Christfried Schmidt

Christfried Schmidt am 3. Oktober 2021, dem Tag der Uraufführung seiner Sinfonie Nr. 2, komponiert im Jahr 1968, im Kulturpalast Dresden

Christfried Schmidt (* 26. November 1932 in Markersdorf (Oberlausitz)) ist ein deutscher Komponist und Arrangeur.

Leben und Wirken

Christfried Schmidt wurde 1932 als Sohn eines Müllers in Markersdorf geboren. In Görlitz besuchte er das Gymnasium und erhielt beim Humperdinck-Schüler Emil Kühnel Klavierunterricht. Er absolvierte von 1951 bis 1954 ein Kirchenmusikstudium an der Evangelischen Kirchenmusikschule Görlitz (B-Examen) sowie von 1955 bis 1959 bei Werner Buschnakowski (Orgel) und Johannes Weyrauch (Tonsatz) an der Hochschule für Musik Leipzig (A-Examen). In Leipzig machte er sich bei Hermann Heyer (1898–1982), Professor an der Hochschule für Musik, mit Neuer Musik vertraut.

Christfried Schmidt (rechts) und der Musikwissenschaftler Frank Schneider bei einem Rossendorfer Klubabend (ROK 81) am 20. Juni 1976 in der Garnisonkirche St. Martin in Dresden

Von 1960 bis 1962 war Schmidt Kirchenmusiker in Forst. Von 1963 bis 1964 wirkte er als Schauspielkapellmeister in Quedlinburg und war dann von 1965 bis 1980 freischaffender Klavierlehrer und Chorleiter in Quedlinburg. In Warschau begegnete er dem japanischen Musikwissenschaftler Ichirō Tamura, der ihm die Aufführung seiner Werke in Japan ermöglichte. Seit 1980 lebt Schmidt als freischaffender Komponist in Berlin-Prenzlauer Berg. Den künstlerischen Durchbruch brachte die Uraufführung seines Oboenkonzertes durch Burkhard Glaetzner bei den DDR-Musiktagen 1984.

Sein Orchesterwerk Memento wurde 2002 im Leipziger Gewandhaus durch das MDR-Sinfonieorchester unter Fabio Luisi uraufgeführt.

2019 brachte die Sing-Akademie zu Berlin unter Kai-Uwe Jirka seine Markuspassion aus dem Jahr 1975 nach 45 Jahren zur Uraufführung.[1] Das hochexpressive, eigensinnige Werk verbindet aleatorische Kompositionsverfahren (beeinflusst von Lutoslawskis kontrollierter Aleatorik) mit einer polyphonen Denkungsart in der Nachfolge J. S. Bachs und der Wiener Schule.[2][3]

Auszeichnungen und Mitgliedschaften

Werke

JahrTitelUA-JahrUA-Ort
1965Landnahme1994Berlin
19671. Sinfonie. Hamlet
19682. Sinfonie. Martin Luther King2021Dresden
1969Klavierkonzert1974Berlin
1969–1995Kammermusik I-XI
1970Petite Suite1970Tokio
1970Psalm 211971Nürnberg
1971Bläserquintett1973Berlin
Kammermusik II1998Görlitz
1973Kammermusik VI1983Berlin
1973Tonsetzers Alptraum1976Dresden
1974Violinkonzert1991Berlin
1974Cellokonzert1976Leipzig
1975Markuspassion2019Berlin
1977Flötenkonzert1978Berlin
1978Ein Märchen - kein Märchen1981Berlin
1980Munch-Musik1981Leipzig
1982Die Zeit und die Zeit danach1985Berlin
1983Oboenkonzert1984Berlin
1985Orchestermusik I1988Berlin
1989Das Herz. Oper nach Heinrich Mann1996
1996Klarinetten-Quintett1997Berlin
Memento2000Leipzig

Literatur

  • Frank Schneider: Christfried Schmidt. In: Prospekt. Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1987.
  • Georg-Friedrich Kühn: Unbefangen, ungebärdig. Die Extreme des Ausdrucks. Glied der musikalischen Gesellschaft: Christfried Schmidt. In: Musik-Texte, 4/1984.
  • Beate Schröder-Nauenburg: Christfried Schmidt. In: Komponisten der Gegenwart (KDG). Edition Text & Kritik, München 1996, Loseblattsammlung.
  • Ursula Stürzbecher: Komponisten in der DDR. 17 Gespräche. Hildesheim 1979, ISBN 3-8067-0803-7.
  • Habakuk Traber: Notizen. Christfried Schmidt zum 60. Geburtstag. In: Neue Zeitschrift für Musik, 12/1992.
  • Gerald Felber: Verletzbare Leidenschaftlichkeit. Der Komponist Christfried Schmidt. In: Sonntag, 36/1987
  • Frank Schneider: Klang-Bilder. Ein alter Aspekt in neuer Musik der DDR. In: Bildende Kunst, 6/1984.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Isabel Herzfeld: Christfried Schmidts „Markuspassion“ wird uraufgeführt. Der Tagesspiegel, 18. April 2019, abgerufen am 27. April 2019.
  2. Sing-Akademie zu Berlin - Konzerte. Abgerufen am 16. April 2019.
  3. Komponist Christfried Schmidt – Der eigensinnige Modernist. Abgerufen am 16. April 2019.

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Der Komponist Christfried Schmidt und der Musikwissenschaftler Frank Schneider bei einem Rossendorfer Klubabend (ROK 81) am 20. Juni 1976 in der Garnisonkirche St. Martin in Dresden