Christoph Mohn

© Bertelsmann / Sebastian Pfütze, CC BY-SA 3.0 de
Christoph Mohn (2018)

Christoph Mohn (* 6. Juli 1965 als Christoph Scholz in Stuttgart) ist ein deutscher Unternehmer.[1] 2013 übernahm er den Vorsitz der Aufsichtsräte von Bertelsmann.[2] Seit 2021 ist er auch Vorsitzender des Lenkungsausschusses der Bertelsmann Verwaltungsgesellschaft (BVG) und übt zudem das Amt des Familiensprechers in der BVG aus.[3] Darüber hinaus ist Mohn Vorstandsvorsitzender der Reinhard Mohn Stiftung und sitzt im Kuratorium der Bertelsmann Stiftung.[4]

Familie

Mohn ist eines von sechs Kindern des 2009 verstorbenen Medienunternehmers Reinhard Mohn.[5] Seine Mutter Liz Mohn war bis 2021 Vorsitzende der Bertelsmann Verwaltungsgesellschaft.[6] Die Eltern hatten im Jahr 1982 geheiratet.[7][8] Anschließend adoptierte Reinhard Mohn die gemeinsamen Kinder Brigitte, Christoph und Andreas.[9][10]

Christoph Mohn ist mit der indischen Mathematikerin Shobhna Mohn verheiratet, die er während des Studiums kennenlernte.[11] Das Ehepaar hat drei Töchter.[12]

Laufbahn

Nach dem Abitur am Städtischen Gymnasium in Gütersloh leistete Christoph Mohn Wehrdienst.[1] 1985 nahm er ein Studium der Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Marketing an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster auf.[13]

Seine berufliche Laufbahn begann Mohn 1992 zunächst bei der Bertelsmann Music Group in Hong Kong und New York City.[14] Nach drei Jahren wechselte Mohn zur Unternehmensberatung McKinsey & Company nach Düsseldorf.[15] Dort beschäftigte sich Mohn mit Entwicklungen im Zusammenhang mit dem Internet und neuen Medien.[16] 1996 kehrte er nach Gütersloh zurück und arbeitete für den Geschäftsbereich Multimedia bei Bertelsmann,[17] der damals unter der Leitung von Thomas Middelhoff stand.[18] Als Vizepräsident der Tochtergesellschaft Telemedia wirkte Mohn am Einstieg in das Internetgeschäft mit.[1]

Lycos Europe

Mohn unterstützte die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens von Bertelsmann und Lycos.[19] 1997 rückte er an die Spitze von Lycos Europe.[20] Unter seiner Leitung führten die beteiligten Konzerne ihre Suchmaschinen zusammen.[21] Außerdem wurde eine der ersten Internet-Flatrates auf den Markt gebracht.[22]

Im Jahr 2000 führte Mohn das Unternehmen an die Börse.[23] Infolge des Kursverfalls nach dem Zusammenbruch der Dotcom-Blase leitete Mohn eine Restrukturierung ein, die jedoch erfolglos blieb.[24][25] 2008 beschlossen die Eigentümer, Lycos Europe abzuwickeln.[26] Daraufhin trat Mohn im Jahr 2009 als Vorstandsvorsitzender zurück.[27]

Bertelsmann

Von 2001 bis 2007 war Mohn Mitglied der Bertelsmann Verwaltungsgesellschaft.[1] Sie kontrolliert die Stimmrechte der an Bertelsmann mittelbar beteiligten Mitglieder der Familie Mohn und Stiftungen.[6] Nach dem Tod von Reinhard Mohn im Jahr 2009 nahm er dessen Sitz in der Bertelsmann Verwaltungsgesellschaft ein.[28] Er vertritt dort die sechste Generation.[29]

Seit 2006 gehört Mohn den Aufsichtsräten von Bertelsmann an, was Spekulationen um einen Wechsel in den Vorstand beendete.[30] Gleichzeitig baute die Familie so ihren Einfluss auf Bertelsmann aus.[31] 2013 rückte Mohn schließlich zum Vorsitzenden der Aufsichtsräte auf.[32] In dieser Position unterstützte er die Transformation des Konzerns unter Führung des 2012 angetretenen Vorstandsvorsitzenden Thomas Rabe.[33]

Mit Erreichen der Altersgrenze von 80 Jahren schied Liz Mohn 2021 aus den Führungsgremien der Bertelsmann Verwaltungsgesellschaft aus. Daraufhin übernahm Christoph Mohn den Vorsitz des Lenkungsausschusses und das Amt des Familiensprechers in der BVG.[3]

Engagement

Im Jahr 2009 wurde Mohn Mitglied des Kuratoriums der gemeinnützigen Bertelsmann Stiftung.[34] Zusätzlich übernahm er 2010 den Vorstandsvorsitz der bereits 2006 errichteten Reinhard Mohn Stiftung.[35][36] Sie erinnert an das Lebenswerk von Reinhard Mohn und fördert Bildungsprojekte mit Schwerpunkt in Ostwestfalen-Lippe, um die Chancen von Kindern und Jugendlichen in der Region zu verbessern.[37]

Darüber hinaus unterstützt Mohn als Business Angel und Investor Start-up-Unternehmen beim Aufbau Ihres Geschäfts.[38]

