Christie-Laufwerk

In der Mitte eines Christie-Laufwerks ist die Laufrolle (3) auf dem Schwingarm (1) montiert, der durch die Feder (2) nach unten gedrückt wird
Ein BT-5 mit Christie-Laufwerk, auf der linken Fahrzeugseite ohne Gleiskette, Panzermuseum Kubinka
Das Laufwerk eines T-34
Britischer Mk.-III-Kreuzerpanzer
Britischer Crusader. Die unterschiedliche Einfederung der einzeln aufgehängten Laufrollen ist deutlich erkennbar.

Das Christie-Laufwerk ist ein von dem amerikanischen Erfinder John Walter Christie in den 1920er-Jahren für leichte Panzer entwickeltes Kettenlaufwerk. Das Hauptmerkmal der Konstruktion ist die Möglichkeit, auf ausgebauten Straßen die Ketten abzunehmen und auf den Laufrollen zu fahren,[1] was Reichweite und Geschwindigkeit erhöht und den Verschleiß verringert. Ein – leicht gepanzertes – Demonstrationsfahrzeug fuhr mit Ketten 64 km/h, auf den Laufrollen dagegen 113 km/h.

Konstruktion

Das Christie-Kettenlaufwerk ist ein Laufrollenlaufwerk ohne Stützrollen für das obenliegende Kettentrum. Es besitzt große, scheibenförmige Doppellaufrollen, die einzeln an Schwingarmen aufgehängt sind, die wiederum mit Schraubenfedern gefedert sind. Zur Verschleißminderung sind die Laufrollen mit Gummi beschichtet. Die Antriebsräder sitzen am Heck, die Leiträder am Bug des Fahrzeuges. Die Antriebsräder übertragen ihre Bewegung über die mittig auf den Kettengliedern angeordneten Führungszähne auf die Gleisketten. Bei Straßenfahrt auf den Laufrollen wird das letzte Laufrollenpaar über eine Rollenkette angetrieben, während das erste Laufrollenpaar lenkbar ist. Damit dieses Rollenpaar eingeschlagen werden kann, ist der Fahrzeugbug keilförmig ausgebildet. Da dadurch für die Federung des vorderen Laufrollenpaars die Schraubenfeder nicht, wie bei den anderen Laufrollen senkrecht eingebaut werden kann, konstruierte Christie eine Hebelumlenkung und ordnete diese beiden Federn horizontal an, ohne Einbußen bei der Geländegängigkeit hinnehmen zu müssen.

Das Christie-Laufwerk ist dadurch charakterisiert, dass es mit und ohne Ketten fahrbar ist, keine Stützrollen hat, bei Straßenfahrt ohne Gleisketten ein Laufrollenpaar angetrieben wird und das vordere Laufrollenpaar lenkbar ist sowie dessen Bewegung aus der Vertikalen in die Horizontale umgelenkt wird, alle Laufrollen einzeln aufgehängt sind und mit (außenliegenden) Schraubenfedern gefedert werden.[1]

Prototypen

1928 führte Christie der US Army sein Fahrzeug vor. Die USA erwarben fünf Prototypen, konnten sich jedoch letztendlich nicht zu einer Beschaffung des Fahrzeugs entschließen, offiziell aus Kostengründen. Auch Polen bestellte zwei Fahrzeuge, stornierte den Auftrag später aber wieder.

Sowjetunion

BT

Im Jahre 1931 erwarb die Sowjetunion zwei Fahrgestelle ohne Türme. Die sowjetischen Ingenieure verbesserten mit Hilfe ihrer amerikanischen Kollegen[2] Christies Konstruktion und verwendeten sie in Lizenz für ihre leichten Panzer der BT-Serie, die noch wahlweise mit oder ohne Ketten fahren konnten.

T-34

Beim T-34 wurde auf die Möglichkeit zur Räderfahrt verzichtet, weil inzwischen haltbarere Ketten zur Verfügung standen und die Erfahrungen mit den BT gezeigt hatten, dass die Umrüstung von Rad- auf Kettenfahrt und umgekehrt zu aufwendig war. Die Nachteile wie kompliziertere Konstruktion und höheres Gewicht des kombinierten Rad-/Kettenlaufwerkes gegenüber einem reinen Kettenlaufwerk überwogen den Vorteil der größeren Geschwindigkeit auf befestigten Straßen. Dadurch konnte die aufwendige Lenkung des ersten Laufrollenpaares entfallen und alle Schraubenfedern fast senkrecht eingebaut werden.

