Central Tejo (Arbeitsverhältnisse)
Das Betreiben der Central Tejo sowie die graduelle Elektrifizierung der Stadt waren nur dank jener Menschen möglich, die die gesamte Anlage Tag und Nacht am Laufen hielten und sicherstellten, dass das Kraftwerk nie zum Stillstand kam.
Da die Stadt durchgehend Strom benötigte, durften die Dampfkessel nie ruhen. Deshalb wurde ein Arbeitsregime rund um die Uhr eingeführt, mit drei sich abwechselnden Schichten: von 0h00 bis 08h00; von 08h00 bis 16h00 und von 16h00 bis Mitternacht. Die kontinuierlichen Leistungssteigerungen und Erweiterungen des Stromkraftwerks erforderten immer mehr Arbeitskräfte, besonders in Kriegszeiten. In den vierziger Jahren belief sich die Zahl der Angestellten auf ungefähr 550, vom Fachpersonal bis hin zur großen Mehrzahl der unqualifizierten Mitarbeiter, die zwar die einfachsten, aber auch schwierigsten Aufgaben verrichteten.
Arbeitseinteilung
Das Dampfkraftwerk „Central Tejo“ war eine äußerst komplexe Industrieanlage. Aufgrund der großen Anzahl von Beschäftigten bedurfte es einer hierarchisch gegliederten Funktionsstruktur, aufgeteilt nach den jeweiligen Fabrikhallen, wo es neben Schwerstarbeit auch körperlich leichtere Tätigkeiten zu erledigen hieß. Die Arbeiter am Dampfkessel hatten es zum Beispiel schwerer als jene, die diesen von der Leitwarte aus bedienten.
Es gab zirka 45 Aufgabenbereiche in der Stromzentrale, in der Produktionskette, wie die der sogenannten “Alcochetanos” beim Abladen, bis zu den handwerklichen Jobs in den Werkstätten und den Elektrikern in der Unterstation.
Funktionsbereiche der Dampfzentrale:
- Das Kohlelager: hier befanden sich die Arbeiter zum Abladen und Verteilen der Kohle. Die “Alcochetanos” waren zuständig für den Transport der Kohle von der Barkasse zum Lagerplatz. Es handelte sich um spezifisch hierfür angestellte Zeitarbeiter, großteils Männer und Frauen von Alcochete, einem Ort am gegenüberliegenden Flussufer Tagus. Sie kamen zum Kohleverladen, transportierten diese an Land und schichteten sie, je nach Herkunftsland, auf verschiedene Haufen.
Am Kohlelager, bezeichnet als “Praça”, übernahmen die sogenannten “Homens da Praça” (Lagerarbeiter) die Beförderung der Kohle bis hin zur Förderanlage des Feuerungssystems. An einem normalen Produktionstag bestand eine Schicht aus 16 Mann, einschließlich Vorarbeiter, Verantwortliche für die Instandhaltung der Maschinerie und der Kontrolle der Förderschaufeln und Kippvorkehrung.
- Kesselsaal: hier wurden die meisten Arbeitskräfte benötigt: neunzig Leute zwischen 08h00 und 17h00, dreißig während der restlichen Zeit. Jede einzelne Position trug entscheidend zum guten Funktionieren des Dampfkessels bei.
Der Chefingenieur überwachte die Kessel mit Hilfe von zwei Handlangern, die ihm direkt unterstellt waren. Am Kontrollkommando der Kessel stand der Kapo Heizmeister (port.: „fogueiro“), der vom Schaltpult aus die Dampferzeugung steuerte, während der 2. Heizer vom Kessel oben aus Anweisungen runterrief. Während der Kesselheizer die Qualität der Feuerung kontrollierte, schob der Schieber (port.: “chegador”) die unverbrannte Kohle von hinten wieder hinein, um zu verbrennen und nicht den Schürrost zu blockieren.
- Die Äscher (port.: „cinzeiros“): im Aschebunker unter den Kesseln befanden sich die zuständigen Arbeiter für die Entsorgung der Asche. Ihre Aufgabe bestand darin, die Asche aus den Silos zu leeren und nach draußen zu verfrachten.
