Castro (Paraná)
Município de Castro Castro | |||
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Blick auf Castro vom Morro do Cristo aus gesehen | |||
Koordinaten | 24° 47′ S, 50° 1′ W | ||
Lage des Munizips im Bundesstaat Paraná | |||
Symbole | |||
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Gründung | 21. Januar 1857 | ||
Basisdaten | |||
Staat | Brasilien | ||
Bundesstaat | Paraná | ||
ISO 3166-2 | BR-PR | ||
Região intermediária | Ponta Grossa | ||
Região imediata | Ponta Grossa | ||
Mesoregion | Centro Oriental Paranaense | ||
Mikroregion | Ponta Grossa | ||
Höhe | 1000 m | ||
Klima | subtropisch (Cfb) | ||
Fläche | 2531 km² | ||
Einwohner | 72.125 (IBGE-Schätzung zum 30. Juni 2021) | ||
Dichte | 28,5 Ew./km² | ||
Gemeindecode | IBGE: 4104907 | ||
Politik | |||
Stadtpräfekt | Moacyr Elias Fadel Junior (2021–2024) | ||
Partei | Patriota | ||
HDI | 0,703 (2010) | ||
Castro ist ein brasilianisches Munizip im Bundesstaat Paraná. Es hatte 2021 72.125 Einwohner, die sich Castrenser nennen. Seine Fläche beträgt 2.531 km². Es liegt 1.000 Meter über dem Meeresspiegel.
Etymologie
Oberstleutnant Afonso Botelho de São Payo e Souza, Aide-de-camp und Kommandeur der Truppen des Ouvidors von Paranaguá, errichtete 1775 die Pfarrei Sant’Ana do Iapó an einem Ort namens Pouso de Iapó.
Durch das Gesetz vom 20. Januar 1789 wurde die Pfarrei in die Kategorie Vila (deutsch: Kleinstadt) erhoben und am 2. Februar 1789 mit dem Namen Vila Nova de Castro versehen. Der Name wurde zu Ehren des portugiesischen Würdenträgers Martinho de Melo e Castro gewählt. Dieser war 1770 bis 1795 Minister für Überseeangelegenheiten Portugals. Die Ehrung ging auf die Initiative von Manoel Gonçalves Guimarães zurück, der in Portugal auf Anordnung des Geehrten aus der Haft entlassen worden war.
Als die Vila 1857 den Status einer Stadt erhielt, bekam sie schließlich den zusatzfreien Namen Castro.[1]
Geschichte
Bis zum 18. Jahrhundert war das gesamte Gebiet der Campos Gerais do Paraná von Tupi- und Gê-Indianern bewohnt. Aufgrund des Reichtums an Weideland wurde die Region und insbesondere das Gebiet, in dem sich die Stadt Castro befindet, zum Durchzugsgebiet der Viehtreiber, die mit ihren Rinderherden vom Süden (Rio Grande do Sul) nach São Paulo (Sorocaba) zogen. Die Route nannte sich Caminho das Tropas.
Unter Anwendung des Sesmaria-Rechts wollte die portugiesische Krone verschiedene Landstriche kolonisieren und verschenkte daher Grundstücke an Familien, die sich dort niederlassen wollten. Der erste Antrag wurde am 19. März 1704 von Hauptmann Pedro Taques de Almeida und seiner Familie gestellt. Auf diesen Grundstücken begann der Bau einer kleinen Kapelle, der heutigen Igreja Matriz Nossa Senhora Sant’Ana. Der Ort blühte auf, als es sich herumsprach, dass sich das Land hervorragend für Ackerbau und Viehzucht eignete.
Im Jahr 1854 versuchten die Abgeordneten der Provinz, Vila Nova de Castro zur Stadt zu erheben. Als sie jedoch scheiterten, schlugen sie die Gründung einer Comarca (Gerichtsbezirk) Castro vor, die durch das Provinzgesetz Nr. 2 vom 2. Juli 1854 verwirklicht wurde. Die Comarca wurde noch im selben Jahr am 21. Dezember 1854 errichtet.
