Cer

Eigenschaften
Allgemein
Name, Symbol, OrdnungszahlCer, Ce, 58
ElementkategorieLanthanoide
Gruppe, Periode, BlockLa, 6, f
Aussehensilbrig weiß
CAS-Nummer

7440-45-1

EG-Nummer231-154-9
ECHA-InfoCard100.028.322
Massenanteil an der Erdhülle43 ppm (28. Rang)[1]
Atomar[2]
Atommasse140,116(1)[3] u
Atomradius185 pm
Kovalenter Radius204 pm
Elektronenkonfiguration[Xe] 4f1 5d1 6s2
1. Ionisierungsenergie5.5386(4) eV[4]534.39 kJ/mol[5]
2. Ionisierungsenergie10.956(20) eV[4]1057.09 kJ/mol[5]
3. Ionisierungsenergie20.1974(25) eV[4]1948.75 kJ/mol[5]
4. Ionisierungsenergie36.906(9) eV[4]3560.9 kJ/mol[5]
5. Ionisierungsenergie65.55(25) eV[4]6320 kJ/mol[5]
Physikalisch[2]
Aggregatzustandfest
Kristallstrukturkubisch flächenzentriert
Dichte6,773 g/cm3 (25 °C)[6]
Mohshärte2,5
Magnetismusparamagnetisch (χm = 1,4 · 10−3)[7]
Schmelzpunkt1068 K (795 °C)
Siedepunkt3743 K[8] (3470 °C)
Molares Volumen20,69 · 10−6 m3·mol−1
Verdampfungsenthalpie398 kJ/mol[8]
Schmelzenthalpie5,5 kJ·mol−1
Schallgeschwindigkeit2100 m·s−1 bei 293,15 K
Elektrische Leitfähigkeit1,35 · 106 S·m−1
Wärmeleitfähigkeit11 W·m−1·K−1
Chemisch[2]
Oxidationszustände3, 4
Normalpotential−2,34 V (Ce3+ + 3 e → Ce)
Elektronegativität1,12 (Pauling-Skala)
Isotope
IsotopNHt1/2ZAZE (MeV)ZP
134Ce{syn.}3,16 dε0,500134La
135Ce{syn.}17,7 hε2,026135La
136Ce0,19 %Stabil
137Ce{syn.}9,0 hε1,222137La
138Ce0,25 %Stabil
139Ce{syn.}137,64 dε0,581139La
140Ce88,48 %Stabil
141Ce{syn.}32,501 dβ0,581141Pr
142Ce11,08 %5 · 1016 aββ4,505142Nd
143Ce{syn.}33,039 hβ1,462143Pr
144Ce{syn.}284,893 dβ0,319144Pr
Weitere Isotope siehe Liste der Isotope
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[9]
Gefahrensymbol

Gefahr

H- und P-SätzeH: 228
P: 231+232​‐​233​‐​280​‐​370+378​‐​402+404​‐​501[9]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Cer (IPA: [t͡seːɐ̯][10][11], anhören; auch Zer bzw. Cerium genannt) ist ein chemisches Element mit dem Elementsymbol Ce und der Ordnungszahl 58. Im Periodensystem steht es in der Gruppe der Lanthanoide und zählt damit auch zu den Metallen der Seltenen Erden.

Geschichte

metallisches Cer

Cer wurde 1803 von Jöns Jakob Berzelius und Wilhelm von Hisinger und gleichzeitig von Martin Heinrich Klaproth entdeckt. Es wurde nach dem Zwergplaneten Ceres benannt. Die Herstellung des Elements gelang Carl Gustav Mosander 1825 durch Reduktion des Chlorids mit Natrium.

Vorkommen

In der Natur kommt Cer vergesellschaftet mit anderen Lanthanoiden in sogenannten Ceriterden vor, wie zum Beispiel im Allanit (Ca, Ce, La, Y)2(Al, Fe)3(SiO4)3(OH), im Monazit (Ce, La, Th, Nd, Y)PO4 sowie im Bastnäsit (Ce, La, Y)CO3F. Cer ist das häufigste Element der Lanthanoide und steht in der Elementhäufigkeit auf Platz 28. In der Erdkruste, bis in eine Tiefe von 16 km gerechnet, ist es mit 68 g/t vertreten und kommt damit häufiger als Zinn oder Blei vor. Wichtige Lagerstätten befinden sich in Skandinavien, USA, Kongo, Südafrika und Indien. Die weltweit bekannten Cer-Reserven werden auf 40 Mio. Tonnen geschätzt. Cer gehört zu den sogenannten leichten Seltenen Erden, die 2014 von der BGR als unkritisch bezüglich der Versorgungslage eingeschätzt wurden.[12] Elementares („gediegenes“) Cer kommt auf der Erde wegen seiner hohen Reaktivität nicht vor. Es wurde jedoch in mikroskopischen Partikeln in Mondgestein gefunden. Wahrscheinlich entsteht es auf dem Mond durch Impaktereignisse.[13]

