Cemitério dos Prazeres
Der Cemitério dos Prazeres ist ein städtischer Friedhof in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon. Er befindet sich in der westlichen Gemeinde („freguesia“) von Estrela. Seinem Haupteingang gegenüber liegt die Endstelle Prazeres der Linie 28 der Straßenbahn Lissabon.
Geschichte
Der Cemitério dos Prazeres wurde 1833 als öffentlicher Friedhof gebaut, infolge einer Cholera-Epidemie im Juni des Jahres. Sie forderte tausende Tote und zwang die Behörden aus medizinisch-hygienischen Gründen, bis dahin beliebte Begräbnisse neben den meist zentral gelegenen religiösen Einrichtungen nicht mehr zuzulassen. Ein entsprechendes, 1835 erlassenes Gesetz führte zur Anlage öffentlicher Friedhöfe im ganzen Land.[1]
Der Name gibt oft Anlass zu Diskussionen: „Cemitério dos Prazeres“ heißt übersetzt „Friedhof der Freuden“. Der Name geht vermutlich auf ein gleichnamiges Anwesen an dieser Stelle zurück, das in den Jahrzehnten vor dem Friedhofsbau als Ausflugspark diente.
Charakteristika
Im Westen der Stadt gelegen, mit seinen eher aristokratischen und großbürgerlichen Vierteln, spiegeln die Grabmäler sowohl Geschmack als auch materielle Möglichkeiten der Bürger vor allem des 19. Jahrhunderts wider. Symbole verschiedener Glaubensrichtungen, Berufe und Abstammungen finden sich hier, auf Gräbern von Freimaurern, verdienten Staatsdienern und bekannten Kritikern, neben denen einfacher Bürger. Eine Reihe bedeutender Literaten sind hier begraben.
Die Grabmäler bzw. hauptsächlich oberirdischen Grüfte mit frei aufgestellten Särgen („Begräbnisvillen“) sind wie Häuser einer Stadt angeordnet, entsprechend durchziehen etwa 80 Straßen und Alleen schachbrettartig den Friedhof – es gibt auch Bereiche mit Erdbestattung.
Das Familiengrab des Pedro de Sousa Holstein gilt als das größte Familien-Grab Europas. Inspiriert von der Gestaltung des Tempel Salomons und der ägyptischen Pyramiden, sind dort etwa 200 Familienangehörige begraben.
Vor ihrer Überführung in das Nationalpantheon in der Igreja de Santa Engrácia hatten die Fado-Sängerin und Schauspielerin Amália Rodrigues, und der Schriftsteller Aquilino Ribeiro dort ein Grab. Auch der Schriftsteller Fernando Pessoa war hier bestattet, bis zu seiner Überführung 1985 in das Hieronymus-Kloster.[2][3][4]
Gräber bekannter Persönlichkeiten (Auswahl)
- Carlos Lobo de Ávila, Politiker, Journalist, Autor, Außenminister
- Carlos Paredes, Meister der Portugiesischen Gitarre
- Alfredo Marceneiro, Fado-Sänger
- Jorge de Sena, Schriftsteller
- José Cardoso Pires, Schriftsteller
- Mário Cesariny, Maler und Lyriker
- Cesário Verde, Schriftsteller
- Henrique Mitchell de Paiva Couceiro, Politiker und Soldat
- Pedro de Sousa Holstein, Politiker
- José Maria Eça de Queiroz, Schriftsteller
- Columbano Bordalo Pinheiro, Maler
- Lucília do Carmo, Fado-Sängerin
- Henrique Galvão, Militär und Autor
- Artur Semedo, Schauspieler, Produzent und Regisseur
- António Augusto Carvalho Monteiro, Unternehmer (Kaffeebaron in Brasilien) und Freimaurer.
