfach willkürlich verändern.“

Im Oktober 2021 forderte Ploß, den inhaltlichen Kurs, mit dem die ÖVP „wieder nach oben gekommen“ sei, einzuschlagen.[30][31][32] Kurz darauf wurde der ÖVP-Korruptionsskandal öffentlich, in dessen Zuge Ploß‘ Vorbild Sebastian Kurz von seinem Amt als österreichischer Bundeskanzler zurücktreten musste. Ploß kritisierte die aus seiner Sicht zunehmende Ämtervergabe in der Politik nach Parteiproporz, „Geschlecht, Herkunft oder Flügelzugehörigkeit statt nach Qualifikation und Eignung“, was der Demokratie schade.[33][34]

Parteiinterne Kritiker in der CDU Hamburg attestieren Ploß ein auf seine eigene Person fokussiertes, effekthaschendes Auftreten und „unflexiblen Konservatismus“. Im Bundestagswahlkampf 2021 hätten sich Bürger auf Wochenmärkten vermehrt darüber beschwert, dass Ploß „zwar physisch anwesend sei, aber nicht zuhöre“. Ploß sei zwar jung, aber in altem Denken verfangen.[35]

Kontroversen

Im Juli 2020 wurde bekannt, dass die Unionspolitiker Christoph Ploß, Wolfgang Stefinger und Ronja Kemmer sich in das arabische Sultanat Oman haben einladen lassen. Die dabei entstandenen Kosten von jeweils 5466 Euro wurden dabei von der Botschaft des Sultanats in Berlin übernommen.[36]

Im Februar 2022 führte eine Aussage Ploß’ bezüglich der Gaspipeline Nord Stream 2 während der Debatte um den Ukrainekonflikt in der Fernsehsendung Markus Lanz zu einer juristischen Auseinandersetzung mit der Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig (SPD). Er warf ihr darin vor:

„Dann haben sie weitere Personen in der SPD-Spitze wie Manuela Schwesig, die klar sagt: ‚Also diese Völkerrechtsverletzungen, die interessieren mich nicht. Hauptsache, die Pipeline kommt in Betrieb.‘ Sie hat das ziemlich deutlich gesagt.“

Schwesig sah sich in der Sendung falsch wiedergegeben und verlangte eine Unterlassungserklärung, das Landgericht Hamburg wies die Klage aber ab, weil es sich unter Berücksichtigung des Kontexts um eine politische Meinungsäußerung und keine Zitatwiedergabe handele. Ploß bezeichnete die Entscheidung als „Sieg für die Meinungsfreiheit“.[37] Die Opposition im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern warf Schwesig vor, mit der Klage politische Gegner mundtot machen zu wollen, und kritisierte auch, dass sie sich die Anwaltskosten aus der Landeskasse zahlen ließ.[38][39][40][41]

Veröffentlichungen

  • Die „New Commonwealth Society“. Franz Steiner, Stuttgart 2017, ISBN 978-3-515-11798-2.
  • Eine ambitionierte Klimapolitik für heute und morgen. In: Brinkhaus & Hauptmann (Hrsg.): Eine Politik für morgen – Die junge Generation fordert ihr politisches Recht. Herder Verlag, Freiburg im Breisgau 2020, ISBN 978-3-451-39386-0.
  • Mobilitätstraum: Von fliegenden Taxis und autonom fahrenden Autos. In: Marie-Christine Ostermann, Celine Flores Willers, Miriam Wohlfarth, Daniel Krauss, Andreas Rickert, Hauke Schwiezer (Hrsg.): Zukunftsrepublik – 80 Vorausdenker*innen springen in das Jahr 2030. campus Verlag, Frankfurt/New York 2021, ISBN 9783593513867.
  • Chancen begreifen – Soziale Leitbegriffe im Gespräch zwischen Politik und Sozialwirtschaft. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2021, ISBN 978-3-17-039644-9.

