Carol Hanisch
Carol Hanisch (* 1942 in Iowa) ist eine US-amerikanische radikalfeministische Aktivistin, die in den späten 1960er Jahren und während der 1970er Jahre eine zentrale Figur der zweiten Welle der Frauenbewegung in den Vereinigten Staaten war. Bekannt ist sie insbesondere als Autorin des programmatischen Essays The Personal is Political (1970).
Leben
Carol Hanisch wurde 1942 im US-Bundesstaat Iowa geboren.[1] Sie studierte Journalismus an der Drake University in Des Moines und graduierte dort 1964. Danach arbeitete sie als erste Frau im Redaktionsbüro von United Press International in Des Moines. Wenig später reiste sie nach Mississippi, um sich dort der Bürgerrechtsbewegung anzuschließen. Nach neun Monaten ging sie 1966 nach New York City,[2] wo sie zeitweise für den bürgerrechtsnahen Southern Conference Educational Fund (SCEF) arbeitete. In New York kam Hanisch bald in Kontakt mit den radikalfeministischen Kreisen der zweiten Frauenbewegung, die sich im Umfeld des SCEF bildeten.[1] Im Gegensatz zu liberalen Feministinnen, die für systeminterne Reformen hin zu einer Gleichberechtigung der Frau in Politik und Gesellschaft plädierten, behaupteten Radikalfeministinnen, dass das damalige politisch-gesellschaftliche System an sich die Frau und andere politische Minderheiten systematisch benachteilige – ein Missstand, der nur durch eine radikale Zäsur aufgehoben werden könne.[2]
Ende 1967 gehörte Hanisch zu den Mitbegründerinnen der New York Radical Women (NYRW), einer wichtigen Organisation des frühen Radikalfeminismus.[3] Im nächsten Jahren initiierte Hanisch die von der NYRW angeführten feministischen Proteste im September 1968 im Umfeld der Wahl zur Miss America 1969 in Atlantic City. Wie von Hanisch beabsichtigt erhöhten die Demonstrationen die öffentliche Aufmerksamkeit für das Anliegen der Radikalfeministinnen. Auch darüber hinaus beeinflusste sie die Ausrichtung der Radikalfeministinnen maßgeblich, nicht zuletzt als Autorin des bedeutenden Essays The Personal is Political.[2] Dort verteidigte sie die radikalfeministische Taktik des consciousness raising, d. h. der Politisierung und des Aufmerksammachens auf die Diskriminierung der Frau in der US-Gesellschaft in Gruppendiskussionen anhand persönlicher Geschichten beteiligter Frauen, gegenüber Kritikern mit dem Argument, dass letztlich die Benachteiligung der Frau im privaten Bereich, beispielsweise in der Familie oder bei der Haushaltsführung, mit politischen Problemen bzw. gesellschaftlichen Machtstrukturen verbunden sei (siehe auch „Politik der ersten Person“). Den prägnanten Titel, der zu einem Motto der Frauenbewegung und anderer Reformbewegungen der damaligen Zeit wurde, erhielt der Essay 1970, als er von Shulamith Firestone und Anne Koedt in deren Anthologie Notes from the Second Year publiziert wurde.[1]
1969 zog Hanisch im Auftrag der SCEF nach Gainesville, Florida, wo sie per Feldarbeit einen lokalen Ableger der Frauenbewegung organisierte.[1] Dort blieb sie bis 1973.[2] Im gleichen Jahr war sie an der Wieberbelebung der radikalfeministischen Organisation Redstockings in New York City beteiligt, die 1969 als Nachfolger der NYRW gegründet worden war, sich aber 1970 aufgelöst hatte.[4] Wenig später trat sie als leitende Herausgeberin für das von Redstockings publizierte Buch Feminist Revolution in Erscheinung. 1978 veröffentlichte Hanisch als Groschenheft das feministische Liederbuch Fight on Sisters and Other Songs for Liberation. Ab dem gleichen Jahr fungierte sie als Herausgeberin des feministischen Magazins Meeting Ground. Von 1991 bis 1995 schrieb sie eine feministische Kolumne für die Zeitung Hudson Valley Woman aus dem Hudson Valley, wo sie 1995 eine weitere lokale feministische Gruppe mitbegründete. Neben dem Feminismus engagierte sie sich auch in der Anti-Apartheid-Bewegung und in der Umweltbewegung.[2]
Einzelnachweise
- ↑ a b c d The Personal Is Political: Carol Hanisch (b. 1942) – From Women’s Liberation! Feminist Writings that Inspired a Revolution & Still Can. In: storyoftheweek.loa.org, Library of America, 19. Juni 2021. Abgerufen am 21. Februar 2025. Basierend auf Alix Kates Shulman und Honor Moore (Hrsg.): Women’s Liberation! Feminist Writings that Inspired a Revolution & Still Can. Library of America, New York City 2021, S. 82–85. ISBN 978-1-59853-678-2.
- ↑ a b c d e Hanisch, Carol (1942–). In: Barbara J. Love (Hrsg.): Feminists who Changed America 1963–1975. University of Illinois Press, Urbana 2006, S. 198–199. ISBN 978-0-252-03189-2.
- ↑ Clara Bingham: The Movement: How Women’s Liberation Transformed America 1963–1973. Atria Books, New York 2024, S. 466. ISBN 978-1-982144-21-0.
- ↑ Alice Echols: Daring to Be Bad: Radical Feminism in America, 1967–1975. University of Minnesota Press, Minneapolis 2019, S. 199.
Personendaten | |
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NAME | Hanisch, Carol |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanische radikalfeministische Aktivistin |
GEBURTSDATUM | 1942 |
GEBURTSORT | Iowa |