Christian II. (Anhalt-Bernburg)

Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg, Gemäldesammlung, Schloss Bernburg

Christian II., Fürst von Anhalt-Bernburg, auch Christian der Andere oder der Jüngere (* 11. August 1599 in Amberg, Oberpfalz; † 21. September 1656 in Bernburg) war regierender Fürst von Anhalt-Bernburg.

Sein 35 Jahre, nämlich 1621 bis 1656 umspannendes Diarium (Tagebuch), das in 23 Foliobänden 17.400 Manuskriptseiten umfasst,[1] gilt in quantitativer und qualitativer Hinsicht als einzigartige Quelle aus der Zeit des Dreißigjährigen Kriegs.[2] Das Tagebuch soll im Rahmen eines zwölfjährigen DFG-Langfristvorhabens von 2013 an digital ediert werden.[3]

Leben

Christian der Jüngere war der Sohn von Fürst Christian I. von Anhalt-Bernburg und Anna, Gräfin von Bentheim-Tecklenburg. Er kam auf Schloss Amberg zur Welt, wo sein Vater als kurpfälzischer Statthalter residierte. Er genoss eine hervorragende Ausbildung und sprach fließend Französisch und Italienisch. 1608–09 studierte er zusammen mit seinem Dessauer Vetter Johann Kasimir in Genf, begleitet von zwei Hofmeistern, Markus Friedrich Wendelin und Peter von Sebottendorf. Die üblichen Bildungsreisen nach Frankreich, Italien und England schlossen sich an.

Von seinem 19. Lebensjahr an verbrachte er den größten Teil seines Lebens im Dreißigjährigen Krieg mit allen seinen Schrecknissen und Entbehrungen, weshalb er in seinem Tagebuch von „ma fatale destinée“ spricht. Der Krieg begann für ihn mit der Schlacht am Weißen Berge (1620), deren Verlust die Ächtung und Verbannung seines Vaters Christian I. ins Exil zur Folge hatte. Der jüngere Christian, der zwei Regimenter an seines Vaters Seite kommandiert hatte, geriet ebenfalls in Gefangenschaft, doch gelang es ihm, in Wien die Gunst Kaiser Ferdinands II. zu erlangen, vor dem er den verlangten Kniefall tat, und schon 1621 wieder nach Bernburg zurückzukehren.

Durch seinen Onkel, Fürst Ludwig von Anhalt-Köthen wurde er unter dem Gesellschaftsnamen <Der Unveränderliche> in die Fruchtbringende Gesellschaft aufgenommen.

Nach dem Tod seines Vaters im April 1630 übernahm er die Regierung des Fürstentums Anhalt-Bernburg. Die Kriegsjahre waren hart für den vom Unglück verfolgten Fürsten und sein Land. Noch im ersten Jahr seiner Amtszeit eroberten und plünderten die berüchtigten „Holk’schen Reiter“ die Stadt. Einer Pestepidemie fielen 1700 Einwohner der kleinen Stadt zum Opfer. 1636 wurde das Schloss Bernburg geplündert, wobei der 70-jährige Hofmarschall Burkhard von Erlach großen Mut erwies.

Fürst Christian II. verstarb 1656 in Bernburg und wurde in der von seinem Vater erbauten Fürstengruft in der Schlosskirche St. Aegidien beigesetzt. Sein 22-jähriger Sohn Victor Amadeus übernahm die Regierung.

Sein 14 Bände umfassendes Tagebuch ist bis heute erhalten und bietet eine wertvolle Quelle zur Geschichte des Dreißigjährigen Krieges.

Christian II. war seit 1625 vermählt mit Eleonora Sophia von Schleswig-Holstein-Sonderburg (1603–1675), der Tochter des Herzogs Johann von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Plön.

Nachkommen

Das Ehepaar hatte insgesamt 15 Kinder, von denen jedoch nur wenige das Kindesalter überlebten:

  • Beringer (1626–1627), Erbprinz von Anhalt-Bernburg
  • Sophia (*/† 1627)
  • Joachim Ernst (*/† 1629), Erbprinz von Anhalt-Bernburg
  • Christian (*/† 1631), Erbprinz von Anhalt-Bernburg
  • Erdmann Gideon (1632–1649), Erbprinz von Anhalt-Bernburg
  • Bogislaw (1633–1634)
  • Viktor I. Amadeus (1634–1718), Fürst von Anhalt-Bernburg ⚭ 1667 Pfalzgräfin Elisabeth von Zweibrücken (1642–1677)
  • Eleonore Hedwig (1635–1685), Kanonissin des Reichsstifts Gandersheim
  • Ernestine Auguste (1636–1659)
  • Angelika (1639–1688)
  • Anna Sophia (1640–1704) ⚭ 1664 Graf Georg Friedrich zu Solms-Sonnenwalde (1626–1688)
  • Karl Ursinus (1642–1660)
  • Ferdinand Christian (1643–1645)
  • Marie (1645–1655)
  • Anna Elisabeth (1647–1680) ⚭ 1672 Herzog Christian Ulrich I. von Württemberg-Bernstadt (1652–1704)

Werke

  • (Übs.) Antonio de Guevara: Die Unterweisung eines Christlichen Fürsten. Cöthen: Fürstl. Druckerei, 1639
  • (Übs.) Charles Drelincourt: Von der Beharligkeit der Außerwehlten. Cöthen: Fürstl. Druckerei 1641
  • (Übs.) Hundert Königliche Lehren, welche Keyser Emanuel Palaeologus … fürgeleget. o. O., 1650

Siehe auch

Literatur

  • Hans Butzmann: Ein Buch aus dem Besitz Christian II. von Anhalt-Bernburg in der Stadtbücherei Ballenstedt. Bernburg 1936.
  • Johann Christoph Beckmann: Historie des Fürstenthums Anhalt, 7 Teile. Zerbst 1710 (Ndr. Dessau 1995).
  • Hans von Zwiedineck-Südenhorst: Fürst Christian der Andere und seine Beziehungen zu Innerösterreich. Leuschner & Lubensky, Graz 1874
  • Andreas Herz: ‘Ma fatale destinée’ – Krisen und Leiderfahrungen Fürst Christians II. von Anhalt-Bernburg in seinen Tagebüchern und anderen Zeit- und Lebensdokumenten. In: Passion, Affekt und Leidenschaft in der Frühen Neuzeit. Harrassowitz, Wiesbaden 2003 (Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung).
  • Ferdinand Siebigk: Christian II. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 4, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 150–157.
  • Gottlieb Krause (Hrsg.): Das Tagebuch Christians des Jüngeren, Fürsten zu Anhalt. Leipzig 1855 (Auswahlausgabe)
  • Ex Libris Christian I. und Christian II. von Bernburg. Katalog der Ausstellung. Museum Schloss Bernburg, 1993.

Weblinks

Commons: Christian II, Prince of Anhalt-Bernburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. hab.de (Memento vom 5. Mai 2015 im Internet Archive)
  2. Rembert Unterstell zitiert Ronald Asch in seinem Artikel Im Brennglas eines Diariums. In: Forschung, 2/2014, S. 14
  3. diglib.hab.de
VorgängerAmtNachfolger
Christian I.Fürst von Anhalt-Bernburg
1630–1656
Victor Amadeus

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Christian II., Fürst von Anhalt-Bernburg, auch Christian der Andere oder der Jüngere (* 11. August 1599 in Amberg, Oberpfalz; † 21. September 1656 in Bernburg) war regierender Fürst von Anhalt-Bernburg.