Central Tejo (Bauwerk)

Der Gebäudekomplex Central Tejo ist ein Industriedenkmal am Standort der ersten Kraftwerksanlage zur Stromerzeugung in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon, er befindet sich im Westen der Stadt, am Ufer des Tejo.

Diese umfangreiche Fabrikanlage aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde zum Museum umfunktioniert. Die Backsteinfassaden betonen das einheitliche Erscheinungsbild des Gesamtbaus, unterscheiden es von allen anderen umstehenden Bauwerken und verleihen ihm eine ganz eigene, charakteristische Gestalt. Getragen wird das große Gebäude der „Tejo-Dampfzentrale“ jedoch von einer stützenden Eisenstruktur – wie von einem inneren Skelett.

Primitiv Central Tejo

Ursprünglich existierte an dieser Stelle eine kleine „Stromfabrik“, die alte „Central Tejo“, im Volksmund auch „Central da Junqueira“ benannt, nach einer gleichnamigen Straße in der Nachbarschaft. Von dieser früheren Produktionsstätte, nach dem Projekt des Ingenieurs Lucien Neu von den Architekten Charles Vieillard und Fernand Touzet 1909 errichtet, ist nichts übriggeblieben. Ihre betont modernistische Tendenz beschränkte die dekorativen Elemente hauptsächlich auf die Nord- und Südfront. Auf der Westseite des Haupttrakts reihten sich drei Hallen für die Dampfkessel. Markenzeichen dieser „Ur-Zentrale“ waren die schlanken Schornsteine, einer aus Ziegelstein, der andere, in umgekehrter Trichterform, aus Eisen.

Die Nord- und Südseite der Haupthalle, wo sich die Generatoren befanden, waren in ihrer Ornamentik ähnlich anderer damaliger Architekturprojekte aus Eisen, wie Bahnhöfe und Markthallen, im Stil der Moderne gestaltet, deren Einfluss damals gerade auch in Portugal sich abzuzeichnen begann. Dreigeteilt durch Pilaster, mit schmalen horizontalen Zackenfriesen, und, darüber, einem breiten Ziergiebel. Rechts und links zwei untereinander angeordnete Öffnungen: die untere mit Fenstersturz, die obere mit Segmentbogen überspannt. Im mittleren Segment, breiter als die seitlichen Sektionen, ein enormes Fensterjoch über die gesamte Vorderfront, das vom Sockel bis in den Giebel hinein reichte, so dass dieser nach oben hin noch einen Absatz bildete. Die mit Kacheln dekorierte Rundbogenrahmung trug die Inschrift: „1909 / Cªs Reunidas de Gaz e Electricidade / Estação Eléctrica Central Tejo“ (1909 / Vereinte Gas- und Stromwerke / Elektrizitätswerk Central Tejo).

Vom Ende des 19. Jahrhunderts stammten die Industriehallen der ehemaligen Zuckerraffinerie neben dem Kraftwerk, damals im Besitz der „Companhia de Açúcar de Moçambique“. Diese wurden dazugekauft, als man mit dem Abbruch der alten „Tejo-Dampfzentrale“ begann. Dabei handelte es sich um eine kleine Fabrik ohne besondere Ausschmückungen, dafür jedoch einer sehr eigenartiger Form, die sich aus zwei länglichen Sägedachbauten, einer Art Turm, der in der Mitte als Silo diente, sowie vier doppelhängig gedeckten Querhallen auf der Westseite zusammensetzte. Alle Fensteröffnungen waren durch Segmentbögen und Backsteinrahmung gestützt.

Strom Central Tejo

Die Phase der Niederdruckproduktion

Die Konstruktion des Gebäudes für die Niederdruckanlage startete Mitte des ersten Jahrzehnts, wenn auch bis 1930 immer noch verschiedene Erweiterungen vorgenommen wurden. Vom modernistischen Baustil (in Portugal unter der Bezeichnung „Arte Nouveau“) geprägt, besteht es aus einer Eisenstruktur, ausgemauert mit dem typischen Ziegelbackstein, der später auch bei der Errichtung der Hochdruckmaschinenhalle verwendet wird.

Mehrere Werkshallen, drei gleich große und eine vierte, etwas größere, mit Satteldach, bilden einen hellen, stützenfreien Innenraum, den ehemaligen Kesselsaal. Quer dazu auf der Ostseite, zwei weitere Fabrikhallen, ebenfalls modernistisch, wenn auch die weiter entfernte der Unterstation kein doppelhängiges Dach besaß.