- Maschinensaal und Hilfsantriebe: hier war das qualifiziertere Werkspersonal beschäftigt, ohne den wertvollen Einsatz jener Arbeiter mindern zu wollen, die den schwersten Arbeitsbedingungen unterworfen waren. Dennoch besteht ein enormer Unterschied zwischen dem Anfahren eines Dampfkessels und der Steuerung von Dampfturbinen, Turbowechselstromaggregaten und all den Zusatzhilfsantrieben. Tagsüber arbeitete hier eine etwa 15-köpfige Belegschaft, vom technischen Ingenieur, zum Maschinenführer sowie Fachpersonal für die Wasseraufbereitung, Putz- und Wartungskolonne.
- Unterwerk: hier war der Einsatzbereich der Elektriker, welche das Umspannwerk unter ihrer Aufsicht hatten, seine elektrischen Anlagen wie Transformatoren, Leistungsschalter usw.
- Zu erwähnen wärem außerdem einige ergänzende Tätigkeitsbereiche wie das Labor, die Werkstatt, der Zeichensaal und die Lagerhallen. Die Elektrikerwerkstatt übernahm die Wartung der gesamten elektrischen Infrastrukturen der Zentrale, die Schreinerei und die Schmiede stellten die Gussformen, Möbel und die verschiedensten Ersatzteile für die Reparaturen des Kraftwerkes her. Etwa 50 Beschäftigte waren hier von 8h00 bis 17h00 tätig.
- Darüber hinaus gab es einen Sicherheitsdienst (vier Wärter je Produktionsschicht) sowie Sachbearbeiter im Verwaltungsbereich.
Arbeitsverhältnisse
Die Arbeit in der Dampfzentrale “Central Tejo” (wie in allen thermoelektrischen Kraftwerken damals) war in der Tat keine leichte: die äußerst harten Bedingungen waren der Grund für die schlechte Lebensqualität der Arbeiterschaft. Die schlimmsten Aufgaben im Werk waren das Kohleabladen, die Arbeit am Dampfkessel, die Ascheentsorgung, die Säuberung der Kühlsysteme und Schlackebehälter.
Vor den Brennkammern standen die Heizer, die durch entsprechendes Verschieben und Öffnen der Kohlebunker die Brennstoffmenge sowie ihre gleichmäßige Verteilung auf dem Wanderrost, aber auch die Geschwindigkeit regelten. Hinter den Dampfkesseln war der Platz der “Schieber”, welche die unverbrannte Kohle in die Mitte des Brennrostes beförderten. Dies war eine der härtesten Tätigkeiten im Werk, nicht nur aufgrund der extremen Hitze, die bei der Öffnung der Kammer auf Höchsttemperaturen stieg, sondern auch durch das kontinuierliche Einatmen von Verbrennungsgasen, Rauch und Schlacke.
Noch größer jedoch war die Plage im Geschoss unter den Kesseln, der Bereich der “Äscher”, wo noch höhere Temperaturen herrschten. Das Entnehmen der Asche war von allen die beschwerlichste Aufgabe, in einer Atmosphäre von Abgasen, Schlacke und noch glühender Asche, die, oft per Hand eingesammelt, auf Waggons zum Kohlelager gekarrt wurde, um dort in die Aschebehälter geleert zu werden. Die riesigen Temperaturunterschiede erschwerten die Arbeit des Abtransports der Asche nach draußen umso mehr.
Diese drei Berufskategorien verdienen unsere besondere Aufmerksamkeit, weil ihre Mühe und ihr Einsatz, bisweilen unter Gefahr für das eigene Leben, die Erzeugung von Energie ermöglichte, die sie sich selbst nicht leisten konnten. Ihnen und allen ihren Kollegen ist es zu verdanken, dass die Fabriken Lissabons mit elektrischem Strom versorgt werden konnten, wie auch die nobleren Wohnviertel der Stadt.
Soziale Aspekte
Als eines der größten Unternehmen Portugals mit Tausenden von Angestellten landesweit, hat “Companhias Reunidas de Gás e Electricidade (CRGE)” (Vereinigte Gas- und Stromwerke) zugunsten seiner Angestellten sozialpolitische Maßnahmen umgesetzt. Zu den wichtigsten zählten:
- Errichtung der Arbeitersiedlung Camarão da Ajuda, Ende der vierziger Jahre;
- Einrichtung von Schulen für die Kinder der Angestellten, aber auch für die Mitarbeiter selbst, mit Unterricht für Kinder, sowie Alphabetisierung und fachliche Ausbildung für Erwachsene.
- Schaffung von ärztlichen Versorgungszentren für die Familien der Mitarbeiter.
Siehe auch
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Boneco Chegador ao Museu da Electricidade (Central Tejo)