Christlich Soziale Partei

Christlich Soziale Partei (CSP Ostbelgien)
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Partei­vorsitzenderJérôme Franssen
Haupt­sitzPlatz des Parlaments 1
4700 Eupen
Aus­richtungChristdemokratie
Christlichsozial
Konservatismus
Farbe(n)Orange
Belgische Abgeordnetenkammer
0/150
DG-Parlament
6/25
Europaabgeordnete
1/21
EuropaparteiEVP
EP-FraktionEVP
Websitewww.csp-dg.be

Die Christlich Soziale Partei (CSP) ist eine christdemokratische Partei der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens.

Sie versteht sich als Partei der politischen Mitte und stellt das christliche Menschenbild in den Mittelpunkt. Demnach soll nicht der Staat oder eine Gruppe oder „die Gemeinschaft“ im Zentrum des Gemeinwesens stehen, sondern jeder Einzelne in Selbstverantwortung an der Gesellschaft teilnehmen.[1]

Die CSP ist traditionell die Schwesterpartei der flämischen CD&V und der französischsprachigen LE. Sie versteht sich als pro-europäisch und ist Mitglied der EVP.

In der Legislaturperiode 2009–2014 war die CSP mit sieben Sitzen im Parlament der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens vertreten. Sie war somit die Partei mit dem höchsten Stimmenanteil in der Deutschsprachigen Gemeinschaft.[2] Sie ist ebenfalls die Partei mit den meisten Mitgliedern in der Deutschsprachigen Gemeinschaft.[3]

Ursprünge

Die im Juni 1945 gegründete Christlich Soziale Partei gestaltete das politische Leben der Nachkriegszeit und den Aufbau in der Region Ostbelgien durch den politischen Auftrag einer breiten Bevölkerungsschicht wesentlich mit.

Bis 1971 war die CSP Bestandteil der nationalen christdemokratischen PSC/CVP und arbeitete eng mit der Vervierser PSC-Regionalpartei zusammen. Dadurch konnte die CSP die Interessen der Deutschsprachigen im Rahmen der sich abzeichnenden Staatsreform auf nationaler Ebene vertreten und Ansprüche auf Volksvertretungen in der Kammer und im Senat verwirklichen.

Gerade aufgrund der tragenden Rolle, die die Christlich Sozialen im Osten Belgiens und in den neun deutschsprachigen Gemeinden spielten, konnten von 1946 bis 1999 ununterbrochen Volksvertreter der CSP einen Sitz im nationalen Parlament bekleiden. Abgeordnete waren Peter Kofferschläger (1946–1960), Willy Schyns (1961–1981), beide aus Kelmis, und Albert Gehlen aus St. Vith (1981–1999). Senatoren waren Joseph Baltus (1946–1950) und Hubert Chantraine (1995–1999), beide aus Eupen.[4]

Unabhängigkeit

Seit Juni 1971 – also seit der ersten Staatsreform – ist die CSP ein unabhängiger Regionalverband, um der eigenen Identität der Bevölkerung des deutschen Sprachgebiets Ausdruck zu verleihen. Der erste Präsident der CSP war Albert Gehlen.

Die Vorsitzenden der CSP seit 1971: Albert Gehlen (1971–1976), Manfred Nussbaum (1976–1981), Johann Haas (1981–1999), Hubert Chantraine (1999–2004), Mathieu Grosch (2004–2010), Luc Frank, Pascal Arimont (2015–2020), Jérôme Franssen (seit 2020)[5]

Reformen und Autonomie

Die CSP hat seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs entscheidend dazu beigetragen, dass die deutschsprachigen Belgier im Staatsgefüge auf das gleiche Niveau gestellt wurden wie die anderen Sprachgruppen. Durch die Reformen des belgischen Staates entstanden 1970 die drei Gemeinschaften und drei Regionen. Belgien wandelte sich seitdem vom Einheitsstaat zu einem föderalen Bundesstaat.