Gewinnung und Herstellung

Nach einer aufwendigen Abtrennung der Cer-Begleiter wird das Oxid mit Fluorwasserstoff zum Cerfluorid umgesetzt. Anschließend wird es mit Calcium unter Bildung von Calciumfluorid zum Cer reduziert. Die Abtrennung verbleibender Calciumreste und Verunreinigungen erfolgt in einer zusätzlichen Umschmelzung im Vakuum. Die jährliche Weltproduktion liegt bei ca. 24.000 t.[14]

Eigenschaften

Phasendiagramm von Cer

Physikalische Eigenschaften

Von Cer sind vier Modifikationen bekannt:[15]

Das silbrigweiß glänzende Metall ist hinter Europium das zweitreaktivste Element der Lanthanoide. Oberhalb von 150 °C verbrennt es unter heftigem Glühen zum Cerdioxid. Mit Wasser reagiert es zum Cer(III)-hydroxid.

Chemische Eigenschaften

Cer kommt in Verbindungen als dreiwertiges farbloses oder vierwertiges gelbes bis orangefarbiges Kation vor.

Unter Wärmeeinfluss wird es durch Ethanol und Wasser sehr stark angegriffen. Auch in Laugen wird es unter Bildung von Cer-Hydroxiden stark angegriffen. In Säuren wird es zu Salzen gelöst.

Verwendung

Da sich die chemischen Eigenschaften der Seltenen Erden ähneln, wird metallisches Cer selten in Reinform eingesetzt, sondern in der Mischung, in der es bei der Herstellung aus den Seltenerd-Mineralien anfällt, dem sogenannten Mischmetall.

Geringe Beimengungen von (mehr oder weniger reinen) Cer-Verbindungen verleihen anderen Materialien bestimmte Eigenschaften:

Biologische Bedeutung

2013 wurde erstmals ein Enzym in Bakterien entdeckt, das Cer-Ionen für seine Funktion benötigt. Die Bakterien der Art Methylacidiphilum fumariolicum wurden aus vulkanischen Schlammtümpeln in Italien isoliert. Sie benötigen Cer zum Aufbau der Methanol-Dehydrogenase, eines Enzyms im Methan-Stoffwechsel. Das Ion hat dabei die Rolle, die in ähnlichen Enzymen in anderen Bakterien von Calciumionen übernommen wird.[21]

Sicherheitshinweise

Cer ist, wie alle Lanthanoide, leicht giftig. Metallisches Cer kann sich schon ab 65 °C entzünden. Als fein verteiltes Metall kann es sich an der Luft ohne Energiezufuhr erhitzen und schließlich entzünden. Die Zündbereitschaft hängt u. a. sehr stark von der Korngröße und dem Verteilungsgrad ab. Cerbrände dürfen nicht mit Wasser gelöscht werden, da sich gasförmiger Wasserstoff entwickelt.

Verbindungen

Oxide

  • Cer(III)-oxid Ce2O3, goldglänzender keramischer Feststoff
  • Cer(IV)-oxid CeO2
  • Cer(III,IV)-oxid Ce3O5, blauer keramischer Feststoff

Halogenide

  • Cer(III)-fluorid CeF3
  • Cer(IV)-fluorid CeF4
  • Cer(III)-chlorid CeCl3 · 7 H2O, weiße stark hygroskopische Substanz
  • Cer(III)-bromid CeBr3
  • Cer(III)-iodid CeI3

Sonstige Verbindungen

  • Cer(III)-sulfat Ce2(SO4)3 · 8 H2O, farblose Substanz
  • Cer(IV)-sulfat Ce(SO4)2, gelbe Substanz
  • Cer(III)-nitrat Ce(NO3)3 · 6 H2O
  • Cer(III)-oxalat Ce2(C2O4)3 · 10 H2O
  • Ammoniumcer(IV)-nitrat (CAN) (NH4)2Ce(NO3)6, orangerot
  • Ammoniumcer(IV)-sulfat (NH4)4Ce(SO4)4· H2O
  • Cer(IV)-perchlorat Ce(ClO4)4
  • Cerwolframat Ce2(WO4)3