Auf den relativ niedrigen Fassaden stechen die hohen vertikalen, von Rundbögen gerahmten Fenster hervor. Darüber eine Art Frontispiz mit betont versetzten Kanten und abschließendem Sturz. Entlang des unteren Sockels, welcher die restliche Fassade zu „stützen“ scheint, war der Backstein überputzt. Rahmenförmige Segmentbogenvorsprünge simulieren Fenster (manche waren es tatsächlich).

Besonders erwähnenswert ist die Vorderansicht des Maschinensaals. Auf den Fluss gerichtet, bietet sie, vielleicht gerade deshalb, von allen Ansichten die modernistischsten Facetten, ohne jedoch die ästhetische Gesamtgestaltung zu verletzen. Der Sockel unterscheidet sich durch seine Werksteintäfelung oberhalb der Rohschicht, die bogenförmigen Fensteröffnungen durch einen Schlussstein. Auf Höhe der Backsteinverkleidung streben drei extrem hohe Rundbogenfenster aufwärts, das mittlere etwas größer als die anderen. Die durchlaufende rahmenartige Einfassung, jeweils mit Schlussstein am Bogenscheitel, zieht sich entlang der gesamten Südfront und Seitenwände. Der Fassadengiebel ist, ähnlich einem lombardischen Rundbogenfries, mit Backsteinbordüren ausgeschmückt. Wie zwei Kirchtürmchen ziehen sich Pilaster an der Wand nach oben.

Die Längsfassaden, durch hohe Pfeiler in drei Sektionen geteilt, offenbaren ein harmonisches Gesamtbild, mit jeweils drei Hochfenstern, die eine durchgehende Borte entlang der gesamten Seitenfront rahmt. Darüber viereckige Fenster, die so aneinandergereiht wie eine abschließende Zierleiste wirken.

Die Phase der Hochdruckproduktion

Der klassizistische Einfluss differenziert die Ornamentik des Hochdruckgebäudes von der am Niederdruckbau. Die dekorativen Elemente gewinnen an Größe und Monumentalität. Aber auch hier kommt die Backsteinverkleidung zur Anwendung. Wie schon bei der Halle der Niederdruckdampfkessel fügt sich auch hier die innere Tragedecke zwischen Kessel- und Aschenraum aus einem Backsteinrundbogengewölbe mit parallelen Halbkuppeln zusammen, mit dem Unterschied, dass die der Niederdruckproduktion aus Keramik und die der Hochdruckphase aus Stahlbeton waren.

Das Gebäude wurde in den vierziger Jahren errichtet und spiegelt, beeinflusst durch den Klassizismus der Renaissancepaläste, den Zeitgeist und das autoritäre Umfeld des dortmaligen Portugals wider. Seine Struktur ist, in der Tat, ein technisches Meisterwerk, ein Exponent der Eisenarchitektur, in Lissabon ohnegleichen. Sie hält nicht nur das Backsteinmauerwerk, sondern dient gleichzeitig als Tragwerk der Dampfkessel sowie stützende Halterung für die Kamine und das Wasserdepot auf dem Dach. Vom ästhetischen Standpunkt aus betrachtet, ist die Fassade mit dem Baumuster eines Renaissancepalastes vergleichbar, unterteilt in Sockel, Pilaster und Gebälk. Die Hauptfassade besitzt drei große Längsfenster im Rundbogenstil mit abschließendem Mittelstein und Zierleisteneinfassung, die sich über die ganze Front erstreckt; dazwischen hohe Wandpfeiler, vom Sockel bis in den obersten Giebel.

Dort verlaufen zwei unabhängige Friese. Das untere mit gerahmten Einbuchtungen; das obere, in gleicher Anordnung, aber mit Fenstern in den umrahmten Feldern. Näher am Niederdruckkomplex steht ein kleiner Turm, und alles überragend die vier Kamine des Hochdruckkessels sowie unterhalb die Mechanismen für Lufteinlaß und Rauchabzug.

Das Bauwerk der Dampfzentrale „Central Tejo“ unterscheidet sich von allen Gebäuden im Umkreis, nicht nur aufgrund seiner imponenten Monumentalität, sondern natürlich der typischen Backsteinästhetik. Kaum zu glauben, dass es ehemals eine „Stromfabrik“ war.

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Museu da Electricidade – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 38° 41′ 44″ N, 9° 11′ 41,3″ W