Chmeľnica

Chmeľnica
Hopgarten
WappenKarte
Wappen von Chmeľnica Hopgarten
Chmeľnica Hopgarten (Slowakei)
Chmeľnica
Hopgarten
Basisdaten
Staat:Slowakei Slowakei
Kraj:Prešovský kraj
Okres:Stará Ľubovňa
Region:Spiš
Fläche:12,64 km²
Einwohner:989 (31. Dez. 2020)
Bevölkerungsdichte:78 Einwohner je km²
Höhe:528 m n.m.
Postleitzahl:064 01 (Postamt Stará Ľubovňa)
Telefonvorwahl:0 52
Geographische Lage:49° 18′ N, 20° 44′ O
Kfz-Kennzeichen
(vergeben bis 31.12.2022):
SL
Kód obce:526754
Struktur
Gemeindeart:Gemeinde
Verwaltung (Stand: Oktober 2022)
Bürgermeister:Pavel Toček
Adresse:Obecný úrad Chmeľnica
číslo 103
06401 Stará Ľubovňa
Webpräsenz:www.chmelnica.sk

Chmeľnica, deutsch Hopgarten (bis 1927 slowakisch „Hopgart“ – 1927 bis 1948 „Hobgart“; ungarisch Komlóskert – bis 1902 Hobgárt) ist eine Gemeinde im Norden der Slowakei, in der historischen Landschaft Zips, unweit der Grenze zu Polen. Die rund 900 Einwohner (Stand: 2007) sprechen untereinander mehrheitlich einen deutsch-schlesischen Dialekt, das Outzäpsersch. Seit 2023 hat der Ort den Status einer deutschen Minderheitengemeinde.[1]

Name

Der Name Hobgart, was „Hofgarten“ bedeutet, wurde 1352 erstmals erwähnt. Als im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts der Hopfenanbau zunahm, wurde der Name in Hopfengarten uminterpretiert.[2] Hierauf gehen der von 1907 bis 1913 offizielle ungarische Name Komlóskert (komló „Hopfen“, kert „Garten“), der seit 1948 gültige slowakische Name Chmeľnica (chmeľ „Hopfen“) sowie das Ortswappen zurück.[3]

Geschichte

Die römisch-katholische Kirche St. Ondrej in Chmeľnica[4]

Der Ort wurde im Jahr 1248 unter dem Namen Petersburg von deutschen Einwanderern gegründet. Die erste Besiedlung durch Deutsche (später Zipser Sachsen genannt) fand in den Jahren zwischen 1270 und 1284 statt. Sie erhofften, wie viele damalige Auswanderer, ein besseres Leben als in ihrem Heimatland. Slowaken, Ruthenen und Magyaren kamen eher selten nach Hopgarten, um dort zu siedeln. Wenn sie es dennoch taten, mussten sie die dortige deutsche Mundart (Outzäpsersch) lernen. Somit assimilierten sie sich recht schnell und gingen in der deutschen Kultur auf. Im späten 18. Jahrhundert wanderte ein Teil der Hopgartner in die Ostkarpaten weiter, wo sie sich beispielsweise in Vișeu de Sus (Oberwischau) niederließen; siehe auch Zipser in Rumänien.

Die Deutschen lebten bis zum Zweiten Weltkrieg recht friedlich mit den anderen Ethnien zusammen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Tschechoslowakei wiederhergestellt und die Deutschen sollten vertrieben werden. Da jedoch die Deutschen von Hopgarten ein sehr gutes Verhältnis zu den umgebenden Slowaken und Ukrainern (Ruthenen) hatten, wurden sie von diesen oft gewarnt, sobald die tschechische Miliz im Anmarsch war. Durch die recht frühe Warnung konnten sich die Deutschen im Wald oder in anderen Dörfern, die hauptsächlich von Ukrainern bewohnt wurden, verstecken. Am Abend des 26. Juni 1946 umstellten tschechische Soldaten das Dorf und brachten die Deutschen ins Sammellager Stará Ľubovňa (Altlublau). Nachdem aber der slowakische Pfarrer von Hopgart sowie die slowakischen, ukrainisch-ruthenischen und goralen Bürgermeister der Nachbargemeinden dagegen protestiert und sich somit mit den Deutschen solidarisiert hatten, kamen sie wieder frei. Einem zweiten Deportationsversuch am 5. Juli 1946 entzogen sich die Dorfbewohner nach Vorwarnung durch slowakische Nachbarn, indem sie sich abermals im Gemeindewald versteckten. Die folgenden Wochen hielten sie sich weiterhin versteckt, konnten dabei jedoch weiterhin ihre Felder bestellen. 101 Personen wurden aufgespürt und ausgewiesen; der Mehrheit – etwa 600 – gelang es jedoch, verborgen zu bleiben, bis im September 1946 den verbliebenen Hopgartern gestattet wurde, sich als Slowaken zu erklären und so in der Heimat zu bleiben.[5] Schließlich wurde den Deutschen Anfang der 1950er Jahre die tschechoslowakische Staatsangehörigkeit wieder zuerkannt.

