Carl de Haas

Dr. Carl de Haas
Carl de Haas

Carl de Haas (* 8. August 1817 in Elberfeld; † 21. April 1875 in Fond du Lac, Fond du Lac County, Wisconsin) war ein deutschamerikanischer Altphilologe und Pädagoge, Auswanderer und Siedlungspionier in Wisconsin, Autor eines Ratgebers für Auswanderer nach Wisconsin, Dichter und Dramatiker sowie Herausgeber und Journalist von deutschsprachigen Zeitungen in Buffalo, Davenport (Iowa) und Fond du Lac.

Leben

Carl de Haas, Sohn des Kaufmanns Johann Abraham de Haas (1780–1849) und dessen Ehefrau Anna Charlotta, geborene Duncklenberg (1782–1848), besuchte nach der Elberfelder Realschule und Privatunterricht ab 1835 das Elberfelder Gymnasium.[1] Im September 1839 verließ er die Oberprima und bereitete sich als Externer in Bonn auf das Abitur vor, das er im September 1840 bestand. Er war literarisch interessiert und gründete in den späten 1830er Jahren ein Literaturkränzchen,[2] an dem auch Friedrich Engels, Friedrich Roeber, Johann Richard Seel und Adolf Schults teilnahmen.[3][4] Vom 1. Oktober 1840 bis zum 30. September 1841 diente er als Einjährig-Freiwilliger im Garde-Schützen-Bataillon. Er studierte ab 1839 an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, ferner an der Universität Leipzig, zunächst Astronomie, dann Naturwissenschaften. An der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin promovierte er 1844 zum Dr. phil. Dann kehrte er nach Elberfeld zurück, wo er als Lehrer an der Realschule unterrichtete, öffentliche Vorlesungen über Chemie gab[5] und 1846 als seine Übersetzung aus dem Altgriechischen die Schrift Die Tragödien des Aeschylos herausgab.

Im Mai 1847 wanderte er mit seinem Bruder Richard, einem Graveur und Modelleur, und seinem Neffen Eduard, einem Brauer, nach Wisconsin in die Vereinigten Staaten aus. 1844, als Carl de Haas noch in Berlin studierte, hatte er mit Freunden bereits einen Entschluss zu einer Auswanderung nach Texas gefasst, nachdem er vom Auswanderungsprojekt des Mainzer Adelsvereins erfahren hatte. Doch wegen der Widrigkeiten, denen Siedler dort ausgesetzt waren und über die bald berichtet wurde, änderte Carl de Haas sein Auswanderungsziel. Nunmehr strebte er nach Calumet, eine Siedlerkolonie nahe dem Lake Winnebago, über die er in einem Brief eines Auswanderers in der Zeitung gelesen hatte, dass sie günstige Bedingungen für deutsche Einwanderer biete. In 16 Tagen überquerten sie den Atlantik auf einem Dampfschiff von Cherbourg bis New York. Im Juli 1847 kamen sie in Fond du Lac, Wisconsin, an.

In Calumet bei Fond du Lac erwarb er am 2. August 1847 von dem Landwirt Peter Grau eine 40 Acres umfassende Farm an einem kleinen See, der bald De Haas Lake genannt wurde, später Wolf Lake.[6] 1848 erwarb er ein zusätzliches Grundstück.[7] Ab 1848 veröffentlichte er seine 1847 gesammelten Erfahrungen als Siedler in seiner zweibändigen Schrift Nordamerika, Wisconsin, die als Ratgeber zahlreiche Deutsche dazu ermunterte, nach Wisconsin auszuwandern. Bereits 1849 veräußerte er die Farm und betrieb vorübergehend eine Gaststätte.