Drei Jahre später wurde das Projekt, Vila Nova de Castro zur Stadt zu erheben, durch das Gesetz Nr. 14 vom 21. Januar 1857 gebilligt, als die Vila den Status einer Stadt mit dem einfachen Namen Castro erhielt.
Während der Revolutionszeit von 1893 bis 1894 wurde die Stadt Castro zur Interimshauptstadt von Paraná und blieb dies für drei Monate (vom 18. Januar bis 18. April 1894), in denen Curitiba unter der Kontrolle der Revolutionäre stand.[1]
Geografie
Fläche und Lage
Castro liegt auf dem Segundo Planalto Paranaense (der Zweiten oder Ponta-Grossa-Hochebene von Paraná) auf 24° 47′ 27″ südlicher Breite und 50° 0′ 43″ westlicher Länge. Es hat eine Fläche von 2531 km².[2] Es liegt auf einer Höhe von 1000 Metern.[3]
Vegetation
Das Biom von Castro ist Cerrado / Mata Atlântica.[2]
Klima
In Castro herrscht mildes, allgemein warm gemäßigtes Klima. Die meiste Zeit im Jahr ist mit erheblichem Niederschlag zu rechnen. Selbst im trockensten Monat fällt eine Menge Regen. Die Klimaklassifikation nach Köppen und Geiger lautet Cfb. Es herrscht im Jahresdurchschnitt eine Temperatur von 17,7 °C. Innerhalb eines Jahres gibt es 1589 mm Niederschlag.[4]
Gewässer
Castro liegt im Einzugsbereich des Rio Tibaji. Der größte Fluss im Munizip ist der Rio Iapó, der kurz unterhalb der Stadt Tibagi mündet. Etwa 20 km südöstlich des Stadtgebiets entspringt auf 1.028 m Meereshöhe in der Serra Paranapiacaba am Morro do Mastro der Tibaji-Nebenfluss Rio Pitangui. Ein weiterer Fluss ist der Rio Piraí, der das Munizip vo Nord nach Süd durchzieht und dem Rio Iapó etwa 10 km westlich des Stadtgebiets von rechts zufließt.
Straßen
Castro liegt an der PR-151 von Ponta Grossa nach Itararé. Über die PR-340 kommt man im Norden nach Tibagí und weiter zur Rodovia do Cafe bei Imbaú.
Nachbarmunizipien
Tibagi | Piraí do Sul | Doutor Ulysses |
Cerro Azul | ||
Carambeí | Ponta Grossa | Itaperuçu, Campo Largo und Rio Branco do Sul |
Stadtverwaltung
Bürgermeister: Moacyr Elias Fadel Junior, Patriota (2021–2024), ernannt unter Vorbehalt[5]
Demografie
Bevölkerungsentwicklung
Jahr | Einwohner | Stadt | Land |
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1872 | 20.803 | 90 % (1) | 10 % (2) |
1900 | 11.377 | ||
1920 | 18.949 | ||
1940 | 25.231 | 24 % | 76 % |
1950 | 29.065 | 22 % | 78 % |
1960 | 32.724 | 29 % | 71 % |
1970 | 37.536 | 35 % | 65 % |
1980 | 49.815 | 51 % | 49 % |
1991 | 64.058 | 61 % | 39 % |
2000 | 63.581 | 68 % | 32 % |
2010 | 67.084 | 73 % | 27 % |
2021 | 72.125 |
(1) Freie (2) Sklaven
Quelle: IBGE (2011)[6]
Ethnische Zusammensetzung
Gruppe* | 1991 | 2000 | 2010 | wer sich als ... |
---|---|---|---|---|
Weiße | 82,1 % | 79,3 % | 66,4 % | weiß bezeichnet |
Schwarze | 2,1 % | 3,5 % | 3,6 % | schwarz bezeichnet |