Seit März 2023 ist Deutsch eine zusätzliche Amtssprache der Gemeinde.[1]

Sozialistische Ära

Gleich nach der Wiedererrichtung des tschechoslowakischen Staates 1945 wurde die deutsche Sprache verboten und war außerdem verpönt, zusätzlich wurde durch den Zuzug von Slowaken der Anteil der Deutschen geringer. Gleich nachdem das Verbot gesetzlich festgelegt worden war, bekamen die Deutschsprachigen einen slowakischen Lehrer. Die Deutschen sprachen dennoch zu Hause in der Familie untereinander Deutsch, und der slowakische Pfarrer nahm die Beichten auch in deutscher Sprache ab.

Der Gemeindewald wurde 1948 verstaatlicht und in den 1970er Jahren abgeholzt. Die landwirtschaftlichen Betriebe wurden 1973, nachdem sich die Dorfbewohner über zwei Jahrzehnte der Kolchosierung widersetzt hatten, in die landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft überführt. Als wichtigster Arbeitgeber agierte in dieser Zeit die Schraubenfabrik in Stará Ľubovňa.

Heutige Situation

Heute beherrschen in Hopgarten von den ungefähr 900 Einwohnern über 600 Personen, darunter auch Kinder, den deutschen Dialekt oder Hochdeutsch als Muttersprache.[6] Nur eine Minderheit erklärt sich jedoch bei Volkszählungen als Deutsche, im Jahre 2001 nur 107 von 914, also 11,71 %.[7] In der Grundschule (1.–4. Klasse) ist Slowakisch Unterrichtssprache, jedoch bekommen die dortigen Schüler sieben Stunden Deutschunterricht (zwei mehr als an anderen slowakischen Schulen, die Deutsch ab der 1. Klasse anbieten). Ab der fünften Klasse besuchen die Schüler die Grundschule Za Vodou in Stará Ľubovňa, wo es fünf Deutschstunden pro Woche gibt.[8] Es besteht in Poprad die Möglichkeit, nach dem Abschluss der Grundschule das Staatliche Gymnasium UDT Poprad mit bilingualem Zweig (slowakisch-deutsch) zu besuchen und dort auch das deutsche Abitur abzulegen.[9] Trotz dieser Umstände ist es schwierig zu sagen, ob sich der deutsche Dialekt hält, da es an neuen deutschen Wörtern fehlt, an deren Stelle dann slowakische gebraucht werden.

Mit der Schließung der Schraubenfabrik in Stará Ľubovňa nach dem Ende des Sozialismus sowie infolge der geringer werdenden Verdienstmöglichkeiten in der Landwirtschaft ist Chmeľnica – wie die gesamte Region – erheblich von der Arbeitslosigkeit betroffen. Vor diesem Hintergrund wird mit verstärkter Abwanderung aus dem Dorf gerechnet.[10]

Kultur

Siehe auch

Literatur

  • Juraj Valiska: Die zipserdeutsche Mundart von Chmeľnica (Hopgarten). Slovenské Pedagogické Naklad, Bratislava 1967 (Acta Facultatis Philosophicae Universitatis Safarikanae Presovensis, Philologica, 2).

Weblinks

Commons: Chmeľnica – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Neue deutsche Gemeinde in der Slowakei. In: Kulturkorrespondenz östliches Europa. Nr. 1435, S. 14.
  2. Die Aula (2002): Das widerspenstige Dorf. Archivlink (Memento vom 28. September 2007 im Internet Archive) (PDF)
  3. Chmeľnica: offizielle Website. (Memento des Originals vom 24. Januar 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.chmelnica.ocu.sk
  4. Pfarrei Chmeľnica. In: farnostchmelnica.sk
  5. Rainer Hahn: Die Deutschen in der Slowakei. (PDF) DVD, praxis-unterrichtsfilm.de, 2006.
  6. „Mehr als 800 der 900 Einwohner“ laut Die Aula (2002): Das widerspenstige Dorf, „680 von insgesamt 800 Einwohnern“ laut Neue Zürcher Zeitung, 14. Januar 2004 (Die Zipser in Hopgarten.)
  7. Volkszählung in der Slowakei, 2001, siehe www.kdv.sk/dokumenty/Scitanie-Volkszahlung2001.doc
  8. Die Landeszeitung im Gespräch mit Lenka Kollárová, der Kulturreferentin des Karpatendeutschen Vereins in der Slowakei. (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive) LZ, 14/2004.
  9. Elisabeth Altmann: Kernbereiche und Reformbedarf Auswärtiger Kultur- und Bildungspolitik des Bundes – unter besonderer Berücksichtigung der Arbeit ausgewählter Goethe-Institute und Deutscher Schulen in Europa. Dissertation, Universität Bremen, 2003, S. 215 (d-nb.info).
  10. Die Zipser in Hopgarten. In: NZZ, 14. Januar 2004

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Dieses Bild zeigt das in der Slowakei unter der Nummer 710-884/0 CHMSK/710-884(other) denkmalgeschützte Objekt auf der Seite des Denkmalamtes (engl.) The Monuments Board of the Slovak Republic.
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