Galerie
- Blick aus der Straßenbahn auf den Friedhofs-Eingang
- Alfredo Marceneiro
- Pedro Wenceslau de Brito
- Carlos Paredes
- Graf von Proença-a-Velha
- Graf Alcáçovas
- Columbano Bordalo Pinheiro
- Herzog Avila e Bolama
- Artur Semedo
- Widerstands-Gedenkstein („Ist die Diktatur Realität, so ist die Revolution ein Recht“)
- Grabstein-Detail (Sanduhr)
- typische „Begräbnisvillen“
- Blick in eine der gut erhaltenen „Begräbnisvillen“
- Einige der „Begräbnisvillen“ verfallen zusehends
- noch ein Einblick in eine „Begräbnisvilla“
- Panorama – Blick zum Eingang
Weblinks
- Der Cemitério dos Prazeres bei der Stadtverwaltung (Câmara Municipal de Lisboa) (portugiesisch)
- Dem Cemitério dos Prazeres gewidmete s/w-Fotoseite (deutsch)
Einzelnachweise
- ↑ Archivierte Kopie (Memento des vom 23. März 2008 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Archivierte Kopie (Memento des vom 7. Februar 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Archivierte Kopie (Memento des vom 4. Februar 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Archivierte Kopie (Memento des vom 15. Januar 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
Koordinaten: 38° 42′ 50,5″ N, 9° 10′ 11,9″ W
Auf dieser Seite verwendete Medien
Autor/Urheber: Lijealso, Lizenz: CC BY 3.0
Jazigo de família do Duque D'Ávila e de Bolama; Cemitério dos Prazeres; Lisboa
Autor/Urheber: Lijealso, Lizenz: CC BY 3.0
Lápide de Artur Semedo; Cemitério dos Prazeres; Lisboa
Autor/Urheber: UHolz, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Cemitério dos Prazeres in Lissabon - Blick auf "Begräbnisvillen"
Autor/Urheber: Lijealso, Lizenz: CC BY 3.0
Bust of Pedro Wenceslau de Brito Aranha; Cemitério dos Prazeres, Lisboa
Autor/Urheber: Lijealso, Lizenz: CC BY 3.0
Lapide de Carlos Paredes; Cemitério dos Prazeres; Lisboa
Autor/Urheber: AmigoDia, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Memorial for anti-Salazar "Operation Vagô", 1961. From the cemetry Cemitério dos Prazeres in Lisbon: "When the dictatorship is a reality, the revolution is a right."
Autor/Urheber: Lijealso, Lizenz: CC BY 3.0
Jazigo de família do Conde das Alcaçovas, Cemitério dos Prazeres, Lisboa
Autor/Urheber: UHolz, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Cemitério dos Prazeres in Lissabon - Blick in eine verfallende "Begräbnisvilla"
Autor/Urheber: Morgaine, Lizenz: CC BY-SA 2.0
Mausoléu de Pedro de Sousa Holstein, duque de Palmela, (Turim, 8 de Maio de 1781 - Lisboa, 12 de Outubro de 1850).
Autor/Urheber: Lijealso, Lizenz: CC BY 3.0
Tomb of Columbano Bordalo Pinheiro; Cemitério dos Prazeres, Lisboa
Autor/Urheber: Lijealso, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Cemitério dos Prazeres (entrada)
Autor/Urheber: UHolz, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Cemitério dos Prazeres - Blick aus der Straßenbahn auf den Eingang
Autor/Urheber: Lijealso, Lizenz: CC BY 3.0
Jazigo dos condes de Proença-a-Velha e sua família; Cemitério dos Prazeres; Lisboa
Autor/Urheber: Lijealso, Lizenz: CC BY 3.0
Tomb of Alfredo Marceneiro; Cemitério dos Prazeres, Lisboa
(c) Jamcelsus at lb.wikipedia, CC BY-SA 3.0 lu
Hourglass with batwings: tomb, Cemitério dos Prazeres (Lisboa). Own picture, May 26, 2010.
Autor/Urheber: UHolz, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Cemitério dos Prazeres in Lissabon - Blick in eine "Begräbnisvilla"
Autor/Urheber: UHolz, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Cemitério dos Prazeres in Lissabon - Blick in eine "Begräbnisvilla"