Chiemgauer

Chiemgauer-Scheine

Der Chiemgauer gehört zur Familie der Regiogelder und wurde im Januar 2003 durch ein Schülerprojekt der 10. Jahrgangsstufe der Waldorfschule Chiemgau in Prien auf Basis eines Konzeptes des begleitenden Wirtschaftslehrers Christian Gelleri gestartet. Im Juni desselben Jahres wurde an der Schule der Trägerverein des Chiemgauer mit gleichem Namen gegründet. Das Projekt löste sich aufgrund des dynamischen Wachstums der Initiative im Sommer 2005 von der Waldorfschule.

Die wirtschaftliche Abwicklung obliegt seit 2008 der Sozialgenossenschaft Regios eG, ideeller Träger ist der Chiemgauer e. V. mit 3.600 Mitgliedern, darunter 600 Unternehmen und 250 gemeinnützige Vereine aus der Region. Das Ziel des Chiemgauer Regiogelds ist die Stärkung und Bildung regionaler Wirtschaftskreisläufe und die Förderung gemeinnütziger Vereine in der Region Chiemgau. Das Verbreitungsgebiet ist beschränkt auf die Landkreise Rosenheim und Traunstein mit 480.000 Einwohnern.

Das Chiemgauer Regiogeld gibt es als Gutscheinsystem und in bargeldloser Form, der Regiocard. Die Chiemgauer-Initiative kooperiert bei der Kontoführung und der Zahlungsabwicklung mit regionalen und ethisch-ökologisch orientierten Banken.

Um beim Chiemgauer mitmachen zu können, werden alle Nutzer des Regiogeldes, also Verbraucher, Unternehmen, Vereine, Kommunen und sonstige Partner, Mitglied beim Trägerverein. Die Mitgliedschaft dient zur rechtlichen Abgrenzung gegenüber dem gesetzlichen Zahlungsmittel und zur Anwendung der vereinsinternen Regeln. Die Idee dahinter ist eine direktdemokratische Selbstverwaltung der Initiative.

Wechselkurs

Chiemgauer können von Verbrauchern mit einem Wert von 1:1 gegen Euro gekauft, jedoch nur gegen eine Gebühr in Höhe von 5 % als „Regionalbeitrag“ in Euro zurückgetauscht werden. Von den 5 % gehen 60 % an einen gemeinnützigen Verein. Welcher Verein gefördert wird, bestimmt derjenige, der Euro in Regiogeld einwechselt. Die verbleibenden 40 % dienen der Kostendeckung des Herausgebers.

Gültigkeit

Eingetauschte Gutscheine sind jeweils sechs Monate gültig. Nach Ablauf kann die Gültigkeit der Chiemgauer-Scheine durch Kauf und Aufkleben einer Klebemarke im Wert von 3 % seines Werts verlängert werden (→ Umlaufgesichertes Geld). Die Chiemgauer-Serien werden nach drei Jahren ausgetauscht. Chiemgauer-Scheine, die älter als vier Jahre sind, werden nicht mehr zur Rückgabe akzeptiert. Alle Verwender von Chiemgauer müssen zugleich Mitglied im Verein Chiemgauer e. V. sein.

Der elektronische Chiemgauer hat einen Umlaufimpuls von 0,016 % am Tag, auf die Dauer eines Jahres demnach 5,84 %. Allerdings wird erst gezählt, nachdem der Chiemgauer drei Monate auf dem Konto liegen blieb. Der Umlaufimpuls, ursprünglich 1 % im Monat und ohne Schonfristen, wurde seit bestehen immer weiter gesenkt.[1] Die umlaufende Chiemgauer-Geldmenge stagniert seit dem bei etwa 900.000 Chiemgauer.[2]

Sicherheitsmerkmale

Die Scheine im Wert von 1, 2, 5, 10, 20 und 50 Euro verfügen über 14 Sicherheitsmerkmale. So sind die Scheine einzeln nummeriert und mit einem Barcode zur Prüfung versehen. Sie verfügen über ein echtes Wasserzeichen, sind mit einer Guillochen- und Kopierschutztechnik versehen und zeigen UV-Merkmale zur Prüfung mit Geldprüfgeräten.

Deckung

Chiemgauer sind durch Euro 1 zu 1 gedeckt. Für die Gutschein-Variante hat der herausgebende Verein eine Rücklage bei einer Bank gebildet. Die bargeldlose Variante wird durch die kooperierenden Banken gedeckt.

Aktuelle Zahlen

Ende 2015 wurde das Regiogeld von 593 Unternehmen akzeptiert und von knapp 3.900 Mitgliedern genutzt.[3] Im Umlauf waren über 694.000 Chiemgauer. Die Umsätze des Chiemgauer-Netzwerks lagen im ersten Jahr 2003 bei 70.000 Euro, 2008 bei 3 Mio. Euro und 2014 bei 7,4 Mio. Euro. Das jährliche Wachstum von 2008 auf 2009 lag bei 21 %. Damit ist der Chiemgauer das derzeit größte Regiogeld-System im deutschsprachigen Raum und eine der erfolgreichsten Komplementärwährungen der Welt.

Literatur

Medien (Film)

Medien (Zeitungen und Zeitschriften)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Der Chiemgauer in der Praxis (PDF; 295 kB)
  2. http://www.chiemgauer.info/
  3. Chiemgauer-Statistik 2003 bis 2014 (PDF; 83 kB)

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Autor/Urheber: Christian Gelleri, Lizenz: CC BY-SA 2.0 de
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