Christoph Dartmann

Christoph Dartmann, aufgenommen im Jahr 2017 von Werner Maleczek.

Christoph Dartmann (* 1969 in Hiltrup) ist ein deutscher Historiker. Er lehrt seit 2015 an der Universität Hamburg als Professor für Mittelalterliche Geschichte unter besonderer Berücksichtigung des Hoch- und Spätmittelalters im Mittelmeerraum.

Leben und Wirken

Christoph Dartmann studierte von 1990 bis 1997 Geschichte und Katholische Theologie an der Universität Münster und der Università degli Studi di Bologna. Im Jahr 1997 legte er das Staatsexamen ab. Ein Jahr später wurde er in Münster bei Hagen Keller mit einer Arbeit über die Wunderberichte in der Historia Mediolanensis und der Arialdsvita promoviert. Dartmann war an der Universität Münster von 1998 bis 1999 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Sonderforschungsbereich 231 „Träger, Felder, Formen pragmatischer Schriftlichkeit“ und von 2000 bis 2008 im Sonderforschungsbereich 496 „Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme vom Mittelalter bis zur Französischen Revolution“. Von 2008 bis 2011 hatte er eine Juniorprofessur für Mittelalterliche Geschichte unter besonderer Berücksichtigung des Früh- und Hochmittelalters am Historischen Seminar der Universität Münster inne. Von Oktober 2008 bis September 2015 war er Leiter des Projekts „Die Implementierung geschriebener Normen im Frühmittelalter im Spannungsfeld von Religion und Politik“ des Exzellenzclusters „Religion und Politik“. Seine Habilitation erfolgte 2010 ebenfalls bei Keller an der Universität Münster über die politische Interaktion in der italienischen Stadtkommune vom 11. bis ins 14. Jahrhundert. Dartmann hatte Vertretungsprofessuren an der Universität Rostock (2011–2012), der Universität Vechta (2012–2013), der Universität Trier (2013–2014) und an der Universität Hamburg (seit 2014). Im Jahr 2015 hat Dartmann einen Ruf an die Universität Hamburg auf eine W2-Professur für Mittelalterliche Geschichte zum 1. Oktober 2015 angenommen. Er ist einer der Herausgeber der Reihe Geschichte der christlichen Orden.

Seine Arbeitsschwerpunkte sind die Politik-, Sozial- und Kulturgeschichte des Mittelmeerraums im Hoch- und Spätmittelalter, das benediktinische Mönchtum im Mittelalter, die Geschichte der Schriftlichkeit, die Geschichte politischer Kommunikation und mittelalterlicher Konfliktkulturen sowie die Geschichte Italiens im Hoch- und Spätmittelalter. In seiner 2009 veröffentlichten Habilitation legte Dartmann den Schwerpunkt auf die Anfänge der Mailänder Kommune (1050–1140), der konsularischen Kommune Genuas im 12. Jahrhundert und der städtischen Kommune Florenz um 1300. Nach Dartmann wurden politische Verhältnisse durch öffentliche Interaktionen „nicht nur dargestellt“, sondern „hergestellt“.[1] Dartmann beobachtete bei der Entwicklung eines politischen Regelwerkes eine „ungewöhnliche Offenheit innerstädtischer Kommunikation“ in der frühen Kommune während der ersten Jahrzehnte des 12. Jahrhunderts.[2]

Gemeinsam mit Günther Wassilowsky und Thomas Weller gab Dartmann 2010 einen Sammelband über Technik und Symbolik vormoderner Wahlverfahren heraus.[3] Der Sammelband basiert auf ein 2007 abgehaltenes Kolloquium über vormoderne Wahlverfahren im Rahmen des Münsteraner Sonderforschungsbereiches „Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme vom Mittelalter bis zur Französischen Revolution“. Im Jahr 2011 gaben Dartmann, Thomas Scharff und Christoph Friedrich Weber einen Sammelband heraus. Die Beiträge gehen auf eine im Mai 2007 in Münster abgehaltene Tagung zurück, die sich mit der mittelalterlichen Schriftlichkeit auseinandersetzt. Die Tagung wurde zu Ehren des 70. Geburtstags von Hagen Keller abgehalten. Dartmann veröffentlichte 2018 eine Einführung in das benediktinische Mönchtum von der Abfassung der Benediktsregel im 6. Jahrhundert bis zur Reformation.[4]

