Census of Marine Life

Census of Marine Life war ein zentrales Projekt von Meeresbiologen zur Erforschung der Ozeane.

Inhalt

Das internationale Vorhaben beschäftigte in der Zeit von 2000 bis 2010 Wissenschaftler in mehr als 82 Ländern mit der Erforschung der Ozeane. Eine Datenbank speicherte ihre Erkenntnisse, die weit über die Beschreibung neu entdeckter Arten hinausgehen. Man will damit beispielsweise Wanderungen von Walen, Haien und Fischschwärmen besser verfolgen und die Biomasse in den Ozeanen genauer abschätzen. Außerdem sollte im Projekt History of Marine Animal Populations (HMAP) unter Federführung der University of Hull die Entwicklung des Meereslebens wenigstens in den letzten 500, möglichst sogar 2000 Jahren rekonstruiert werden.[1] Ein weiteres Projekt in diesem Rahmen war Future of Marine Animal Populations (FMAP).[2][3] Für die Feldforschung gab es 14 Teilprojekte.

Problemstellung

Die leitenden Forscher kamen im Jahre 2004 zu dem Schluss, dass die Menschheit bisher weniger als fünf Prozent der Weltmeere erkundet hat. Forscher des Consortium for Oceanographic Research and Education in Washington ergänzen in diesem Zusammenhang, dass der Mensch zwar auf einem Planeten lebt, dessen Oberfläche zu 70 Prozent aus Wasser besteht, aber man dennoch weniger über den Meeresboden weiß, als über die Oberfläche des Mondes. Um die Forschung zu erleichtern und möglichst viele Mitarbeiter zu gewinnen, wird mit dem Ocean Biogeographic Information System (OBIS) eine freie internationale Datenbank im Internet angeboten, die alle Meereslebewesen erfassen soll. Im Juni 2011 waren hier 31,3 Millionen Einträge zu 116.600 Arten geführt. Man vermutet jedoch ein Gesamtartenvorkommen zwischen 1 Million und 10 Millionen Spezies. Im Schnitt werden pro Woche drei neue Arten dokumentiert. Es ist daher nicht absehbar, wann genügend Ergebnisse für die jeweiligen Fragestellungen vorliegen.

Erste Ergebnisse

Im August 2010 wurden erste Ergebnisse veröffentlicht. In den verschiedenen untersuchten Meeresregionen wurden zwischen 2.600 und 33.000 eukaryotische Arten gefunden und 1.200 bisher unbekannte Arten neu entdeckt. Zu den neu entdeckten Arten gehören Planktonorganismen, Kraken und Tiefseefische. Die artenreichsten Regionen mit 32.889 bzw. 32.777 Arten sind die Meere um Australien und Japan. Im Mittelmeer wurden 16.848 Arten festgestellt, im europäischen Atlantik 12.270 und in der Ostsee 5.865.[4][5]

Die Arten verteilen sich anteilsmäßig auf folgende Taxa:

Die folgende Tabelle gibt die Anzahl der Arten für alle untersuchten Meeresregionen wieder (sind Länder angegeben, sind selbstverständlich die Küsten und angrenzenden Meeresgebiete gemeint) und deren prozentuale Verteilung auf die wichtigsten Lebewesengruppen an:[5]

RegionArtenKrebst.Weicht.FischeProtozoenAlgenRingelw.Nesselt.Sonst. WirbellosePlattw.Stachelh.SchwämmeMoost.Sonst. WirbeltiereMantelt.
Australien32.88919261626553255313
Japan32.777192612147364132101
China22.365191814215562231311
Mittelmeer16.848131342477413614201
Golf von Mexiko15.3741716101413654532231
Neuseeland12.7801718101211464244511
Südafrika12.71518241527675333222
europäischer Atlantik12.270181194281340224321
Karibik12.04624251175583144101
Humboldtstrom10.18631121175658242421
Kalifornien (USA)10.1602679998471431111
Korea9.900141911395325123121
Brasilien9.101222014391163034121
Hawaii8.2441616151012463842211
Antarktis8.200359484767273431
Südamerika, trop. Pazifikküste6.6961313181452821031110
Alaska5.92526871379410233621
Ostsee5.865105320307213510120
USA, Nordostküste5.0451617191121443231341
USA, Südostküste4.22916172848991003221
Patagonien, Schelf3.77616221407575157451
Kanada, Atlantikküste3.1602371719121432020010
Kanada, Polarmeer3.038245612361122010010
Südamerika, trop. west. Atlantik2.74319163225652041081
Kanada, Pazifikküste2.636187144381402010010
Mittelwert10.7591917121010755333221

Literatur

  • Nadja Podbregar, Dieter Lohmann: Im Fokus: Meereswelten. Springer Spektrum: 2014.
  • Darlene Trew Crist, Gail Scowcroft & James M. Harding Jr: World Ocean Census : A Global Survey of Marine Life. Firefly Books: 2009.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Poul Holm: History of marine animal populations: a global research program of the Census of marine life. In: Oceanologica Acta. Band 25, Nummer 5, 2002, S. 207–211, doi:10.1016/S0399-1784(02)01200-8.
  2. FMAP website. Abgerufen am 5. Mai 2011.
  3. B. Worm, H. K. Lotze, I. Jonsen, C. Muir: Life in the World's Oceans: Diversity, Distribution and Abundance. Hrsg.: A. D. MacIntyre. Blackwell Publishing Ltd., Oxford 2010, The future of marine animal populations, S. 315–330 (google.com).
  4. Census of Marine Life. What Lives in the Sea? Census of Marine Life Publishes Historic Roll Call of Species in 25 Key World Areas. ScienceDaily, 3 August 2010.
  5. a b Costello MJ, Coll M, Danovaro R, Halpin P, Ojaveer H, et al. (2010) A Census of Marine Biodiversity Knowledge, Resources, and Future Challenges. PLoS ONE 5(8): e12110. doi:10.1371/journal.pone.0012110