Weblinks

Commons: Christoph Ploß – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Der Landesvorstand - CDU Hamburg. Abgerufen am 5. Juli 2019.
  2. CDU Kreisverband Hamburg-Nord. Abgerufen am 5. Juli 2019.
  3. Lebenslauf. In: Christoph Ploß. Abgerufen am 5. Juli 2019.
  4. Ansgar Siemens, Kevin Hagen, DER SPIEGEL: Christoph Ploß, CDU-Jungstar und Gender-Gegner: Was treibt ihn an? Abgerufen am 27. Juni 2021.
  5. Franz Steiner Verlag: Person. Abgerufen am 5. Februar 2018.
  6. Ploß ist Nervensäge und Hoffnungsträger der CDU, Hamburger Abendblatt, 10. Mai 2014
  7. Christoph Johannes Ploß: A society for the promotion of international law and order. Die „New Commenwealth society“ als Ideen-Laboratorium für den supranationalen europäischen Integrationsprozess In: Studien zur modernen Geschichte.. Band 64, 2017, ISBN 978-3-515-11798-2
  8. Bauer Media Group: Pressesprecher Christoph Ploß auf dem Weg in den Bundestag? In: DNV. Abgerufen am 30. April 2018.
  9. Deutscher Bundestag - Dr. Christoph Ploß. In: Deutscher Bundestag. (bundestag.de [abgerufen am 30. April 2018]).
  10. Das sind die Top 40 unter 40 des Jahres 2020. 19. November 2020, abgerufen am 30. April 2021.
  11. Dr. Christoph J. Ploß (Winterhude) (Memento vom 3. November 2016 im Internet Archive), CDU Bezirksfraktion Hamburg-Nord
  12. Bezirksversammlung Hamburg-Nord: Sitzungsteilnehmende - Dr. Christoph Ploß
  13. Hamburger Abendblatt - Hamburg: Christoph Ploß bleibt Vorsitzender der CDU Winterhude. (abendblatt.de [abgerufen am 19. Juli 2018]).
  14. CDU-Kreisverband Hamburg-Nord: Kreisvorstand
  15. CDU Hamburg-Nord wählt neuen Kreisvorstand. Christoph Ploß ist neuer Kreisvorsitzender
  16. Ploß neuer Vorsitzender der Hamburger CDU. In: ndr.de. 26. September 2020, abgerufen am 2. November 2020.
  17. CDU Hamburg: Der Landesvorstand der CDU Hamburg
  18. Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein: Vorläufiges Ergebnis der Bundestagswahl 2017 in den Wahlkreisen im Vergleich zur Bundestagswahl 2013;Wahlkreis 21 Hamburg-Nord - Erststimme. (PDF; 7.3 KB) In: statistik-nord.de. 24. September 2017, abgerufen am 26. September 2017.
  19. Deutscher Bundestag - Abgeordnete. Abgerufen am 3. Februar 2021.
  20. Ergebnisse Hamburg-Nord - Der Bundeswahlleiter. Abgerufen am 18. Oktober 2021.
  21. Gewählte in Landeslisten der Parteien in Hamburg - Der Bundeswahlleiter. Abgerufen am 18. Oktober 2021.
  22. Christoph Ploß: Christoph Ploß: Rentenhöhe an Lebensarbeitszeit koppeln! In: DIE WELT. 1. Januar 2018 (welt.de [abgerufen am 25. Juli 2018]).
  23. Hamburger CDU-Politiker Ploß lehnt Frauenquote ab. In: ndr.de. 2. August 2020, abgerufen am 3. Februar 2021.
  24. Hamburgs CDU-Chef Ploß hat klaren Favoriten für den Parteivorsitz im Bund. In: Hamburger Morgenpost. 9. Januar 2021 (mopo.de [abgerufen am 3. Februar 2021]).
  25. „Zahlreiche Grüne hofieren die Antifa und verharmlosen Linksextremismus“, Die Welt, abgerufen am 15. Februar 2021
  26. Erster CDU-Landesverband: Keine Koalition mit den Grünen nach Bundestagswahl, BILD, abgerufen am 15. Februar 2021
  27. Hamburgs CDU-Chef Ploß gegen Koalition mit Grünen, NDR Hamburg Journal, abgerufen am 15. Februar 2021
  28. CDU: Christoph Ploß will Genderverbot im Wahlprogramm der Union - DER SPIEGEL. Abgerufen am 24. Mai 2021.
  29. Hamburger CDU will Gender-Verbot für staatliche Stellen durchsetzen, ndr.de, 24. Mai 2021
  30. „Dass die CDU sich erneuern muss ist völlig klar“. In: tagesschau.de. 3. Oktober 2021, abgerufen am 19. November 2021.
  31. Robert Misik: Das gesamte stinkende Paket. In: taz.de. Die Tageszeitung, 8. Oktober 2021, abgerufen am 19. November 2021.
  32. Deutsche CDU-Hoffnung nennt ÖVP als Vorbild. In: exxpress.at. eXXpress, 4. Oktober 2021, abgerufen am 19. November 2021.
  33. „Zeugt nicht von Einsicht“ – Kritik an Begründung von Anne Spiegels Rücktritt. In: Die Welt. 11. April 2022, abgerufen am 13. April 2022.
  34. Hamburgs CDU-Chef kritisiert Ämtervergabe nach Geschlecht. 11. April 2022, abgerufen am 13. April 2022.
  35. Jana Werner: Christoph Ploß und die CDU Hamburg: Immer noch weit weg von den Wählern. In: DIE WELT. 2. Oktober 2021 (welt.de [abgerufen am 16. April 2022]).
  36. Per Businessclass zum Basar – auf Kosten des Sultanats. In: Der Spiegel. Abgerufen am 27. Juni 2021.
  37. Schwesig scheitert im Rechtsstreit gegen CDU-Politiker Ploß. In: ndr.de. 23. Februar 2022, abgerufen am 24. Februar 2022.
  38. sueddeutsche.de / dpa (22. Februar 2022): Schwesig scheitert mit Unterlassungsantrag gegen Ploß
  39. lto.de: Zulässige Meinung oder Falschzitat?
  40. Arnd Diringer, Rechtsstreit auf Kosten des Steuerzahlers, DIE WELT vom 26. Februar 2022
  41. Stefan Ludmann: Beziehungen zu Russland: Schwesig schwenkt um. In: tagesschau.de. 23. Februar 2022, abgerufen am 6. März 2022.

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Christoph Ploß, Mitglied des Deutschen Bundestages, während einer Plenarsitzung am 11. April 2019 in Berlin.