Um 1850 zog er nach Buffalo, New York, wo er mehrere Jahre als Lehrer arbeitete, Gedichte und Dramen schrieb und sich als Herausgeber deutschsprachiger Zeitungen profilierte. Mit Jacob Knapp kaufte er 1850 die 1848 von Karl Esslinger gegründete Zeitung Der Freie Demokrat und gab sie unter dem Namen Täglicher Buffalo Demokrat heraus.[8] 1853 wurde sie mit der Zeitung Weltbürger verschmolzen.[9] In Buffalo gebar seine Ehefrau Catherine, geborene Burg (* 1827), die er am 27. Februar 1848 geheiratet hatte,[10] die Söhne Frederick (* 1851), Carl (* 1853) und Edward (* 1855) sowie die Tochter Emma (* 1859). 1859 trennte sich Carl de Haas von seinen Mitherausgebern und verließ das Blatt.[11] 1863/1864 gab er das Buffalo Journal heraus.[12] In den 1860er Jahren wirkte er außerdem als Leiter einer Privatschule in Detroit, Michigan, wo der Sohn Richard (* 1863) und die Tochter Bertha (* 1866) das Licht der Welt erblickten, Ende der 1860er Jahre als Herausgeber der Zeitung Tägliches Banner[13][14] und Theaterdirektor in Davenport, Iowa. Nachdem Carl de Haas 1871 nach Wisconsin zurückgekehrt war, etablierte er in Fond du Lac die Zeitung Nordwestlicher Courier, ein halbwöchentlich erscheinendes Unterhaltungsblatt in deutscher Sprache.[15] Diese Zeitung gab er bis zu seinem Tod im Jahr 1875 heraus. Carl de Haas und seine Ehefrau wurden auf der Rienzi Cemetery in Fond du Lac bestattet.

Schriften

Übersetzungen

  • Die Tragödien des Aeschylos. Übersetzung aus dem Griechischen, Julius Schellhoff, Elberfeld 1846.[16]

Auswandererliteratur

  • Nordamerika. Wisconsin, Calumet.
    • Band 1: Winke für Auswanderer. Julius Bädeker, Elberfeld und Iserlohn 1848 (Digitalisat).
    • Band 1: North America. Wisconsin. Hints for Emigrants. Englische Übersetzung des Originals von 1848 durch Frederick John Rueping, 1943 (Digitalisat).
    • Band 2: Beschreibung von Wisconsin. Nebst Reisebildern von Alex. Ziegler. Julius Bädeker, Elberfeld und Iserlohn 1849 (Digitalisat).
    • Band 2: North America. Wisconsin. Hints for Emigrants. Englische Übersetzung des Originals von 1849 durch Frederick John Rueping, 1943 (Digitalisat).

Dramen

  • Calderon, der Hofmann. Nach der Novelle von Edward Bulwer, uraufgeführt am Theater in der Hofaue, Elberfeld, um 1844.[17][18]
  • Berenice oder die Zerstörung Jerusalems. Trauerspiel in 5 Aufzügen. Um 1850.
  • Elvira the Indian Bride, or the Burning of Buffalo in 1813.
  • Friedrich der Große und sein Neffe. 1858 uraufgeführt in Buffalo, New York.[19]

Gedichte

  • Niabra und Nemarettah. Eine Indianersage
  • Das Todtenschiff
  • Bilder aus dem Urwaldleben
    • Abschied von der Heimath
    • Der Bau des Blockhauses
    • Die Hochzeit[20]