Gelbe | 0,6 % | 1,0 % | 0,9 % | von fernöstlicher Herkunft wie japanisch, chinesisch, koreanisch etc. bezeichnet |
Braune | 14,8 % | 15,0 % | 28,9 % | braun oder als Mischung aus mehreren Gruppen bezeichnet |
Indigene | 0,1 % | 0,5 % | 0,2 % | Ureinwohner oder Indio bezeichnet |
ohne Angabe | 0,2 % | 0,7 % | 0,0 % | |
Gesamt | 100,0 % | 100,0 % | 100,0 % |
*) Anmerkung: Das IBGE verwendet für Volkszählungen ausschließlich diese fünf Gruppen. Es verzichtet bewusst auf Erläuterungen. Die Zugehörigkeit wird vom Einwohner selbst festgelegt.[7]
Quelle: IBGE (Stand: 1991, 2000 und 2010)[8]
Kirchen
Castro gehört zum Bistum Ponta Grossa. Das Munizip hat vier Pfarreien:
- Pfarrei Sant’Ana: gegründet 1774, im Zentrum der Stadt, die älteste Kirche des Bistums
- Pfarrei São Judas Tadeu: gegründet 1972, in der Vila Santa Cruz
- Pfarrei N. Sra. do Rosário: gegründet 1967, in der Vila Rio Branco
- Pfarrei N. Sra. do Perpétuo Socorro: gegründet 2005, im Jardim Colonial.
Kultur
Folklore
Die Folklore manifestiert sich im 1953 gegründeten Grupo Folclórico Holandês de Castrolanda, der sich zum Ziel gesetzt hat, typische traditionelle Tänze aus den verschiedenen Regionen Hollands zu präsentieren. Eine andere Gruppe, die CTG Querência Campeira, lässt die Gaucho-Folklore wieder aufleben.
Kulinarische Spezialitäten
Das typische Gericht ist das Castropeiro, eine Hommage an die Tropeiros, die die Stadt Castro kolonisierten. Es besteht aus gewürzten Tropeiro-Bohnen, Rind- und Schweinefleisch, Kürbisquibebe, Kraut mit Grieben und hausgemachtem Brot.
Kunsthandwerk
Das lokale Kunsthandwerk ist sehr reichhaltig und vielfältig und verwendet Ton, Maisstroh, Holz, Piri und Schafwolle als Rohmaterial.
Fremdenverkehr
Castro verfügt über eine Reihe touristischer Attraktionen. Hierzu gehören:
- Pfarrkirche Sant’Ana: erbaut im 18. Jahrhundert. Der zweite Turm wurde erst in den 1960er Jahren fertiggestellt.
- Museu do Tropeiro: das Museum der Viehtreiber beherbergt um die 400 Sammlungsstücke, mit denen das Leben der Tropeiros visualisiert wird sowie Dokumente, Sakralgegenstände, Messgeräte und Kunsthandwerk.
- Colônia de Castrolanda: „De Immigrant“ ist eine Windmühle im holländischen Stil, die 2001 erbaut wurde.
- Morro do Cristo: auf einem der höchsten Punkte von Castro erhebt sich die Christusstatue.
- Wasserfälle: der Pulo-Fall im Rio Iapó, die Wasserfälle von São João, Cotia und Andorinhas sowie die Stromschnellen des Rio Guararema
- Fazenda Capão Alto: historische Fazenda aus dem 18. Jahrhundert. Ihre aktuellen Gebäude spiegeln das Bild der für die Kaffeefarmen typischen Kolonialhäuser wider. Das zentrale Haus wurde mit Stampflehm gebaut, es ist als Kulturerbe eingestuft.
- Sítio Santa Olívia: im Guartelá-Canyon am Rio Iapó.