Großbritannien

Großbritannien verfolgte aufmerksam die Entwicklung in der Sowjetunion und verwendete das Christie-Prinzip schließlich für eigene Kreuzerpanzer, darunter folgende Typen:

Japan

Im Rahmen der Entwicklung eines neuen leichten Panzers unter der Bezeichnung Typ 98 Ke-Ni orderte die japanische Armee neben dem Bau eines Prototypen der Version Kō mit einer modifizierten Version des Standardlaufwerks bei der Firma Mitsubishi einen zweiten Prototypen mit angepasstem Christie-Laufwerk als Version Ōtsu. Dieser wurde jedoch im Rahmen der Ersterprobung als unterlegen eingestuft und abgelehnt.[3]

Literatur

  • Matthew Hughes, Chris Mann: T-34-Panzer. Karl Müller, Erlangen 1999, ISBN 978-3-86070-799-9 (englisch: The T-34 tank. Übersetzt von Jürgen Brust).
  • Alexander Lüdeke: Waffentechnik im Zweiten Weltkrieg. Infanteriewaffen, ungepanzerte Fahrzeuge, gepanzerte Fahrzeuge, Artillerie, Spezialwaffen, Flugzeuge, Schiffe. Parragon Books, Bath 2007, ISBN 978-1-4054-8584-5.

Weblinks

Commons: Christie-Laufwerk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Patent US1836446: Suspension for Vehicles. Angemeldet am 30. April 1928, veröffentlicht am 15. Dezember 1931, Erfinder: Walter Christie.
  2. Robert Jackson: Panzer - Modelle aus aller Welt von 1915 bis heute, Parragon Books, ISBN 978-1-4075-0670-8, S. 37
  3. Akira Takizawa: Type 98 Light Tank "Ke-Ni". Abgerufen am 25. November 2022.

Auf dieser Seite verwendete Medien

IWM-KID-358-Cruiser-MkIII.jpg
Cruiser tank Mk III (A13).
T-34-76 model 1943 lipiec 2007 RB3.JPG
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T-34/76 model 1943, Fort Winiary, Poznań
Christie-roadwheel-animation.gif
Autor/Urheber: Alexpl, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Animation, depicting the workings of a Christie-type suspension on a center roadwheel for a tracked vehicle as shown in Christies Patent US1836446A. The roadwheel (3) is mounted on an arm, which is part of an "L" shaped crank, whos other arm is mounted in the vehicles hull (1). When the wheel is pushed up by an obstacle, the helical spring (2) is compressed. The Spring pushes the arm back down again, as soon as the load on it is reduced / the obstacle has been passed. Based upon Christie´s drawings filed for patent in April 1928.
IWM-E-7014-Crusader-19411210.jpg
IWM caption : THE BRITISH ARMY IN NORTH AFRICA 1941; A Crusader tank being put on a transporter ready to be taken back to the forward areas after receiving repair work at a tank repair depot
BT-5 Light Cavalry Tank (37720438111).jpg
Autor/Urheber: Alan Wilson from Stilton, Peterborough, Cambs, UK, Lizenz: CC BY-SA 2.0

Manufacturer:- KhPZ Karkov Production:- 1,884 Main Armament:- 45mm Model 34 gun The ‘BT’ designation stood for ‘Bystrokhodny tank’ which literally means ‘fast moving tank’ or ‘high-speed tank’. The BT-5 saw action in the Spanish Civil War, in the Far East against the Japanese and also in eastern Poland. In the ‘Winter War’ in Finland their thin armour proved to be their downfall and this was the types last frontline service. The BT-5 could run with or without tracks. This example is preserved on its wheels ready for road transit and is on display in what is best known as Hall 4 of the Kubinka Tank Museum, although its official title is now Pavilion 4 in Area 2 of the Park Patriot museum. Kubinka, Moscow Oblast, Russia.

24th August 2017.