Weblinks

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Einzelnachweise

  1. a b c d Christoph Mohn. In: Internationales Biographisches Archiv. Munzinger, 30. April 2013, abgerufen am 28. November 2019.
  2. Machtwechsel: Christoph Mohn wird Aufsichtsratschef von Bertelsmann. In: Spiegel. 30. August 2012, abgerufen am 28. November 2019.
  3. a b Isabell Hülsen, Alexander Kühn, Anton Rainer: Liz Mohn und die Medien-Dynastie: Die Bertelsmann-Königin klärt ihre Thronfolge. In: Spiegel. 11. Juni 2021 (spiegel.de [abgerufen am 15. Juni 2021]).
  4. Ludger Osterkamp: In der Tradition seines Vaters. In: Neue Westfälische. 7. Dezember 2011.
  5. Matthew Karnitschnig: Die komplizierte Romanze der Liz Mohn. In: Tagesspiegel. 8. Dezember 2003 (tagesspiegel.de [abgerufen am 28. November 2019]).
  6. a b Bertelsmann: Medienmonarchie aus Gütersloh. In: Handelsblatt. 30. Januar 2011, abgerufen am 28. November 2019.
  7. Liz Mohn: Mit den Augen einer Mutter. In: Welt am Sonntag. 7. Januar 2001, S. 39.
  8. Thomas Schuler: Die Stimme ihres Herrn. In: Berliner Zeitung. 17. Oktober 2009, S. 3.
  9. Günther Bähr, Tatjana Meier: Szenen einer Ehe. In: Focus. 8. Dezember 2003, S. 188.
  10. Günther Bär: Konzerne: „Reinhard kann jetzt nicht“. In: Focus. 22. März 2004.
  11. Persönlich: Christoph Mohn. In: Neue Westfälische. 3. Dezember 2016, S. 7.
  12. Die siebte Generation wird Teilhaber bei Bertelsmann. Christoph Mohns Kinder kommen in den Medienkonzern. In: Börsenblatt. 16. Januar 2011, abgerufen am 28. November 2019.
  13. Hans-Peter Siebenhaar: Der andere Bertelsmann. In: Handelsblatt. 22. März 2006, S. 13.
  14. Heidi Rohde: Große Fußstapfen auszufüllen. In: Börsen-Zeitung. 14. Juli 2001, S. 14.
  15. Hans-Peter Siebenhaar: Der Konteradmiral. In: Handelsblatt. 15. Dezember 2003, S. 16.
  16. Thomas Nonnast: Familienbande aus Gütersloh. In: Handelsblatt. 27. November 2000, S. 2.
  17. Thomas Schuler: Der Sohn des Patriarchen. In: Berliner Zeitung. 10. April 2003, S. 15.
  18. Bertelsmann will mit Multimedia Milliarden umsetzen. In: Welt. 27. Februar 1996 (welt.de [abgerufen am 28. November 2019]).
  19. Thomas Schuler: Der Sohn des Patriarchen. In: Berliner Zeitung. 10. April 2003, S. 15.
  20. Jungunternehmer: Selbst ist der Sohn. In: Focus Money. 16. November 2000, S. 150–155.
  21. Bertelsmann und Lycos legen Suchmaschinen zusammen. In: Neue Zürcher Zeitung. 29. September 1999, S. 27.
  22. Lycos Europe plant Börsengang. In: Spiegel. 22. November 1999, S. 116.
  23. Reimer Hauke: Neuemissionen: Lex Lycos. In: WirtschaftsWoche. 16. März 2000, S. 238.
  24. Heidi Rohde: Vom Schwergewicht zum Penny Stock. In: Börsen-Zeitung. 14. Juli 2001, S. 14.
  25. Lycos Isn't Top Dog – but Sniffed out the Way to Survive. In: Telegraph. 7. April 2005, abgerufen am 28. Februar 2019 (englisch).
  26. Jennifer Lachmann: Internetportal Lycos Europe gibt auf. In: Financial Times Deutschland, 27. November 2008, S. 4.
  27. Lycos-Chef Christoph Mohn tritt zurück. In: Heise. 25. April 2009, abgerufen am 28. November 2019.
  28. Hans-Peter Siebenhaar: Christoph Mohn: Seine zweite Chance. In: Handelsblatt. 12. Oktober 2009, S. 15.
  29. Arndt Ohler: Konzerneigner in sechster Generation. In: Financial Times Deutschland. 26. Mai 2008, S. 4.
  30. Isabell Hülsen: Mohn wird Aufseher bei Bertelsmann. In: Financial Times Deutschland. 16. November 2006, S. 4.
  31. Mohn rückt in Aufsichtsrat. In: Neue Westfälische. 16. November 2006.
  32. Christian Müssgens: Christoph Mohn: Ein Familienwächter für Bertelsmann. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 30. August 2012, abgerufen am 28. November 2019.
  33. Isabell Hülsen: Bertelsmann: Die Berufung. In: Spiegel. 3. September 2012, abgerufen am 28. November 2019.
  34. Bertelsmann: Liz Mohn hat nun alle Rechte. In: Tagesspiegel. 9. Oktober 2009, S. 31.
  35. Hans-Peter Siebenhaar: Gütersloh streng vertraulich. In: Handelsblatt. 17. August 2010, S. 54.
  36. Bernhard Hänel: Die Rückkehr des Christoph Mohn. In: Neue Westfälische. 25. Oktober 2011.
  37. Lothar Schmalen: Hilfe für schwache Schüler. In: Neue Westfälische. 4. Juni 2015, S. 4.
  38. Martin Wocher: Die Deichbauer aus Nordrhein-Westfalen. In: Handelsblatt. 5. Oktober 2016, abgerufen am 28. Februar 2019.

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