Literatur

  • Frederick John Rueping: Foreword. In: Carl de Haas: North America. Wisconsin. Hints für Emigrants. 1943, englische Übersetzung des Originals von 1848.
  • Carl de Haas. In: Gustav Adolf Zimmermann: Deutsch in Amerika. Beiträge zur Geschichte der Deutsch-amerikanischen Literatur. Band 1: Episch-lyrische Poesie. Eyller & Company, Chicago 1894, S. 26 (Google Books).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Horst Heidermann: Seel. Johann Richard Seel, Maler im Wuppertal und Zeichner des Deutschen Michel (= Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde des Wuppertals, Band 40). Thales, Essen 2003, ISBN 978-3-88908-492-7, S. 42
  2. Ulrike Brandt-Schwarze: Barmer Literaturkränzchen. In: Wulf Wülfing, Karin Bruns, Rolf Parr (Hrsg.): Handbuch literarisch-kultureller Vereine, Gruppen und Bünde 1825–1933 (= Repertorien deutscher Literaturgeschichte, 18). J. B. Metzler, Stuttgart und Weimar 1998, ISBN 978-3-476-01336-1, S. 27 (Google Books)
  3. Michael Knieriem: Friedrich Engels. Cola di Rienzi. Ein unbekannter dramatischer Entwurf. Peter Hammer Verlag, Wuppertal 1974, ISBN 3-87294-070-8
  4. Michael Knieriem: „Wir wollen dem Wuppertale einen Namen machen…“ Eine Dokumentation zur Entstehungsgeschichte des Elberfelder Literaturkränzchens 1838–1844 (= Nachrichten aus dem Engels-Haus 10). Schmidt, Neustadt an der Aisch 1994
  5. Friedrich Roeber: Litteratur und Kunst im Wupperthale bis zur Mitte des gegenwärtigen Jahrhunderts. Julius Baedeker, Iserlohn 1886, S. 148 (Google Books)
  6. Ruth Shaw Worthing: The history of Fond du Lac County, as told by its place-names. 1976, S. 109 (Digitalisat)
  7. Abbildung in: William A. Titus: Historic Spots in Wisconsin: Calumet, on the Old Fort Dearborn Trail. In: The Wisconsin Magazine of History. Band 7, Nr. 4 (Juni 1924), S. 445–458
  8. Publications of the Buffalo Historical Society. Band 19, Peter Paul Book Company, 1915, S. 219
  9. Täglicher Buffalo Demokrat und Weltbürger, Eintrag im Portal archivaria.com, abgerufen am 30. September 2021
  10. Frederick John Rueping: History and Geneology of John Phillip Thuerwaechter and Martin Burg Families who Emigrated from Rechtenbach, Palatinate Germany to Detroit, Michigan and Town of Calumet, Fond Du Lac County, Wisconsin in 1835 to 1840. 1945, S. 20
  11. Ismar S. Ellison: The Germans of Buffalo. In: Buffalo Historical Society (Buffalo, New York): Publications of the Buffalo Historical Society. Bigelow Brothers, Buffalo/New York 1879, Band 2, S. 130 (Google Books)
  12. Society for German-American Studies: Journal of German-American Studies. 1976, S. 42
  13. Hilmar Schmuck, Willi Gorzny (Hrsg.): Gesamtverzeichnis deutschsprachigen Schrifttums (GV) 1700–1910. Band 8: Bam–Baud. K. G. Saur, München 1979, ISBN 3-598-30000-X, S. 67 (Google Books)
  14. Steiger’s Literarischer Monatsbericht. Band 2: Mai 1870 bis April 1871. E. Steiger, New York 1872, S. 28 (Google Books)
  15. Nordwestlicher Courier, Objektdatenblatt im Portal chroniclingamerica.loc.gov
  16. Peter Geils, Willi Gorzny (Hrsg.): Gesamtverzeichnis des deutschsprachigen Schrifttums (GV) 1700–1910. Band 6: Arx–Az. K. G. Saur, München 1979, ISBN 3-598-30000-X, S. 54 (Google Books)
  17. Korrespondenz-Nachrichten. In: Morgenblatt für gebildete Leser. J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen, 42. Jahrgang (1848), S. 156 (Google Books)
  18. Eduard Lucas: Das Elberfelder Theater in der Vergangenheit und Zukunft. Verlag von Sam. Lucas, Elberfeld 1888, S. 24 (Google Books)
  19. Vermischte Nachrichten. In: Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Ausgabe Nr. 222 vom 23. September 1858 (Google Books)
  20. Gustav Adolf Zimmermann: Deutsch in Amerika: Beiträge zur Geschichte der Deutsch-amerikanischen Literatur. Band 1: Episch-lyrische Poesie. Eyller & Company, Chicago 1894, S. 26 f. (Google Books)

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