Weblinks

Commons: Cer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Cer – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Harry H. Binder: Lexikon der chemischen Elemente. S. Hirzel Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 3-7776-0736-3.
  2. Die Werte der atomaren und physikalischen Eigenschaften (Infobox) sind (soweit nicht anders angegeben) aus webelements.com (Cer) entnommen.
  3. CIAAW, Standard Atomic Weights Revised 2013.
  4. a b c d e Eintrag zu cerium in Kramida, A., Ralchenko, Yu., Reader, J. und NIST ASD Team (2019): NIST Atomic Spectra Database (ver. 5.7.1). Hrsg.: NIST, Gaithersburg, MD. doi:10.18434/T4W30F (physics.nist.gov/asd). Abgerufen am 11. Juni 2020.
  5. a b c d e Eintrag zu cerium bei WebElements, www.webelements.com, abgerufen am 11. Juni 2020.
  6. N. N. Greenwood, A. Earnshaw: Chemie der Elemente. 1. Auflage. VCH, Weinheim 1988, ISBN 3-527-26169-9, S. 1579.
  7. Robert C. Weast (Hrsg.): CRC Handbook of Chemistry and Physics. CRC (Chemical Rubber Publishing Company), Boca Raton 1990, ISBN 0-8493-0470-9, S. E-129 bis E-145. Werte dort sind auf g/mol bezogen und in cgs-Einheiten angegeben. Der hier angegebene Wert ist der daraus berechnete maßeinheitslose SI-Wert.
  8. a b Yiming Zhang, Julian R. G. Evans, Shoufeng Yang: Corrected Values for Boiling Points and Enthalpies of Vaporization of Elements in Handbooks. In: Journal of Chemical & Engineering Data. 56, 2011, S. 328–337, doi:10.1021/je1011086.
  9. a b Eintrag zu Cer, Späne in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 2. April 2018. (JavaScript erforderlich)
  10. Stefan Kleiner, Ralf Knöbl, Max Mangold (†) et al. in Zusammenarbeit mit der Dudenredaktion: Duden Aussprachewörterbuch. 7. Auflage. Band 6. Dudenverlag, Berlin 2015, ISBN 978-3-411-04067-4, S. 268.
  11. angepasst von: Eva-Maria Krech, Eberhard Stock, Ursula Hirschfeld, Lutz Christian Anders et al.: Deutsches Aussprachewörterbuch. 1. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin, New York 2009, ISBN 978-3-11-018202-6, S. 406.
  12. Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe: Aktuelle BGR-Recherche: Anteil Chinas an weltweiter Seltene Erden-Produktion sinkt nur langsam. 12. März 2014.
  13. Bogatikov et al.: New Finds of Native Metals in a Lunar Regolith from the Crises Sea. 2001 (rruff.info [PDF]).
  14. MMTA: Minor Metals in the Periodic Table: Ce.
  15. Harry H. Binder: Lexikon der chemischen Elemente, S. Hirzel Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 3-7776-0736-3, S. 145.
  16. Zündsteine aus Auermetall, abgerufen am 5. Dezember 2022
  17. LaB6-Keramik und -Kathoden (Lanthanhexaborid). Abgerufen am 1. November 2021.
  18. Arne Grävemeyer: CO2 wird zu Kohle bei Raumtemperatur; heise online, 8. März 2019.
  19. Robert F.Service: New way to turn carbon dioxide into coal could ‘rewind the emissions clock’. In: Science, 27. Februar 2019 doi:10.1126/science.aax1527
  20. Esrafilzadeh et al.: Room temperature CO2 reduction to solid carbon species on liquid metals featuring atomically thin ceria interfaces. In: Nature Communications 10, 865 (2019)
  21. Arjan Pol, Thomas R.M. Barends u. a.: Rare earth metals are essential for methanotrophic life in volcanic mudpots. In: Environmental Microbiology. 2013, S. n/a–n/a, doi:10.1111/1462-2920.12249.

Auf dieser Seite verwendete Medien

De-Cer.ogg
Autor/Urheber: Jeuwre, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Aussprachebeispiel des deutschen Substantivs "Cer". Männliche Stimme, aufgenommen von deutschem Muttersprachler aus Berlin, Deutschland.
CeriumIIIchloride.jpg
Sample of cerium(III) chloride
Cer(IV)-sulfat-2.JPG
Autor/Urheber: BXXXD, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Cer(IV)-sulfat
Cerium phase diagram.jpg
Phase diagram of cerium in english
Cer 2.tif
Autor/Urheber: 16Mjkka16, Lizenz: CC BY-SA 4.0
metallisches Cer