Catherine Leterrier

Catherine Leterrier (* 26. Oktober 1942 in Aix-les-Bains, Savoyen als Catherine Fabius) ist eine französische Kostümbildnerin und ehemalige Modeschöpferin. Seit Beginn der 1970er-Jahre hat sie mehr als 80 Film- und Fernsehproduktionen mit Kostümen ausgestattet und gewann drei Césars.

Leben

Leterrier wurde 1942 als Tochter des bekannten Pariser Kunst- und Antiquitätenhändlers André Fabius (1908–1984) und seiner Frau Lise (1911–2010) geboren.[1] Der Politiker Laurent Fabius ist ihr Bruder.

Sie studierte Kunstgeschichte an der New Yorker Columbia University und kehrte danach nach Paris zurück. Dort begann sie für die französische Modezeitschrift Marie Claire zu arbeiten.[2] Später studierte sie Modedesign am Pariser Chambre Syndicale de la Couture.[3] Daraufhin arbeitete sie einige Zeit als Modedesignerin für Marken wie Rodier und Lacoste.[2]

Sie war bis zu seinem Tod verheiratet mit dem Regisseur François Leterrier und ist Mutter des Regisseurs Louis Leterrier. Sie lebt in Paris.[4]

Karriere

Nach ihrem Studium in Paris begann Leterrier ab 1973 die Filmproduktionen ihres Ehemannes als Kostümbildnerin auszustatten.[5] Durch ihre Arbeit im Textilgeschäft finanziell unabhängig geworden, half sie auch befreundeten Filmemachern wie Andrzej Żuławski (Nachtblende) oder Jean-Paul Rappeneau (Die schönen Wilden) und fand Gefallen an der neuen Tätigkeit.[6] Sie gestaltete in den folgenden Jahrzehnten die Kostüme für heimische Filmproduktionen von unter anderem Philippe de Broca, Claude Lelouch, Louis Malle, Jean-Marie Poiré, Alain Resnais, Jacques Rouffio oder Danièle Thompson. Für die Arbeit an Resnais’ Historiendrama Mélo (1986) erhielt sie ihre erste Nominierung für den César. Erstmals mit Frankreichs nationalem Filmpreis ausgezeichnet wurde Leterrier im Jahr 2000 für Luc Bessons Historienfilm Johanna von Orleans. Sporadisch nahm sie Aufträge für internationale Filmproduktionen wahr, darunter Michael Apteds Filmbiografie Gorillas im Nebel (1988) sowie Robert Altmans Modesatire Prêt-à-Porter (1994) oder Ridley Scotts Liebeskomödie Ein gutes Jahr (2006).

Leterrier, die die Mode von Rei Kawakubo schätzt,[6] sieht eine größere intellektuelle Herausforderung bei der Kreation von Kostümen. „Wenn sie Historienfilme machen, muss man die Zeit neu erschaffen, sie müssen rückwärts gehen, man muss sich vorstellen, was die Figur denkt, tun, was der Regisseur möchte, aber Modedesign hat mit Einkaufen zu tun“, so Leterrier.[2] Wenn sie eine Zeitperiode nachbildet, lässt sie sich von Malern der entsprechenden Epoche inspirieren, da diese ihre Zeit mit einem neuartigen Ansatz und künstlerischer Annäherung bereits ausgelaugt hätten.[6]

Der bisherige Höhepunkt in Leterriers Karriere stellte sich mit Anne Fontaines Spielfilm Coco Chanel – Der Beginn einer Leidenschaft (2008) ein. Für die Filmbiografie, in der Audrey Tautou die Titelrolle der französischen Modeschöpferin übernahm, bildete die französische Kostümbildnerin sowohl die Mode des frühen 19. Jahrhunderts mit Korsetten und großen Hüten ab, als auch den revolutionären, einfach zu tragenden Stil von Coco Chanel. Bei der Arbeit ließ sich Leterrier von Museumsbesuchen, Bildern und Fotografien inspirieren. Sie kreierte Chanels bei Pferderennen getragenen Anzug, ihre Seidenpyjamas und Segelhemden neu und erfuhr Hilfe durch Karl Lagerfeld und das Modehaus Chanel, das Originale für die Dreharbeiten zur Verfügung stellte. Der Lohn war 2010 Leterriers dritter César sowie Nominierungen für den Oscar und den britischen BAFTA Award als beste Kostümdesignerin.