Von 1976 bis 1983 entschied der „Rat der deutschsprachigen Kulturgemeinschaft“ (RdK) autonom für das deutsche Sprachgebiet in Belgien. Mit der Staatsreform erweiterte sich der Entscheidungsbereich dieses Rates zusehends. Erster Präsident des RdK war Johann Weynand (CSP).[6]

Seit 1983 verfügt die Deutschsprachige Gemeinschaft über ein eigenes gesetzgebendes Organ (zunächst „Rat“, dann „Parlament“ genannt) und über eine eigene Regierung.

Die Christlich Sozialen leisteten im Laufe der Staatsreform wesentliche Beiträge zum Entstehen und zum Ausbau der Autonomie der Deutschsprachigen Gemeinschaft:

Die Übernahmen des Unterrichtswesens 1989, des Denkmalschutzes 1994, der Beschäftigung 2000 oder der Gemeindeaufsicht 2004 sind als wesentliche Etappen der Autonomieerweiterung zu verstehen, die die CSP – auch aus der Opposition (ab 1999) heraus – vorangetrieben hat.

Durch die nach wie vor engen Verbindungen zu den auf föderaler Ebene agierenden christdemokratischen Parteien cdH (frankophon) und CD&V (flämisch) konnten auch die Schaffung eines eigenen deutschsprachigen Gerichtsbezirks (1988) und die für die DG wichtige Refinanzierung unterstützt und verwirklicht werden.[7]

Die Christlich Sozialen waren bis 2019 die stärkste politische Kraft in der Deutschsprachigen Gemeinschaft.

Junge Mitte

Die Junge Mitte ist die Jugendorganisation der CSP.[8] Sie versteht sich als unabhängiges Mitglied der Partei, vergleichbar mit der Rolle einer Lokalsektion. In der Jungen Mitte engagieren sich junge Erwachsene bis zum 35. Lebensjahr vor allem für die Belange der Jugend. Sie ist die mitgliederstärkste politische Jugendorganisation Ostbelgiens.

Sie ist durch vier Mitgliedern in verschiedenen Parlamenten/Räte vertreten. Jolyn Huppertz und Stephanie Pauels vertreten die Junge Mitte im Parlament der Deutschsprachigen Gemeinschaft. Jacques Schrobiltgen ist Mandatar im Provinzialrat der Provinz Lüttich. Im Stadtrat der Stadt Eupen sitzt mit Simen van Meensel ein weiteres Mitglied der Jungen Mitte.[9][10][11][12]

Vorsitzende der Jungen Mitte sind seit März 2021 Shirin Tjandra und Lukas Teller.[13]

Verantwortung

Die CSP war von 1983 bis 1999 Regierungspartei und stellte folgende Regierungsmitglieder in der Deutschsprachigen Gemeinschaft:[14]

  • Joseph Maraite: Minister für Volksgesundheit und Familie, Sport und Tourismus (1983–1986) / Ministerpräsident (1986–1999)
  • Mathieu Grosch: Minister für Jugend, Sport, Erwachsenenbildung und Soziales (1986–1990)
  • Wilfried Schröder: Minister für Unterricht, Kultur, wissenschaftliche Forschung, Denkmäler und Landschaften (1995–1999)

Den Vorsitz des Parlaments bzw. Rates der Deutschsprachigen Gemeinschaft hatten CSP-Politiker von 1983 bis 1999 inne:

  • Johann Weynand (1973–1976),
  • Albert Gehlen (1976–1981),
  • Manfred Betsch (1981–1985),
  • Kurt Ortmann (1985–1990),
  • Mathieu Grosch (1990–1994),
  • Manfred Schunck (1994–1999)[15]

Dem Wallonischen Parlament gehörten bisher folgende CSP-Mandatare an:

  • Albert Gehlen (1981–1995),
  • Elmar Keutgen (1999–2004),
  • Herbert Grommes (2004–2009)[16]

Im Europäischen Parlament ist die CSP seit 1994 vertreten:

  • Mathieu Grosch (1994–2014)[17]
  • Pascal Arimont (2014-heute)[18]

