Cencosud

Cencosud

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RechtsformSociedad Anónima
ISINCL0000000100
Gründung1960
SitzLas Condes, Santiago de Chile, Chile Chile
LeitungHeike Paulmann Koepfer
Mitarbeiterzahlrund 122.000
Umsatz16,358 Mrd. US-Dollar (2022)[1]
BrancheEinzelhandel
WebsiteOffizielle Webseite von Cencosud
Stand: 1. Januar 2023
Tucuman Hipermercado Jumbo

Cencosud ist ein chilenisches Einzelhandelsunternehmen mit Firmensitz in Las Condes, Santiago de Chile. Das Unternehmen wurde 1960 von dem deutschstämmigen Horst Paulmann Kemna gegründet.[2] Seit 2021 führt seine Tochter Heike Paulmann Koepfer das Unternehmen, die weiteren zwei ehelichen Kinder, Manfred und Peter Paulmann Koepfer, sind ebenfalls in der Unternehmungsführung aktiv.[3][4] Cencosud beschäftigte rund 122.000 Mitarbeiter.[5] ln 2022 wurde ein Gewinn von 396 Millionen USD erwirtschaftet, der aus einem Umsatz von 16,358 Milliarden USD resultierte.[6]

Struktur und Marktumfeld

Die Aktivitäten erstrecken sich über verschiedene Geschäftsbereiche wie Supermärkte, Heimwerkermärkte, Kaufhäuser, Einkaufszentren und Finanzdienstleistungen. Dies hat das Unternehmen zur stärksten diversifizierten lateinamerikanischen Kapitalgesellschaft gemacht.[7]

Cencosud-Filialen gibt es in Argentinien, Brasilien, Chile, Peru, Kolumbien und seit 2022 auch in den USA. Zum Unternehmen gehören 998 Supermärkte, 113 Baumärkte, 49 Kaufhäuser und 67 Einkaufszentren.[5]

Hauptkonkurrenten in Lateinamerika sind die kolumbianische Grupo Éxito, das mexikanische Einzelhandelsunternehmen Walmex sowie die brasilianische Grupo Pão de Açúcar.

2021 befanden sich 53,3 % der Unternehmensanteile im Besitz der Familie Paulmann, 20,4 % wurde von privaten chilenischen Rentenfonds gehalten und der Rest war in Streubesitz.[8] 2023 teilte Manfred Paulmann, einer der Söhne des Gründers von Cencosud, Horst Paulmann, der Aufsichtsbehörde in Chile mit, dass die Familie zukünftig das Unternehmen über die in Altrincham,[9] England, eingetragene Holding PK One Limited kontrollieren werde.[10][11][12] Laut CEO Heike Paulmann Koepfer sei dies im Zuge der Internationalisierung des Unternehmens erfolgt.[13]

Geschichte

Im Alter von 13 Jahren arbeitete Horst Paulmann als Telefonist in Buenos Aires. Später stellte er Holzspielzeug her.[14] Nachdem die Familie Argentinien verlassen hatte, ließ sie sich in Temuco nieder und erwarb 1952 das Restaurant Las Brisas, welches später in ein Feinkostgeschäft umgewandelt wurde. Nach dem Tod des Vaters 1958 bauten Horst und sein Bruder Jürgen Paulmann mehrere Supermärkte auf. Im Jahr 1976 trennten sich die beiden Brüder geschäftlich. Während Jürgen Paulmann die Las-Brisas-Märkte zu einer Supermarktkette ausbaute, gründete Horst Paulmann die Supermärkte der Marke Jumbo. Seit 1978 firmieren die Supermärkte von Horst Paulmann Kemna unter der Holding Cencosud.[15]

Seit 2004 ist die Gruppe an der Börse von Santiago notiert (BSC:CENCOSUD).[5]

Im Jahr 2021 wurde ein Nettogewinn von 495,136 Milliarden chilenischen Pesos (616 Millionen US-Dollar), mehr als das Siebenfache des Vorjahresgewinns, erzielt.[2]

Im Jahr 2022 erwarb Cencosud 67 % der Anteile an The Fresh Market, einer US-Supermarktkette im gehobenen Segment, für 676 Millionen USD. Die Kette besteht derzeit aus 160 Filialen in 22 Bundesstaaten.[16]

2023 teilte Manfred Paulmann, einer der Söhne des Gründers von Cencosud, Horst Paulmann, der Aufsichtsbehörde in Chile mit, dass die Familie zukünftig das Unternehmen über die in Altrincham,[9] England eingetragene Holding PK one Limited kontrollieren werde.[10][11][12]

Kritik

Das Unternehmen zahlt seinen Angestellten seit Jahrzehnten nur den Mindestlohn[17][18][19] und ist bekannt dafür, dass es seine Mitarbeiter bespitzelt und rigoros gegen Fehlverhalten der Belegschaft, wie Kleinstdiebstähle oder Benutzung von Unternehmenseigentum vorgeht und dabei Verhaftungen billigt.[20] Ebenso sind konjunkturelle Massenentlassungen üblich.[21]

