Celsian

Celsian
Verwachsung aus Celsian (durchsichtig, grau) mit Sanbornit und Quarz (jeweils weiß) aus Incline (Mariposa County), Kalifornien, USA
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Cls[1]

Chemische FormelBa[Al2Si2O8]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate – Gerüstsilikate (Tektosilikate)
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/F.03b
VIII/J.06-060

9.FA.30
76.01.01.04
Kristallographische Daten
Kristallsystemmonoklin
Kristallklasse; Symbolmonoklin-prismatisch; 2/m[2]
RaumgruppeI2/c (Nr. 15, Stellung 8)Vorlage:Raumgruppe/15.8[3]
Gitterparametera = 8,62 Å; b = 13,08 Å; c = 14,41 Å
β = 115,1°[3]
FormeleinheitenZ = 8[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte6 bis 6,5
Dichte (g/cm3)3,1 bis 3,4
Spaltbarkeitvollkommen nach {001}, gut nach {010}, undeutlich nach {110}
Farbefarblos, weiß, grau bis blassgelb
Strichfarbeweiß
Transparenzdurchsichtig
GlanzBitte ergänzen!
Kristalloptik
Brechungsindizesnα = 1,580 bis 1,584
nβ = 1,585 bis 1,587
nγ = 1,594 bis 1,596[4]
Doppelbrechungδ = 0,014
Optischer Charakterzweiachsig positiv
Achsenwinkel2V = 86 bis 90°
Pleochroismusnicht vorhanden (farblos)

Celsian ist ein selten vorkommendes Barium-Alumosilikat-Mineral aus der Mineralklasse der Silikate und Germanate, genauer ein Gerüstsilikat (Tektosilikat) mit der chemischen Zusammensetzung Ba[Al2Si2O8][5]. Er kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und entwickelt meist massive Ausbildungsformen, manchmal aber auch kurze, prismatische bis nadelige Kristalle im Zentimeterbereich.

Celsian ist Mitglied der großen Gruppe der Feldspäte und bildet mit Orthoklas als zweitem Endglied eine Mischreihe, deren Mischkristalle als Hyalophane bezeichnet werden.[6]

Etymologie und Geschichte

Das Mineral wurde 1895 erstmals in der Grube Jakobsberg, Nordmark/Värmland in Schweden gefunden und beschrieben. Benannt wurde es nach Anders Celsius (1701–1744), einem schwedischen Astronomen, Mathematiker und Physiker.[4]

Klassifikation

In der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Celsian zur Mineralklasse der „Silikate“ und dort zur Abteilung „Gerüstsilikate (Tektosilikate)“, wo er gemeinsam mit Hyalophan in der Gruppe „Bariumfeldspate“ mit der Systemnummer VIII/F.03b steht.

In der zuletzt 2018 überarbeiteten Lapis-Systematik nach Stefan Weiß, die formal auf der alten Systematik von Karl Hugo Strunz in der 8. Auflage basiert, erhielt das Mineral die System- und Mineralnummer VIII/J.06-060. Dies entspricht der Klasse der „Silikate“ und dort der Abteilung „Gerüstsilikate“, wo Celsian zusammen mit Buddingtonit, Hexacelsian, Hyalophan, Kokchetavit, Mikroklin, Orthoklas, Paracelsian, Rubiklin, Sanidin und Slawsonit eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer VIII/J.06 bildet.[5]

Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[7] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Celsian in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung „Gerüstsilikate (Tektosilikate) ohne zeolithisches H2O“ ein. Hier ist das Mineral in der Unterabteilung „Gerüstsilikate (Tektosilikate) ohne zusätzliche Anionen“ zu finden, wo es zusammen mit Adular, Anorthoklas, Buddingtonit, Hyalophan, Mikroklin, Orthoklas, Rubiklin und Sanidin die „Alkalifeldspate“ mit der Systemnummer 9.FA.30 bildet.

In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Celsian die System- und Mineralnummer 76.01.01.04. Das entspricht der Klasse der „Silikate“ und dort der Abteilung „Gerüstsilikate: Al-Si-Gitter“. Hier findet er sich innerhalb der Unterabteilung „Mit Al-Si-Gitter“ in der Gruppe „K (Na,Ba)-Feldspate“, in der auch Orthoklas, Sanidin, Hyalophan, Mikroklin, Anorthoklas, Rubiklin und Filatovit eingeordnet sind.

Modifikationen und Varietäten

Eine weitere natürlich vorkommende Modifikation dieses Bariumalumosilicates ist Paracelsian, welches zwar ebenfalls monoklin kristallisiert, allerdings in einer anderen Raumgruppe.

Die hexagonale Modifikation Hexacelsian ist dagegen nur oberhalb von 1590 °C bis zum Schmelzpunkt (> 1700 °C) stabil und konnte bisher nicht als natürliches Mineral nachgewiesen, wohl aber synthetisch hergestellt werden.[8]

Bildung und Fundorte

Celsian entsteht durch Regional- oder Kontaktmetamorphose in mangan- bzw. bariumreichen Amphiboliten und tritt in Paragenese mit Baryt, Cymrit, Dolomit, Hausmannit, Hyalophan, Jakobsit, Muskovit, Paracelsian, Quarz, Rhodochrosit, Rhodonit, Rutil, Spessartin, Taramellit und Zoisit.

Fundorte in Schweden sind neben seiner Typlokalität Nordmark/Värmland noch Sundsvall in Medelpad und Nyköping in Södermanland.

Weltweit wurde Celsian bisher in New South Wales und Tasmanien in Australien; Lombardei, Piemont und Sardinien in Italien; Honshū und Shikoku in Japan; British Columbia in Kanada; Almaty in Kasachstan; Baja California in Mexiko; Otjozondjupa in Namibia; östliches Sibirien in Russland; und Värmland (Typlokalität) in Schweden; Kanton Wallis in der Schweiz; Mähren in Tschechien; in Schottland und Wales im Vereinigten Königreich (Großbritannien und Nordirland) sowie in Alaska, Arizona, Kalifornien, Nevada und New Jersey in den Vereinigten Staaten von Amerika.[9]

Kristallstruktur

Celsian kristallisiert im monoklin in der Raumgruppe I2/c (Raumgruppen-Nr. 15, Stellung 8)Vorlage:Raumgruppe/15.8 mit den Gitterparametern a = 8,62 Å; b = 13,08 Å; c = 14,41 Å und β = 115,1° sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Siehe auch

Commons: Celsian – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. Webmineral – Celsian (engl.)
  3. a b c Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 694.
  4. a b Celsian bei mindat.org (engl.)
  5. a b Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  6. Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie: Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 7. Auflage. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York 2005, ISBN 3-540-23812-3, S. 117.
  7. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vomOriginal am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  8. A. F. Holleman, E. Wiberg, N. Wiberg: Lehrbuch der Anorganischen Chemie. 101. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin 1995, ISBN 3-11-012641-9, S. 935. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  9. Fundortliste für Celsian beim Mineralienatlas und bei Mindat

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Celsian in sanbornite004.jpg

Mineral: celsian feldspar Locality: Incline (Mariposa County), California Size: 5 x 4 x 3 cm

Celsian, a rare barium feldspar. The celsian crystals in this sample are transparent and appear gray in the photo. The surrounding matrix is composed of sanbornite and quartz.