Chaibar

Satellitenbild von der Harrat Chaibar

Chaibar (arabisch خيبر, DMG Ḫaibar) ist ein Oasengebiet im heutigen Saudi-Arabien etwa 150 km nördlich von Medina, das eine wichtige Rolle in der frühen Geschichte des Islam spielte. Es liegt auf einem hochgelegenen Lava-Plateau, der sogenannten Harrat Chaibar, die von einzelnen fruchtbaren Tälern durchzogen ist.

In der Zeit des Propheten Mohammed war die Oase hauptsächlich von Juden besiedelt, die hier Datteln, Wein, Gemüse und Getreide anbauten, Viehzucht betrieben, Textilien herstellten und im Karawanenhandel zwischen Arabien, Syrien und dem Irak tätig waren. In der Oase befanden sich mehrere Festungen, die hisn genannt wurden. Sie waren zum Teil im Besitz der jüdischen Banu Nadir von Medina. Nachdem Mohammed die Banu Nadir im Jahre 625 aus Medina vertrieben hatte, zogen diese in ihre Festungen in Chaibar und rüsteten zum Krieg gegen Mohammed, wobei sie mit den arabischen Stämmen der Nachbarschaft zusammenarbeiteten.[1]

Im Sommer 628 brachte Mohammed bei dem Feldzug nach Chaibar die Oase in seine Gewalt und tötete die Häupter der Banu Nadir.[2] Den jüdischen Bewohnern der Oase erlaubte er, auf ihre Güter zurückzukehren, unter der Bedingung, dass sie fortan die Hälfte ihrer Felderträge nach Medina abführten.[1]

Im Jahre 642 ließ ʿUmar ibn al-Chattāb alle diejenigen Juden, die keinen Vertrag mit Mohammed vorweisen konnten, aus Chaibar vertreiben. Dies wurde damit gerechtfertigt, dass Mohammed kurz vor seinem Tod geäußert habe, dass auf der arabischen Halbinsel zwei Religionen nicht nebeneinander leben könnten.[3] Des Weiteren wurden die Juden von Chaibar verdächtigt, einen Anschlag auf ʿAbdallāh, den Sohn des Kalifen, verübt zu haben.[4] Mohammed habe, so wurde behauptet, nach der Eroberung Chaibars die Bevölkerung gewarnt, dass er sie jederzeit wieder vertreiben könne.[5]

Leone Caetani hat die Authentizität dieser sowie ähnlicher Überlieferungen bezweifelt und die Auffassung vertreten, dass man auf diese Weise Umars Vorgehen zu legitimieren versuchte, da es im Widerspruch zu den Bestimmungen des zwischen dem Propheten und der Bevölkerung Chaibars geschlossenen Vertrags stand. Der eigentliche Grund für die Vertreibung der Juden war nach Caetani, dass man Chaibar benötigte, um hier Sklaven, deren Anzahl durch die Islamische Expansion dramatisch gestiegen war, anzusiedeln.[3]

Die meisten Juden aus Chaibar wanderten in das Gebiet von Jericho in Palästina aus. Von dort aus siedelten sich einzelne Familien im nördlichen Samarien an. Zwei Dokumente aus der Geniza der Ben-Esra-Synagoge in Kairo belegen für das 11. und 12. Jahrhundert die Anwesenheit von Juden aus Chaibar in der Stadt Tiberias. Einige Juden besaßen Ende des 11. Jahrhunderts noch Ländereien und Häuser in Chaibar.[1]

Literatur

Weblinks

Commons: Chaibar – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Belege

  1. a b c Vgl. Braslavi/Bornstein-Markovetsky.
  2. Vgl. William Montgomery Watt: Muhammad at Medina. Oxford University Press, 1962. S. 217 f. sowie Braslavi/Bornstein-Markovetsky.
  3. a b Vgl. Veccia Vaglieri 1142a.
  4. Vgl. Ibn Hischām: Kitāb Sīrat Rasūl Allāh S. 779f., ital. Zusammenfassung bei Leone Caetani: Annali dell' Islam. Milano 1911. S. 361.
  5. Vgl. Norman A. Stillman: The Jews of Arab Lands. A History and Source Book. Philadelphia 1979. S. 19 und S. 148.

Koordinaten: 25° 42′ N, 39° 18′ O

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Harrat Khaybar Space.jpg
Satellite image of Harrat Khaybar volcanic field
  • Harrat Khaybar, Saudi Arabia is featured in this image photographed by an Expedition 16 crewmember on the International Space Station. The western half of the Arabian peninsula contains not only large expanses of sand and gravel, but extensive lava fields known as haraat (harrat for a named field). One such field is the 14,000-square kilometer Harrat Khaybar, located approximately 137 kilometers to the northeast of the city of Al Madinah (Medina). According to scientists, the volcanic field was formed by eruptions along a 100-kilometer long north-south linear vent system over the past 5 million years; the most recent recorded eruption took place between 600 - 700 A.D.
  • Harrat Khaybar contains a wide range of volcanic rock types and spectacular landforms, several of which are represented in this view. Jabal al Quidr is built from several generations of dark, fluid basalt lava flows; the flows surround the 322--meter high stratovolcano (Jabal is translated as "mountain" in Arabic). Jabal Abyad, in the center of the image, was formed from a more viscous, silica-rich lava classified as a rhyolite. While Jabal al Quidr exhibits the textbook cone shape of a stratovolcano, Jabal Abyad is a lava dome -- a rounded mass of thicker, more solidified lava flows. To the west (top center) is the impressive Jabal Bayda'.
  • This symmetric structure is a tuff cone, formed by eruption of lava in the presence of water. This leads to the production of wet, sticky pyroclastic deposits that can build a steep cone structure, particularly if the deposits consolidate quickly. White deposits visible in the crater of Jabal Bayda' (and two other locations to the south) are formed from sand and silt that accumulate in shallow, protected depressions. The presence of tuff cones -- together with other volcanic features indicative of water -- in the Harrat Khaybar suggest that the local climate was much wetter during some periods of volcanic activity. Today, however, the regional climate is hyperarid -- little to no yearly precipitation -- leading to an almost total lack of vegetation.