Schriften

Monografien

  • Die Benediktiner. Von den Anfängen bis zum Ende des Mittelalters. Kohlhammer, Stuttgart 2018, ISBN 3-17-021419-5.
  • Politische Interaktion in der italienischen Stadtkommune (11.–14. Jahrhundert) (= Mittelalter Forschungen. Bd. 36.). Thorbecke, Ostfildern 2012, ISBN 978-3-7995-4288-3 (Vollständig zugleich: Münster, Universität, Habilitations-Schrift, 2009) (online).
  • Wunder als Argumente. Die Wunderberichte in der Historia Mediolanensis des sogenannten Landulf Senior und in der Vita Arialdi des Andrea von Strumi (= Gesellschaft, Kultur und Schrift. Bd. 10). Lang, Frankfurt am Main u. a. 2000, ISBN 3-631-37126-8 (Zugleich: Münster (Westfalen), Universität, Dissertation, 1998.)

Herausgeberschaften

  • mit Christian Jörg: Der „Zug über Berge“ während des Mittelalters. Neue Perspektiven der Erforschung mittelalterlicher Romzüge (= Trierer Beiträge zu den historischen Kulturwissenschaften. Bd. 15). Reichert, Wiesbaden 2014, ISBN 978-3-95490-020-6.
  • mit Thomas Scharff, Christoph Friedrich Weber (Hrsg.): Zwischen Pragmatik und Performanz. Dimensionen mittelalterlicher Schriftkultur (= Utrecht Studies in Medieval Literacy. Bd. 18). Brepols, Turnhout 2011, ISBN 978-2-503-54137-2.
  • mit Günther Wassilowsky und Thomas Weller: Technik und Symbolik vormoderner Wahlverfahren (= Historische Zeitschrift. Beihefte. Neue Folge. Bd. 52). Oldenbourg, München 2010, ISBN 978-3-486-59654-0.
  • mit Marian Füssel, Stefanie Rüther: Raum und Konflikt. Zur symbolischen Konstituierung gesellschaftlicher Ordnung in Mittelalter und Früher Neuzeit (= Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme. Schriftenreihe des Sonderforschungsbereichs 496. Bd. 5). Rhema, Münster 2004, ISBN 3-930454-47-5.

Weblinks

Anmerkungen

  1. Vgl. dazu die Besprechungen von Florian Hartmann in: Historische Zeitschrift 300, 2015, S. 774 f.; Ferdinand Opll in: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 121, 2013, S. 180–182 (online); Karl Borchardt in: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 71, 2015, S. 823–824 (online); Marco Veronesi in: Annali dell’Istituto storico italo-germanico in Trento/Jahrbuch des italienisch-deutschen historischen Instituts in Trient 39, 2013, S. 146–148.
  2. Christoph Dartmann: Politische Interaktion in der italienischen Stadtkommune (11.–14. Jahrhundert). Ostfildern 2012, S. 395.
  3. Vgl. dazu die Besprechung von Hubertus Buchstein in: Zeitschrift für Historische Forschung 39, 2012, S. 259–261.
  4. Vgl. dazu die Besprechungen von Marco Krätschmer in: Rheinische Vierteljahrsblätter. 83, 2019, S. 241–242 (online); Manfred Heim in: Historische Zeitschrift. 310, 2020, S. 473–474; Immo Eberl in: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters. 75, 2019, S. 775–776; Björn Gebert in: Zeitschrift für Kirchengeschichte. 129, 2018, S. 402–403; Kai Hering in: Zeitschrift für Historische Forschung. 46, 2019, S. 656–658 (online); Andrea Knopik in: H-Soz-Kult. 15. Mai 2019 (online); Joachim Werz in: sehepunkte. 19 (2019), Nr. 6 [15. Juni 2019], (online); Ralf Lützelschwab in: Cistercienserchronik 125, 2018, S. 597–600.

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