Christian von Frisch

Christian von Frisch

Christian Frisch, ab 1870 von Frisch, (* 5. November 1807 in Stuttgart; † 29. März 1881 ebenda) war ein deutscher Pädagoge, Gelehrter und Politiker.

Leben

Christian Frisch kam als Sohn eines Oberfinanzrats in Stuttgart zur Welt. Nach dem Besuch des Gymnasiums und des Evangelischen Seminars in Blaubeuren studierte er in Tübingen Theologie. Später wechselte er zum Studium der Mathematik und machte in Erlangen sein Examen. In Tübingen schloss er sich 1826 der Alten Tübinger Burschenschaft (später Germania Tübingen) und 1828 den Tübinger Feuerreitern an, in Erlangen 1830 der Burschenschaft Germania Erlangen.

1833 wurde er Lehrer an der Realanstalt des Gymnasium Illustre Stuttgart, 1862 schließlich ihr Rektor. Das Interesse an der Astronomie führte in zur Beschäftigung mit Johannes Kepler. Später gab er dessen Werke heraus und setzte sich für ein Denkmal Keplers in Weil der Stadt ein. Er wurde Vorstand der Stuttgarter Museumsgesellschaft sowie vom König 1868 mit dem Ritterkreuz Erster Klasse des Friedrichs-Ordens, 1870 mit dem Ritterkreuz Erster Klasse des Ordens der Württembergischen Krone geehrt und in den Personaladel erhoben.[1] Die Universität Tübingen zeichnete ihn mit zwei Ehrendoktortiteln aus, den einen erhielt er 1858 von der Philosophischen Fakultät für die Entwicklung des Realschulwesens in Württemberg, den anderen 1870 für die Herausgabe der Gesammelten Werke des Astronomen Johannes Kepler.[2] 1881 starb der Gelehrte und Politiker ledig in Stuttgart.

Politik

Schon als Student war Frisch ein politischer Mensch, er begeisterte sich für die deutsche Einigung und nahm an der Revolution von 1848/49 teil. Er war Vorsitzender des Vaterländischen Hauptvereins in Stuttgart und wurde Abgeordneter der Deutschen Nationalversammlung in der Paulskirche in Frankfurt. Frisch blieb als einer der wenigen Abgeordneten bis zur Zerschlagung des „Rumpfparlaments“ in Stuttgart im Juni 1849. Danach wurde er noch Mitglied der Ersten Verfassungsrevidierenden Landesversammlung Württembergs. Nach der Reichsgründung wurde er als Nationalliberaler 1871 für sechs Jahre Reichstagsabgeordneter. Im Reichstag vertrat er den Wahlkreis Württemberg 8 (Freudenstadt, Horb, Oberndorf, Sulz). Seine Wahl war innerhalb der Nationalliberalen Partei nicht unumstritten, da bei der Reichstagswahl 1871 ein nationalliberaler Gegenkandidat nominiert wurde und 1874 sogar zwei nationalliberale Gegenkandidaten gegen ihn antraten.[3]

Werk

Joannis Kepleri Astronomi Opera Omnia, Titelblatt und Widmung für den bayerischen König.

Frischs monumentale Lebensleistung ist die Herausgabe der gesammelten Werke Johannes Keplers in mehr als 30-jähriger Arbeit, trotz gewisser vor allem ideeller Unterstützung einiger Gelehrter wie Friedrich Wilhelm Joseph Schelling im Wesentlichen allein, unter vielen Schwierigkeiten und mit großem persönlichem, auch finanziellem Einsatz. Noch Anfang des 18. Jahrhunderts war Michael Gottlieb Hansch daran gescheitert. 1858 erschien der erste Band, 1871 zu Keplers 300. Geburtstag der letzte Band 8, 2. Teil, insgesamt mehr als 6.200 Druckseiten. Der größte Teil des keplerschen Nachlasses, der in der russischen Hauptsternwarte Pulkowo lagerte, wurde ihm über die diplomatischen Beziehungen zwischen Württemberg und Russland zugänglich gemacht. Frisch transkribierte die schlecht leserliche Handschrift Keplers, gab die gedruckten Texte neu heraus und versah die Werke mit Einleitungen und Anmerkungen und ergänzte sie durch eine Biografie Keplers, alles auf Latein. Die Edition war maßgeblich bis zur durch Max Caspar und Walther von Dyck begonnenen Neuausgabe Keplers gesammelter Werke, die 1937–2017 unter Förderung der Bayerischen Akademie der Wissenschaften erschien.

Für seine Verdienste um Keplers Andenken und Werk wurde er 1864 erster Ehrenbürger Weil der Stadts.

Literatur

  • Frank Raberg: Biographisches Handbuch der württembergischen Landtagsabgeordneten 1815–1933. Im Auftrag der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Kohlhammer, Stuttgart 2001, ISBN 3-17-016604-2, S. 224.
  • Frank Raberg: Christian von Frisch. In: Momente. Beiträge zur Landeskunde von Württemberg. Jg. 2006, Heft 2, S. 20. Staatsanzeiger-Verlag Stuttgart.
  • Heinrich Best und Wilhelm Weege: Biographisches Handbuch der Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung 1848/49, Seite 146 ff, Düsseldorf 1996.
  • Siegmund GüntherFrisch, Christian. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 49, Duncker & Humblot, Leipzig 1904, S. 149 f.
  • Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I: Politiker. Teilband 2: F–H. Winter, Heidelberg 1999, ISBN 3-8253-0809-X, S. 79–80.
  • Christian Frisch (Hrsg.): Joannis Kepleri astronomi opera omnia. Heyder und Zimmer, Frankfurt / Erlangen, 8 Bde. (in 9), 1858–1871
  • Max Caspar, Martha List (Hrsg.): Bibliographia Kepleriana. Ein Führer durch das gedruckte Schrifttum von Johannes Kepler. Beck, München, 1968, 2.A., S. 110–114
  • Paul Ziche, Petr Rezvykh: Sygkepleriazein. Schelling und die Kepler-Rezeption im 19. Jahrhundert. Schellingiana, Bd. 21. Frommann-Holzboog, Stuttgart, 2013, S. 94–169

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hof- und Staats-Handbuch des Königreichs Württemberg, Stuttgart 1873, S. 59, 116.
  2. Ulrich Klein: Das Siegel der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Tübingen aus dem Jahre 1866 mit einer Darstellung von Johannes Kepler. in: Attempto. Nachrichten für die Freunde der Tübinger Universität 66/67 (1980/81), S. 27–45.
  3. Fritz Specht, Paul Schwabe: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1903. Eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnis der gewählten Abgeordneten. 2. Auflage. Verlag Carl Heymann, Berlin 1904, S. 241.

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Autor/Urheber: Hans-Joachim Albinus, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Titel Vol. 1 + Widmung für Maximilian II.
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