Caral

Caral (Peru)
Caral
Lima
Caral auf der Karte von Peru
Pyramiden von Caral, Valle de Supe

Caral ist die älteste bekannte Stadtsiedlung auf dem amerikanischen Kontinent. Die Siedlung liegt in Peru, etwa 200 km nördlich von Lima und 25 km landeinwärts der Pazifikküste im Tal des meist ausgetrockneten Río Supe. Seit Juni 2009 ist Caral-Supe Teil des UNESCO-Welterbes.[1]

Geschichte

Das Alter von Caral und seiner Kultur wurde anhand von gefundenen Schilf- und Baumwollnetzen mit der C-14-Methode auf ca. 5000 Jahre datiert und gehört somit zum Präkeramikum IV-VI des Andenraums, wie auch die Siedlungs- und Tempelanlagen von Salinas de Chao (ca. 3300 v. Chr.), La Galgala (ca. 3000 v. Chr.) und das etwas jüngere Chuquitana. Die Blütephase von Caral fällt in die sogenannte „Initialphase“ (2500–2000 v. Chr.), in der der gesamte zentrale Andenraum einen großen Aufschwung erlebte, was auch an der Einführung der Keramik deutlich wird. Somit entstand Caral etwa zur gleichen Zeit wie die ersten Städte in Mesopotamien, Ägypten und dem heutigen Pakistan.[2]

Im Jahr 1905 war der deutsche Archäologe Max Uhle der erste Forscher, der das Caral-Tal untersuchte. Er begann mit Ausgrabungen in Áspero, einer damals noch nicht genauer datierbaren Fischersiedlung aus der Zeit Carals an der Mündung des Supe-Flusses in den Pazifik. Im Jahr 1940 machte der Kulturgeograf Paul Kosok Luftaufnahmen von Caral. Seit dem Jahr 1994 erforscht die peruanische Archäologin Ruth Martha Shady Solís das Caral-Tal.

Architektur

Kreisrunder, abgesenkter Hof

Begrenzt wird das ca. 620 ha große Siedlungsgebiet von Caral durch sechs flache, gestufte pyramidenförmige Erhebungen, von denen die größte 160 m lang, 150 m breit und 18 m hoch ist. Am Eingang der Pyramide befinden sich zwei 3,50 m hohe Monolithe aus Granit; woher die Steine stammen, ist noch nicht geklärt. Die kleinste Pyramide ist ca. 60 m lang, 45 m breit und hat eine Höhe von 10 m. Als Fundamente wurden in Schilfnetz-Taschen gelegte Steine verwendet, die insbesondere bei Erdbeben einen stabilen Baugrund gewährleisteten.

Innerhalb des von den Pyramiden gebildeten Rings liegt ein kreisrunder, abgesenkter Hof, der von einigen Autoren als „Amphitheater“ interpretiert wird. Im abgesenkten Hof wurden 32 aus den Knochen von Pelikanen und Kondoren geschnitzte Flöten und 37 aus Hirsch–und Lamaknochen hergestellte Hörner gefunden.[3]

Kultureller Hintergrund

Befestigte Anlagen, Wehrgräben oder -wälle und Waffen wurden in Caral nicht gefunden. Ruth Shady vermutet, dass die Küstengebiete durch das Wetterphänomen El Niño regelmäßig von verheerenden Überschwemmungen heimgesucht und die Einwohner hierdurch in das Wüstengebiet getrieben wurden. Tatsächlich ist das gesamte Tal von Bewässerungskanälen durchzogen und ermöglichte so den Anbau von Kürbis, Bohnen und anderem Gemüse. Getreidesamen wurden bislang nicht ermittelt, dafür aber Baumwollsamen; Baumwolle wurde zur Herstellung von Fischernetzen benötigt.

Weil Caral nur ca. 25 km von der Küste entfernt lag, wurden als Nahrungsmittel Meeresfische verwendet. Wahrscheinlich tauschten die Bewohner von Caral die Fische gegen von ihnen hergestellte Netze aus Baumwolle ein. Bei den Ausgrabungen fanden sich auch Fischgräten, Schneckenhäuser und Muscheln von Tieren, die auch im Amazonasgebiet vorkommen. Auch Überreste des Annattostrauchs und Cocasamen wurden gefunden, daraus schloss Shady auf weitverzweigte Handelsverbindungen Carals bis in den Andenraum.[4]

Die Einwohnerzahl von Caral war eher gering, sie wird auf dem Höhepunkt seiner Entwicklung mit ungefähr 1.000 angegeben.[5] Am unterschiedlich aufwändigen Stil der Gebäude lässt sich eine soziale Schichtung erkennen[3]. Bisher sind in der Stadt nur wenige Skelette gefunden worden. Ein Friedhof wurde bis jetzt nicht lokalisiert. Die Besiedlung der Stadt endete etwa um 1600 v. Chr.; Gründe für das Ende sind nicht bekannt. Ein Hauptgrund könnte in der zunehmenden Versandung des Siedlungsgebiets und der Küstenlagunen zu suchen sein.

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Panorama der Ruinen von Caral

Literatur

  • Doris Kurella: Kulturen und Bauwerke des Alten Peru. Geschichte im Rucksack (= Kröners Taschenausgabe. Band 505). Kröner, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-520-50501-9, (Caral: Seite 39-47.).
  • R. Shady Solís: Caral - La Ciudad del Fuego Sagrado / The City of the Sacred Fire. Interbank 2004. (spanisch/englisch)
  • R. Shady Solís, J. Haas, W. Creamer: Dating Caral, a preceramic site in the Supe Valley on the central coast of Peru. In: Science 292 (April 2001), S. 723–726.

Weblinks

Commons: Caral – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Eintrag auf der Website des Welterbezentrums der UNESCO (englisch und französisch).
  2. George Steinmetz: First City in the New World? In: Smithsonian Magazine. August 2002, S. 1, archiviert vom Original am 16. Juni 2012; abgerufen am 22. November 2020 (englisch).
  3. a b George Steinmetz: First City in the New World? In: Smithsonian Magazine. August 2002, S. 2, archiviert vom Original am 16. Juni 2012; abgerufen am 31. Mai 2022 (englisch).
  4. George Steinmetz: First City in the New World? In: Smithsonian Magazine. August 2002, S. 3, archiviert vom Original am 16. Juni 2012; abgerufen am 31. Mai 2022 (englisch).
  5. Kurella 2008, S. 41.

Koordinaten: 10° 53′ 30″ S, 77° 31′ 20″ W

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Caral 9.jpg
(c) I, KyleThayer, CC BY-SA 3.0
Wide view of the ruins at Caral, the most excavated ruins of the oldest known civilization in the Americas, the Norte Chico civilization. The Norte Chico Civilization is believed to have started around 3500 BC on the coast and the city of Caral was inhabited from 2627 BC to 2020 BC.
Caral-Supe in Peru.jpg
Sailors from the guided-missile cruiser USS Bunker Hill tour the ancient city of Caral, the oldest city in the western hemisphere, while on liberty during a port visit. Bunker Hill is supporting Southern Seas 2010, a U.S. Southern Command-directed operation that provides U.S. and international forces the opportunity to operate in a multi-national environment.
PeruCaral01.jpg
(c) I, Xauxa, CC BY 2.5
Pirámides en Caral, Valle de Supe, Region Lima, Peru
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Autor/Urheber: User:Spischot, Lizenz: CC BY-SA 3.0
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