Wirtschaft
Die Landwirtschaft ist in der Gemeinde stark ausgeprägt. Es werden Soja, Mais, Bohnen, Reis, Karotten, Kartoffeln, Weintrauben und anderes angebaut. Es werden Milchkühe, Schweine und Geflügel gehalten. Die Milchwirtschaft gilt als die produktivste und genetisch hochwertigste Brasiliens mit einer Kapazität von etwa 400.000 Litern/Tag. Die Genossenschaft Castrolanda Ltda hält neben der Produktion und Vermarktung von Getreide und Saatgut eine Herde von Holstein-Rindern. Sie beliefert zusammen mit anderen landwirtschaftlichen Genossenschaften die zentrale Molkereigenossenschaft Paranás.
Castro spielt auch im Bergbau mit der Gewinnung von Kalkstein und Talk sowie in der Druck-, Möbel-, Lebensmittel- und Pinselindustrie eine führende Rolle in Paraná.
Weblinks
- Website der Stadtpräfektur, Prefeitura Municipal (brasilianisches Portugiesisch)
- Atlas do Desenvolvimento Humano no Brasil: Castro (sozialstatistische Angaben, brasilianisches Portugiesisch)
Einzelnachweise
- ↑ a b História Castro PR. In: @Cidades. IBGE, abgerufen am 14. Dezember 2021 (brasilianisches Portugiesisch).
- ↑ a b Panorama Castro. In: @Cidades. IBGE, abgerufen am 14. Dezember 2021 (brasilianisches Portugiesisch).
- ↑ Google Maps Koordinaten einfach und schnell finden. mapccordinates.net (Service der Vivid Planet Software GmbH Internet Agentur und Webdesign Salzburg), abgerufen am 14. Dezember 2021.
- ↑ Klima Castro: Wetter, Klimatabelle & Klimadiagramm. In: climate-data.org. de.climate-data.org, abgerufen am 14. Dezember 2021.
- ↑ Eleição para prefeito em Castro está sub judice; 13 vereadores tomam posse: veja lista. In: Campos Gerais e Sul. G1 Globo, 1. Januar 2021, abgerufen am 14. Dezember 2021 (brasilianisches Portugiesisch).
- ↑ Evolução da divisão territorial do Brasil 1872–2010 (= IBGE [Hrsg.]: Documentos para disseminação. Memória institucional. Nr. 17). 2011, ISBN 978-85-240-4208-9, ISSN 0103-6459, Evolução da população, segundo os municípios – 1872/2010, S. 234 (brasilianisches Portugiesisch, ibge.gov.br [PDF; 122,3 MB; abgerufen am 20. Juni 2021]).
- ↑ IBGE: Manual do Recenseador. Rio de Janeiro 2009, S. 152 (brasilianisches Portugiesisch, gov.br [PDF; 7,0 MB; abgerufen am 16. Oktober 2022] Anweisung an den Zähler: „Falls die Aussage nicht einer der in der Frage genannten (fünf) Alternativen entspricht, lesen Sie die Optionen noch einmal vor, damit die Person sich in diejenige einordnen kann, die sie für am geeignetsten hält. Sie sollten zu keinem Zeitpunkt die Antwort des Befragten beeinflussen … Indigen wird angekreuzt für die Person, die sich selbst als indigen oder indianisch (portugiesisch: índia) bezeichnet.“).
- ↑ IBGE: Sistema IBGE de Recuperação Automática – SIDRA: Tabela 2093. Abgerufen am 22. April 2021 (brasilianisches Portugiesisch, "Download" anklicken (ca. 116.000 Werte) oder: Datenbankabfrage, Suchbegriffe Castro und Cor ou raça).
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Bandeira de Armas do Município de Castro no Estado do Paraná, Brasil./ Flag of Paraná's Castro city, Brazil
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Vista parcial da cidade de Castro, a partir do mirante do Morro do Cristo, no Paraná, Brasil.
Martin Melo e Castro, Secretary of the Navy and Overseas of Portugal between 1770 and 1796
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Map locator of Paraná's Castro city.
Autor/Urheber: Simplus Menegati, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Morro do Cristo, em Castro, no Paraná, Brasil. Foto: Simplus Menegati.
Províncias do Sul do Brasil, em detalhe do mapa "Brazil" (1844), de John Arrowsmith.