Bis heute zählt Horst Paulmann zu den Verehrern des chilenischen Diktators Augusto Pinochet,[22][23][24] währenddessen Regierungszeit das Unternehmen wuchs.[24] Auch wurde Paulmann ein enges Verhältnis zu Sektengründer Paul Schäfer nachgesagt. Es sollen Produkte in seinen Supermärkten verkauft worden sein, die von Zwangsarbeitern der Colonia Dignidad gefertigt wurden.[25][26][22]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. [1] latercera.com, abgerufen am 1. August 2023(spanisch)
  2. a b Chile: Einzelhandelskonzern „Cencosud“ vervielfacht Gewinn. Latina Press, 7. März 2022, abgerufen am 30. Juli 2023 (deutsch).
  3. Emiliano Carrizo: El adiós de Horst Paulmann a Cencosud: luego de más de cuatro décadas deja el directorio. In: La Tercera. 22. April 2022, abgerufen am 30. Juli 2023 (spanisch).
  4. Corporate Governance Structure. In: Cencosud. 2023, abgerufen am 1. August 2023 (englisch).
  5. a b c Investor Relations. In: The Fresh Market. 2023, abgerufen am 30. Juli 2023 (amerikanisches Englisch).
  6. Catalina Marconi, Patricia San Juan: Cencosud reporta una baja de 28% en sus utilidades de 2022: gana casi US$ 400 millones. In: La Tercera. 2. März 2023, abgerufen am 1. August 2023 (spanisch).
  7. Nuestra Empresa censosud.com, abgerufen am 29. März 2018 (spanisch)
  8. Horst Paulmann estaría en el sur de Chile tras salir de la clínica. In: Diario Financiero. Abgerufen am 1. August 2023 (spanisch).
  9. a b Horst Paulmann y sus hijos inyectan US$ 17 millones a nueva sociedad en Reino Unido. In: Diario Financiero. 27. Januar 2023, abgerufen am 30. Juli 2023 (es-CL).
  10. a b Martín Baeza: Familia Paulmann pasará a controlar Cencosud desde una sociedad constituida en Inglaterra. In: DF SUD. Abgerufen am 30. Juli 2023 (spanisch).
  11. a b Víctor Cofré: La familia Paulmann traslada el control de Cencosud desde Chile a Inglaterra. In: La Tercera. 23. Mai 2023, abgerufen am 30. Juli 2023.
  12. a b La gigante chilena Cencosud saca sus acciones de Chile y traslada su control a Reino Unido. In: Forbes. 23. Mai 2023, abgerufen am 30. Juli 2023 (spanisch).
  13. "Ya no somos una empresa chilena": presidenta de Cencosud sobre la transformación de la compañía. In: Perú Retail. 20. Juni 2023, abgerufen am 1. August 2023 (spanisch).
  14. Camila Miranda Krauss: Horst Paulmann: "En Alemania revisábamos los tarros de la basura de los americanos para comer..." In: Economia y Negocios. 2. Oktober 2011, abgerufen am 31. Juli 2023.
  15. M. Cantini: Horst Paulmann: el alemán que transformó el retail chileno. In: Modaes. 3. Mai 2017, abgerufen am 31. Juli 2023 (spanisch).
  16. Cencosud to Acquire Majority Stake in The Fresh Market Holdings from Apollo Funds. In: PR Newswire. Abgerufen am 31. Juli 2023 (englisch).
  17. Der Selbstmörder-Turm zu Santiago – Absturz in das neoliberale Elend. In: NachDenkSeiten. 2017, abgerufen am 30. Juli 2023.
  18. Angela Vergara: Social Progress Deferred in Chile. In: NACLA. 3. Juni 2020, abgerufen am 30. Juli 2023 (englisch).
  19. Isidro González Espinoza: Sueldo Minimo y bla,bla, bla en Cencosud. In: El Quinto Poder. 16. Juni 2011, abgerufen am 30. Juli 2023 (spanisch).
  20. Daniela Ruiz: Trabajadores de Cencosud denuncian que empresa los acusa de delitos para no pagar indemnizaciones. Diario Universidad Chile, 14. Mai 2010, abgerufen am 30. Juli 2023 (spanisch).
  21. Chile - Mass dismissals at Cencosud S.A. designed to weaken unions - CSI - Informe sobre las violaciones de los derechos sindicales. In: International Trade Union Confederation. 2015, abgerufen am 30. Juli 2023.
  22. a b Peter Burghardt: Unternehmer Horst Paulmann - Der Profiteur - Politik. In: Süddeutsche Zeitung. 26. Februar 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. Februar 2012; abgerufen am 30. Juli 2023.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sueddeutsche.de
  23. Eva Völpel: Der umstrittene Herr Paulmann. In: TAZ. 24. Februar 2012, archiviert vom Original am 27. Februar 2012; abgerufen am 30. Juli 2023.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.taz.de
  24. a b Claudia Urquieta Ch.: La historia del pasado nazi del padre de Horst Paulmann llega a Colombia. In: El Mostrador. 14. Juni 2013, abgerufen am 30. Juli 2023 (spanisch).
  25. Stefan Dietl: Störung des sozialen Friedens. Jungle World, 2016, abgerufen am 30. Juli 2023.
  26. Verena del Carmen Koch Santibáñez: Chile: Die Kriminalisierung des sozialen Widerstands. In: Amerika21. 27. Oktober 2019, abgerufen am 30. Juli 2023.

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