Neben der Arbeit im Kino stattete Catherine Leterrier auch Theaterproduktionen und Opern aus. Sie arbeitete mehrfach mit dem Opern- und Theaterregisseur Frédéric Bélier-Garcia (unter anderem La Ronde, Don Giovanni und La Cruche cassée) und Pierre Mondy (Même heure l’année prochaine) zusammen. Für ihre Kostüme in Bernard Murats Inszenierung von Georges Feydeaus La dame de chez Maxim am Pariser Théâtre Marigny erhielt Leterrier 1991 eine Nominierung für den französischen Theaterpreis Molière.[7] Die Arbeit als freie Modeschöpferin hat sie bis auf wenige Tätigkeiten für die französische Kindermarke Bonpoint weitestgehend aufgegeben.[6]

Filmografie (Auswahl)

Theaterstücke und Opern (Auswahl)

Auszeichnungen

Oscar

British Academy Film Award

César

  • 1987: nominiert in der Kategorie Beste Kostüme für Mélo
  • 1990: nominiert in der Kategorie Beste Kostüme für Die französische Revolution
  • 1994: nominiert in der Kategorie Beste Kostüme für Die Besucher
  • 2000: Beste Kostüme für Johanna von Orleans
  • 2004: Bestes Szenenbild (gemeinsam mit Jacques Rouxel) und nominiert in der Kategorie Beste Kostüme für Bon voyage
  • 2010: Beste Kostüme für Coco Chanel
  • 2016: nominiert in der Kategorie Beste Kostüme für L’odeur de la mandarine
  • 2017: nominiert in der Kategorie Beste Kostüme für Die Frau im Mond

Weitere

Costume Designers Guild

  • 2010: nominiert in der Kategorie Bestes Kostümdesign in einem Historienfilm für Coco Chanel

Europäischer Filmpreis

  • 2009: nominiert für den Prix d’Excellence für Coco Chanel

Las Vegas Film Critics Society

  • 2000: nominiert in der Kategorie Bestes Kostümdesign für Johanna von Orleans

Molière

  • 1991: nominiert in der Kategorie Bestes Kostümdesign für La dame de chez Maxim

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Raphaëlle Bacqué: Les Fabius, une histoire française. In: Le Monde.fr. 2. Mai 2013 (lemonde.fr [abgerufen am 19. Oktober 2021]).
  2. a b c Vgl. Coco. In: The Irish Times, 25. Juli 2009, S. 12.
  3. Laurent Beauvallet: « Je ne savais même pas que c'était un métier ! ». In: ouest-france.fr. 20. Januar 2018, abgerufen am 19. Oktober 2021 (französisch).
  4. Nicole Tarbouriech: Catherine Leterrier: le cinéma, tout un art. In: lefigaro.fr. 21. Dezember 2016, abgerufen am 19. Oktober 2021 (französisch).
  5. Festival du film francophone d’Angoulême : rencontre avec Catherine Leterrier, costumière et membre du jury. Abgerufen am 19. Oktober 2021 (französisch).
  6. a b c d Alexandria Symonds: Period Pieces auf papermag.com (nicht mehr online verfügbar), 29. September 2009, abgerufen am 19. Oktober 2021.
  7. HISTORIQUE DES NOMINATIONS AUX MOLIERES 1987 – 2019. In: lesmolieres.com. Abgerufen am 19. Oktober 2021 (französisch).