Wahlen

Für die Wahlen zum Parlament der Deutschsprachigen Gemeinschaft am 25. Mai 2014 stellte die CSP Robert Nelles als Spitzenkandidaten auf. Spitzenkandidat der Wahlen am 26. Mai 2019 war Colin Kraft.[19]

Spitzenkandidat für die Wahl zum Europäischen Parlament war Pascal Arimont.[20]

Wahlergebnisse

Ergebnisse bei den Parlamentswahlen der Deutschsprachigen Gemeinschaft1
JahrStimmenAnteilMandatePlatz
1974?46,9 %
12/25
1.
1977?39,9 %
10/25
1.
1978?41,4 %
11/25
1.
1981?34,7 %
9/25
1.
1986?37,0 %
10/25
1.
199013.17833,6 %
8/25
1.
199513.30735,9 %
10/25
1.
199912.82234,8 %
9/25
1.
200411.90532,8 %
8/25
1.
200910.12227,0 %
7/25
1.
20149.35124,9 %
7/25
1.
20199.06923,1 %
6/25
2.
Ergebnisse bei den Europawahlen
JahrStimmenAnteil
(regional)
Anteil
(national)
MandatePlatz
(regional)
Platz
(national)
199411.99931,3 %0,2 %
1/25
1.19.
199913.45636,5 %0,2 %
1/25
1.11.
200415.72242,5 %0,2 %
1/24
1.10.
200912.47532,3 %0,2 %
1/22
1.12.
201411.71030,3 %0,2 %
1/21
1.11.
201914.24734,9 %0,2 %
1/21
1.16.
1 
von 1973 bis 1984 Rat der deutschen Kulturgemeinschaft; von 1984 bis 2004 Rat der Deutschsprachigen Gemeinschaft

Weblinks

Einzelnachweise

  1. csp-dg.be: Unsere Vision (Memento vom 21. Oktober 2016 im Internet Archive)
  2. dgparlament.be: Parlament der Deutschsprachigen Gemeinschaft – Legislaturperiode 2009-2014 (Memento vom 4. Februar 2014 im Internet Archive)
  3. grenzecho.net: CSP hat die meisten Parteimitglieder (Memento vom 13. April 2015 im Internet Archive)
  4. csp-dg.be: Geschichte der Christlich Sozialen Partei (Memento vom 22. Oktober 2016 im Internet Archive)
  5. [1]
  6. grenzecho.net: Johann Weynand (CSP, 2.v.r.), Präsident des RdK vom 23. Oktober 1973 bis 31. Dezember 1976 (Memento vom 21. Februar 2016 im Internet Archive)
  7. csp-dg.be: CSP freut sich über Erhalt des deutschsprachigen Gerichtsbezirks (Memento vom 19. Januar 2017 im Internet Archive)
  8. JUNGE MITTE | Home | Jungpartei | Ostbelgien. Abgerufen am 20. Oktober 2021.
  9. Jolyn Huppertz wird die jüngste Abgeordnete im PDG. Abgerufen am 20. Oktober 2021 (deutsch).
  10. Parlament der Deutschsprachigen Gemeinschaft – Stephanie Pauels, CSP. Abgerufen am 20. Oktober 2021.
  11. Fiche Conseiller | Province de Liège. Abgerufen am 20. Oktober 2021 (französisch).
  12. Fraktionen und Mitglieder – Stadt Eupen – Webseite der Stadtverwaltung. Abgerufen am 20. Oktober 2021 (deutsch).
  13. Junge Mitte bekommt neue Doppelspitze. 26. März 2021, abgerufen am 22. August 2022.
  14. [2] (PDF; 790 kB)
  15. [3]
  16. wallonie.be: Parlement wallon – Les anciens membres (Memento vom 31. Juli 2013 im Webarchiv archive.today)
  17. [4]
  18. [5]
  19. [6]
  20. csp-dg.be: Vorstellung der CSP-Spitzenkandidaten für die PDG- und Europawahlen (Memento vom 5. März 2016 im Internet Archive)

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