Carrozzeria Touring

Carrozzeria Touring

Logo
RechtsformKapitalgesellschaft
Gründung1926
Auflösung1966
AuflösungsgrundInsolvenz
SitzMailand, Italien
LeitungFelice Bianchi Anderloni
BrancheKarosseriebauunternehmen
Chassis mit „Superleggera“-Karosserieskelett (Nachbau)

Die Carrozzeria Touring war ein italienischer Karosseriehersteller. Das Unternehmen wurde 1926 von Felice Bianchi Anderloni (* 28. April 1882 in Mailand; † 3. April 1948 ebenda) in Mailand gegründet. Partner in der Geschäftsführung war sein Freund Gaetano Ponzoni. Beide hatten Rechtswissenschaft studiert.

Unternehmensgeschichte

Anderloni war ein begabter Automobildesigner. Einen Namen machte sich Touring durch die patentierte Konstruktion Superleggera (italienisch für „superleicht“) für den Karosseriebau. Ähnlich wie bei Flugzeugen war die Grundstruktur der Karosserie ein leichtes dreidimensionales Gestänge aus Profilen unterschiedlicher Form und Stärke. Als Material wurden Aluminium, Magnesium und deren Legierungen oder Stahl verwendet. Die Karosseriebleche aus Aluminium wurden mit diesem Rahmen verbunden und verstärkten die Gesamtkonstruktion. Diese Bauart vereinfachte den Bau von Prototypen und Kleinserien im Vergleich zu den damals üblichen Eschenholzrahmen. Außer der Gewichtsersparnis war ein zweites Ziel die Reduzierung des Luftwiderstands; als eines der ersten Unternehmen experimentierte Touring mit Windkanälen. Beides hat sich erst viel später im allgemeinen Automobilbau durchgesetzt. „Gewicht ist der Feind, aerodynamischer Widerstand die Hürde“, lautet ein Zitat Anderlonis.

Allerdings hatten die Wagen ihren Preis. Berühmte Fahrzeuge der Vorkriegszeit wurden vor allem auf Fahrgestellen von Alfa Romeo 6C und Alfa Romeo 8C hergestellt. Auch ein BMW 328 wurde von Touring für die Mille Miglia gebaut, der zudem 1940 mit Huschke von Hanstein und Walter Bäumer als Erster durchs Ziel ging und bis heute mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 166,7 km/h Rundenrekordhalter ist. Viele Elemente des Designs des BMW 328 Mille Miglia fanden sich einige Jahre später im Jaguar XK 120 wieder.

Nach dem Tod von Anderloni 1948 übernahm sein Sohn, Carlo Felice Bianchi Anderloni, die Geschäftsführung. Er wurde weiterhin begleitet durch Gaetano Ponzoni. Die fünfziger Jahre waren eine technische Blütezeit des Unternehmens. Das Design der Touring-Fahrzeuge war für viele Automobilhersteller wegweisend.

Anfang der 1960er Jahre erwartete man einen Großauftrag der Rootes-Gruppe und baute eine neue Fabrik in Nova Milanese. Dieser Auftrag wurde storniert, was zu wirtschaftlichen Schwierigkeiten führte. Ende 1966 musste die Carrozzeria Touring die Tore für immer schließen. Die schon damals exklusiven Fahrzeuge erzielen heute als gepflegte Oldtimer oft Spitzenpreise bei Versteigerungen. Die Carrozzeria Marazzi, seit längerem bereits als Subunternehmer für Touring tätig, übernahm einen Teil der Ausrüstung und führte einige Projekte fort.

2006 ließ die niederländische Zeta Europe BV Group die Namen Touring und Superleggera wieder aufleben. Sie gründete in Terrazzano di Rho die Carrozzeria Touring Superleggera, die seitdem als Designstudio und Hersteller von Prototypen und Kleinstserienfahrzeugen tätig ist. Eine rechtliche Verbindung zwischen Touring und Touring Superleggera besteht nicht. Über die Nutzung der Begriffe Touring und Superleggera durch die Zeta Europe BV kam es 2008 in Frankfurt am Main zu einem Rechtsstreit mit der ein Jahr vorher gegründeten und im Schweizerischen Küsnacht ansässigen Touring Superleggera Markenverwaltungsgesellschaft AG, die die Markenrechte für sich beanspruchte. Zum Ausgang des Rechtsstreits ist nichts bekannt. 2010 wurde die Markenverwertungsgesellschaft wegen Insolvenz aufgelöst.[1][2]

Touring-Fahrzeuge

BMW 328 Touring Coupé („Mille Miglia“)
Alfa Romeo 8C 2900 Mille Miglia
Alfa Romeo 6C 2500 by Touring
Alfa Romeo 2000 Touring Spider, Baujahr 1959

Die Karosserien folgender Fahrzeuge wurden von Anderloni entworfen, teilweise wurden sie auch bei Touring gebaut:

Literatur

  • Carrozzeria Touring, Carlo Felice Anderloni, Angelo Tito Anselmi, Edizione di Autocritica, Rom (1982)
  • Italienische Sportwagen, Georg Amtmann, Halwart Schrader, Motorbuch-Verlag, Stuttgart (1999)

Weblinks

Commons: Carrozzeria Touring – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Eintragungen zur Touring Superleggera Markenverwaltungsgesellschaft AG bei www.easymonitoring.ch (abgerufen am 11. März 2019).
  2. N.N.: TOURING SUPERLEGGERA MARKEN AG: Suit Following Trademark Infringements. www.businesswire.com, 20. August 2008, abgerufen am 11. März 2019.

Auf dieser Seite verwendete Medien

Alfa Romeo 6C 2500 by Touring Classic-Gala 2021 1X7A0154.jpg
Autor/Urheber: Alexander Migl, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Alfa_Romeo_6C_2500_by_Touring at Classic-Gala 2021
BMW 328 Kamm Gitterrohrrahmen 3.jpg
Autor/Urheber: Norbert Schnitzler, Lizenz: CC BY-SA 3.0
"Rolling Chassis" der BMW 328 Rennlimousine mit aufgesetztem Karosserieskelett, nach Entwurf von Wunibald Kamm von 1940. Da der Rennwagen nach dem 2. Weltkrieg bei einem Unfall zerstört und dann verschrottet wurde, konnte bei der Techno-Classica Essen 2007 nur dieser Nachbau ausgestellt werden.
1938 Alfa Romeo 8C 2900 Mille Miglia 34 3.jpg
Autor/Urheber: Simon Davison from Los Gatos, United States, Lizenz: CC BY-SA 3.0
1938 Alfa Romeo 8C 2900 Mille Miglia, From the Ralph Lauren collection on display at the Boston Museum of Fine Arts. Photo taken in 2005.
Touring logo2.gif
Autor/Urheber:

unbekannt

, Lizenz: Logo

Logo von Carrozzeria Touring

Alfa 2000 touring spider.JPG
Autor/Urheber: unknown, Lizenz: CC BY-SA 3.0
BMW 328 Mille Miglia.JPG
Autor/Urheber: AlexanderFPbusse, Lizenz: CC BY-SA 3.0
BMW 328 Mille Miglia